Posts mit dem Label Humboldt Alexander von werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Humboldt Alexander von werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Donnerstag, 8. Juni 2023

"Wo ein Jäger lebt, können zehn Hirten leben, hundert Ackerbauer und tausend Gärtner." Pseudo-Alexander-von-Humboldt-Zitat.

 

Pseudo-Alexander-von-Humboldt-Zitat.

Dieses angebliche Alexander-von-Humboldt-Zitat steht in vielen Online-Zitate-Sammlungen, aber in den Schriften des berühmtesten Forschungsreisenden und Universalgelehrten des 19. Jahrhunderts ist es so wenig zu finden wie in seriösen Zitate-Lexika.

Da das Zitat erst um 1997 in diesem Wortlaut Alexander von Humboldt erstmals zugeschrieben wurde, aber nicht in einem Fachbuch, sondern in einer "Freizeit und Rollenspiele"-Gruppe im Internet, halte ich es für sehr unwahrscheinlich, dass das Zitat jemals in einem Text Humboldts gefunden werden wird.

Das Kuckuckszitat wird seit dem Jahr 2007 in Büchern und Zeitungen verbreitet, und seit dem Jahr 2009 auf Twitter.


Beispiele für frühe Zuschreibungen des Kuckuckszitats:


28. Oktober 1997:

 

31. August 1998:

4. September 1998



Ingo Schwarz von der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften hat mich noch auf ein ähnliches, angebliches Zitat Alexander von Humboldts aufmerksam gemacht, das 100 Jahre älter ist als dieses Internet-Zitat:

1890

Dieses Zitat könnte noch in einem der vielen Texte Alexander von Humboldts auf Deutsch oder Französisch gefunden werden.

Vielleicht ist das Jäger-Zitat durch eine ungenaue Erinnerung an dieses Zitat, dessen ursprüngliche Quelle wir noch nicht gefunden haben, entstanden.



Artikel in Arbeit.



__________
Quellen:

Abt P. Franz: "Die Trappisten-Mission in Süd-Afrika." Verlag der Trappisten-Abtei Mariannhill: 1889-1890, S. 142 (Link)

________
Dank:
Ich danke Ingo Schwarz für die Hinweise auf diese zwei Zitate.

Mittwoch, 20. September 2017

"Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen von Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des einzelnen." Alexander von Humboldt (angeblich)


Pseudo-Alexander-von-Humboldt-Zitat.

Alexander von Humboldt hat mit diesem Zitat so wenig zu tun wie Häuptling Sitting Bull mit der Prophezeiung aus dem 20. Jahrhundert: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann."

Seit 1961 wird Humboldt dieser pathetische Appell unterschoben, anscheinend ursprünglich von Reinhold Tüxen, einem angesehenen Botaniker, der allerdings 1939 seine Aufgabe noch darin sah, "die deutsche Landschaft vor der unharmonischen ausländischen Substanzen" und von allen "mongolischen Eindringlingen" "zu reinigen" (Link).

Dieser Pseudo-Alexander-von-Humboldt-Spruch, der im Nazi-Jargon die "Minderwertigkeit eines Volkes" diagnostiziert, wird immer ohne seriöse Quellenangabe zitiert und ist vor 1961 nicht auffindbar. 

Da Experten von der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften schon lange vergeblich nach diesem Zitat in einem Text Alexander von Humboldts gesucht haben und es ihm erst über 100 Jahre nach seinem Tod erstmals zugeschrieben wurde, wird es wohl niemals in einem Werk oder Brief Alexander von Humboldts gefunden werden.

Dieses angebliche Humboldt-Zitat steht auch meines Wissens in keinem einzigen seriösen Zitate-Lexikon. 





***

ZITATFORSCHUNG unterstützen.

 ***

_______
Quellen:
Google
E-Mail von Dr. Ingo Schwarz vom 19. September 2017

Beispiele für falsche Zuschreibungen:

Bundesanstalt für Vegetationskartierung: "Pflanzen und Pflanzengesellschaften als lebendiger Bau- und Gestaltungsstoff in der Landschaft", 1961, S. 176  (Link)

ARD, LexiTV - Wissen für alle, 14. September 2017   (Link).
zitate.eu/author/von-humboldt-alexander-freiherr/zitate/157454
aphorismen.de/zitat/20902
taz.de/Alexander-von-Humboldts-250

________
Letzte Änderung: 14/9 2019

 
_________
Dank:
Ich danke Ingo Schwarz von der Berliner Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle für die Bestätigung, dass dieser Spruch kein authentisches Zitat ist.

Montag, 18. September 2017

"Die Gegenden von Salzburg, Neapel und Konstantinopel halte ich für die schönsten der Erde." Alexander von Humboldt (angeblich)

Dieses in der Salzburger Tourismuswerbung beliebte Zitat wird Alexander von Humboldt, der selbst nie in Konstantinopel war, seit 1870 unterschoben. Erstmals wurde Salzburg 1839 gemeinsam mit Neapel und Konstantinopel von unbekannten "Reisenden" als eine der schönsten Städte gepriesen.

1839
  • "Nach den Berichten von Reisenden, welche die Städte und Sitten vieler Menschen gesehen,  ist  Neapel die erste, Konstantinopel die zweyte, Salzburg die dritte der schönsten Städte Europens. Nach ihnen kommt  Vincenca."
    Benedikt Pillwein, Das Herzogthum Salzburg oder der Salzburger Kreis, Linz 1839, S. 273. (Zitiert nach R. Hoffmann)
40 Jahre später wurde aus einer der schönsten Städte Europas eine der drei schönsten Städte der Erde:

1870
  • "Die Gegenden von Salzburg, Neapel und Constantinopel halte ich für die schönsten der Erde."
    Alexander v. Humboldt in einem Briefe an Bergrath Math. Mielichhofer."
    "Führer durch Salzburg", 1870 (pdf)
    Der undatierte Brief wurde nie gefunden. Es gibt keine schriftlichen Zeugen, dass Alexander von Humboldt je mit dem Salzburger Bergrath und Botaniker Mielichhofer, nach dem die Salix mielichhoferi, die Tauernweide, benannt wurde, korrespondiert hätte.

    Allerdings scheint der Sohn des Bergraths, Ludwig Mielichhofer, diesen Brief öfters mündlich erwähnt zu haben.

    Über Ludwig Miellichhofer, 1871:
    • "Wenn Mielichhofer mit Fremden von der schönen Lage Salzburgs spricht, zitirt er sehr gerne einen Brief Alexanders von Humboldt an seinen Vater, den Bergrath Mielichhofer, in welchem der Erstere Salzburg mit Neapel und Konstantinopel in in eine Linie stellt; in solchen Augenblicken vergißt Mielichhofer, daß er nicht sein eigener Vater ist; er fühlt sich dann nicht allein als Redakteur der Salzburgerin und siebzehnzeiliger Dichter im Wurzbach, sondern sogar als Bergrath, und wenn er noch zehn Jahre lebt, wird er endlich überzeugt sein, daß Humboldt eigentlich an ihn geschrieben hat.
      Rupertus
      "

      "Neue Böse Zungen"
      , 1871
      (Link)
    Nach dem Urteil dieses unbekannten Autors mit dem Pseudonym "Rupertus" war Ludwig Mielichhofer, der Autor und Chefredakteur der Salzburger Zeitung,  kein vertrauenswürdiger Zeuge für einen undatierten Brief, der spurlos verschwunden ist und von dem man nur eine Zeile kennt.
     
    Humboldt wohnte zwar ein halbes Jahr in Salzburg, war aber sein Leben lang nie in Konstantinopel, weswegen sein enthusiastisches Lob Konstantinopels völlig unwahrscheinlich ist. Also ist der ganze Satz erfunden.  Ich folge hier der Argumentation des Salzburger Historikers Robert Hoffmann (pdf), der sich die Mühe machte, die Entwicklung der Legende von diesem "Schlagwort im Dienste des Tourismus" in allen Details nachzuzeichnen.
    Pseudo-Alexander-von-Humboldt quote.


    Die Schönheit der Landschaft um Salzburg wurde in den 1790er Jahren von Gelehrten, Künstlern und Reiseschriftstellern entdeckt und später als romantisches Landschaftideal verherrlicht. Erstaunlicherweise auch vom Bruder Alexander von Humboldts, dessen Begeisterung für die Salzburger Landschaft von der Salzburger Tourismuswerbung völlig ignoriert wurde und wird:

    Wilhelm von Humboldt, Salzburg, 14. August 1828:
    • "Ich schreibe Ihnen wieder aus Deutschland, liebe Charlotte, und aus der Gegend, die man wohl die schönste von Deutschland nennen kann. Wenigstens kenne ich keine, die man als schöner rühmen könnte. Die Lage ist wirklich prachtvoll, eine lachende, fruchtbare Ebene, von der man überall die Ansicht majestätischer Gebirge hat, und in der selbst einige wie hingeschleuderte Felsenparthien liegen. Diese sind wirklich merkwürdig, und ich sah nirgends sonst ähnliche dieser Art. Es sind nicht einzelne Felsstücke blos, noch weniger einzelne gipfelige Berge, sondern hohe, lange und verhältnißmäßig schmale Felsmassen, die auf ihrer Oberfläche eine mit fruchtbarer Erde bedeckte, mit Garten und Häusern geschmückte Ebene bilden."  (Link)
    Man wirbt für Salzburg lieber mit einem kurzen, einprägsamen Slogan von Alexander von Humboldt, auch wenn der höchstwahrscheinlich nur erlogen ist.

    Varianten:

    • "Die Gegenden von Salzburg, Neapel und Konstantinopel halte ich für die schönsten der Erde."
    • "Die Gegend um Konstantinopel, Neapel und Salzburg halte ich für die schönsten der Erde."
    • “I regard the areas of Salzburg, Naples and Constantinople as the most beautiful on Earth."
    • "Ich zähle die Gegend von Salzburg zu den drei schönsten Regionen der Erde."
    • "Salzburg wurde von einem berühmten Reisenden als eine der drei schönsten Städte dieser Erde bezeichnet; die anderen waren Venedig und Rio de Janeiro." 
    • “the surroundings of Salzburg, Naples and Constantinople are one of the most beautiful places in the world”.
    • "Schon Alexander von Humboldt nannte Hallstatt »den schönsten Seeort der Welt«".
    • "Alexander von Humboldt zählte Berchtesgaden zu den fünf schönsten Gegenden weltweit." 
    Salzburg ist nicht die einzige Stadt, die mit erfundenen Zitaten von Alexander von Humboldt beworben wird.

     _________
     Quellen:
    Robert Hoffmann: "Die Entstehung einer Legende. Alexander von Humboldts  angeblicher  Ausspruch über Salzburg" (mit einer Einleitung von Ingo Schwarz), 2006: (pdf)
    Benedikt Pillwein: "Das Herzogthum Salzburg oder der Salzburger Kreis", Linz: 1839, S. 273. (Zitiert nach R. Hoffmann)
    Führer durch Salzburg und seine Umgebungen . Mit besonderer Berücksichtigung von Gastein,  Berchtesgaden und Reichenhall. Zweite berichtigte und sehr vermehrte  Auflage, Verlag Dieter und Kroll, Salzburg 1870. (Zitiert nach R. Hoffmann) (pdf)
    Wilhelm von Humboldt: "Briefe an eine Freundin." I. Theil, Brockhaus, Leipzig: 1847, S. 362 (Link)
    "Neue Böse Zungen. Eine Revue alles Interessanten", Wien, 2. Jg., Nr. 14, 7. Juli 1871, S. 231 (Link)
    Salzburg Wiki 
     ________
    Anmerkung:
    "Auch Mathias Mielichhofers Sohn Ludwig ... äußerte sich nie – was wohl naheliegend gewesen wäre – über einen Kontakt seines Vaters zu Humboldt."  Nach dem Quellen-Fund von Christian Opitz (Link) stimmt dieser Satz von Robert Hoffmann so nicht mehr. Ludwig Mielichhofer scheint sich zwar schriftlich nie über das Verhältnis seines Vaters mit  Alexander von Humboldt geäußert zu haben, mündlich in seinem Bekanntenkreis aber öfters (Link), wenn man dem boshaften Artikel von 1871 glauben kann.

     ________
    Dank:
    Ich danke Ingo Schwarz für den Hinweis auf dieses Zitat und Christian Opitz für seinen Hinweis auf den satirischen Artikel über den Sohn des Bergraths Mielichhofer.

    "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben." Alexander von Humboldt (angeblich)

    Pseudo-Alexander-von-Humboldt-Zitat.
    Dieser beliebte Aphorismus wird Alexander von Humboldt seit etwa fünfzig Jahren immer ohne Quellenangabe untergeschoben, und ist in seinen Texten nie gefunden worden, wie mir auch Dr. Ingo Schwarz von der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften bestätigt hat.

    Den Wortwitz von der gefährlichen Weltanschauung von Leuten, die die Welt nie angeschaut haben, hat Arno Tator in einem 1895 veröffentlichten Sinngedicht des deutschen Schriftstellers Moritz Goldschmidt gefunden:

    Moritz Goldschmidt: Sinngedicht



    "Seltsamste Weltanschauungen heute
    Schießen wunderbar üppig ins Kraut.
    Gefährlich allein ist stets die erneute
    Furchtbare Weltanschauung der Leute,
    Die die Welt nie angeschaut. —"

    Moritz Goldschmidt: "Sinngedichte." Münchener Kunst- u. Theater-Anzeiger, 17. Oktober 1895 (Link) 

    ****
    Bernd-Christoph Kämper hat die bislang früheste  Erwähnung des Kuckuckzitats in der der deutschsprachigen amerikanischen Zeitung "Der Deutsche Correspondent" entdeckt.
     
    Es war in der Rubrik  "Texte für Sonntagsbetrachtungen" am 10. April 1898 in dieser in Baltimore erschienenen einflußreichen deutschen Tageszeitung (Auflage: 15.000) abgedruckt.
     
    So wie die zehn anderen kurzen Texte dieser Rubrik wurde das Zitat ohne Autorenname präsentiert, und der unbekannte Verfasser der Rubrik mit der Sigle O.R. scheint keinen Anspruch auf die Autorschaft erhoben zu haben.

    "Der Deutsche Correspondent" Baltimore, Md., 10. April 1898, S. 9 (Link)

    Wir wissen bis jetzt noch nicht, wo der Verfasser der Rubrik diesen Aphorismus gefunden hat.
     
     Ralf Bülow hat auch eine frühe Formulierung dieses Kuckuckszitats in einem Text des 1927 verstorbenen  Grazer Schriftstellers Bruno Ertlers entdeckt:

    • ".. im Wirtshaus dann schmieden sie, vom Wein erhitzt, was ihnen Schulmeister, Priester und Zeitungsschreiber sagten, eine nüchterne, fest umrissene 'politische Überzeugung', deren gleichmäßige Wertlosigkeit sie verschiedenfarbig anstreichen, was sie dann den 'Kampf der Weltanschauung' nennen, sie, die die Welt nie angeschaut haben."

      Bruno Ertler: "Das Klingende Fenster", Stiasny Verlag, Graz: 1957, S. 85 (Link)
    Bruno Ertler, S. 85 (Link).

    Mit mehr als 4000 Google-Treffern (Link) ist dieses Kuckuckszitat seit etwa 10 Jahren auch auf Englisch sehr beliebt.

    Pseudo-Alexander-von-Humboldt quote.
    Wer das Zitat in dem populären Wortlaut geprägt und erstmals Alexander von Humboldt unterschoben hat, weiß man nicht.

    2004 behauptete Hans Magnus Enzensberger in einem SPIEGEL-Gespräch, Alexander von Humboldt habe mit dem Zitat auf den philosophischen Stubengelehrten Georg Wilhelm Friedrich Hegel angespielt:

    • Humboldt "ist das Gegenteil eines Stubengelehrten; er will alles selber sehen und wahrnehmen, nicht nur aus Büchern kennen lernen. Einmal sagt er: Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derjenigen, die die Welt nicht angeschaut haben. Das sagt er über Hegel!" 

      Hans Magnus Enzensberger, SPIEGEL-Gespräch,  DER SPIEGEL 38/2004, 13. September 2004 (Link)

    Da Experten lange vergeblich nach diesem Zitat in einem Text Alexander von Humboldts gesucht haben und es ihm erst über 100 Jahre nach seinem Tod erstmals zugeschrieben wurde, ist anzunehmen, dass es niemals in einem Werk oder Brief Alexander von Humboldts gefunden werden wird.

    Das angebliche Humboldt-Zitat steht meines Wissens auch in keinem einzigen seriösen Zitate-Lexikon.
     
     Aber inzwischen wird das Falschzitat sogar von der deutschen Bundesregierung verbreitet:

    2018



    2019
     



    Twitter, 14. September 2019:








    Twitter-Geburtstagswünsche mit einem Kuckuckszitat.

    Varianten des Kuckuckzitats:

     

    • "The most dangerous worldviews are the worldviews of those who have never viewed the world."
    • "The most dangerous worldview is the worldview of those have not viewed the world."
    • "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben."
    • "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung derjenigen Leute, welche die Welt nie angeschaut haben." 
    • "Die gefährlichste aller Weltanschauungen ist die Weltanschauung der Leute, welche die nie Welt angeschaut haben." 
    • "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
    • "Am Schlimmsten ist die Weltanschauung derer, die die Welt nie angeschaut haben."
    • "Die gefährlichste Weltanschauung ist die Weltanschauung der Leute, welche die Welt nie angeschaut haben." 


    Angeregt wurde das Kuckuckszitat vielleicht durch Alexander von Humboldts Satz : "Das Auge ist das Organ der Weltanschauung", aus dem 1. Band seines Hauptwerkes "Kosmos – Entwurf einer physischen Weltbeschreibung"  (Link). Allerdings verwendet Humboldt hier das Wort Weltanschauung in der Bedeutung 'Naturbetrachtung' oder 'Weltbeschreibung' und nicht in der Bedeutung 'Lebensphilosophie' oder 'Ideologie'.
    ______
    Quellen:
    E-Mail von Dr. Ingo Schwarz vom 17. September 2017
    Christian Seidl auf Twitter
    (Link)
    Moritz Goldschmidt: "Sinngedichte." Münchener Kunst- u. Theater-Anzeiger, VIII. Jahrgang, Nr. 2792,  17. Oktober 1895, S. 1  (Link)  [Fußnote:] "Aus: 'Neue Sinngedichte' von Moritz Goldschmidt, Verlag von Kesselring, (Frankfurt a. M.)"
    Bruno Ertler: "Das Klingende Fenster", Stiasny Verlag, Graz: 1957, S. 85 (Link)
    Ottmar Ette: "Alexander von Humboldt und die Globalisierung: Das Mobile des Wissens", Insel Verlag, Frankfurt am Main: 2009, S. 161 (Link)  (Das Zitat "dürfte" "apokryph sein".)


    Beispiele für falsche Zuschreibungen:

    "Der Deutsche Pelztierzüchter" Bände 51-55, 1977, S. 106 (Link) (Früheste falsche Zuschreibung bei Google books.)
    Johannes Saltzwedel, Stefan Aust und Matthias Matussek: "Der Mann geht aufs Ganze", Spiegelgespräch mit Hans Magnus Enzensberger über Alexander von Humboldt,  DER SPIEGEL 38/2004, 13. September 2004 (Link)
    Joachim Müller-Jung: "Ein Riese auf allen Gipfeln", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13. September 2019 (faz.net)
    Jochen Temsch: "Urlaub machen, aber fair", Süddeutsche Zeitung, 26. Juli 2019 (Link) 
    Alexander von Humboldt: "Über die Freiheit des Menschen" Herausgegeben von Manfred Osten. Insel Verlag, Frankfurt am Main: 1999, S. 18 [Hegel]
    __
    Google  (Link), (Link)
    aphorismen.de/zitat/67331
    sueddeutsche.de/reise/bildstrecke-aufloesung-wer-sagt-denn-so-was-1.345288-9
    spiegel.de/spiegel/print/d-32134707.html  (Hans Magnus Enzensberger)
    zitate.net/alexander-von-humboldt-zitate
    Twitter


     
    ______
    Dank:
    Ich danke Christian Seidl und Tobias Blanken für den Hinweis auf dieses Falschzitat, Ingo Schwarz von der Berliner Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle für die Bestätigung, dass es kein authentisches Zitat ist, sowie Arno Tator und  Ralf Bülow für ihre Recherchen zum Ursprung dieses Kuckuckszitats. Besonders danke ich wieder Bernd-Christoph Kämper für seine Enteckung der frühesten Erwähnungen 1898 und 1930.

    Letzte Änderungen: 14/9 2019; 15/9 2022 (Fund von Arno Tator); 16/9 2022  (Korrekturen) 23/6 2023 (1898)