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Samstag, 2. April 2022

"Das Glück ist wie ein Brillengestell. Man sucht es, bis man darauf tritt, und dann ist es hinüber." Annette von Droste-Hülshoff (angeblich)

 

Pseudo-Annette-von-Droste-Hülshoff-Zitat.
Dieser Kalenderspruch wurde der deutschen Komponistin und Autorin Annette von Droste-Hülshoff 150 Jahre nach ihrem Tod erstmals zugeschrieben und ist wohl ein Kuckuckszitat, da es in Droste-Hülshoffs digitalisierten Texten und in relevanten Nachschlagwerken nicht zu finden ist.

Wer das Zitat geprägt hat, ist noch unbekannt.

Einen ähnlichen Glücksspruch mit einer etwas andern Bedeutung hat Ralf Bülow in einem Band der humoristischen Wochenschrift "Fliegende Blätter" von 1891 gefunden:

  • "Mit dem Glück ist es wie mit einer Brille: man sucht sie und hat sie auf der Nase.
    E. R."
    Fliegende Blätter, Band 94, Nr. 2390, (1891), S. 177 (Link)  


Ähnliche Sprichwörter in Wanders deutschem "Sprichwörter-Lexikon" von 1867:

  • Das Glück ist ein Vogel, der zwar des Narren Wald durchfliegt, aber nicht darin nistet.
  • Glück ist wie ein Ball, wer steigt, der fürcht’ den Fall. 
  • Glück ist wie Aprilwetter. Es kommt und geht wie der Mond, sagen die Bergamasken.
  • Glück ist wie ein Glass, darnach manns trägt, kans leicht brechen.
  • Das Glück ist wie ein Jung Weib, das liebt die Junge Männer und läst die Alten. 
  • Das Glück begegnet den Narren, aber sie ergreifen es nicht. 
  • Glück ist wie der Windt. 
  • Das Glück ist ein Aal in der Narren Teich. 
  • Das Glück beisst nicht immer, wenn’s sauer sieht, aber wenn’s lächelt, will’s berücken.
  • Das Glück besucht die Narren wol, ‘aber es setzt sich nicht bei ihnen nieder. 
  • Das Glück ist aus Flandern, es geht von einem zum andern.


Ähnliche Kalendersprüche:

  • Das Glück ist wie ein Schmetterling. Jag` ihm nach und er entwischt dir. Setz` dich hin und er lässt sich auf deiner Schulter nieder.
  • Das Glück ist wie das Echo: es antwortet, aber es kommt nicht.
  • Glück ist wie das Meer, seine Wellen kommen auch immer wieder.
  • Das Glück ist wie das Glas. Je dünner es ist, desto mehr strahlt es.

Wer die historisch-kritische Ausgabe der Werke und Briefe Droste-Hülshoffs nach dem Wort "Glück" durchsucht, findet zum Beispiel folgende Verse aus ihrem um 1840 entstandenem Gedicht "Die beste Politik":


Annette von Droste-Hülshoff: "Die beste Politik" 


"So hab' aus Allem ich gezogen

Das treue Fazit mir zuletzt,

Daß dem das Glück zumeist gewogen,

Der es am mindesten gehetzt;

Und daß, wo Wirken ein Geschick

Nach eigner Willkür kann bereiten,

Nur Offenheit zu allen Zeiten

Die allerbeste Politik." 

Annette von Droste-Hülshoff: "Die beste Politik" [Letzte Strophe] (zeno.org)




In Arbeit.
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Quellen:
Annette von Droste-Hülshoff: Historisch-kritische Ausgabe: Werke, Briefwechsel, Herausgegeben von Winfried Woesler,  Band 1,1 Gedichte zu Lebzeiten, M. Niemeyer Verlag, Tübingen: 1979, S. 218 (zeno.org)
Fliegende Blätter, Band 94, Nr. 2390, (1891), S. 177 (Link)
Karl Friedrich Wilhelm Wander: "Deutsches Sprichwörter-Lexikon. Ein Hausschatz für das deutsche Volk." Erster Band - A bis Gothen, F. A. Brockaus, Leipzig: 1867, S. 1747 (Link)

Beispiele für falsche Zuschreibungen an Annette von Droste-Hülshoff: 

Frankfurter Neue Presse, 25. Juli 2005 (genios.de) [Bislang früheste Zuschreibung.]

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Dank:

Ich danke Ralf Bülow für seinen Fund in den 'Fliegenden Blättern'.