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Sonntag, 29. Januar 2023

"Alles durchläuft drei Phasen. Erst wird es verspottet. Danach stellt man sich gewaltsam dagegen. Zum Schluss wird es wie selbstverständlich angenommen." Pseudo-Arthur-Schopenhauer-Zitat.

Pseudo-Arthur-Schopenhauer-Zitat.

Die dialektische Formel "verlacht -  bekämpft - akzeptiert" wird Arthur Schopenhauer in verschiedenen Variationen zugeschrieben, stammt aber nicht von ihm.

Varianten des Pseudo-Arthur-Schopenhauer-Zitats:

Alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft. Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen. 

Alles durchläuft drei Phasen. Erst wird es verspottet. Danach stellt man sich gewaltsam dagegen. Zum Schluss wird es wie selbstverständlich angenommen.

Die Wahrheit durchläuft drei Phasen. Erst wird es verspottet. Danach stellt man sich gewaltsam dagegen. Zum Schluss wird es wie selbstverständlich angenommen.

Ein jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: In der ersten erscheint es lächerlich, in der zweiten wird es bekämpft, und in der dritten gilt es als selbstverständlich.

Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit als selbstverständlich gilt.

Gute Ideen werden erst verlacht, dann bekämpft und schließlich kopiert. 

Jede grosse Idee durchläuft drei Phasen: In der ersten wird sie belächelt, in der zweiten wird sie bekämpft, und in der dritten wird sie als selbstverständlich angesehen.

Jede neue Idee durchläuft drei Entwicklungsstufen: In der ersten wird sie belacht, in der zweiten bekämpft, in der dritten ist sie selbstverständlich.

Jede Wahrheit durchläuft drei Phasen: Erstens wird sie lächerlich gemacht, zweitens wird sie gewaltsam bekämpft, drittens wird sie als selbstverständlich akzeptiert.

Jede Wahrheit durchläuft drei Stufen: Erst erscheint sie lächerlich, dann wird sie bekämpft, schließlich ist sie selbstverständlich.

Jeder große Gedanke muß drei Stadien durchlaufen. Im ersten wird er von allen verlacht, im zweiten von vielen entschieden bekämpft und im dritten von allen als selbstverständlich empfunden.

Jedes Ding erscheint zuerst lächerlich, dann wird es bekämpft, schließlich ist es selbstverständlich. 

Jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung 3 Stufen; Zuerst wird es verlacht, dann wird es bekämpft und am Ende gilt es allen als selbstverständlich.

Jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: In der ersten wird es lächerlich gemacht. In der zweiten bekämpft, in der dritten gilt es als selbstverständlich.

Jedes Problem durchläuft drei Stufen. Erst wird es verlacht, dann bekämpft, und schließlich gilt es als selbstverständlich.

 

Diese falschen Zitate könnten sich aus Fehlerinnerungen an eine Stelle aus Arthur Schopenhauers Vorrede zu seinem  Hauptwerk "Die Welt als Wille und Vorstellung" entwickelt haben.

Schopenhauer schreibt in dieser Vorrede, das Schicksal neuer, wichtiger Gedanken sei es, dass sie lange "als paradox verdammt" und - nachdem  ihr Wert einmal erkannt wird - "als trivial geringgeschätzt" werden.

Pseudo-Arthur-Schopenhauer-Zitat.

 Arthur Schopenhauer, 1819:

"Und so, nachdem ich mir den Scherz erlaubt, dem eine Stelle zu gönnen, in diesem durchweg zweideutigen Leben kaum irgend ein Blatt zu ernsthaft seyn kann, gebe ich mit innigem Ernst das Buch hin, in der Zuversicht, daß es früh oder spät diejenigen erreichen wird, an welche es allein gerichtet seyn kann, und übrigens gelassen darin ergeben, daß auch ihm in vollem Maaße

das Schicksal werde, welches in jeder Erkenntniß, also um so mehr in der wichtigsten, allezeit der Wahrheit zu Theil ward, der nur ein kurzes Siegesfest beschieden ist, zwischen den beiden langen Zeiträumen, wo sie als paradox verdammt und als trivial geringgeschätzt wird.

Auch pflegt das erstere Schicksal ihren Urheber mitzutreffen.— Aber das Leben ist kurz und die Wahrheit wirkt ferne und lebt lange: sagen wir die Wahrheit. -"

Arthur Schopenhauer: "Die Welt als Wille und Vorstellung." Leipzig: 1819 (Link) 

 

Beispiele für falsche Zuschreibungen an Schopenhauer:

 
Seit 1912 wurde Arthur Schopenhauer ein Zitat  oft in folgendem Wortlaut zugeschrieben:
 
1912
  • "Ein jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: in der ersten erscheint es lächerlich, in der zweiten wird es bekämpft und in der dritten gilt es als selbstverständlich." 
    Walter Stroem: "Das Wesen des Monismus." "Die Gegenwart"  27. Juli 1912, Motto (Link) [Bislang früheste Zuschreibung des Kuckuckzitats. Über den Autor Walter Stroem ist nichts bekannt.]
1913
  • "Ein jedes Problem durchläuft bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: In der ersten erscheint es lächerlich, in der zweiten wird es bekämpft und in der dritten gilt es als selbstverständlich."
    'Tierseele' - Zeitschrift für Vergleichende Seelenkunde
    (Link);
Das Kuckuckszitat ist seit Jahrzehnten auch in der Politik beliebt:
 
 1957
  • Dr. Mende (FDP)
    "Aber zuvor noch ein anderes Problem, das wir Freie Demokraten schon aufgegriffen haben. Wir sind immer etwas früher. Das ist manchmal sehr ärgerlich, das bringt einem Kritik ein. Nachher wird alles als selbstverständlich empfunden. Schopenhauer hat nun einmal recht: Jeder große Gedanke muß drei Stadien durchlaufen. Im ersten wird er von allen verlacht, im zweiten von vielen entschieden bekämpft und im dritten von allen als selbstverständlich empfunden."
    Bundestag,  Plenarprotokoll, 209. Sitzung, 10. Mai 1957 (archive.org)

1989

  • "Aber es ist so, wie schon Schopenhauer sagte: Ein neuer Gedanke wird zuerst verlacht, dann bekämpft, bis er nach längerer Zeit für selbstverständlich gilt."  (Link)

Das Falschzitat scheint auch ein Lieblingszitat des deutschen TV-Philosophen Richard David Prechts zu sein und hat sich wohl auch durch seine Mithilfe tausendfach verbreitet.

2010

  • "Denken wir dabei noch einmal an Schopenhauers Treppe. Wenn ein gesellschaftliches Problem entsteht, wird es zunächst verlacht, dann bekämpft, und am Ende gilt es als selbstverständlich."
    Richard David Precht: "Die Kunst, kein Egoist zu sein" (books.google

2013

  • "Diese Wandlung hat schon Arthur Schopenhauer beschrieben: 'Alle Wahrheit durchläuft drei Stufen. Zuerst wird sie lächerlich gemacht oder verzerrt. Dann wird sie bekämpft. Und schließlich wird sie als selbstverständlich angenommen.'"  (taz.de)


2019

  • "Nach Arthur Schopenhauer durchläuft jedes Menschheitsproblem bis zu seiner Anerkennung drei Stufen: Erst wird es ignoriert und verlacht, dann bekämpft, und am Ende gilt das einstmals völlig Verrückte als so selbstverständlich, dass man sich gar nicht vorstellen kann, dass es mal anders war. Genau so wurden in unseren Gesellschaften in jahrhundertelangem Kampf die Sklaverei und die Kinderarbeit abgeschafft und die Rechte der Arbeiter und Frauen erstritten."
    Richard David Precht, Handelsblatt Magazin, 25. April 2019 (Link)

Der amerikanische Quote Researcher Garson O'Toole kommt in seinem Artikel zu diesem Falschzitat zu dem Schluss, dass Aphorismen mit der Formel "verlacht -  bekämpft - akzeptiert" seit den1860er Jahren ohne direkten Bezug auf Schopenhauer verbreitet und später Arthur Schopenhauer untergeschoben wurden.

 

In Arthur Schopenhauers Schriften sind diese angeblichen Schopenhauer-Zitate unauffindbar. 

Das Zitat "Zuerst ignorieren sie dich, dann lachen sie über dich, dann bekämpfen sie dich und dann gewinnst du" stammt übrigens auch nicht von Mahatma Gandhi, sondern so ähnlich von einem amerikanischen Gewerkschaftler aus dem Jahr 1918 (Zitatforschung:  falschzitate)


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Quellen:

Arthur Schopenhauer: "Die Welt als Wille und Vorstellung." Brockhaus, Leipzig: 1819, Vorrede, S. XVI  (Link) 
Garson O'Toole: "Truth Passes Through Three Stages: First, It Is Ridiculed. Second, It Is Violently Opposed. Third, It Is Accepted As Self-Evident." 2016 (quoteinvestigator.com)

Walter Stroem: "Das Wesen des Monismus" in: "Die Gegenwart", 41. Jg., Band. 82, Nr. 30, Berlin, 27. Juli 1912, Motto S. 468 (Link) [Zitiert nach Bernd-Christoph Kämper]
'Tierseele' - Zeitschrift für Vergleichende Seelenkunde, 1913, S. 302 (Link)(Zitiert nach quoteinvestigator)  
Bundestag, Plenarprotokoll, 209. Sitzung,  10. Mai 1957 S. 12106 (archive.org)
"Dokumente zur Deutschlandpolitik 1. Januar bis 31. Dezember 1957." Hrsg.: Ernst Deuerlein; Gisela Biewer und Hansjürgen Schierbaum. Alfred Metzner Verlag, Frankfurt am Main: 1967, S. 863 (books.google)
 Richard David Precht: "Die Kunst, kein Egoist zu sein. Warum wir gerne gut sein wollen und was uns davon abhält" Goldmann Verlag: 2010 ebook (books.google)  
Richard David Precht: "Greta Thunberg braucht keine Nachhilfestunden", Handelsblatt Magazin, 25. April 2019 (Link)
 

 Artikel in Arbeit.
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Dank:

Ich danke Garson O'Toole und den Autorinnen von Wikiquote für ihre Dokumentationen und Bernd-Christoph Kämper für Korrekturen und den Hinweis auf den Ursprung des Kuckuckzitats im Jahr 1912 . Dank auch an Arno Tator.

 

 

Letzte Änderung: 26/6 2023