Pseudo-Gotthold-Ephraim-Lessing-Zitat. |
Dieses beliebte Geburtstagsgedicht ist in der Mitte des 19. Jahrhunderts entstanden und wird seitdem in Deutschland und Österreich mit kleinen Veränderungen oft bei Geburtstagen älterer Leute vorgetragen und in Zeitungen abgedruckt.
Erst m 21. Jahrhundert wurden diese einfachen Verse dem berühmten deutschen Aufklärer Gotthold Ephraim Lessing untergeschoben.
Die Entwicklung des Geburtstagsgedichts seit 1856:
1856
"Alt macht nicht die Zahl der Jahre,
Nicht das Silber in Deinem Haare [...]
Alt ist, wer den Mut verloren,"
"Blicke in das Leben der Gegenwart und in die Hoffnung der Zukunft aus dem Verhältnis der Naturwissenschaft zur Religion und Erziehung."1856, S. 208 (Link) |
1925
"Das Alter naht nicht mit den weißen Haaren:"
Blatt der Hausfrau, Erstes Oktober-Heft 1925, S. 1 (anno.) |
1935
"Als Glückwunsch zu einem 70jährigen Geburtstag war vor einigen Jahren in einer Zeitung das nachstehende, inhaltlich und formell nicht üble Gedicht zu lesen:
Alt macht nicht die Zahl der Jahre,
Nicht das Silbergrau der Haare ,
[...]
Alt ist, wer den Humor verloren "
Beiträge zur Geschichte von Stadt und Stift Essen, 1935, S. 120 (Link) |
1999
"Alt macht nicht die Zahl der Jahre,alt machen nicht die grauen Haare,alt ist der den Mut verliert ...."
Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten vom 2. Juli 1999, Nr. 151, Familien-Anzeigen, S. 17 (genios.de) |
2005
Liebe Oma
Alt macht nicht die Zahl der Jahre,
alt machen nicht die grauen Haare,
alt ist, wer den Mut verliert
und sich für nichts mehr interessiert.
Drum nimm alles mit Freud´und Schwung,
dann bleibst Du auch im Herzen jung.
Zufriedenheit und Glück auf Erden,
sind das Rezept, uralt zu werden.
Andreas Zenleser (gedichte-oase.de)
Beispiele für die falsche Zuschreibung der Verse
an G.E. Lessing:
2008
- "Alt macht nicht das Grau der Jahre,
alt macht nicht die Zahl der Jahre,
alt ist, wer den Humor verliert
und sich für nichts mehr interessiert.
(Gotthold Ephraim Lessing, deutscher Schriftsteller)"
Usinger Anzeiger, 5. Februar 2008, Lokales
Deutscher Bundestag,Plenarprotokoll vom 11. Mai 2012, S. 21372 (Link) |
2005/2017
- In diesem Sinne schließe ich mit einer Wortspende, die uns der große Dichter Gotthold Ephraim Lessing vor rund 250 Jahren hinterlassen hat:
'Alt macht nicht das Grau der Haare,
alt macht nicht die Zahl der Jahre,
alt ist, wer den Humor verliert
und sich für nichts mehr interessiert.'
"Lebensqualität im Alter: Therapie und Prophylaxe von Altersleiden" S. 35 (Link)
Vielleicht hat sich die irrtümliche Zuschreibung an Gotthold Ephraim Lessing aus der Fehlerinnerung an einen ähnlichen Vers Lessings aus seiner 47. Ode Anakreons entwickelt:
- "Welche Freude, wenn es heißt:
Alter, du bist alt an Haaren,
Blühend aber ist dein Geist!" -
G. E. Lessing: Die 47. Ode Anakreons
G. E. Lessing: "Die 47. Ode Anakreons" S. 38 (Link) |
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Quellen:
Heinrich Gottlieb Ludwig Reichenbach: "Blicke in das Leben der Gegenwart und in die Hoffnung der Zukunft aus dem Verhältnis der Naturwissenschaft zur Religion und Erziehung." Verlag von Waldemar Türk, Dresden: 1856, S. 208 (Link)
Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten vom 2. Juli 1999, Nr. 151, Familien-Anzeigen, S. 17 genios.de
Reinhold Popp in: "Lebensqualität im Alter: Therapie und Prophylaxe von Altersleiden" Herausgeber: Rudolf Likar, Günther Bernatzky, Wolfgang Pipam, Herbert Janig, Anton Sadjak, Springer, Berlin: (2005) 2. Auflage 2017, S. 35 (Link)
Klaus Pünder: "Sprüche, Essays." Books on Demand, Amberg: 2011, S. 40 (books.google.at)
Deutscher Bundestag, 17. Wahlperiode, 179. Sitzung, Plenarprotokoll vom 11. Mai 2012, S. 21372 (Link)
Wolfram Pirchner: "Keine Panik vor dem Alter(n)" Amalthea, Wien: 2018 ebook (books.google.)
Artikel in Arbeit.
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Dank:
Ich danke Andreas Zenleser für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat.