Pseudo-Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat. |
Dieses Bonmot wird seit vier Jahrzehnten Johann Wolfgang Goethe immer ohne genaue Quellenangabe zugeschrieben und seitdem von Politikern und Ratgebern aller Art gerne zitiert.
Zum ersten Mal wurde dieses Bonmot anscheinend am 27. Februar 1986 (Link) Johann Wolfgang von Goethe unterschoben, und zwar von dem FDP-Abgeordneten Klaus Beckmann im Deutschen Bundestag anlässlich einer verkehrspolitischen Debatte über die Einführung der Parkkralle in Deutschland.
Klaus Beckmann, Deutscher Bundestag, Bonn, 27. Februar 1986 |
Da das Zitat auch in den folgenden Jahrzehnten immer ohne Quellenangabe ausschließlich in für Philologen nicht vertrauenswürdigen Publikationen auftaucht und weder in Goethes Schriften noch in literaturwissenschaftlichen Studien oder seriösen Nachschlagwerken so oder so ähnlich vorkommt, ist es ein Kuckuckszitat.
Im 21. Jahrhundert werden auch englische und italienische Versionen des angeblichen Goethe-Zitats verbreitet.
Vielleicht ist dieses Pseudo-Goethe-Zitat aus einem Aphorismus des TV-Moderators Robert Lembke entstanden:
- "Mit etwas Geschick kann man sich aus den Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, eine Treppe bauen."
Robert Lembke, 1974 (Link)
Viele verschiedenen Versionen und Zuschreibungen dieses Zitats findet man in Juttas Zitateblog (Link).
Pseudo-Erich-Kästner-Zitat. |
Einige Versionen des Pseudo-Goethe-Zitats:
- "Auch aus Steinen, die dir in den Weg gelegt werden, kannst du etwas Schönes bauen."
- "Even the stones that have been placed in one's path can be made into something beautiful."
- "Puoi costruire qualcosa di bello anche con le pietre che trovi sul tuo cammino."
- "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."
Pseudo-Goethe-Zitat. |
Pseudo-Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat. (Link) |
Nachweislich hat Goethe allerdings einmal dem Stolpern eine positive Seite abgewonnen:
- "Durch Stolpern kommt man bisweilen weiter, man muß nur nicht fallen und liegen bleiben."
Johann Wolfgang von Goethe zu Johann Christian Mahr, August 1831, (Link)
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Quellen:
Goethes Gespräche: eine Sammlung zeitgenössischer Berichte aus seinem Umgang. 1825-1832, Gespräch mit Johann Christian Mahr, Artemis Verlag, 1965, S. 814 (Link)
Abgeordneter Klaus Beckmann (FDP), 27. Februar 1986: Verhandlungen des Deutschen Bundestages: Stenographische Berichte, Deutscher Bundestag, Band 137, 1986, S. 15429 (Link)
Publik-Forum, Band 21, 1992, S 39 (Link)
Lexikon der Goethe-Zitate. Hrsg. von Richard Dobel, Artemis Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg: 1991
Juttas Zitateblog: "Goethe und die Steine, die einem in den Weg gelegt werden – oder sind sie doch von Kästner oder von wem?", 2012 (Link) (Lesenswert.)
Johan Zonneveld: "Bibliographie Erich Kästner." 3 Bände im Schuber. Aisthesis Verlag, Bielefeld: 2011
E-Mail von Dr. Johan Zonneveld vom 2. Juli 2018
Johan Zonneveld: "Bibliographie Erich Kästner." 3 Bände im Schuber. Aisthesis Verlag, Bielefeld: 2011
E-Mail von Dr. Johan Zonneveld vom 2. Juli 2018
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Dank
Ich danke Johan Zonneveld von der Erich-Kästner-Forschung für die Auskunft sowie Juttas Zitateblog für die Dokumentation des Kuckuckzitats.
Letzte Änderung: April 2020.
(Artikel in Arbeit.)
Dank
Ich danke Johan Zonneveld von der Erich-Kästner-Forschung für die Auskunft sowie Juttas Zitateblog für die Dokumentation des Kuckuckzitats.
Letzte Änderung: April 2020.
(Artikel in Arbeit.)