Donnerstag, 12. Oktober 2023

"Viele Wege führen zu Gott, einer geht über die Berge." Altbischof Reinhold Stecher (angeblich)

Dieser Spruch wird oft dem Innsbrucker Altbischof, Autor und Bergsteiger Reinhold Stecher zugeschrieben, obwohl er selbst 1999 in einem Eintrag in dem Gipfelbuch der Tiroler Wildgratspitze darauf hingewiesen hat, dass er ihn zwar gerne verwendet, aber nicht geprägt hat: 


Altbischof Reinhold Stecher, 1999:

  • "Der Spruch von dem einen Weg, der über die Berge zu Gott führt, stammt nicht von mir. Sein Schöpfer ist mir nicht bekannt. Aber in diesem Buch und auf dem Kreuz der Wildgratspitze stand dieses Wort viel früher als in meinem Buch ..."

Reinhold Stecher, Gipfelbuch Wildgratspitze, S. 141 (Foto von Günter Amor) 

Der Sinnspruch wurde schon 1936 als Grabsteininschrift für einen verehrten oberösterreichischen Lehrer verwendet, da war Bischof Stecher erst 15 Jahre alt:

 

1936

  • "Viele Wege führen zu Gott einer über die Berge."

 

  Salzkammergut Zeitung, Nr. 30, 23. Juli 1936, S. 13 (Link)

 

1938 steht der Spruch im Nachruf Paul Dinkelackers auf den Bergsteiger Adolf Witzenmann, der mehr als tausend Gipfel bestiegen hatte, davon 15 Erstbesteigungen:  

1938 

  •  "Viele Wege führen zu Gott — einer geht über die Berge — und den Weg ist unser verewigter Freund gegangen." (Link)

 

Der Innsbrucker Künstler, Bergsteiger und Autor Günter Amor ist der Geschichte dieses Zitats nachgegangen und ich folge hier seinen Recherchen:

1961

Günter Amor:

  • "Im Vertrauen auf Gott und die Berge hat die Alpenvereins-Jungmädelschaft Innsbruck unter der Leitung der Führerin Linde Obendorf am 23. Juli 1961 auf der Nördlichen Wildgratspitze (3320 m) in den Stubaier Alpen ein Gipfelkreuz aufgestellt und ein dazugehöriges Gipfelbuch hinterlegt.

    Die Kupferplakette am Kreuz und die Titelseite des Buches erhielten den Spruch: 'Viele Wege führen zu Gott, einer davon über die Berge!' "

    Günter Amor: Unveröffentlichtes Manuskript, 2014

"Der Bergsteiger" 1944, S. 127

Laut dieser Quelle aus dem Jahr 1944 hat der Religionssoziologe Alfred von Martin den Spruch, der heute meistens irrtümlich Altbischof Stecher zugeschrieben wird geprägt.

Vielleicht werden noch frühere Nachweise gefunden.


Artikel in Arbeit.

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Quellen:
Günter Amor: „VIELE WEGE FÜHREN ZU GOTT, EINER GEHT ÜBER DIE BERGE“  eine Richtigstellung, Unveröffentlichtes Manuskript, Frühjahr 2014; Nachtrag 2021
Salzkammergut Zeitung, Nr. 30, 23. Juli 1936, S. 13
Reinhold Stecher, Gipfelbuch Wildgratspitze, S. 141 (Foto von Günter Amor) 
Buch „BERG HEIL! – Alpenverein und Bergsteigen 1918-1945“ Böhlau
"Der Bergsteiger"1944, S. 127 
[Genaue Bibliographie folgt.]

Artikel in Arbeit.

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Dank:

Ich danke Günter Amor für die Aufdeckung der falschen Zuschreibung des Zitats an Altbischof Reinhold Stecher und für seine Erlaubnis, seine Funde hier zu publizieren.

Donnerstag, 27. Juli 2023

"Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen." Pseudo-Winston-Churchill-Zitat.

Pseudo-Winston-Curchill-Zitat.

Dieser Wellness-Gedanke für das Verhältnis von Körper und Seele ist erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts in den digitalisierten Texten nachweisbar.

Die früheste Erwähnung des Zitats fand ich bislang in der linkskatholischen Zeitschrift "Publikum-Forum":

1991
  • "Die weise Therese von Avila hat es so gesagt: 'Tu ' deinem Leib Gutes, damit deine Seele gerne in ihm wohnt.'" 
    Publikum-Forum NR . 16, 2. August 1991, S. 27 (Link)
Drei Jahre später stand das Zitat - wieder ohne Quellenangabe - in einer etwas veränderten Version in einem Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

1994
  • "Die heilige Teresa von Avila, eine spanische Mystikerin und Ordensschwester im 16. Jahrhundert, gibt folgenden Rat: 'Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.'" Horst Krahl: "Auf ein Wort." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6. März 1994, Nr. 9, S. 4 (genios.de/document/FAS__46854444bdd2fbd7c4431aa1eb2d8074e075aa7d)

Die Schriften und Briefe der spanischen Ordensgründerin, Mystikerin, Kirchenlehrerin und Autorin Teresa von Ávila (1515-1582) zählen zur Weltliteratur und wurden von Ulrich Dobhan und Elisabeth Peeters vollständig ins Deutsche übersetzt.

Dieses Zitat, das der Zeit ihres Lebens von Krankheiten und Schmerzen geplagten Heiligen Teresa zugeschrieben wird, ist in ihren Texten weder so noch so ähnlich auf Spanisch oder Deutsch zu finden.

Darauf hat Pater Ulrich Dobhan, der Übersetzer und Mitherausgeber ihrer sämtlichen Werke und Briefe in seiner Fastenpredigt am 19. März 2017 im Dom zu Hildesheim aufmerksam gemacht (pdf)
Pseudo-Teresa-von-Ávila-Zitat.

Varianten des Kuckuckzitats:

  • Tu ' deinem Leib Gutes , damit deine Seele gerne in ihm wohnt.
  • Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.
  • Tue Deinem Körper etwas Gutes, damit die Seele Lust bekommt, darin zu wohnen 
  • Sei gut zu Deinem Körper, damit Deine Seele Lust hat darin zu wohnen
  • Sei freundlich zu deinem Leib, damit die Seele Lust hat darin zu wohnen.
  • Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.
  • Der Mensch baue seinen Leib als wohnliches Haus, damit die Seele gern darin wohnt. (2008, Bingen)
  • Tu deinem Leib Gutes, damit die Seele darin baumeln kann. (2011, Bingen)
  • Be kind to your body, so your soul enjoys living in it. (2012)



Winston Churchill:


Dieses Bonmot einer unbekannten Person wird seit 1998 außer Teresa von Ávila auch Winston Churchill zugeschrieben.

Mit der falschen Zuschreibung begonnen hat anscheinend der Moderator bei einer Weinprobe in der Kleinstadt Boppard in Rheinland-Pfalz.

Die Rhein-Zeitung hat über die unterhaltsame Veranstaltung mit folgendem Titel berichtet: "In der Kapelle ging's weinselig und nicht bierernst zu / Moderator Werner Treichel hatte mehrfach bei öffentlicher Weinprobe die Lacher auf seiner Seite  ...": 

  •  "Zum Einstieg ins köstliche Vergnügen, bei dem 15 'Folgen' zu absolvieren  waren, bemühte der Moderator, Winston Churchill: 'Man soll dem Leib etwas  Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.' Treichel hatte  immer einen flotten Spruch auf den Lippen ..."
Von der Rhein-Zeitung im Jahr 1998 verbreitete sich das wohl als Scherz begonnene Pseudo-Winston-Churchill-Zitat in den folgenden Jahren in viele deutsche Zeitungen, wie man mit der Zeitungssuchmaschine genios.de nachlesen kann: Darmstädter Echo 14. Dezember 1999 (Tagesspruch), Die Welt, 5. September 2000 (Forum), Hamburger Abendblatt 6. Januar 2001 etc. Bis heute listet genios.de insgesamt fast 300 Artikel mit der falschen Zuschreibung des Zitats an Winston Churchill auf.

In den englischen Texten Churchills ist dieses Zitat so wenig zu finden wie andere Pseudo-Winston-Churchill-Zitate, die es nur auf Deutsch gibt (zum Beispiel: "No sports" oder "Ich traue nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe").

Hildegard von Bingen:


Vereinzelt wird der anonyme Spruch auch Hildegard von Bingen (1098-1179) zugeschrieben. 

Die Zuschreibung an die große mittelatlterliche Heilige könnte durch eine Verwechslung entstanden sein:

 Seit dem Jahr 2002 werden im Hildegard Forum in Bingen Meditationsübungen unter dem Motto "Tu deinem Leib etwas Gutes etc. ..." angeboten; anfangs wurde das Motto immer Teresa von Ávila zugeschrieben (Allgemeine Zeitung Mainz-Rheinhessen / Lokales Bingen, 10. Oktober 2002)

Seit 2003 häuften sich die Zuschreibungen des Pseudo-Teresa-Zitats an Hildegard von Bingen:
Passauer Presse 10. Januar 2003, Mainz Post 10. Mai 2003 (Pfarrer Franz Feineis), Saarbrücker Zeitung 13. März 2008 (Motto eines  Fachgeschäftes für Haut- und Haar-Naturprodukte) .


Ein Beispiel für die falsche Zuschreibung in einem Buch:

  •  "Auch manche Heilige haben das erst lernen müssen. Es ist die gleiche hl. Hildegard, die einmal meinte: »Gottes Wohnung pflegt nicht in einem gesunden Leib zu sein«, uns aber auch dazu auffordert: »Tu deinem Leib Gutes, damit die Seele darin baumeln kann«."
    Wunibald Müller: "Du sollst Leib und Seele ehren." Für eine heilsame Spiritualität, Kösel, München: 2011, S. 19

Der von einer unbekannten Person geprägte Spruch wird Teresa von Ávilla, Hildegard von Bingen und Winston Churchill zugeschrieben, aber ist weder in den Texten der zwei Heiligen noch in einem Text Winston Churchills zu finden.

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Man kann den Spruch als Modernisierung des alten Wortes vom gesunden Geist in einem gesunden Körper interpretieren, dessen Bedeutung sich im Lauf der Jahrhunderte verändert hat.

Der römische Satiriker Juvenal kritisierte vor 2000 Jahren in seinen Satiren (10, 356) die Gebete seiner Zeitgenossen, die ihre Götter um alles mögliche baten. Sinnvoll sei es nur, die Götter um einen gesunden Geist in einem gesunden Körper zu bitten. (Orandum est, ut sit) mens sana in corpore sano.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden diese Worte von Turnlehrern, Militär- und Sportideologen gerne so interpretiert, als ob nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist entstehen könnte, was nachweislich falsch ist: Einige unserer besten Köpfe mussten lebenslang mit schweren Krankheiten kämpfen.


Artikel in Arbeit.


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Quellen:

Theresa von Ávila: Gesamtausgabe der Werke und Briefe in zwei Bänden. Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von P. Dr. Ulrich Dobhan OCD und S. Elisabeth Peeters OCD, Herder Verlag, Freiburg i. Br.: 2001[-2015]

Publikum-Forum NR. 16, 2. August 1991, S. 27

Pater Dr. Ulrich Dobhan OCD, München "Im Geist der Erneuerung - Teresa von Avila" Fastenpredigt am 19. März 2017 im Dom zu Hildesheim (pdf)

Horst Krahl: "Auf ein Wort." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6. März 1994, Nr. 9, S. 4 (https://www.genios.de/document/FAS__46854444bdd2fbd7c4431aa1eb2d8074e075aa7d)

Ralf Brockmeier: "In der Kapelle ging's weinselig und nicht bierernst zu / Moderator Werner Treichel hatte mehrfach bei öffentlicher Weinprobe die Lacher auf seiner Seite  ..." Rhein-Zeitung 5. August 1998, Ressort: Lokal [ohne Seitenangabe] (genios.de/document/RZTG__d2a7bab12c817ab71001527a734278eabaf64bac)


"O.Ö. Rundschau" Nr. 13 a vom 31.03.2002, S. 2, Ausgabe: KRS Kremstaler Sonntagsrundschau ANZEIGE Hildegard-Vortrag am 4. April 2002 August Hönegger- 

 (genios.de/document/OOER__96c007818763ffff489b9e8ceea956f18b1fef02)



Teresa,  Quelle unbekannt (books.google.at/books?id=gUTST_whnyEC&pg=PA100&dq=%22deinem+Leib+Gutes,+damit+%22&hl=en&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwiS_96ovKmAAxXPRvEDHUdgDOMQ6AF6BAgEEAI#v=onepage&q=%22deinem%20Leib%20Gutes%2C%20damit%20%22&f=false


Artikel in Arbeit.

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Dank:

Ich danke Trude Lukacsek für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat und Pater Pater Ulrich Dobhan für die Bestätigung per E-Mail, dass das Zitat in den Schriften und Briefen Teresas von Ávila nicht zu finden sind.







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„Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen“, steht an der Wand eines Cafés in Erfurt. Darunter: Winston Churchill. Naja – fast richtig. Denn das Wort ist viel älter, es stammt von Theresa von Avila und heißt wörtlich und sehr persönlich und direkt: „Tu Deinem Leib Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“
Cornelia Coenen-Marx, Mühlhausen: "… damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen".  18. September 2015 (seele-und-sorge.de)






Sonntag, 23. Juli 2023

"Wer glaubt ein Christ zu sein, nur weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht." Pseudo-Albert-Schweitzer-Zitat.

 

Pseudo-Albert-Schweitzer-Zitat.

Dieses über hundert Jahre alte amerikanische Bonmot wurde anscheinend erstmals am 5. März 1989 in einem Leserbrief an den "Spiegel" Albert Schweitzer untergeschoben. 

Schon drei Tage später stand das Kuckuckszitat auch in einem Leserbrief in der TAZ und seit 1993 ohne Quellenangabe auch in dem "Zitate und Aussprüche"-Duden.

Im 21. Jahrhundert findet man das Zitat in Dutzenden Büchern und in noch viel mehr Zeitungen. Immer ohne Quellenangabe. Es ist also inzwischen zu einem der beliebtesten Albert-Schweitzer-Zitate geworden.


Kurze Entwicklungsgeschichte des Kuckuckszitats:


Der presbyterianischer Massenprediger William Ashley („Billy") Sunday (1862-1935) war ursprünglich ein berühmter Baseballspieler und galt nach 1900  jahrzehntelang als einer der einflußreichsten amerikanischen Evangelisten.

Billy Sunday sprach in seinen Predigten nicht von Garage und Auto, sondern von Pferdestall und Pferd.

Billy Sunday:


1906

  • "In die Kirche zu gehen macht einen Mann nicht zum Christen, genauso wenig wie in einen Pferdestall zu gehen einen Mann zu einem Pferd macht."
    "Going to church don't make a man a Christian any more than going to a stable makes a man a horse."

Wie der amerikanische Zitatforscher Barry Popik belegte, wiederholten diesen Spruch bald viele Prediger, und ein Jahrzehnt später wurde das Pferd durch das Auto, und der Stall  durch die Garage ersetzt.


Anfangs gab es noch beides, Pferd und Auto:


Anonym:

1913
  • "In die Kirche gehen macht einen Mann nicht zum Christen, genauso wenig wie in einen Pferdestall gehen einen Mann zu einem Pferd oder in eine Garage gehen einen Mann zu einem Auto macht." Anonym (Lyon-church)


The Fairmont West Virginian, Vol. IX, April 17, 1913, p. 8,  "Lyonisms"
(/chroniclingamerica.loc.gov)

1966
  • "In die Kirche zu gehen macht dich nicht zum Christen, genauso wenig wie in die Garage zu gehen dich zu einem Auto macht."

"Going to church doesnt make you a Christian any more than going to a garage makes you a car."
Old Fulton NY Post Cards23 November 1966, Walker County Messenger (LaFayette, GA), “LaFayette High School” by Teresa Thomas, pg, 5-A, col. 4 [Zitiert nach Barry Popik]

1970

  • „In die Kirche zu gehen macht dich nicht zum Christen, genauso wie in der Garage schlafen dich nicht zu einem Auto macht.“
    “Going to church doesn’t make you a Christian, just like sleeping in a garage doesn’t make you a car.”
    13 June 1970, Seattle (WA) Times, “Night Beat” by John Hinterberger, pg. 1, col. 1 [Zitiert nach Barry Popik]

Dieses amerikanische Zitat taucht im Jahr 1989 auf Deutsch auf und wird von Anfang an ohne erkennbaren Grund - wahrscheinlich irrtümlich - Albert Schweitzer zugeschrieben:

1989

  • "Im Zuge der Christianisierung, von Memmingen ausgehend mit dem Umfeld Bundesrepublik, fand ich ein hilfreiches Wort von Albert Schweitzer: »Wer glaubt, dadurch ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.«"
    Leserbrief, 
    DER SPIEGEL 10/1989, 5. März 1989 
    (spiegel.de)

Leserbriefe sind keine vertrauenswürdige Quelle für Zitate.

Drei Tage später wird das angebliche Albert-Schweitzer-Zitat auch in einem anderen Leserbrief erwähnt:

1989

  • "(Wort von Albert Schweizer: 'Wer glaubt, dadurch ein Christ zu sein, weil er die Kirche besucht, irrt sich. Man wird ja auch kein Auto, wenn man in eine Garage geht.')" Leserinnenbrief TAZ-BREMEN Nr. 2753 vom 8. März 1989, S. 20


Inzwischen wird das Zitat in vielen Zitatsammlungen Albert Schweitzer zugeschrieben, aber in seinen Texten ist es weder auf Französisch, Deutsch oder Englisch zu finden.

In Anbetracht der Entwicklungsgeschichte und der Quellenlage dieses Zitats ist es sehr unwahrscheinlich, dass es einmal in einem Text des 1965 verstorbenen Arztes, Theologen, Organisten und Pazifisten Albert Schweitzer gefunden werden wird.


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Quellen:
The Mankato Free Press, Volume XLVII, January 19, 1906, p. [1](chroniclingamerica.loc.gov)
The Fairmont West Virginian, Vol. IX, April 17, 1913, p. 8,  "Lyonisms" (/chroniclingamerica.loc.gov)
Barry Popik: “Going to church doesn’t make you a Christian; sitting in a garage doesn’t make you a car.” 2015 (barrypopik.com/index.php/new_york_city/entry/going_to_church_doesntmake_you_a_christian)
Horst Kluge: Leserbrief zu Pestgestank des Mittelalters (Nr. 6/1989, Strafjustiz: Gerhard Mauz zum Fortgang des Prozesses gegen Dr. Theissen in Memmingen) DER SPIEGEL 10/1989, 5. März 1989
(spiegel.de/politik/vernebelte-stammtische-nr-7-1989-spiegel-titel-a-204dd286-0002-0001-0000-000013492829)
Leserinnenbrief TAZ-BREMEN Nr. 2753 vom 8. März 1989, S. 20

Dudenredaktion: Duden - Zitate und Ausspüche, Band 12, Duden Verlag, Mannheim: 1993, S. 566, 628

Artikel in Arbeit.


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Dank:

Ich danke Nicole Karaphyllis für den Hinweis auf dieses angebliche Albert-Schweitzer-Zitat und Barry Popik für seine Dokumentation der Geschichte des Zitats.


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Satll Pferd Ist einer ein Pferd, nur weil er in den Stall geht, Republikaner? 23. September 1883

https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn84024653/1881-09-23/ed-1/seq-3/#date1=1770&sort=date&rows=20&words=horse+make+man+stable&searchType=basic&sequence=0&index=1&state=&date2=1963&proxtext=%22stable+makes+a+man+a+horse.%E2%80%9D+&y=11&x=18&dateFilterType=yearRange&page=1

27. April 1906 Lowry

https://chroniclingamerica.loc.gov/lccn/sn00065154/1906-04-27/ed-1/seq-1/#date1=1770&index=1&rows=20&words=christian+going+make+makes+stable+than+you&searchType=basic&sequence=0&state=&date2=1963&proxtext=%22make+you+a+Christian+than+going+to+a+stable+makes%22&y=0&x=0&dateFilterType=yearRange&page=1 





Montag, 26. Juni 2023

"Fanaticism is always a sign of repressed doubt." C.G. Jung

Der Schweizer Psychiater C.G. Jung hat den Satz "Fanatismus ist immer ein Zeichen von unterdücktem Zweifel" im Jahr 1935 auf Englisch in seinen "Travistok Lectures"  geprägt.

1968 wurden diese Lectures das erste Mal in London publiziert.

 Der Satz "Fanaticism is always ..."  wird manchmal irrtümlich dem Science Fiction Roman Dune von Frank Herbert zugeschrieben.

In diesem Roman oder seiner Verfilmung ist der Satz allerdings nicht zu finden. 

 

 Carl Gustav Jung: "Analytical Psychology: Its Theory and Practice"
(The Tavistok Lectures) 2014, S. 127 (Link)


 

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Quellen:


 Carl Gustav Jung: "Analytical Psychology: Its Theory and Practice" (The Tavistok Lectures) (1935 delivered in English, first published 1968) Foreword: Kevin Lu, Routledge, London / New York: 2014, S. 127 (Link)

Ryann Britt: "Why did Elon Musk misattribute a Jung quote to Dune?" 3. Dezember 2022  ((inverse.com/)

 

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 Wilhelm Bitter: "Fanatismus ist immer ein Zeichen von innerer Unsicherheit und Gespaltenheit."

https://archive.org/details/psychotherapieun00bitt/page/42/mode/2up?q=%22Fanatismus+ist+immer%22