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Samstag, 14. Mai 2022

"Es gibt Würstchen in diesem Parlament, die sind den Mostrich nicht wert, den man auf sie streichen müsste, um sie genießbar zu machen." Herbert Wehner (angeblich)

 

Pseudo-Herbert-Wehner-Zitat.

Dieser Witz stammt so ähnlich aus Dieter Hildebrandts satirischer "Abschiedsrede Herbert Wehners vor dem Parlament" und nicht von dem schlagfertigen sozialdemokratischen deutschen Parlamentarier Herbert Wehner, den ein politischer Gegner aus der CDU einmal den "größten Schimpfbold im ganzen Bundestag" genannt hat.

Dieter Hildebrandt:

  • "Ach, Herr Kollege Schmutzler [...] Sie sind doch den Mostrich nicht wert, den ich gebraucht hätte, um die Würstchen genießbar zu machen, die ich in diesem Hohen Hause schon verspeist habe."

    Dieter Hildebrandt: "Abschiedsrede Herbert Wehners vor dem Parlament", Fiktive Rede Wehners  (Link)

Herbert Wehner verstarb 1990 in Bonn und ungefähr fünfzehn Jahre nach seinem Tod wurde in Zeitungen und in den Sozialen Medien damit begonnen, ihm Witze mit Würstchen und Senf zu unterschieben:

Pseudo-Herbert-Wehner-Zitate: 

  • "Herbert  Wehner steigt noch einmal vom Grab in die Bütt und wiederholt seinen Satz:  'Es gibt Würstchen in diesem Parlament, die sind den Senf nicht wert, den  man draufstreichen müsste, um sie genießbar zu machen.'" Sächsische Zeitung, 28. Februar, 2004, S. 9 (Link)
  • "Herbert Wehner: Sie sind nicht mal den Senf wert, den ich auf ein Würstchen wie Sie schmieren würde." Twitter, 2009
  • "Hat hier jemand 'Senf' gerufen, daß sich jetzt alle kleinen Würstchen melden?" -- Herbert Wehner :o))" Twitter, 2010
  • "Mein Lieblingszitat von Herbert Wehner: 'Wer hat denn 'Senf' gerufen, daß sich jetzt alle Würstchen melden?'" Twitter 2013
  • "Auf Video sieht er alte Bundestagsreden, in denen Wehner vom Rednerpult keift: 'Es gibt Würstchen in diesem Parlament, die sind den Mostrich nicht wert, den man auf sie streichen müsste, um sie genießbar zu machen.'" Stuttgarter Nachrichten, 22. Mai 2013, S. 3 (Link)
  • "Es gibt Würstchen im dt. Parlament, die sind den Senf nicht wert, den man auf sie streichen müßte, um sie genießbar zu machen (Herbert Wehner)" Twitter 2013
  • "Wehner sagte mal 'Heute sitzen Würstchen im Parlament, die sind den Mostrich nicht wert , der auf sie gestrichen wird'." Twitter 2017
  • "Es gibt Würstchen in diesem Parlament, die sind den Mostrich nicht wert, den man auf sie streichen müsste, um sie genießbar zu machen." Twitter 2017

"Herbert Wehners Abschiedsrede vor dem Bundestag, die dieser leider nicht gehalten hat", vorgetragen von Thomas Freitag, war am 17. März 1983 im ARD zu sehen. (Text: Dieter Hildebrandt, Scheibenwischer).

ARD 17. März 1983, Youtube:



Das ist nicht der erste Fall, dass ein Zitat aus einem Roman, einer Satire oder einem Film über eine Person irrtümlich der realen Person untergeschoben wurde.

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Quellen:

Dieter Hildebrandt: "Abschiedsrede Herbert Wehners vor dem Parlament" in: Dieter Hildebrandt: "Was aber bleibt: Texte aus fünf Jahrzenten" Herausgegeben von Rolf Cyriax, Blessing Verlag, München: 2017 ebook (Link)
Thomas Freitag: "Herbert Wehners Abschiedsrede vor dem Bundestag, die dieser leider nicht gehalten hat", Text: Dieter Hildebrandt, Scheibenwischer,   ARD 17. März 1983 (Youtube)


Beispiele für falsche Zuschreibungen an Herbert Wehner:
Wolfgang Schaller: "Fast Nacht", Satire, Sächsische Zeitung vom 28. Februar, 2004 S. 9 (Link)
Claudia Lepping: "Der Letzte im Karussell: Die Gründung des Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins (ADAV) gilt als Geburtsstunde der Sozialdemokratie. 150 Jahre später sind die Proletarier unter den SPD-Politikern zur absoluten Ausnahme geworden." Stuttgarter Nachrichten, 22. Mai 2013, S. 3 (Link)

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Dank:
Ich bin Ralf Bülow für die Aufdeckung dieses Falschzitats zu Dank verpflichtet.