- "Alle Menschen zerfallen, wie zu allen Zeiten so auch jetzt noch, in Sclaven und Freie; denn wer von seinem Tage nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sclave, er sei übrigens wer er wolle: Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter."
- "Hauptmangel der thätigen Menschen. — Den
Thätigen fehlt gewöhnlich die höhere Thätigkeit: ich meine die
individuelle. Sie sind als Beamte, Kaufleute, Gelehrte, das heisst als
Gattungswesen thätig, aber nicht als ganz bestimmte einzelne und einzige
Menschen; in dieser Hinsicht sind sie faul. — Es ist das Unglück der
Thätigen, dass ihre Thätigkeit fast immer ein Wenig unvernünftig ist.
Man darf zum Beispiel bei dem geldsammelnden Banquier nach dem Zweck
seiner rastlosen Thätigkeit nicht fragen: sie ist unvernünftig. Die
Thätigen rollen, wie der Stein rollt, gemäss der Dummheit der Mechanik. —
Alle Menschen zerfallen, wie zu allen Zeiten so auch jetzt noch, in
Sclaven und Freie; denn wer von seinem Tage nicht zwei Drittel für sich hat, ist ein Sclave, er sei übrigens wer er wolle: Staatsmann, Kaufmann, Beamter, Gelehrter."
Friedrich Nietzsche: "Menschliches, Allzumenschliches." I: § 283. Erste Veröffentlichung: 1878. (Link)
Quelle:
Friedrich Nietzsche: Digitale Kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe, basierend auf der Ausgabe von G. Colli und M. Montinari, Berlin/New York, de Gruyter: 1967ff., hrsg. von Paolo D’Iorio, Menschliches, Allzumenschliches." I, 283. (Link)