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Dienstag, 30. November 2021

"Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen." Oscar Wilde (angeblich)

 

Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat.
Dieser Aphorismus stammt von dem britischen Architekten und Autor Horace Walpole, Earl of Orford, und wird auf Deutsch fälschlich oft Oscar Wilde zugeschrieben.


Horace Walpole, 1766:

  • "I have often said, this world is a comedy to those that think, a tragedy to those that feel".
    Horace Walpole, Brief an die Countess of Ossory, August 16, 1766  (Link)

Horace Walpole hat diesen Aphorismus auch in anderen Briefen wiederholt, manchmal wird er auf Englisch ohne Quellenangabe auch Jean de La Bruyère zugeschrieben, aber in den Texten Oscar Wildes ist er nicht zu finden.

Begonnen hat die falsche Zuschreibung auf Deutsch schon Ende des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel in Harenbergs großem "Lexikon der Sprichwörter u. Zitate", Seite 1204.

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Quellen:

Google
Twitter
Wikiquote
Horace Walpole: Letters Addressed to the Countess of Ossory, from the Year 1769 to 1797, edited by Vernon Smith,  Vol. I, Richard Bentley, London: 1848, Letter LXXXVII, August 16, 1766, S. 235  (Link)

Beipiele für falsche Zuschreibungen:

"Harenberg Lexikon der Sprichwörter u. Zitate: mit 50000 Einträgen das umfassendste Werk in deutscher Sprache." (1997) 3. Auflage 2002, Harenberg Verlag, Dortmund: 2002, S. 1204
Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 96 (Link)

Samstag, 17. April 2021

"Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und trotzdem den Mund halten." Karl Valentin (angeblich)

Pseudo-Karl-Valentin-Zitat.
Dieses Bonmot wird Oscar Wilde, Karl Valentin , Kurt Sowinetz und einigen anderen zugeschrieben, stammt aber so ähnlich von der viktorianischen Autorin George Eliot und dem amerikanischen Lyriker und Diplomaten James Russell Lowell.

Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat.
 In den Texten Oscar Wildes oder Karl Valentins ist dieses Bonmot weder so noch so ähnlich zu finden und es ist unwahrscheinlich, dass es jemals dort gefunden werden wird.

Der amerikanische Diplomat James R. Rowell wollte bei einem Empfang in Boston nach einem brillanten Vorredner nicht sprechen und hat das mit elegantem Witz begründet (Link):

 1872, James R. Lowell

  • "James R. Lowell has invented a new beatitude, "Blessed are they who have nothing to say and who cannot be persuaded to say it."  (archive.org
    "James R. Lowell hat eine neue Seligkeit erfunden: 'Selig sind die, die nichts zu sagen haben und die nicht überredet werden können, es zu sagen.' "

George Eliot hat einen ähnlichen Witz in ihrem Roman "Impressions of Theophrastus Such" vielleicht unabhängig von James R. Lowell gemacht:

1879, George Eliot 

  • "Blessed is the man who, having nothing to say, abstains from giving us wordy evidence of the fact — from calling on us to look through a heap of millet-seed in order to be sure that there is no pearl in it."

  •  "Gepriesen sei derjenige, der nichts zu sagen hat und davon absieht, das zu beweisen".
  • "Selig der Mann, der nichts zu sagen hat und davon absieht, diese Tatsache durch Worte zu beweisen".

    George Eliot:  Impressions of Theophrastus Such, 1879, S. 89 (archive.org) 

 Im Jahr 1961 wird der Witz dem französischen Autor Jean Guéhenno zugeschrieben und taucht in deutschen Zeitungen in folgendem Wortlaut auf:

1961

  • "Gepriesen seien diejenigen, die nichts zu sagen haben und es trotzdem für sich behalten." Jean Guéhenno (Link)

Das Bonmot war in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts auch im deutschen Sprachraum schon in verschiedenen Varianten weit verbreitet und wurde einmal auch als "chinesisches Sprichwort" bezeichnet.

1974

  • "Selig der Synodale, der nichts zu sagen hat und trotzdem schweigt. Helmut Müller"
    Ronner: "Die Treffende Pointe", S. 280 (Link)

 1994

  • "ein Gelangweilter: 'Gepriesen seien diejenigen, die nichts zu sagen haben und es dennoch für sich behalten'." (Link)

 2000 

  • "Ist Ihnen bekannt, daß Gustav Heinemann einmal gesagt hat: 'Wohl dem Politiker, der nichts zu sagen hat und trotzdem schweigt'." (Link)

Mit der falschen Zuschreibung an Oscar Wilde hat im Jahr 1989 anscheinend - der auch bei anderen Zitaten problematische Autor -  Erich von Däniken in seinem Buch "Die Augen der Sphinx: neue Fragen an das alte Land am Nil"  begonnen.  

1989 Oscar-Wilde-Kuckuckszitat

  • "Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten. Oscar Wilde (1856-1900)"

    Erich von Däniken: "Die Augen der Sphinx: neue Fragen an das alte Land am Nil" Bertelsmann, München: 1989, 2. Auflage, S. 185 (Link)


Mit der falschen Zuschreibung an Karl Valentin begonnen hat anscheinend der Autor des Buches "Böse Sprüche für jeden Tag" im Jahr 2003, wie der Aphoristiker M. Wollmann herausgefunden hat.


2003 Karl-Valentin-Kuckuckszitat

Pseudo-Karl-Valentin-Zitat in: Dietmar Bittrich: "Böse Sprüche für jeden Tag" 2003, 24. April (Link) 

Diese falsche Zuschreibung wurde bald auch von anderen Autoren übernommen. Ein Beispiel aus dem Jahr 2007:
  • "'Gesegnet seien jene, die nichts zu sagen haben und den Mund halten.'
     Karl Valentin"
    Zwilling: 21. Mai bis 21. Juni" (Link)

Die erste Zuschreibung des Zitats an Karl Valentin ist in den digitalisierten Texten erst über 50 Jahre nach seinem Tod nach den Zuschreibungen an alle anderen im 21. Jahrhundert zu finden. 

Auch deswegen ist es unwahrscheinlich, dass Karl Valentin diesen alten Witz jemals verwendet hat; geprägt kann er ihn nicht haben, da das Bonmot im 19. Jahrhundert entstanden ist. 

 

 Artikel in Arbeit.

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Quellen: 

Google

genios.de 

 "Harenberg Lexikon der Sprichwörter u. Zitate: mit 50000 Einträgen das umfassendste Werk in deutscher Sprache." (1997) 3. Auflage 2002, Harenberg Verlag, Dortmund: 2002, S. 1032  [George Eliot]

Markus M. Ronner: "Die Treffende Pointe: humoristisch-satirische Geistesblitze des 20. Jahrhunderts nach Stichwörtern alphabetisch geordnet." Ott Verlag, Thun: 1974, S. 280 (Link)

Anonym: "His Imperial Highness the Grand Duke Alexis in the United States of America During the Winter of 1871-72", Riverside Press, For Private Distribution, Cambridge: 1872, S. 102 (Link)
George Eliot: "Impressions of Theophrastus Such", in: The Works of George Eliot. William Blackwood and Sons, Edinburgh and London, o.D. [1879], S. 80  (archive.org)  [Erstveröffentlichung vielleicht schon in: Felix Holt, the Radical, 1866] 

Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Kreiszeitung, 27. Juli 1961, S. 14 (Link)  

"Der gute Deutsche": Dokumente zur Diskussion um Steven Spielbergs "Schindlers Liste" in Deutschland, Röhrig: 1995, S. 270   (Link) 

Erich von Däniken: "Die Augen der Sphinx: neue Fragen an das alte Land am Nil" Bertelsmann, München: 1989, 2. Auflage, S. 185 (archive.org) [Oscar Wilde]
Dietmar Bittrich: "Böse Sprüche für jeden Tag" dtv, München: (2003) 12. Auflage 2009, 24. April (Link) Zitiert nach M. Wollmann [Karl Valentin]
Zwilling: 21. Mai bis 21. Juni"(Link) [Karl Valentin]

 


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Dank:

Ich danke Claire für die Frage nach diesem Zitat und M. Wollmann für den Hinweis auf Bittrichs Buch.


Letzte Änderung 3/7 2022 (Zusatz Bittrich, 2003

Samstag, 28. März 2020

"Romanzen, die glücklich enden, mag ich nicht. Sie deprimieren mich zu sehr." Oscar Wilde (angeblich)

Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat.
Dieses angebliche Oscar-Wilde-Zitat taucht mehr als 100 Jahre nach seinem Tod ohne Quellenangabe in deutschsprachigen Zitatsammlungen auf und ist offensichtlich durch einen Abschreibfehler entstanden.

Jemand hat vor ein paar Jahren irrtümlich das Wort "Roman" durch das Wort "Romanze" ersetzt und alle anderen haben diesen Irrtum kopiert.

Das Zitat stammt aus Oscar Wildes Komödie "The Importance of Being Earnest", und es ist in dieser Szene eindeutig von Romanen die Rede und nicht von Romanzen.

 Als Miss Prism, die Gouvernante von Cecily Cardew, gesteht, dass sie schon selbst einmal einen Roman verfasst hat, erwidert Cecily Cardew: "I hope it did not end happily. I don't like novels that end happily. They depress me so much." (Link)


Oscar Wilde, The Importance of Being Earnest, 1895:

  • "I don't like novels that end happily. They depress me so much." (Link)
  • "Ich mag keine Romane, die glücklich enden. Sie deprimieren mich so."
    Übersetzung: Arnold Zweig, S. 419 (Link)
  • "Romane, die glücklich enden, mag ich nicht. Sie deprimieren mich so sehr."
    Übersetzung: Frank Thissen   (Link)

    Oscar Wilde, "The Importance of Being Earnest", Act II, Cecily Cardew zu Miss Prism (Link)



_________
Quellen:
Oscar Wilde: "The Importance of Being Earnest, A Trivial Comedy for Serious People" (1895), Act II, Cecily zu Miss Prism,  in: Osacr Wilde: "The Importance of Being Earnest and other plays." Anmerkungen von Alyssa Harad. Herausgegeben von Cynthia Brantley Johnson, Pocket Books, New York etc: 2005,  S. 36 (Link)
Oscar Wilde: Aphorismen. Herausgegeben von Frank Thissen. insel taschenbuch 1020, Insel Verlag, Frankfurt am Main: 1987, ebook 2016  books.google
(Link) 


Beipiele für das falsche Zitat:
Marco Fechner: "Das Zitatenbuch: Über 2.500 scharfzüngige und starke Sprüche in einem Lexikon der Pointen", 6. Auflage, marixverlag, Wiesbaden: 2013, ebook 2015 (Link)
aphorismen.de/zitat/137505
gutezitate.com/zitat/246562
zitate.eu/autor/oscar-wilde-zitate/168099

Artikel in Arbeit.





Sonntag, 12. Mai 2019

"Sarkasmus ist die niedrigste Form des Witzes, aber die höchste Form der Intelligenz." Oscar Wilde (angeblich)

Pseudo-Oscar-Wilde quote.
Dieses Bonmot taucht auf Englisch 1996 im Usenet ursprünglich ohne Zuschreibung an Oscar Wilde auf, und wird ihm erst im 21. Jahrhundert (immer ohne Quellenangabe) unterschoben.

Da ich nicht der Erste und Einzige bin, der dieses inzwischen schon sehr weit verbreitete Zitat vergeblich in den Schriften Oscar Wildes gesucht hat, und da es auch in keinem seriösen Nachschlagwerk zu finden ist, bin ich mir sicher, dass es Oscar Wilde irrtümlich zugeschrieben wird.



Pseudo-Oscar-Wilde quote.



Varianten des Pseudo-Oscar-Wilde-Zitats:



Vorläufer des Falschzitats:


  • [Dryden: Ben Jonson's 'clenches' or puns - the lowest and most grovelling kind of wit.]

1838
  • "Sarcasm I now see to be, in general, the language of  the Devil; for which reason I have, long since, as good as renounced it."

    "
    Thomas Carlyle books.google

1854
  • "Of all the powers of wit, sarcasm is the lowest. There is nothing easier than ridicule; nothing requiring a weaker head, or a colder heart. The sincere lover of truth will never be found habitually indulging either in gossip or sarcasm; for those."
    Mary Greene Ware (Mary G. Chandler): "Elements of Character", Crosby, Nichold, and Company, Bosto: 1854, S. 177 (Link)

1970
  • 'It has often been declared that sarcasm is the lowest form of wit, and this notion appears somewhat nearer to validation within the framework of the time-span concept, since, like slapstick comedy, sarcasm also depends for its humour on the concurrence of bisociative Events. (Link)

1996
  • Sarcasm ---: "The lowest form of wit but the highest form of intelligence."
    Steve Rimmer, soc.culture.british ›   Ashamed to be British!, 1. 9. 1996 soc.culture.british:



Artikel in Arbeit.


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books.google


1997: groups.google
1998: groups.google.
2000: groups.google.com/ (ohne Zuschreibung an Oscar Wilde)
2005: forum/#!topic/alt.politics.bush/18_e2k3I2YM%5B1-25%5D
2008: huffpost.com


Jonson zugeschrieben
books.google



.wikipedia.org/wiki/Talk:Sarcasm

Clench: Wortspiel (Link)

Mittwoch, 8. Mai 2019

"Am Ende wird alles gut sein. Wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende." John Lennon (angeblich)

Pseudo-John-Lennon-Zitat. 

Dieses vom Vater des brasilianischen Schriftstellers Fernando Sabino auf Portugiesisch geprägte Bonmot wird im 21. Jahrhundert sehr oft John Lennon oder Oscar Wilde unterschoben.


Pseudo-John-Lennon-Zitat.

Auf Englisch und Deutsch taucht das Zitat erst im 21. Jahrhundert auf, entweder als anonymes Sprichwort, asiatische Weisheit oder es wird - immer ohne Angabe einer seriösen Quelle - Oscar Wilde (seit 2003),  oder John Lennon (seit 2008) unterschoben.










Entwicklung des Zitats von 1988-2013:

 

Das Pseudo-John-Lennon-Zitat tauchte erstmals in dem 1988 erschienenen Buch "O tabuleiro de damas" ("Das Schachbrett") des brasilianischen Schriftstellers Fernando Sabino auf.

Sein Vater Domingo Sabino hatte ihn mit diesem inzwischen weltweit in vielen Sprachen beliebten Spruch einmal aufgemuntert. 

1988
  •  "O melhor, talvez, que me lembre, foi o que me disse um dia em que me encontrou entregue à aflição de espírito: “Meu filho, tudo no fim dá certo. Se não deu, é porque ainda não chegou ao fim."
    Fernando Sabino: "O tabuleiro de damas" Editora Record, Rio de Janeiro: 1988, S. 79 (quoteinvestigator)

    "Vielleicht das Beste, an das ich mich erinnere, ist, was er zu mir einmal sagte, als er mich niedergeschlagen sah: 'Mein Sohn, am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.'"
1991
  • "Para lembrar uma frase do pai de Fernando Sabino, por quem tenho uma grande admiração: no fim tudo dá certo. Se não deu certo, é porque ainda não chegou ao fim."  (Link)
2000
  •  "Everything is OK in the end. If it's not OK, it's not the end." Anonym (Link)
    (Erste Erwähnung auf Englisch im Usenet. Ohne Zuschreibung.)
2003
  • "So we know, as someone said, everything will be okay in the end. If it's not okay, it's not the end!" Anonym (Link)
2003
  • "Am Ende wird alles GUT. Wenn es nicht gut wird ist es noch nicht das Ende. (Oskar Wilde)"
    muenchnersingles.de
    (Erste Zuschreibung an Oscar Wilde)
2008 
  • "Everything will be okay in the end. If it's not okay, it's not the end. (John Lennon)" doktorandenforum.de 
    (Erste Zuschreibung
    an John Lennon)
2010
  • "am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)"
    lehrerforen.de
2011
  • Sonny Kapoor: 'In India, we have a saying – everything will be all right in the end. So if it is not all right, it is not yet the end.'
    "The Best Exotic Marigold Hotel", Film (Link)
 Dieser Dialog im Film "The Best Exotic Marigold Hotel" suggeriert, das brasilianische Bonmot sei eine alte indische Weisheit.

2012
  • "Bei Oscar Wilde las ich dazu den schönen Satz: »Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.« " (Link)
2012
  • "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. (indisches Sprichwort)" (Link)
2013
  • "'... everything will be okay in the end and if it's not okay it's not the end' (attributed to John Lennon among others)" (Link)
 

Varianten

  • "No fim, tudo dá certo. Se não deu, ainda não chegou ao fim." Fernando Sabino
  • "No fim tudo dá certo, se não deu certo é porque ainda não chegou ao fim." Fernando Sabino
  • "It will turn out fine in the end. If it's not fine, it's not the end."
  • "Everything is going to be fine in the end. If it's not fine it's not the end."
  • "In the end, everything will be ok. If it's not ok, it's not yet the end."
  • "Everything is OK in the end. If it's not OK, it's not the end."
  • "Everything will be okay in the end. If it's not okay, it's not the end." 
  • "Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende."
  • "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende."
  • "Am Ende wird alles gut sein. Wenn es nicht gut ist, dann ist es nnicht das Ende."

Auf Deutsch oder Englisch ist das Zitat in keinem digitaliserten Text vor dem 21. Jahrhundert zu finden. Auch deswegen kann es nicht von Oscar Wilde oder John Lennon stammen.

Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass es noch jemand an versteckter Stelle in ihren Schriften entdeckt, da schon Viele vergeblich gesucht haben. 

Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass jemals eine seriöse Quelle für die Behauptung gefunden wird, das Zitat sei eine indische oder asiatische Weisheit, da diese Zuschreibungen alle erst ein paar Jahre alt und aus philologisch nicht vertrauenswürdigen Quellen stammen.
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Quellen: 
Fernando Tavares Sabino: "Zélia, uma paixão - biografia", Record: 1991, S. 249  (Link)
Fernando Tavares Sabino: "No fim dá certo - crônicas", Record: 1998, S. 217 (Link)
Google
 Wikiquote:  "attributed to Lennon, but no verifiable source found."
Wikiquote portugiesisch
 Quora
2003: Frühe Zuschreibung an Oscar Wilde: Anka 27.08.2003 14:00 Uhr muenchnersingles.de 
2008: Früheste Zuschreibung an John Lennon:  holladiewaldfee  04.11.2008, 17:11 doktorandenforum.de
2011: "The Best Exotic Marigold Hotel", Film, 2011, UK, Regie: John Madden (Link
shepherdproject.com/the-best-exotic-marigold-hotel-review/ 
2015: Asiatische Weisheit:  (Link)
Falsche Zuschreibungen findet man auch in vielen unseriösen Zitatsammlungen (Google).
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Garson O' Toole: "Everything Will Be OK in the End. If It’s Not OK It’s Not the End John Lennon? Oscar Wilde? Fernando Sabino? Paulo Coelho? Domingos Sabino? Anonymous?" 2023 (quoteinvestigator.medium.com)
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Dank:

Ich danke den Autorinnen von Wikiquote, (Nachtrag:) und Garson O'Toole für seine zusätzlichen Funde. 

 

Letzte  Änderung:31/1 2023 (O'Toole, Vater)


1967?: (Link) 

Freitag, 17. August 2018

"Gutmenschen sind ein Fluch. Auch sie tun gute Taten. Aber sie tun es auf eine Weise, die ihre Mitwelt manchmal schier um den Verstand bringt." Oscar Wilde (angeblich)

https://twitter.c



Dieses Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat wurde vor ein paar Jahren erfunden und wird zurecht kaum zitiert.

Das Wort "Gutmensch" wurde in den 1980er Jahren geprägt, und in den 1990er Jahren bald nur noch abwertend als Schimpfwort gebraucht, das im 21. Jahrhundert fast nur mehr von Rechten verwendet wird.

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Quellen:
Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. : "Herkunft von Gutmensch"  (Link)
Wikipedia 
2012 (angeblich): zitate-und-weisheiten

Montag, 21. Mai 2018

"Nach einem guten Kaffee verzeiht man sogar den Eltern." Oscar Wilde (angeblich)

Pseudo-Oscar-Wilde quote.


Dieses Bonmot wird Oscar Wilde erst im 21. Jahrhundert unterschoben und ist die Variation eines Satzes von Lady Caroline aus Oscar Wildes Komödie "A Woman of No Importance".


Oscar Wilde

  • "HESTER. Lady Caroline, I had no idea it was your brother. I am sorry for the pain I must have caused you - I -
    LADY CAROLINE. My dear Miss Worsley, the only part of your little speech, if I may so term it, with which I thoroughly agreed, was the part about my brother. Nothing that you could possibly say could be too bad for him. I regard Henry as infamous, absolutely infamous. But I am bound to state, as you were remarking, Jane, that he is excellent company, and he has one of the best cooks in London, and after a good dinner one can forgive anybody, even one's own relations."

  • "Nach einem guten Dinner kann man jedem verzeihen, selbst seinen eigenen Verwandten."

    "Nach einem guten Mittagessen würde man allen verzeihen, selbst der eigenen Verwandtschaft."
    "Nach einem guten Diner kann man allen verzeihen, selbst seinen Verwandten. "
    Oscar Wilde: "Eine Frau ohne Bedeutung", II. Akt, 
    LADY CAROLINE
________
Quellen:
Oscar Wilde: "A Woman of No Importance",  (1893) Toronto/ Boston: o.J., S. 75 (Link)
Oscar Wilde: "Eine Frau ohne Bedeutung"
Beispiele für falsche Zuschreibungen:

Sonntag, 15. April 2018

"Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben." Oscar Wilde (angeblich)



Der zweite Teil des Aphorismus ("everyone else is already taken") stammt aus einer unbekannten Quelle aus dem Jahr 1999, wie Garson O'Toole herausfand (Link), und wurde ein paar Jahre später Oscar Wilde unterschoben, der erste Teil ("Be yourself") ist eine alte Maxime, die vielleicht auf Sophokles zurückgeht und in der Weltliteratur oft bekräftigt wurde, zum Beispiel von Friedrich Nietzsche, Henrik Ibsen und auch von Oscar Wilde selbst, in seinem einst viel bewunderten Essay "Der Sozialismus und die Seele des Menschen".

Sophokles

  • "So sei du selbst und, was du sinnst und tust, Verflucht, dreimal verflucht bis in den Tod! Nie blühe dir der Vaterfreude Segen! Zeugst du dem Fluch zum Trotz dir einen Sohn".
    Laios, in:
    "Dramen des Sophokles", Erster Band, "Laios", Vorspiel zu dem "König Oidipus" des Sophokles, übertragen von Walther Amelung, Eugen Diederichs, Jena: 1916, S. 13

Friedrich Nietzsche

  • "Der Mensch, welcher nicht zur Masse gehören will, braucht nur aufzuhören, gegen sich bequem zu sein; er folge seinem Gewissen, welches ihm zuruft: 'sei du selbst! Das bist du alles nicht, was du jetzt thust, meinst, begehrst.' Jede junge Seele hört diesen Zuruf bei Tag und bei Nacht und erzittert dabei; denn sie ahnt ihr seit Ewigkeiten bestimmtes Maass von Glück, wenn sie an ihre wirkliche Befreiung denkt: zu welchem Glücke ihr, so lange sie in Ketten der Meinungen und der Furcht gelegt ist, auf keine Weise verholfen werden kann."
    Friedrich Nietzsche: "Schopenhauer als Erzieher" § 1, 1874 (Link)

 Henrik Ibsen

  •  "Und insoferne nennt Ibsen in 'Peer Gynt' den Grundsatz: 'Sei Dir selbst genug' den der Trolle, dem er den der Menschen gegenüberstellt: 'Sei Du selbst'."
    Alfred Markowitz: "Die Weltanschauung Henrik Ibsens", Xenien Verlag: 1913, S. 182 (Link)

 Oscar Wilde

  • "‘Know thyself’ was written over the portal of the antique world. Over the portal of the new world, ‘Be thyself’ shall be written. And the message of Christ to man was simply ‘Be thyself.’ That is the secret of Christ."
    Oscar Wilde: "The Soul of Man under Socialism", 1891 (Link)
  • "»Erkenne dich selbst,« stand über dem Portal der antiken Welt zu lesen. Über dem Portal der neuen Welt wird stehen: »Sei du selbst.« Und die Botschaft Christi an den Menschen lautete einfach: »Sei du selbst.« Das ist das Geheimnis Christi. Wenn Jesus von den Armen spricht, meint er einfach Persönlichkeiten, gerade wie er, wenn er von den Reichen spricht, einfach Leute meint, die ihre Persönlichkeit nicht ausgebildet haben."
    Oscar Wilde: "Der Sozialismus und die Seele des Menschen" (Link)
  • "Was Jesus gemeint hat, ist folgendes. Er sagte dem Menschen: »Du hast eine wundervolle Persönlichkeit. Bilde sie aus. Sei du selbst. Wähne nicht, deine Vollkommenheit liege darin, äussere Dinge aufzuhäufen oder zu besitzen. Deine Vollkommenheit ist in dir. Wenn du die nur verwirklichen könntest, dann brauchtest du nicht reich zu sein. Der gemeine Reichtum kann einem Menschen gestohlen werden. Der wirkliche Reichtum nicht. ..."
    Oscar Wilde: "Der Sozialismus und die Seele des Menschen" (Link) 

Varianten des Kuckuckszitats:

  • "Be yourself; everyone else is already taken."
  • "Sei Du selbst, alle anderen gibt es schon."
  • "Sei du selbst! Alle anderen sind bereits vergeben." 
Pseudo-Oscar-Wilde quote.


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Quellen:

Garson O'Toole (Quote Investiagtor): "Be Yourself. Everyone Else Is Already Taken. Oscar Wilde? Thomas Merton? Gilbert Perreira? Menards? America Ferrera? Apocryphal? Anonymous?" 2014 (Link)
Frühe deutschsprachige Zuschreibung an Oscar Wilde:
Peter Fauser: "Woran Schulen denken sollten, wenn sie sich „auf den Weg“ machen", ILS Mail, Ausgabe 1/08, Jg. 7, Innsbruck: 2008  (pdf)
2008: Elisabeth Bonneau: "Der große GU Knigge, Gräfe und Unzer Verlag, München: 2008, S. 140 (Link)
Frühe englischsprachige Zuschreibungen an Oscar Wilde:   
Aug 25, 2006 at 10:50pm, "Best Kiss" (Link)
October 07, 2006, 07:48:50 pm (susans.org/forums)

"Dramen des Sophokles", Erster Band, "Laios", Vorspiel zu dem "König Oidipus" des Sophokles, übertragen von Walther Amelung, Eugen Diederichs, Jena: 1916, S. 13
Alfred Markowitz: "Die Weltanschauung Henrik Ibsens", Xenien Verlag: 1913, S. 182 (Link)
Friedrich Nietzsche: "Schopenhauer als Erzieher" (1874), Nietzsche Werke, Kritische Studienausgabe, 3. Abteilung - 1. Band, Die Geburt  der Tragödie. Unzeitgemäße Betrachtungen I-III (1872-1874), herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari,  Walter de Gruyter, Berlin/ New York, dtv München: Neuausgabe 1999, S. 338 (Link)
Oscar Wilde: "Der Sozialismus und die Seele des Menschen." Übersetzt von Hedwig Lachmann und Gustav Landauer, (EA 1904), Verschollene Meister der Literatur, Band 2 , Karl Schnabel Verlag, Berlin: 1928 (Link) Übersetzung von Edward Viesel: "Die Seele des Menschen im Sozialismus",   2012 (Link)
Oscar Wilde: "The Soul of Man under Socialism" (1891), "The Artist as Critic: Critical Writings of Oscar Wilde". Edited by Richard Ellmann. Random House, New York: 1969 (Link)
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"Wenn sich Banker treffen, reden sie über Kunst. Wenn sich Künstler treffen, reden sie über Geld." Oscar Wilde (angeblich)

Pseudo-Oscar-Wilde quote.

Dieses Zitat wird Oscar Wilde 80 Jahre nach seinem Tod erstmals zugeschrieben und ist weder in seinen Werken noch in seriösen Zitatsammlungen zu finden. 

Der Aphorismus geht wahrscheinlich - wie Garson O'Toole herausgefunden hat - auf einen ähnlichen Ausspruch des finnischen Komponisten Jean Sibelius zurück, in dem ursprünglich nicht von Bankern oder Bankdirektoren die Rede ist, sondern von Geschäftsleuten. Er wäre lieber mit Geschäftsleuten zusammen, behauptete Sibelius halbernst, als mit Künstlern, weil Künstler nur über Geld redeten, steht in einer Sibelius-Biographie aus dem Jahr 1938.

Aus dieser Bemerkung entstand im Lauf der Zeit der Witz, mit Bankdirektoren ließe sich besser über Musik oder Kunst diskutieren als mit Künstlern, und dieser Witz wird heute in verschieden Versionen abwechselnd Oscar Wilde oder Jean Sibelius unterschoben.
Entstelltes Jean-Sibelius-Zitat.



1938
  • "Sibelius considers artists, their eccentricities and pettinesses, with  a humorous understanding. One day he said: 'It is so difficult to mix with artists! You must choose business men to talk to, because artists only talk of money.'" Törne, S. 97 (Link)
1947
  • "Sibelius is reported to have said on his 80th birthday, " If you want to discuss art you must talk to men of business. Artists only discuss money." Lonon Musical Digest, S. 121 (Link)
 
1983:
  • " 'When bankers get together they talk about art, and when artists get together they talk about money. ' Oscar Wilde" Hali, S. 408 (Link)
1984:  
  • "'When bankers get together they talk about art. And when artists get together, they talk about money,' Oscar Wilde once said."  Casewit, S. 115 (Link)

1990
  • "Wenn Banker zusammenkommen, reden sie über Kunst, wenn sich Künstler treffen, reden sie über Geld. (Oscar Wilde)." Buchkultur, S. 15  (Link)
 1995
  • "You can only talk about music to bank directors. Artists talk only about money. —Jean Sibelius"  American Speaker, S. 7 (Link)
2009
  • "Über Musik kann man am besten mit Bankdirektoren reden. Künstler reden ja nur von Geld. Jean Sibelius"  (Link)
2012
  • "Wenn sich zwei Banker treffen, sprechen sie über Kunst, begegnen sich zwei Künstler, reden sie über Geld". Oscar Wilde (nachgesagt) (Link)
2016
  • "'Treffen sich zwei Banker, reden sie über Kunst. Treffen sich zwei Künstler, reden sie über Geld', sagte Oscar Wilde. " magazin.raiffeisen.it 

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Quellen:
Ralph Keyes: "The Wit and Wisdom of Oscar Wilde", Harper Collins Publishers, New York: 2009
Bengt de Törne: "Sibelius: A Close-Up", Houghton Mifflin Company, Boston: 1938, S. 94 (Link)
London Musical Digest, Issues 2-8, 1947, S. 121 (Link)
Curtis W. Casewit: Making a Living in the Fine Arts: Advice from the Pros, Collier Books: 1984, S. 115 (Link)
Hali, The International Magazine of Antique Carpet and Textile Art, Band 6, Oguz Press: 1983, S. 408 (Link)
American Speaker: Your Guide to Successful Speaking Georgetown Publishing House, 1995, S. 7 (Link)
Garson O'Toole, 2016 listserv.linguistlist.org

Hans Werner Wüst: "Zitate u. Sprichwörter" , Bassermann, München: 2010 ebook (Link)
Michael Brückner: "Die besten Zitate aus Wirtschaft und Management: Mehr als 500 prägnante Sprüche. Geistreich und kurios." humboldt EBook, Hannover: 2009 (Link)
Peter Bendixen, Ullrich H. Laaser (Hrsg.): "Geld und Kunst — Wer braucht wen?" Leske + Budrich, Opladen: 2000, S. 13  (Link)
 magazin.raiffeisen.it  2016 


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"There is only one class in the community that thinks more about money than the rich, and that is the poor. The poor can think of nothing else. That is the misery of being poor." Oscar Wilde