Diese herzlose Parole hat so ähnlich der AfD-Politiker Alexander Gauland geprägt und wird der ehemaligen österreichischen Innenministerin Johanna Mikl-Leitner fälschlich zugeschrieben.
Alexander Gauland, 25. Februar 2016:
- "'Wir müssen die Grenzen dichtmachen und dann die grausamen Bilder
aushalten. Wir können uns nicht von Kinderaugen erpressen lassen.' Stille. Dann bricht es aus ihm heraus: 'Man kann sich nicht einfach
überrollen lassen. Einen Wasserrohrbruch dichten Sie auch ab.'"
Twitter |
Schon kurz nach der Publikation des Interviews mit Alexander Gauland im ZEIT Magazin wurde aus den Kinderaugen, von denen wir uns angeblich nicht erpressen lassen dürfen, "weinende Kinderaugen":
Twitter, 26. Februar 2016:
Konstantin Wecker war im März 2016 der Erste, der diesen herzlosen Satz eines 'Rassisten von der AfD' in Zusammenhang mit der Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gebracht hat.
Konstantin Wecker, 10. März 2016:
- "Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner bleibt nach der
faktisch vollständigen Schließung der sogenannten Balkanroute für
Flüchtlinge hart. 'Das Schließen der Balkanroute verläuft planmäßig, und
diese Uhr wird nicht zurückgedreht', sagte sie der Zeitung "Welt".
[...]
Irgendein Rassist von der AfD soll gesagt haben 'wir dürfen uns von weinenden Kindern nicht erpressen lassen.'
Wissen Sie wer sich nicht von weinenden Kindern erpressen läßt, Frau Mikl-Leitner?
Ausschließlich schwer geschädigte Psychopathen."
(facebook.com)
Im Oktober 2016 wurde dann nicht nur geschrieben, der Satz Gaulands drücke die Einstellung der ÖVP-Politikerin Mikl-Leitner zur Asylpolitik aus, sondern sie habe diesen Satz auch selber gesagt:
Heribert Prantl, 6. Oktober 2016:
- Angelika Merkel "hätte sagen können: 'Ich kann mich doch von weinenden Kinderaugen nicht erpressen lassen.'
Österreichs Innenministerin Johanna Mikl-Leitner hat so dahergeredet;
und es gab auch deutsche Staatsschützer, die so gesprochen und mit
solchen Sätzen Herzlosigkeit als angebliche Verantwortungsethik
gepriesen haben: Deutschland müsse ein Exempel statuieren. Dosierte
Brutalität sei besser als undosierte Aufnahmepolitik."
Heribert Prantl: "'Wir schaffen das.' Politik der drei Wörter." 6. Oktober 2016 (zulehner.wordpress.com)
Twitter, 17. September 2020:
Die falsche Zuschreibung des Zitats an die österreichische Innenministerin könnte auch dadurch entstanden sein, dass österreichische Innenministerinnen schon öfters mit zynischen Rechtfertigungen ihrer mitleidslosen Maßnahmen aufgefallen sind.
Die Innenmininsterin Maria Fekter zum Beispiel kam im Jahr 2009 mit einem schäbigen Witz über die "Rehlein-Augen" der Schülerin Arigona Zogaj, die im Asylverfahren mit ihrer Familie abgeschoben werden sollte, in die Schlagzeilen.
- "Ich habe nach den Gesetzen vorzugehen, egal ob mich Rehlein-Augen aus
dem Fernseher anstarren oder nicht".
(derstandard.at)