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Mittwoch, 15. April 2020

"Ich bin so wie ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich." Konrad Adenauer (angbelich)

Im Jahr 1994 hat Erich Däniken sich zu dem Motto, "Ich bin wer ich bin. Die einen kennen mich, die anderen können mich" (Link), bekannt und dieses Motto auch in späteren Interviews wiederholt.

Die Wendung, "die einen kennen mich, die anderen können mich" ist in den digitalisierten Texten seit 1989 nachweisbar.

Konrad Andenauer wird das Zitat erst seit dem Jahr 2002 in Foren ohne wissenschaftlichem Anspruch und ohne Quellenangabe unterschoben.
Pseudo-Konrad-Adenauer-Zitat.
Offensichtlich angeregt durch die unbegründeten Zuschreibungen im Internet taucht das angebliche Adenauer-Zitat laut Google-Suchen im Jahr 2009 erstmals auch in einem gedruckten Text bei Google Books auf.

 Inzwischen ist das angebliche Adenauer-Zitat in Büchern, Zeitungen und vor allem im Internet weit verbreitet, obwohl es der Quellenlage nach zu beurteilen ein typisches Kuckuckszitat ist.


Twitter, 2018:





Artikel in Arbeit,
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 Quellen:

Google: Books, News, Bilder
 994 (Link)


Konrad Adenauer zugeschrieben:

2002: geschichtsspuren.de/forum , Signatur von  TimoL » 16.10.2002 13:12
2004: radarforum.de/forum Signatur von Flitzeber, 17 Mai 2004 - 20:16 (Erstmals mit: "Ich bin ..").
2004: agrar.de/pferde/forum  Signatur von Eva 09.12.04, 12:39
2005 winboard.org/threads/unfreiwillig-witzige-politiker-sprueche.19912/ 28. März 2005

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Dank:
Ich danke Ralf Bülow für seinen Hinweis auf dieses Kuckuckszitat.

Freitag, 10. April 2020

"Nichts hindert mich, weiser zu werden." Konrad Adenauer (angeblich)

Konrad Adenauers berühmter Ausspruch, "es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden", wird im Internet und in Zeitungen oft verkürzt und entstellt wiedergegeben (Link).

Versionen des verkürzten und entstellten Konrad-Adenauer-Zitats:


  • "Es kann mich niemand daran hindern, über Nacht klüger zu werden." zitate.eu
  • "Wer will mich daran hindern, jeden Tag klüger zu werden?"  (Link)
  • "Kein Mensch kann mich daran hindern, jeden Tag klüger zu werden.“ (Link)
  • "Nichts hindert mich, klüger zu werden."
  • "Nichts hindert mich, weiser zu werden."
  • "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden." heute.at 

Oft wird dieses verkürzte Zitat zusammen mit dem Sprichwort, "was kümmert mich mein Geschwätz von gestern", zitiert, das allerdings Konrad Adenauer seit den 1960er Jahren nur unterschoben wird (Link).
 
Konrad Adenauer trat aus Furcht vor dem Aufleben des deutschen Militarismus noch 1949 gegen die Wiederbewaffnung Deutschlands auf und warb für eine Europäischen Armee unter Teilnahme deutscher Soldaten.

Nach dem Beginn des Korea Krieges änderte Konrad Adenauer seine Meinung, was ihm bei einer CDU-Fraktionssitzung im Sommer 1950 vorgehalten wurde.

Darauf antwortete der deutsche Bundeskanzler, der Westdeutschland jetzt militärisch ähnlich bedroht sah wie Südkorea:

Konrad Adenauer, 1950: 

  • "Aber meine Herren, es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden."

    Paul Weymar: "Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie", 1955, S. 521 (Link)
  • "But, gentlemen, who is going to stop me from getting a little wiser every day?"
    Übersetzung: Peter De Mendelssohn, 1957, S. 328 (Link)
Vielleicht ist die Version, "Nichts hindert mich, weiser zu werden", aus einer Rückübersetzung aus dem Englischen entstanden.

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Google
Twitter 
Paul Weymar: Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie. Kindler Verlag, München: 1955, S. 521 (Link)
Paul Weymar: Adenauer. His authorized biography. Translated by Peter De Mendelssohn, E.P. Dutton and Company, New York: 1957, S. 328 (Link)
G. K.: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?"  (Link)


 

Donnerstag, 9. April 2020

"Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?" Konrad Adenauer (angeblich)

Deutsche Redensart, Pseudo-Konrad-Adenauer-Zitat.
Dieses beliebte angebliche Konrad-Adenauer-Zitat ist eine deutsche Redensart, die noch  niemand in Konrad Adenauers Reden, Texten oder Interviews gefunden hat; zu diesem Ergebnis kamen auch  Historiker der Berliner Konrad-Adenauer-Stiftung (Link).

Manchmal wird diese Formel dem deutschen Bundekanzler zusammen mit dem Satz, "es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden", zugeschrieben.

Diesen zweiten Satz hat Konrad Adenauer aber wirklich gesagt, wie man in Paul Weymars 1955 erschienenem Buch, 'Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie',  auf Seite 521 nachlesen kann (Link).

Nach dem Beginn des Koreakrieges trat Konrad Adenauer erstmals für die Wiederbewaffnung Deutschlands ein, noch ein halbes Jahr davor, im Dezember 1949, wollte er deutsches Militär nur im Rahmen einer zu schaffenden Europäischen Armee.

Dem deutschen Bundeskanzler wurde bei einer CDU-Fraktionssitzung im Sommer 1950 vorgeworfen, in der Frage der Wiederbewaffnung Deutschlands seine Meinung geändert zu haben, worauf Adenauer antwortete:

Konrad Adenauer, 1950:

  • "Aber meine Herren, es kann mich doch niemand daran hindern, jeden Tag klüger zu werden."

  • Paul Weymar: "Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie", 1955, S. 521 (Link)


Über Konrad Adenauer 1953:


Konrad Adenauer wurde als Politiker beschrieben, auf dessen Wort man sich verlassen könne, und der niemals nach dem Grundsatz  "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern" als "Rattenfänger" agiert habe. 
  •   "Klar und eindeutig gibt Dr. Adenauer Rechenschaft über seine vierjährige Arbeit: 'Wenn einmal der Nebel und der Wirbel von dieser Zeit gewichen ist, so will ich, daß man von mir sagen kann, daß ich meine Pflicht getan habe.'

    Das ist die Haltung dieses Mannes, der nicht als Rattenfänger kommt, nicht als Politiker, der heute verspricht um morgen nach dem Grundsatz zu handeln: 'Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern.' Was er sagt sitzt."
     
    Nordwest-Zeitung, Nr. 183, 8. August 1953, S. 2 
    (genios.de)

[Ist Ihnen ZITATFORSCHUNG zur Eindämmung falscher Zitate etwas wert? (Link)]

 

Kurze Geschichte der Redensart:


Die Redensart vom "Geschwätz von gestern" scheint am Ende des 19. Jahrhunderts  entstanden zu sein und wurde im Zusammenhang mit  dem 1908 verstorbenen preußischen Kulturpolitiker Friedrich Althoff erstmals erwähnt.

Der ersten schriftliche Beleg für die sprichwörtliche Redensart und die Zuschreibung an Friedrich Althoff stammt aus dem Jahr 1917, wie Wikipedia-Autorinnen herausfanden (Link).

Adolf Matthias, ein Mitarbeiter Althoffs, hat von dem organisatorischen Zickzackkurs des Politikers Althoff berichtet, bei dem dann Äußerungen gefallen seien, wie:

1917
  • "'Was gebe ich auf mein dummes Geschwätz von gestern!' Althoff besaß jene Heiterkeit des Humors, die nicht vor der eigenen Person Halt macht." (Link)

    Alfred Biese: "Adolf Matthias, Zur Würdigung und Erinnerung", in: Monatsschrift für höhere Schulen, 1917, S. 533 (Link)
Im Jahr 1931 taucht die Wendung ohne Zuschreibung an Althoff in einer humoristischen Geschichte der Zeitschrift "Die Muskete" in folgender Version auf:

1931
  • "Was geb' ich schon auf mein dummes Geschwätz von gestern?" (Link)
20 Jahre später hält der Politkwissenschaftler und Mitherausgeber des "Wörterbuchs des Unmenschen" Dolf Sternberger, der später auch viele Leiterartikel für die Frankfurter Allgemeine Zeitung verfasst hat, den Spruch für ein Frankfurter Sprichwort:

1950
  • "Oder, 'was geb' ich auf mein Geschwätz von gestern', wie es ein Frankfurter Sprichwort ausdrückt."
    Dolf Sternberger: Figuren der Fabel, S. 15 (Link)


Ungefähr seit 1969 gilt das Sprichwort in Deutschland als Adenauer-Zitat. Begonnen damit hat  anscheinend der Soziologe Horst Jürgen Helle in seiner Habilitationsschrift, wobei in Zukunft noch frühere Quellen für die falsche Zuschreibung gefunden werden könnten:


1969

  • "Man braucht also nicht sogleich an das Adenauer-Zitat zu denken: 'Was kümmert mich mein törichtes Geschwätz von gestern'."

    Horst Jürgen Helle: Soziologie und Symbol,  1969, 
    S. 56 (Link)

Seitdem wurde dem pragmatischen deutschen Bundeskanzler Konrad Adenauer das Sprichwort in verschiedenen Versionen unzählige Male unterschoben. Einige Beispiele:


2002
  • "'Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern', polterte schon Konrad Adenauer."
    welt.de
2019
  • "Frei nach dem Ausspruch von Konrad Adenauer, 'Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern', agiert derzeit Ex-Kanzler Sebastian Kurz." (Link)

2020

  • "Der gute, alte Spruch von Ur-Bundeskanzler Konrad Adenauer ist aktueller denn je: 'Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?' Wobei der Zusatz ja gerne unter den Tisch fällt: 'Nichts hindert mich, weiser zu werden.' " (Link)

Versionen des Pseudo-Konrad-Adenauer-Zitats:


  • "Wat kümmert mich ming Jeschwätz von jestern?"
  • "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern?"
  • "Was kümmert mich mein törichtes Geschwätz von gestern?"
  • "Was stört mich mein Geschwätz von gestern?"
  • "Was interessiert mich mein Geschwätz von gestern."


Pseudo-Konrad-Adenauer-Zitat.

  • "What do I care about my chitchat from yesterday?" 

Pseudo-Konrad-Adenauer-Zitat. Google





 Artikel in Arbeit.
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Quellen:
 Google

www.konrad-adenauer.de: Zitate
 Alfred Biese: "Adolf Matthias, Zur Würdigung und Erinnerung", in: Monatsschrift für höhere Schulen, XVI. Jahrgang, Weidmannsche Buchhandlung, Berlin: 1917, S. 533 (Link)

"Wahl-Wochenende eines 77jährigen."Autor: anonymer Korrespondent, in: Nordwest-Zeitung, Nr. 183, 8. August 1953, S. 2 (genios.de)

Paul Weymar: Konrad Adenauer. Die autorisierte Biographie. Kindler Verlag, München: 1955, S. 521 (Link)
Dolf Sternberger: Figuren der Fabel. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1950, S. 15 (Link)
Horst Jürgen Helle: Soziologie und Symbol. Ein Beitrag zur Handlungstheorie und zur Theorie des sozialen Wandels. Habilitationsschrift, Westdeutscher Verlag, Köln und Opladen: 1969,  S. 56 (Link)
Albert Martens: "Gastspiel im Bett", in: Die Muskete, das blatt für kunst und humor, XXVI.  Jahrgang, 1931, Nr. 14, S. 6 (Link)
Wikipedia  

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Ich danke den Wikipedia-Mitarbeitern und -Mitarbeiterinnen für ihre gründlichen Recherchen zu diesem Kuckuckszitat. 

Letzte Änderung 29/11 2020; 28/02/2021; 18/3 2023 (Kein Rattenfänger).

Mittwoch, 8. April 2020

"Der denkende Mensch ändert seine Meinung." Friedrich Nietzsche (angeblich)

Pseudo-Friedrich-Nietzsche-Zitat.

Dieser  fast schon sprichwörtliche Satz wird seit kaum 20 Jahren im Internet dem Philosophen Friedrich Nietzsche unterschoben.

In seinen Schriften ist dieser schlichte Satz nicht enthalten, wie jedermann leicht überprüfen kann, da Friedrich Nietzsches Werke mehrfach digitalisiert sind.

Die erste Zuschreibung dieses Zitats an Friedrich Nietzsche steht in dem 1998 erschienenen Jugend-Roman "Die Mitte der Welt" von Andreas Steinhöfel.


Andread Steinhöfel: Die Mitte der Welt, 1998,  S. 85 (Link)
Die  schlagfertige Schülerin Kat rechtfertigt in dem Roman "Die Mitte der Welt"  mit diesem Nietzsche-Zitat, das sie anscheinend gerade erfunden hat, eine Meinungsänderung gegenüber ihrem 17jährigen Freund Phil.

Ein paar Jahre später taucht dieses Zitat der Schülerin Kat als Nietzsche-Zitat in der Signatur von Forenbeiträgen auf, und inzwischen wird es vor allem durch Memes im Internet verbreitet.

Aber das Kuckuckszitat steht auch schon in Zeitungen, besonders amüsant in der 'Neuen Westfälischen' vom 17. März 2018, weil hier das Zitat sowohl Konrad Adenauer  als auch Friedrich Nietzsche fälschlich zugeschrieben wird:

  • "Volker Neuhöfer (SPD) konterte: 'Ich freue mich, mit einem Zitat von Konrad Adenauer antworten zu können: ,Der denkende Mensch ändert seine Meinung’, und es hat sich etwas geändert, deshalb stimmen wir zu.'

    Nichts anderes war erwartet worden, denn die SPD unterstützt das Projekt seit Beginn an. Allerdings hat Neuhöfer nicht Adenauer zitiert, sondern den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900)."

    'Neue Westfälische', 17. März 2018 (Link)
 Fortsetzung folgt.

Artikel in Arbeit.



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ZITATFORSCHUNG unterstützen.

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Quellen:
Google
Friedrich Nietzsche: Digitale Kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe, basierend auf der Ausgabe von G. Colli und M. Montinari, Berlin/New York, de Gruyter: 1967ff., hrsg. von Paolo D’Iorio (Link)

Beispiele für falsche Zuschreibungen an Friedrich Nietzsche:

1998 Andread Steinhöfel: Die Mitte der Welt, Carsen Verlag,Hamgurg: (Erstausgabe: 1998) 2018, S.85 (Link)
2002 beautyboard.de/showthread, Sonnenblume, 26. Juni 2002, 10:12:45; 16. April 2002
2004 schatzsucher.de/Foren
2007 ergotherapie.de/foren
S. 91 (Link) 
Neue Westfälische, 17. März 2018 (Link)

spruchwelt.com

Falsche Zuschreibung an Johann Wolfgang Goethe:
books.google 1993?, 2002

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Dank:
Ich danke Ralf Bülow für die Aufdeckung dieses Kuckuckzitats und seinen Hinweis auf dessen Ursprung  (Link).

Montag, 17. April 2017

"Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst." Karl Kraus (angeblich)

Filmplakat, 1965
 In den Schriften von Karl Kraus ist dieses Bonmot nicht nachzuweisen. 1968, 32 Jahre nach seinem Tod, wird es ihm erstmals irrtümlich - ohne Quellenangabe - zugeschrieben  (Neues Forum, Band 15, S, 229) und seitdem gilt Karl Kraus bei vielen als Schöpfer dieses Zitats. Auch zum Beispiel bei Historikern wie Christopher Clark, der in "Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog" Karl Kraus dieses Scherzwort unterschiebt.
 
In den 1890er Jahren war die Floskel: "Die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos" schon verbreitet (Link), und wahrscheinlich ist Alfred Polgar 30 Jahre später der Erste, der sie umdreht und die resignative Formel "hoffnungslos, aber nicht ernst" prägt. 

Am 8. Februar 1921 wird sie im "Prager Tagblatt" Alfred Polgar  zugeschrieben; davor taucht sie in keinem digital durchsuchbaren Druckwerk auf.   Alfred Polgar verwendet sie 1922 noch einmal in einem Dialog in dem Dramolett "Kasperls Höllenfahrt".

Alfred Polgar, 1921:

  • "Die Lage in Österreich ist hoffnungslos, aber nicht ernst."
    "Böse Bubenzeitung", zitiert in: Prager Tagblatt, 8. Februar 1921, S. 3 (Link) 

Alfred Polgar, 1922:

  • "Kasperl (nachsehend): An schön' Gruß an den Nationalrat. I laß' sag'n, die Lage ist hoffnungslos, aber nicht enst. (Er legt sich nieder, schläft ein)."

    "Kasperls Höllenfahrt",  Prager Tagblatt, 16. April 1922 , S. 3 (Link)

Schon in den 1920er Jahren wird das Polgar-Zitat in englischen Zeitschriften als "Wiener Redensart" bezeichnet. Und um 1930 scheinen folgende Varianten, die als anonyme Witzworte weitererzählt werden, aufgekommen zu sein:
  • "Für den Preußen ist die Lage ernst, aber nicht hoffnungslos, für den Österreicher, hoffnungslos, aber nicht ernst." 
  • "In Berlin ernst, aber nicht hoffnungslos — in Wien hoffnungslos, aber nicht ernst."
Die Vermutung, dieses Zitat sei in den letzten Jahrzehnten der Österreich-Ungarischen Monarchie unter k.u.k. Beamten verbreitet gewesen, scheint so wenig zu stimmen wie die Behauptung, Karl Kraus habe es verwendet oder geprägt. 

Filmplakat, 1965

Mit dem 1965 entstanden Film "Situation Hopeless ... But Not Serious" (deutscher Titel: "Lage hoffnungslos – aber nicht ernst"), unter der Regie von Gottfried Reinhardt, dem Sohn von Max Reinhardt, wurde Alfred Polgars Bonmot weltberühmt.

Auch Konrad Adenauer, der angeblich manchmal sagte, "die Lage ist ernst, aber nicht hoffnungslos", wird neuerdings völlig grundlos das Polgar-Zitat zugeschrieben (Link).
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Quellen:
Alfred Polgar: Leitartikel "Böse Bubenzeitung", zitiert in: Prager Tagblatt, 8. Februar 1921, S. 3 (Link) 
Alfred Polgar:  "Kasperls Höllenfahrt",  Prager Tagblatt, 16. April 1922 , S. 3 (Link)
"Salzburger Volksblatt", 9. Dezember 1930
"Morgen", Band 17,  1961
"Die politische Meinung",  1960
Neues Forum, Band 15, S, 229, 1968
Wolfgang Kraus: Kultur und Macht, 1972
Christopher Clark: "Die Schlafwandler: Wie Europa in den Ersten Weltkrieg zog" ebook (Link); "The Sleepwalkers: How Europe Went to War in 1914" ebook, "desperate, but not serious" (Link)

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Ich danke Archiphilologus‏ für den Hinweis auf Polgars "Kasperls Höllenfahrt".

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Man liest eine Menge Unsinn, wenn man die Geschichte dieses Bonmots zur österreichischen Mentalität recherchiert.

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Letzte Änderung: 8/9 2018