Dieses Zitat von Willy Brandt stammt - wie Tobias Blanken herausgefunden hat - ursprünglich von einem der größten Sozialistenhasser aller Zeiten, von dem österreichischen Ökonomen Ludwig von Mises.
Ob Willy Brandt den Ursprung dieses Satzes aus seiner Autobiographie "Über den Tag hinaus: eine Zwischenbilanz" (Link) kannte, weiß ich nicht.
Willy Brandt:
- 1971: "Krieg ist nicht mehr die ultima ratio, sondern die ultima irratio."
- 1973: "... sollte uns daran erinnert haben, dass nicht Krieg, sondern Frieden der Vater aller Dinge ist."
- 1974: "Nicht der Krieg, der Friede ist der Vater aller Dinge!"
- "Krieg ist nicht mehr die ultima ratio, sondern die ultima irratio. Auch wenn das noch nicht allgemeine Einsicht ist: Ich begreife eine Politik für den Frieden als wahre Realpolitik dieser Epoche."
Willy Brandt: "Friedenspolitik in unserer Zeit"
Universität Oslo, am 11. Dezember 1971 anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises.
- "Der Konflikt im Nahen Osten sollte uns daran erinnert haben, dass nicht Krieg, sondern Frieden der Vater aller Dinge ist."
Quelle: Willy-Brandt-Archiv im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung. Willy Brandt: Entwurf zur Neujahrsansprache vom 31.12.1973 |
1974
- "Nicht der Krieg, der Friede ist der Vater aller Dinge! Wir müssen ihn mit allen Mitteln zu sichern versuchen. Und es muß schließlich gelingen, eine internationale Ordnung zu schaffen, die den Namen Friede verdient. Immerhin meinen wir heute zu wissen, daß ein dritter Weltkrieg, der vermutlich der letzte unserer Zivilisation wäre, vermeidbar ist. Wir dürfen sogar davon ausgehen, daß niemand, der über Macht verfügt und Verantwortung trägt, die Katastrophe will." Willy Brandt: "Über den Tag hinaus: eine Zwischenbilanz" (Autobiographie), Hoffmann und Campe, Hamburg: 1974, S. 469 (Link)
- "Wer immer noch meint, der Krieg oder auch die Revolution sei der Vater aller Dinge, der wird sich belehren lassen müssen, dass wir zum Frieden verurteilt sind, und zwar lebenslänglich".
Dieser aufschlußreichen Studie Wolfgang Mieders zur Sprichwortrhetorik Willy Brandts verdanken wir auch die Vermutung, dass Günther Grass seinem Freund Willy Brandt das Heraklit-Sprichwort vom Krieg als dem Vater aller Dinge in Erinnerung gebracht haben könnte.
Ludwig Mises
1922
- "Die Überwindung des Gewaltprinzips durch das Friedensprinzip
wird dem menschlichen Geiste in der liberalen Sozialphilosophie bewußt, in der sich die Menschheit zum erstenmal über ihr Handeln
Rechenschaft gibt. Sie zerreißt den romantischen Nimbus, mit dem die
Ausübung der Gewalt bis dahin umgeben war. Krieg, lehrt sie, ist
schädlich, nicht nur für die Besiegten, sondern auch für die Sieger.
Durch Werke des Friedens ist die Gesellschaft entstanden, ihr Wesen
ist Friedensstiftung. Nicht der Krieg, der Frieden ist der Vater aller Dinge. Nur durch wirtschaftliche Arbeit ist der Wohlstand um uns herum entstanden; Arbeit, nicht Waffenhandwerk bringt den Völkern Glück."
Ludwig von Mises: "Die Gemeinwirtschaft. Untersuchungen über den Sozialismus." (1922) 2., umgearbeitete Auflage, Verlag von Gustav Fischer, Jena: 1932, S. 45 pdf
Korr. Fassung, 16. Februar 2018
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Quellen:
Wofgang Mieder: "Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Zu Willy Brandts gesellschaftspolitischer Sprichwortrhetorik." In: Hartmut E. H. Lenk,
Günther Grass an Willy Brandt, 17. Dezember 1969: Zitiert nach Wolfgang Mieder.
Ludwig von Mises: "Die Gemeinwirtschaft. Untersuchungen über den Sozialismus." (1922) 2., umgearbeitete Auflage, Verlag von Gustav Fischer, Jena: 1932, S. 45 pdf
"Zum 100. Geburtstag von Willy Brandt. Er hat die Fenster aufgemacht in diesem doch sehr verrotteten Land." Brandts Wahlkampfleiter erinnert an die alte Bonner Republik. Albrecht Müller im Gespräch mit Liane von Billerbeck. Deutschlandfunk Kultur: 18.12.2013 (Link)
Willy Brandt: "Über den Tag hinaus: eine Zwischenbilanz" (Autobiographie), Hoffmann und Campe, Hamburg: 1974, S. 469 (Link)
Willy Brandt: Entwurf zur Neujahrsansprache vom 31.12.1973; Willy-Brandt-Archiv im Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung.
Willy Brandt: "Friedenspolitik in unserer Zeit." Universität Oslo, am 11. Dezember 1971 anlässlich der Verleihung des Friedensnobelpreises. (Link)
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Dank:
Ich danke Tobias Blanken für den Hinweis auf Ludwig von Mises (Link) und den Kolleginnen und Kollegen vom Archiv der sozialen Demokratie der Friedrich-Ebert-Stiftung für die Nachweise des Zitats in den Schriften Willy Brandts (Link).