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Montag, 15. Mai 2023

"Bildung des Geistes ohne Bildung des Herzens ist keine Bildung." Pseudo-Aristoteles-Zitat.

 

Pseudo-Aristoteles-Zitat.

Das pädagogische Ideal, Geist und Herz müssten gemeinsam gebildet werden, wurde erst seit der Mitte des 19. Jahrhunderts nachdrücklich gefordert, und ist in den Schriften von Aristoteles weder so noch so ähnlich zu finden, wie auch die Altphilologinnen von der Gruppe Sententiaeantiquae festgestellt haben.

Die Vorstellung von Verstand und Herz als Gegensatz ist erst im christlichen Mittelalter aufgekommen und wurde erst von Blaise Pascal und von Philosophen der Aufklärung im 18. Jahrhundert philosophisch begründet.


Varianten des Kuckuckszitats:
  • Educating the mind without educating the heart is no education at all!
  • Den Geist zu erziehen, ohne das Herz zu erziehen, ist überhaupt keine Erziehung.
  • Den Geist zu erziehen Ohne das Herz zu erziehen ist keine Bildung
  • Den Verstand zu erziehen, ohne das Herz zu erziehen, ist überhaupt keine Bildung.
  • Erziehung des Geistes ohne Erziehung des Herzens ist überhaupt keine Bildung.
Pseudo-Aristoteles-Zitat.

Vorgeschichte des Kuckuckszitats:

 

In Deutschland und Amerika wird seit den 1840er Jahren in der pädagogischen Literatur wiederholt darauf hingewiesen, dass die Bildung des Verstandes nicht ohne gleichzeitige Bildung des Herzens geschehen sollte. Einige Beispiele:

 
1842
  • "Alles Wissen an sich und alle Bildung des Geistes frommt ohne Bildung des Herzens wenig oder nichts, und kann vielmehr in hohem Grade verderblich werden." 

    Universal-Lexicon der Erziehungs- und Unterrichts-Lehre für ältere und jüngere christliche Volksschullehrer, 1842
     
    (Link)
 
1848
  • Whilst the State plan educates the mind without educating the heart, the plan under consideration, does not fall into the opposite extreme, but aims at educating the mind and the heart, the soul with all its powers. (archive.org)
 Die Formulierung "no education at all" für Erziehung des Intellekts ohne Herzenserziehnung scheint 1852 durch Helen Harper geprägt worden zu sein:
 
1852
  • "But education that reaches the intellect only, that 'plays around the head, but comes not near the heart,' is no education at all."
    Helen Harper in: The Schoolmate,  1852, p. 25 (Link)
1866
  • "Denn alle Bildung des Geistes ohne Bildung des Herzens für's Gottesreich wäre keine Bildung, sondern eine traurige und gefährliche Verbildung".
    Richard Volkmann in: Städtisches Evangelisches Gymnasium zu Jauer, 1866 (Link)
1887
  • The statistics are awful. Now it will be so if you educate the brain without educating the heart. You simply put into hands the skill to pickthe locks of human welfare. (archive.org)
1878
  • It is a favorite saying of some that "you cannot educate the head without educating the heart/' but in the sense in which the maxim would be applied to our schools it is utterly false. (archive.org)
1888
  • To instruct the mind without educating the heart but increases the power for evil.  (archive.org)

1991
  • "EDUCATING THE MIND WITHOUT EDUCATING THE HEART IS NO EDUCATION AT ALL. - ARISTOTLE" (Link)

Die falsche Zuschreibung an Aristoteles scheint um 1990 auf Englisch entstanden zu sein, auf Deutsch wird das Zitat erst im 21. Jahrhundert Aristoteles untergeschoben.
 

Artikel in Arbeit.
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Quellen: 

Historisches Wörterbuch der Philosophie. Band 3 G-H,  herausgegeben von Joachim Ritter unter Mitwirkung von mehr als 800 Fachgelehrten. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt / Schwabe u. Co, Basel: 1974, Artikel "Herz", S. 1100-1112; 1107

Works by Aristotle (classics.mit.edu)
Sententiaeantiquae: "Head and Heart: A Quotation Falsely Attributed to Aristotle", 2017 (sententiaeantiquae.com/2017/05/27)
Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. Griechisch-Deutsch, Sammlung Tusculum, übersetzt von Olof Gigon, neu herausgegeben von Rainer Nickel, Patmos Verlag, Artemis u. Winkler, Düseldorf (2001) 2. Auflage 2007  
 Nikomachische Ethik, Aristoteles: Werke in deutscher Übersetzung, hrsg. von Hellmut Flashar,  Band 6, übersetzt und kommentiert von Franz Dirlmeier, Akademie Verlag, Berlin: 10. Auflage 1999 
M. C. Münch: Universal-Lexicon der Erziehungs- und Unterrichts-Lehre für ältere und jüngere christliche Volksschullehrer, Zweiter Band, I.A. Schlosser's Buch- und Kunsthandlung, Augsburg: 1842, Artikel 'Lehrwissenschaft', S. 50 (Link)
Helen Harper in: The Schoolmate, Monthly Reader ed. by A.R. Phippen,  Volume 1, George Savage, New York: 1852, p. 25 (Link)
Richard Volkmann in: Städtisches Evangelisches Gymnasium zu Jauer, Ostern 1866, Opitz'sche Druckerei, Jauer: 1866, S. 18 (Link)


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Dank:
Ich bin wieder einmal Bernd-Christoph Kämper sehr dankbar für seine gründlichen Recherchen und Zitat-Funde. Dank auch an die Altphilolog:innen von Sententiaeantiquae und an Ralf Bülow.


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(archive.org) 2000 doubt, 2013 (archive.org/)
 

Freitag, 15. Mai 2020

"Das Gegenmittel für fünfzig Feinde ist ein Freund." Aristoteles (angeblich)


Pseudo-Aristoteles-Zitat.
Dieses Pseudo-Aristoteles-Zitat ist auf Englisch ("The antidote for fifty enemies is one friend") seit Jahrzehnten weit verbreitet; auf Deutsch erst seit ein paar Jahren im Internet.

Dass dieses Zitat in den Schriften von Aristoteles weder so noch so ähnlich zu finden ist, sagen auch die Altphilologen der unterhaltsamen Webseite "SENTENTIAE ANTIQUAE - ΕΥΔΟΞΑ ΑΓΝΩΣΤΑ ΚΑΤΑΓΕΛΑΣΤΑ" (Link).


Das erste Mal Aristoteles unterschoben wurde das Kuckuckszitat anscheind in einem amerikanischen Ratgeberbuch für Lehrerinnen und Lehrer im Jahr 1989 (books.google).


Pseudo-Aristotle quote.
Aristoteles' immer noch lesenswerten Analysen der verschiedenen Arten der Freundschaft sowie sein Lob der sehr seltenen, vollkommenen Freundschaft stehen in den Büchern VIII und IX seiner Nikomachischen Ethik (Link).
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Quellen:
Google Deutsch
Google English
Aristoteles: Werke Online de.wikisource  
Aristoteles: Nikomachische Ethik. Übersetzt von Eugen Rolfes, Verlag Felix Meiner, Leipzig: 1911 (Link) 
"Meme Police: A Collection of things Aristotle Did Not Say", 23. September 2018, sententiaeantiquae

Erste Erwähnung des Falschzitats:
1989: "Esteem builders: a K-8 self-esteem curriculum for improving student achievement, behavior, and school climate" Herausgeber: Michele Borba und Binah Taylor-McMillan, Jalmar Press, Rolling Hills Estates: 1989,  S. 31 (Link); archive.org

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Dank:
Ich danke den Altphilologen der Webseite sententiaeantiquae für ihre Sammlung von falschen Aristoteles-Zitaten.


"Freundschaft ist eine Seele in zwei Körpern." Aristoteles

Diese Metapher wurde so nicht in einem Text von Aristoteles überliefert, sondern durch den antiken Philosophiehistoriker Diogenes Laertios, der sechs Jahrhunderte nach Aristoteles an einem unbekannten Ort gelebt hat.


Aristoteles, nach Diogenes Laertius:

 

  •  " Ἐρωτηθεὶς τί ἐστι φίλος, ἔφη, 'Μία ψυχὴ δύο σώμασιν ἐνοικοῦσα.' " 

    V/ 20 (wikisource)

  • "Die Frage: Was ist ein Freund? beantwortete er mit der Erklärung: 'Eine Seele, die in zwei Leibern wohnt.' "

    Diogenes Laertius: "Leben und Meinungen berühmter Philosophen." Übersetzt von Otto Apelt, Band 1, Verlag von Felix Meiner, Leipzig: 1921 V, Aristoteles, 20, S. 215 (Link)

  • 20. To the query, "What is a friend?" his reply was, "A single soul dwelling in two bodies." Mankind, he used to say, were divided into those who were as thrifty as if they would live for ever, and those who were as extravagant as if they were going to die the next day. When some one inquired why we spend much time with the beautiful, "That," he said, "is a blind man's question." When asked what advantage he had ever gained from philosophy, he replied, "This, that I do without being ordered what some are constrained to do by their fear of the law.

    Diogenes Laërtius: "Lives of the Eminent Philosophers", translated by Robert Drew Hicks, Book V, Aristotle 20  (Link)

Montag, 6. April 2020

"Es gibt nur einen Weg, um Kritik zu vermeiden: nichts tun, nichts sagen und nichts sein." Aristoteles (angeblich)

Pseudo-Aristoteles-Zitat.
Dieser Aphorismus des amerikanischen Schriftstellers und Philosophen Elbert Hubbard wird im 21. Jahrhundert oft dem griechischen Philosophen Aristoteles unterschoben.

Das Zitat wurde von Elbert Hubbard, der nichts mit Ron Hubbard, dem Gründer von Scientology, zu tun hat, vor 100 Jahren in mehreren Varianten geprägt und ist in den Schriften von Aristoteles weder so noch so ähnlich zu finden.

Ich folge mit dieser Einschätzung dem amerikanischen Zitatforscher Garson O'Toole, der die Geschichte dieses Zitats im Jahr 2015 auf seiner Webseite  quoteinvestigator.com beschrieben hat.

Beispiele für falsche Zuschreibungen an Aristoteles:


  •  "'Um Kritik zu vermeiden, sage nichts, tu nichts, sei nichts.' - Aristoteles", 2013 (Link)
  • "Wenn du Kritik vermeiden willst, sage nichts, tue nichts, sei nichts. Aristoteles", 2013 (Link)
  • "Der griechische Philosoph Aristoteles sagte einst: 'Man kann Kritik nur auf eine Weise vermeiden: Nichts tun, nichts sagen, nichts sein.' ", 2016 (Link)
  • "Es gibt nur eine Art, Kritik zu vermeiden: nichts zu tun, nichts zu sagen und nichts zu sein. (Aristoteles)", 2019 (Link)
  • "If you want to avoid criticism, say nothing, do nothing and be nothing - Aristotle", 2020 (Link)
     
  • "'There is only one way to avoid criticism: do nothing, say nothing, and be nothing.' – Aristotle", 2020 (Link)

     
Pseudo-Aristoteles-Zitat.


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Quellen:
Twitter
Twitter
Google
Garson O'Toole: "To Avoid Criticism, Say Nothing, Do Nothing, Be Nothing: Aristotle? Elbert Hubbard? William Pitt? Fred Shero? Anonymous?" 2015 quoteinvestigator.com
(Link)
(Link)
Madonna (Link) 
 

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Dank:
Ich danke Garson O'Toole für seine gründliche Arbeit.

Artikel in Arbeit.

Montag, 21. Januar 2019

"Es gibt Dinge, die wir lernen müssen, bevor wir sie tun können. Und wir lernen sie, indem wir sie tun." Aristoteles

Dieser Aphorismus stammt aus der berühmten Stelle der Nikomachischen Ethik von Aristoteles, in der er erklärt, dass wir gerecht, besonnen und tapfer zu leben genau so erlernen müssen wie ein Handwerk oder eine Kunst: indem wir oft üben. Nur die Regeln zu studieren sei zu wenig.

Für Aristoteles sind Leute, die über Ethik nur groß reden, aber nicht gerecht und besonnen handeln, Pseudophilosophen, wie Kranke, die dem Arzt nur aufmerksam zuhören, aber seine Rezepte nicht befolgen (1105b).

Der Pädagogikkonzept und die Devise "Learning by doing" gehen über den tschechischen Philosophen Comenius auf den Athener Philosophen Aristoteles zurück, wie der Erziehungshistoriker Michael Knoll in seiner Studie zu John Dewey, dem dieser Slogan oft zugeschrieben wird, belegen konnte.

Aristoteles: 

  • "ἃ γὰρ δεῖ μαθόντας ποιεῖν, ταῦτα ποιοῦντες μανθάνομεν"

    Übersetzungsvarianten:

     

  • Denn was wir durch Lernen zu tun fähig werden sollen, das lernen wir eben, indem wir es tun
  • Denn was man erst lernen muß, bevor man es ausführen kann, das lernt man, indem man es ausführt
  • Denn was wir tun müssen, nachdem wir es gelernt haben, das lernen wir, indem wir es tun
  • Denn was wir hervorbringen müssen, nachdem wir es gelernt haben, das lernen wir, indem wir es hervorbringen  
  • For the things we have to learn before we can do them, we learn by doing them
  • Es gibt Dinge, die wir lernen müssen, bevor wir sie tun können. Und wir lernen sie, indem wir sie tun.
 

Aristoteles, Nikomachische Ethik, 1103a 33 (Link) : (Link)


  • Die Tugenden dagegen erwerben wir, indem wir sie zuerst ausüben, wie es auch für sonstige Fertigkeiten gilt.

    Denn was wir durch Lernen zu tun fähig werden sollen, das lernen wir eben, indem wir es tun: durch Bauen werden wir Baumeister und durch Kithraspielen Kitharisten. Ebenso werden wir gerecht, indem wir gerecht handeln, besonnen durch besonnenes und tapfer durch tapferes Handeln."
    Aristoteles, Nikomachische Ethik, II. Buch, 1 1103a33-1103b1, übersetzt von Olof Gigon

  • ἃ γὰρ δεῖ μαθόντας ποιεῖν, ταῦτα ποιοῦντες μανθάνομεν, οἷον οἰκοδομοῦντες οἰκοδόμοι γίνονται καὶ κιθαρίζοντες κιθαρισταί·[1103b] (1) οὕτω δὴ καὶ τὰ μὲν δίκαια πράττοντες δίκαιοι γινόμεθα, τὰ δὲ σώφρονα σώφρονες, τὰ δ᾽ ἀνδρεῖα ἀνδρεῖοι.
    (Link)

  • For the things we have to learn before we can do them, we learn by doing them, e.g. men become builders by building and lyreplayers by playing the lyre; so too we become just by doing just acts, temperate by doing temperate acts, brave by doing brave acts.
    (Link)

  • Die Tugenden dagegen erlangen wie nach vorausgegangener Tätigkeit, wie dies auch bei den Künsten der Fall ist.
    Denn was wir tun müssen, nachdem wir es gelernt haben, das lernen wir, indem wir es tun. So wird man durch Bauen ein Baumeister und durch Citherspielen ein Citherspieler. Ebenso werden wir aber (1103b) auch durch gerechtes Handeln gerecht, durch Beobachtung der Mäßigkeit mäßig, durch Werke des Starkmuths starkmüthig.
    Übersetzung: Eugen Rolfes (Link)  (Link)
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  • Es ist also richtig gesprochen, daß man durch Handlungen der Gerechtigkeit ein gerechter und durch Handlungen der Mäßigkeit ein mäßiger Mann wird. Niemand aber, der sie nicht verrichtet, ist auch nur auf den Wege, tugendhaft zu werden. Aber der große Haufe gibt sich damit nicht ab, sondern man glaubt schon, wenn man nur hohe Worte redet, ein Philosoph zu sein und so ein braver Mann zu werden. Und so macht man es wie die Kranken, die den Arzt zwar aufmerksam anhören, aber von seinen Anordnungen nichts befolgen. Sowenig also jene bei solchem Heilverfahren körperlich wohl fahren können, können diese es geistig, wenn das ihre Philosophie ist.
    Aristoteles, Nikomachische Ethik (1105b).
 In Arbeit.
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Quellen:
Aristoteles: Die Nikomachische Ethik. Griechisch-Deutsch, Sammlung Tusculum, übersetzt von Olof Gigon, neu herausgegeben von Rainer Nickel, Patmos Verlag, Artemis u. Winkler, Düseldorf (2001) 2. Auflage 2007  S. 57  (Link)
Nikomachische Ethik, Aristoteles: Werke in deutscher Übersetzung, hrsg. von Hellmut Flashar,  Band 6, übersetzt und kommentiert von Franz Dirlmeier, Akademie Verlag, Berlin: 10. Auflage 1999 (Link)
Michael Knoll: "Von Aristoteles zu Dewey. Zum Ursprung der Maxime "learning by doing""., 2017 (Link)

Andere Übersetzungen:  (Link);   (Link)

Samstag, 22. September 2018

"Nicht die Taten bewegen die Menschen, sondern die Worte über die Taten." Aristoteles (angeblich)

Dieser Aphorismus wird Caesar, Thukydides, Aristoteles, Heraklit und dem CDU-Politiker Heiner Geißler zugeschrieben, stammt aber in einer freien Übersetzung aus dem "Handbüchlein der stoischen Moral" (Encheiridion) des griechischen Philosophen Epiktet, das uns durch seinen Schüler Arrian überliefert wurde, da der Stoiker Epiktet selbst - so wie Sokrates - keine eigenen Schriften hinterlassen hat.

Mit der irrtümlichen Zuschreibung des Aphorismus an Aristoteles scheint der CDU-Politiker Heiner Geißler in der Rezension eines Buches des SPD-Politikers Peter Glotz im April 1984 im Magazin DER SPIEGEL begonnen zu haben:

  •  "Glotz hält das für die Strategie der 'Konservativen', die die Diskurse 'Staatsverschuldung', 'Anti-Staat' und  'Aufschwung' erfolgreich durchgesetzt hätten. Daran ist viel Wahres. Aristoteles: Nicht die Taten bewegen die Menschen, sondern die Worte über die Taten; und die eigentliche Macht der Opposition ist die Macht der Ideen und des Wortes."

    CDU-Generalsekretär Heiner Geißler über „Die Arbeit der Zuspitzung“ von SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz, DER SPIEGEL 18/1984, 30. April 1984 (Link)
Epiktets Aphorismus wendet sich ursprünglich an den Einzelnen, der an einem unvermeidbaren Unglück weder Anderen noch sich selbst die Schuld geben soll. Seit den 1980er Jahren wird der leicht variierte Satz unter Mißachtung des urspünglichen Zusammenhangs auf die politische Sphäre übertragen, und oft Aristoteles unterschoben.

Die Macht der Worte wird nicht individuell, zur Erreichung eines glücklichen Lebens interpretiert, sondern politisch, um die Öffentliche Meinung zu dominieren.


Epiktet, Encheiridion


  • V. Nicht die Dinge selbst, sondern die Meinungen von den Dingen beunruhigen die Menschen. So ist z.B. der Tod nichts Schreckliches, sonst wäre er auch dem Sokrates so erschienen; sondern die Meinung von dem Tod, daß er etwas Schreckliches sei, das ist das Schreckliche. Wenn wir nun auf Hindernisse stoßen, oder beunruhigt, oder bekümmert sind, so wollen wir niemals einen andern anklagen, sondern uns selbst, das heißt: unsere eigenen Meinungen. – Sache des Unwissenden ist es, andere wegen seines Mißgeschicks anzuklagen; Sache des Anfängers in der Weisheit, sich selbst anzuklagen; Sache des Weisen, weder einen andern, noch sich selbst anzuklagen.
    Epiktet: "Handbüchlein der stoischen Moral", 1, 5, übersetzt von Carl Conz  (Link)


Arthur Schopenhauer


  • "Nicht was die Dinge objektiv und wirklich sind, sondern was sie für uns, in unserer Auffassung, sind, macht uns glücklich oder unglücklich: Dies eben besagt Epiktets ταρασσει τους ανθρωπους ου τα πραγματα, αλλα τα περι των πραγματων δογματα (commovent homines non res, sed de rebus opiniones). |Nicht die Dinge, sondern die Meinungen über die Dinge erregen die Menschen.|" 
    Arthur Schopenhauer: "Parerga und Paralipomena: kleine philosophische Schriften," Bände 1-2, Verlag von A. W. Hahn, Berlin: 1851, S. 310 (Link);   (Projekt Gutenberg)

-

Der Satz Epiktets, "tarassei tous anthrōpous ou ta pragmata, alla ta peri tōn pragmatōn dogmata", hat Schriftsteller und Philosophen seit zwei Jahrtausenden fasziniert. Michel de Montaigne hat sich das griechische Zitat auf einen Deckenbalken seines Studierzimmers einbrennen lassen und es steht als Motto auf der ersten Seite von Laurence Sternes Roman "The Life and Opinions of Tristram Shandy, Gentleman" und von Johann Wolfgang von Goethes Studie "Metamorphose der Pflanzen". 

Decke mit Zitaten in Michel de Montaignes Turmbibliothek.

Epiktets Gedanken über das richtige Leben haben Michel de Montaigne, Laurence Sterne, Goethe, Herder, Schopenhauer, Nietzsche und viele andere beeinflusst. 

http://www.tristramshandyweb.it/

Entwicklung des Zitats


1984
  • Epiktet meinte bereits, nicht die Taten erschütterten die Menschen, sondern die Worte über die Taten (329). Google

1984
  • Aristoteles: Nicht die Taten bewegen die Menschen, sondern die Worte über die Taten; und die eigentliche Macht der Opposition ist die Macht der Ideen und des Wortes. (Link)

1989
  • Geißler, formulierte einmal folgende Erkenntnis: "Allemal gilt, daß wer Begriffe und Gedanken bestimmt, auch Macht über die Menschen hat. Denn nicht die Taten sind es, die die Menschen bewegen, sondern die Worte über die Taten.
Heiner Geißler hat dieses Zitat 1984 Aristoteles unterschoben.


1991
  • Cäsar hat einmal geschrieben: Allemal gilt, daß, wer Begriffe und Gedanken bestimmt, auch Macht über Menschen hat. Denn nicht die Taten sind es, die die Menschen bewegen, sondern die Worte über die Taten . (Link)


2003
  • »Nicht die Taten sind es, welche die Menschen erschüttern, sondern die Worte über die Taten«, schrieb der griechische Feldherr und Historiker Thukydides schon vor über zweieinhalbtausend Jahren über den peleponnesischen Krieg. (Link)

2004
  • Indeed, it was an ancient Greek philosopher, Heraclitus, who observed that it is not the deeds that make people tremble, but the words about the deeds. (Link)

2005
  • Those who control concepts and thoughts also always have pouwer over people, because it is not deeds, but words about deeds that have the pouwer to move." Politicians, for example, regard that saying of Aristotle's as being of eristential ....

2018
  • It quoted Aristotle, 'It is not the deeds that move the people, but the words about the deeds' ..

Arthur Schopenhauer erinnert an eine ähnliche Stelle in  Ciceros "Gesprächen in Tusculum":
  • "Sie lehren ferner, daß alle Leidenschaften auf Grund eines Urteils und eines Meinens zustandekommen." (Link)

Nach der Quellenlage und meiner Kenntnis der Sekundärliteratur ist es sehr unwahrscheinlich, dass in den Schriften von Aristoteles, Caesar, Heraklit oder Thukydides ein ähnlicher Satz gefunden werden wird.  

 
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Artikel in Arbeit.
Quellen:
CDU-Generalsekretär Heiner Geißler über „Die Arbeit der Zuspitzung“ von SPD-Bundesgeschäftsführer Peter Glotz, DER SPIEGEL 18/1984, 30. April 1984 (Link)

Arthur Schopenhauer: "Parerga und Paralipomena: kleine philosophische Schriften," Bände 1-2, Verlag von A. W. Hahn, Berlin: 1851, S. 310 (Link);   (Projekt Gutenberg)
Marcus Tullius Cicero: "Gespräche in Tusculum / Tusculanae disputationes", Lateinisch - Deutsch, neu hrsg. von Olof Gigon, Artemis und Winkler, 7. Aufl., Düsseldorf, Zürich: 1998, Liber Quartus, S. 256 f.  (Link)
Epiktet: "Handbüchlein der stoischen Moral", 1, 5, übersetzt von Carl Conz  (Link) ; S. 56, Griechisch/Latein (Link)

» Montaigne (Ess. I. 14, S. 29)

Montaigne über Epiktet (Link)
Schopenhauer (Link)
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Dank
 Ich danke Florian Gallwitz sehr für seine Hinweise auf Epiktet und Goethe und Peter Plener für seinen Hinweis auf Tristram Shandys' Motto, sowie auch für seine Recherchen.


Freitag, 21. September 2018

"Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit." Aristophanes (angeblich)

Dieses Argument aus dem siebenten Buch der Nikomachischen Ethik des Philosophen Aristoteles wird seit etwa 20 Jahren manchmal dem Komödienautor Aristophanes, der eine Generation vor Aristoteles in Athen gelebt hat, unterschoben. 

Der Wortlaut dieser deutschen Übersetzung stammt aus dem Jahr 1791 von dem Berliner Pastor Daniel Jenisch  (Link).

Aristoteles 

  • "Daß die Lüste schlecht sein sollen, weil manches Lustbringende krank macht, heißt grade so viel, wie wenn manche Kuren darum schlecht sein sollten, weil sie die Kasse angreifen. In dieser Beziehung sind ja beide schlecht, aber doch wohl nicht insofern, als sie ergötzen oder heilen; denn auch das Denken schadet einem zuweilen an der Gesundheit, dagegen wird weder die Klugheit noch sonst ein Habitus durch die aus ihm selbst fließende Lust gehemmt, sondern nur durch fremde Lustempfindungen; denn diejenigen, die aus dem Denken und Lernen entspringen, können nur bewirken, daß man umsomehr denkt und lernt."

    Aristoteles: Nikomachische Ethik 7. Buch, 13. Kapitel 1153a20, übersetzt von Eugen Rolfes  (Link)

     
  • "To argue  that pleasures are bad because some pleasant things are detrimental to health is the same as to argue that health is bad because some healthy things are bad for the pocket. Both pleasant things and healthy things can be bad in a relative sense, but that does not make them really bad; even contemplation may on occasion be injurious to health. (Link)

    Aristotle: Nicomachean Ethics, 7.12.4, Becker 1153a20, translated by H. Rackham, 1934

Aristoteles widerlegt hier das Argument, man müsse etwas schlechthin ablehnen, weil es eventuell krank machen könne.

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Quellen:
 "Die Ethik des Aristoteles, in zehn Büchern", übersetzt von Dan. Jenisch, Ferdinand Troschel, Danzig: 1791, S. 273 (Link)
Aristotle: "Nicomachean Ethics" 7.12.4, Aristotle in 23 Volumes, Vol. 19, translated by H. Rackham.  Harvard University Press, Cambridge, MA;  William Heinemann Ltd., London: 1934, 1153a20 (Link) (zitiert nach  Perseus Digital Library)
Aristoteles: "Ηθικά Νικομάχεια" 7. Buch  wikisource
Aristoteles: "Nikomachische Ethik", übersetzt von Eugen Rolfes, Felix Meiner Verlag, Leipzig: 1911,  7. Buch, 13. Kapitel 1153a20 (Link) (zitiert nach Projekt Gutenberg) 

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
2000: groups.google  15.01.00, von "Frank Kloeker",
2003: Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 27 (Link)
daszitat.de/ 


Sonntag, 5. August 2018

"Omne animal post coitum triste." Aristoteles (angeblich)


Das lateinische Sprichwort, "Alle Tiere sind nach dem Sex traurig", "Nach der Vereinigung sind alle Tiere unglücklich ", wird in unterschiedlichen Varianten, zum Beispiel, "Nach dem Koitus ist alle Kreatur traurig, außer dem Hahn, der kräht", oder: "Nach dem Koitus ist jedes Tier traurig, außer der Hahn und die Frau", dem Mediziner Galen sowie Cicero, Ovid, Augustinus und Aristoteles zugeschrieben.  

Wer immer dieses Sprichwort geprägt habe, müsse orgastisch impotent sein, schrieb Wilhelm Reich, der Schüler des Psychoanalytikers Sigmund Freud.

Das lateinische Sprichwort ist erst im 16. Jahrhundert nachzuweisen und in den überlieferten Texten von AristotelesGalen, Ovid, Augustinus  etc. von Experten ihrer Werke weder so noch so ähnlich gefunden worden, auch wenn in diversen Büchern und Nachschlagwerken (auch bei Wikiquote) das Gegenteil behauptet wird.

Ich folge hier hauptsächlich der Studie "'Omne animal post coitum triste' - Die Herkunft eines Sprichworts und seine Verwendung bei Freud" des Tübinger Historikers Gerhard Fichtner, der gleichzeitig mit Enrique Montero Cartelle der Evolution des Sprichworts gründlich nachgegegangen ist. Beide Forscher sind unabhängig von einander zu ähnlichen Schlüssen gekommen.

Das Sprichwort sei von ein paar Stellen einer Schrift aus der Schule von Aristoteles mit dem Titel "Problemata physica" angeregt worden, liest man öfters.

Diese Schrift ist nach dem Tod Aristoteles' im 3. Jahrhundert vor Christus enstanden, und in späteren Jahrhunderten von unbekannten Autoren ergänzt und redigiert worden. Sie enthält an die 900 Fragen für 900 Probleme (inklusive einiger Wiederholungen) und wurde im Mittelalter ins Arabische und Lateinische übersetzt.

Das Buch IV dieser pseudoaristotelischen Schrift "Problemata physica" trägt den Titel "Was den Geschlechtsverkehr betrifft" (Problems connected with the sexual intercourse) und erklärt 31 Probleme, die jeweils mit einer Warum-Frage beginnen.

Zum Beispiel (Link):
  • 31. Warum sind sowohl die Vögel als auch die Menschen mit dichtem Haarwuchs wollüstig? (880a 35)
  • 30. Warum sind die Melancholiker zum Geschlechtsverkehr geneigt? (880a 30)
  • 28. Warum drängen die Männer im Winter, die Frauen stärker im Sommer zum Geschlechtsverkehr? (880a 11)
  • 23 Warum tritt die Erektion ... ein? (879a 15)
  • 14. Warum können die Menschen im Wasser weniger den Geschlechtsakt ausüben? (878a 35)
  • 11. Warum neigen die, die beständig reiten, mehr zu Geschlechtsverkehr? (877b 14)
  • 7. Warum ist das Barfußgehen für den Geschlechtsverkehr nicht zuträglich? (877a 5)
Ohne Kenntnis der Viersäftelehre klingen die Erklärungen dieser Probleme unsinnig. Das Sprichwort, "Omne animal post coitum triste", wurde wahscheinlich durch Stellen aus diesem IV. Buch und vor allem von einem Satz aus dem XXX. Buch mit der Überschrift "Was Klugheit, Verstand und Weisheit betrifft" (Problems connected with prudence, intelligence and wisdom) angeregt:

  • "10. Warum hassen junge Menschen, wenn sie das erste Mal mit dem Geschlechtsakt beginnen, nach dem Akt diejenigen, mit denen sie verkehrt haben?"
    Pseudo-Aristoteles: Poblemata Physica, übersetzt von Hellmut Flashar, IV. Buch 877b 9ff. (Link)
  • "21. Warum wird man durch den Geschlechtsverkehr meistens erschöpft und kraftloser?"  Pseudo-Aristoteles: Poblemata Physica, übersetzt von Hellmut Flashar, IV. Buch 879a 4ff (Link)
  • "Auch nach dem Geschlechtsverkehr werden die meisten Menschen stärker depressiv;"
    "Also after sexual intercourse most people tend to be despondent;"
    Pseudo-Aristoteles: Poblemata Physica, XXX. Buch, übersetzt von Hellmut Flashar 955a 22 (Link)
    Griechisch: (in dieser Ausgabe) 955 50 (Link) 
Die falsche Verallgemeinerung des Sprichworts, "alle Tiere", ist in diesem Text aus der Schule des Aristoteles allerdings so wenig enthalten wie der Hahn, der in späteren Fassungen des Sprichworts auftaucht. Eine lateinische Übersetzung aus dem 15. Jahrhundert des Satzes lautet:
  • "Et post coitum uenereum animo plerique omnes succumbunt, reddunturque tristiores."
    Poblemata Physica, XXX. Buch 955a 22 (Zitiert nach Gerhard Fichtner, S. 163)
Gerhard Fichtner und der spanische Forscher Enrique Montero Cartelle sind in ihren Recherchen unabhängig von einander zu dem Schluss gekommen, dass der Wortlaut des lateinischern Sprichwortes das erste Mal im Jahr 1514 in einem Kommentar des deutschen Humanisten Johannes Murmellius zu einem Text von Boethius auftaucht:


1514
  • "nam, teste, philosopho, omne animal a coitu triste est"
    "denn nach dem Zeugnis des Philosophen ist jedes Lebewesen nach dem Verkehr traurig"
    Johannes Murmellius Zitiert nach Gerhard Fichtner, S. 163, der auch erklärt, dass man unter dem "philosophus" Aristoteles verstand.

Schon im 17. Jahrhundert wird das Sprichwort humoristisch variiert.

1692
  • "Et Omne Animal post Coitum fieri triste, Praeter Gallum didicit."
    "Man hat gelernt, dass jedes Tier nach dem Koitus traurig werde – außer dem Hahn."  (Link)


Im 18. Jahrhundert war das lateinische Sprichwort schon weit vebreitet, und kommt zum Beispiel auf dem Kupferstich William Hogarths "After" vor. Am Boden des Kupferstichs Nr 2. "After" liegt ein Buch mit dem Titel: "Omne Animal Post Coitum Triste. ARISTOTLE"

 1736
Vergößerung aus: Gerhard Fichtner; S.



Weiter verbreitet wurde das Sprichwort im 18. Jahrhundert auch durch den Roman "Tristram Shandy"von Laurence Sterne, der es ebenfalls Aristoteles zuschreibt sowie zum Beispiel durch das Buch "La Philosophie de Monsieur Nicolas" von Restif de La Bretonne, in dem folgende Variante erzählt wird:

1797
  • "Jedes Thier ist nach der Begattung niedergeschlagen, der Hühnerhahn und der den Beischlaf ohne Bezahlung genießende Schulknabe ausgenommen." (Link)

 

Varianten, die fäschlich Aristoteles, Galen etc zugeschrieben werden: 

  • Jedes Tier wird nach dem Koitus traurig
    - außer die Frau und der Hahn
    - außer dem Hahn, der kräht
    - außer der Hahn und der Schüler ....
  • Omne animal post coitum triste.
  • Quod omne animal post coitum est triste 
  • Omne animal post coitum triste: excepto gallo gallinaceo et studioso gratis admisso.
  • Omne Animal post coitum triste, exeepto Gallogallinacaeo, et Scholastico futuente gratis . . . .
  • omne animale post coitum triste est 
  • Post coïtum omnia animalia tristia sunt. 
  • Après l'amour, tous les animaux sont triste 
  • Jedes Thier ist nach dem Beischlaf traurig, lässig 
Das lateinische Sprichwort wurde also anscheinend 1514 von Johannes Murmellius erstmals aufgezeichnet und vielleicht auch geprägt, längere Fassungen davon entstanden im Mittelalter und wurden von der pseudo-aristotelischen Schrift "Problemata Physica" angeregt.
 
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Quellen:

"The works of Aristotle." Translated into English under the editorship of W.D. Ross, Volume VII, "Poblemata" by E.S. Forster, Clarendon Press, Oxford: 1927 (Link)
"Aristoteles Werke" in deutscher Übersetzung, begründet von Ernst Grumach, Band 19, "Problemata Physica", herausgegeben von Hellmut Flashar, Akademie Verlag (EA: 1962), 4. Auflage, Berlin: 1991, Buch IV, S. 48-58 (Link); Buch XXX 955a Zeile 22
 
Enrique Montero Cartelle: "Omne animal post coitum triste: de Aristóteles a S. Freud", "Revista de Estudios Latinos" (RELat) 1, 2001, S. 107-119 (Link):   pdf
Gerhard Fichtner: "'Omne animal post coitum triste' - Die Herkunft eines Sprichworts und seine Verwendung bei Freud", Jahrbuch der Psychoanalyse: Beiheft, Band 45 2002, S. 151-171 (Link)


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Dank:

Ich danke Christian Seidl für die Übersetzungshilfe.


Artikel in Arbeit.


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Letzte Änderung: 16/5 2022; Korrektur von Tippfehlern in Murmellius-Zitat. (Dank an Wikipedia-Mitarbeiter:in.)








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ANHANG

Problematische Zuschreibungen:
Triste est omne animale post coitum, praeter mulierem gallumque.
  • Every animal is sad after coitus except the human female and the rooster.
  • Galen (30-200 A.D.), in: Medical Aspects of Human Sexuality, (1973), p. 19.

Omne animal post coitum triste [praeter gallum, qui cantat].
„Nach der Vereinigung sind alle Lebewesen unglücklich [außer dem Hahn, der singt (kräht)].“ – Pseudo-Aristoteles, „Problemata physica“, XXX, 1

 Post coitum omne animalium triste est - After sex, all animals are sad. This is a shortened version of a Latin phrase, post coitum omne animal triste est sive gallus et mulier, which means 'After sex all animals are sad except for roosters and women'. It is attributed to the Greek doctor and philosopher, Galen. 


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Pseudo-Aristoteles (Link);  (Link)

Poblemata English: (Link)

Falsches? Zitat Pseudo-Aristoteles (Link)

Zitat Pseudo-Aristoteles (Link) 


  • daher auch die Bemerkung des Aristoteles: quod omne animal post coitum est triste
    Tristram Shandy, Laurence Sterne (Link) 

    the tallow or fat of animals, but an oily and balsamous substance: for the fat and tallow, as also the phlegm or watry parts, are of a lively heat and spirit, which accounts for the observation of Aristotle, “Quod omne animal “ post coitum off triste.
    Tristram Shandy, Laurence Sterne 

    Whoever  coined  the  expression  “Post coitum omnia animalia tristia sunt”   must have been orgastically impotent Wilhelm Reich


    Wander (Link) ; 1736 (Link)


    1901 
     Triste est omne animal post coitum praetcr mulierem gallumque, is, I believe, one of Galen's sayings, and this axiom is essentially true with respect to the ... (Link)
  •  
  • (Link); Yale (Link)(Link); Mittelalter (Link); Anton Kuh Altenberg (Link)