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Dienstag, 18. Mai 2021

20 Goethe-Zitate, die sicher nicht von Goethe sind. Link-Sammlung.

 Links zu den Artikeln über folgende Pseudo-Goethe-Zitate:


  1. "Auch aus Steinen, die einem in den Weg gelegt werden, kann man Schönes bauen."

  2. "Bei Fünfzig ist man für sein Gesicht verantwortlich".

  3. "Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken."

  4. "Der denkende Mensch ändert seine Meinung." 

  5. "Die Wahrheit enthält immer auch Lüge."

  6. "Eines Morgens wachst Du nicht mehr auf, die Vögel aber singen, wie sie gestern sangen. Nichts ändert diesen Tagesablauf. Nur Du bist fortgegangen. Du bist nun frei, und unsere Tränen wünschen Dir Glück."

  7. "Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen."

  8. "Erfolg hat 3 Buchstaben: TUN!"

  9. "Erfolgreich zu sein setzt zwei Dinge voraus: Klare Ziele und den brennenden Wunsch, sie zu erreichen."

  10. "Für ein zufriedenes Leben braucht man neun Dinge: genügend Gesundheit ..."

  11. "Gott gibt die Nüsse, aber er knackt sie nicht." 

  12. "Lieber Freund, entschuldige meinen langen Brief, für einen kurzen hatte ich keine Zeit."

  13. "Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen."

  14. "Reden ist uns ein Bedürfnis, Zuhören ist eine Kunst."

  15. "Was man tief in seinem Herzen besitzt, kann man nicht durch den Tod verlieren."

  16. "Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune." 

  17. "Wer in der Demokratie schläft, wacht in der Diktatur auf."

  18. "Wer nicht genießt, wird ungenießbar." 

  19. "Werde der, der du bist."

  20. "Wir haben genug Zeit, wenn wir sie nur richtig verwenden." 

  21.  "Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht."

 

 Entstellte Goethe-Zitate:

 

"In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet." 

"Was immer du tun kannst oder erträumst zu können, beginne es."

 

 

Montag, 17. Mai 2021

"Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen." Johann Wolfgang von Goethe (angeblich)


Pseudo-Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat. 18/4 2020 (Link)
Dieses ursprünglich englische Sprichwort wird erst seit dem Beginn der Corona-Pandemie Johann Wolfgang Goethe untergeschoben und ist in seinen Texten nicht zu finden, was man einfach überprüfen kann, da Goethes Werke mehrfach digitalisiert sind.

Entstanden ist das vermeintliche Goethe-Zitat aus dem Sprichwort: "Fear knocks at the door. Faith answers. No one is there", das in verschiedenen Varianten seit etwa hundert Jahren in religiösen Schriften Amerikas verbreitet wird (Link)

Author unknown.
Auf Deutsch wurde eine Variante des Sprichworts ("Die Angst klopft an die Tür, der Glaube antwortet, niemand tritt ein") im Jahr 2004 wohl irrtümlich Martin Luther King zugeschrieben (Link).

Seit dem Jahr 2013 findet man auf Deutsch Versionen des Sprichworts bei denen das Wort "Glaube"  durch das Wort "Mut" ersetzt wurde (Link); immer ohne Zuschreibung an Goethe oder an eine andere Berühmtheit.

Der genaue Wortlaut "Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen" tauchte im März 2020 noch ohne Zuschreibung an Goethe als anonymer Spruch auf, und wurde anscheinend erst seit dem April 2020 Johann Wolfgang Goethe zugeschrieben.

 

Entwicklung des Kuckuckszitats:

 
In einer frühen Fassung des Sprichworts sieht man, wenn der Glaube die Tür öffnet, noch die Schuhabsätze der Angst hinter der nächsten Ecke verschwinden, doch seit den 1930er Jahren wird das Sprichwort in prägnanteren Formen weitererzählt:

1919

The Schwenkfeldian, 1919, Vol. 16, Nr. 8-12, S. 138 (Link)

1935/1937

  • "When fear knocks at the door and faith opens it there is nothing there." (Link)

Das anonyme Sprichwort wurde auch auf dem Kaminsims eines alten englischen Gasthofs gesehen:

1947

  •  "On the front of a mantel in an ancient inn in England there is an inscription: 'Fear knocks at the door. Faith answers. No one is there.'
    Spiritual letters of Father Hughson O.H.C.,  Holy Cross Press, West Park, N. Y.: [1952],
    S. 241 (Link)

1952

  • "When fear knocks at the door, send faith to open it, and you'll find no one there." Anonym (Conducted by J.P. Barrow)
    The Free Will Baptist, Vol. 67, 7. April 1952, Nr. 16, S. 10 (Link)

1981

  • "'Believe me, my father's plan works in magic ways.' Fear knocks at the door. Faith opens it. But no fear is there."
    Allen E. Zimmer: "God make me brave for life: for joy with others and peace with myself, Argus Communications, Allen, Texas: 1981 S. 106 (Link)

 1982

  •  "17. When fear knocks at the door of your mind, let faith in God and all things good open the door." (Link)

 Auf Deutsch taucht das Sprichwort in den digitalisierten Texten erst im 21. Jahrhundert auf. Die Zuschreibung an Martin Luther King habe ich in amerikanischen Quellen nicht gefunden:

2004

  • "'Die Angst klopft an die Tür, der Glaube antwortet, niemand tritt ein' (M. L. King)."
    Traugott Giesen: "Angst klopft an, der Glaube antwortet, niemand tritt ein", Die Welt 12.06.2004 (Link)
In Amerika gilt das Zitat als amisches Sprichwort, in Deutschland ohne ersichtlichen Grund manchmal als irisches oder chinesisches:

2010

  •  "When fear knocks at the door, send faith to answer!"
    Suzanne Woods Fisher: "Amish proverbs: words of wisdom from the simple life" (Link)

2011

  • "Klopft die Angst an die Tür. Das Vertrauen öffnet. Niemand steht draußen. Chinesisches Sprichwort"
    17. September 2011 (Twitter)

2013  

  • "'Die Angst klopft an die Tür, der Glaube antwortet, und niemand wollte herein.'  altes irisches Sprichwort"
    15. März 2013 (Twitter)

 In einem Tweet aus dem Jahr 2013 wurde meines Wissens das erste Mal der "Glaube" durch den "Mut" ersetzt:

2013

  • "Die Angst klopft an die Tür. Als der Mut sie öffnet, war niemand da. Mehrere Pointen" Anonym @jahudy 31. März 2013 (Twitter)

 2017

  • "Die Angst klopft an die Tür. Das Vertrauen öffnet. Niemand steht draußen. (Chinesisches Sprichwort)"
    13. August 2017 (Twitter)

2018  

  • "Angst klopft an der Tür. / Mut macht auf. / Niemand ist draußen."
    27. Juni 2018 (Twitter)

Am 30. März 2020 hat ein Blogger den genauen Wortlaut des später Goethe unterschobenen Zitats gelesen, und es sehr passend für die "heutige Zeit" gefunden:

 2020 März

  • "Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen." Anonym
    "Habe dieses Zitat gerade gelesen und fand, dass es gut in die heutige Zeit passt!"
    finger's blog 30. März 2020  (fingersblog.com)

Anscheinend erst seit dem April 2020 wird das Zitat Goethe zugeschrieben, und ausgestattet mit der Autorität des deutschen Dichters ist es in kurzer Zeit ein beliebter Motivationsspruch gegen die Angst vor dem Corona-Virus geworden.

2020 April

  • "Vielleicht fühlt sich Ostern dann etwa so an, wie Johann Wolfgang von Goethe es beschreibt: 'Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draußen.'"
    "Gedanken in der Fastenzeit", evangelische-kirche-doernigheim.de, 8. April 2020  (Link)

2020 April

  • "Vielen von uns hilft im Moment ihr rückhaltloses Gottver­trauen und mir genauso unser guter Goethe: 'Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete. Aber da war keiner.'"
    "Mit Goethe und russischen Nachbarn durch die Corona-Wochen" Moskauer Deutsche Zeitung, 29. April 2020 (Link)

 2020 Oktober

  • "Goethe schrieb:  'Eines Tages klopfte die Angst an die Tür. Der Mut stand auf und öffnete, aber da war niemand draussen.'"
    "Das Virus spaltet die Bevölkerung", Bote der Urschweiz  28.10.2020 (genios.de)

2020 November 

  •  "Wie Goethe sagte: 'Die Angst klopft an. Der Mut öffnet. Da steht niemand vor der Tür' ".
    21. November 2020 (Twitter)

______________
Quellen:
genios.de
archive.org 
"Lexikon der Goethe-Zitate." Hrsg. von Richard Dobel, Artemis Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg: 1991 (Keine Erwähnung des Zitats.)
The Schwenkfeldian, Vol. 16, Nr. 8-12, S. 138 (Link)
Spiritual letters of Father Hughson O.H.C.,  Holy Cross Press, West Park, N. Y.: [1952], S. 241 (Link) 
 The Free Will Baptist, Vol. 67, 7. April 1952, Nr. 16, S. 10 (Link)
Allen E. Zimmer: "God make me brave for life : for joy with others and peace with myself, Argus Communications, Allen, Texas: 1981 S. 106 (Link)
Traugott Giesen: "Angst klopft an, der Glaube antwortet, niemand tritt ein", Die Welt 12.06.2004 (Link) 
Suzanne Woods Fisher: "Amish proverbs: words of wisdom from the simple life", Revell, Grand Rapids: 2010, S. 56  (Link) 
30. März 2020  (fingersblog.com)
8. April 2020 evangelische-kirche-doernigheim.de  (Link)
"Mit Goethe und russischen Nachbarn durch die Corona-Wochen" Moskauer Deutsche Zeitung, 29. April 2020 (Link) 
"Das Virus spaltet die Bevölkerung", Bote der Urschweiz / Zentralschweiz, 28.10.2020 (genios.de)
 
 Twitter:
15. März 2013 (Twitter)  
31. März 2013 @jahudy   (Twitter)
13. August 2017 (Twitter) 
27. Juni 2018 (Twitter) 
 21. November 2020 (Twitter) 
 
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Dank:
Ich danke Carmen für die Frage nach diesem Falschzitat.
 
 

Artikel in Arbeit.


  •  
     

Montag, 15. Februar 2021

"Wer Tiere quält, ist unbeseelt". Johann Wolfgang von Goethe (angeblich)

Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.
 
Dieses gut gemeinte Gedicht wird seit etwa 70 Jahren Johann Wolfgang von Goethe untergeschoben und ist weder in seinen Büchern noch in relevanten Nachschlagwerken so oder so ähnlich zu finden.

Die holprigen Verse einer unbekannten Person werden nicht nur von naiven Tierschützern in den Sozialen Medien fälschlich Goethe zugeschrieben, sondern manchmal auch von Autoren mit wissenschaftlichem Anspruch (Link), allerdings nie von Literaturwissenschaftlerinnen*.

Nachweisbar ist das beliebte Gedicht seit den 1950er Jahren beispielsweise in Artikeln zum Welttierschutztag (Link), und heute wird es auch in vielen Online-Zitatesammlungen Goethe zugeschrieben.

  • Pseudo-Goethe-Zitat:

    "Wer Tiere quält, ist unbeseelt
    und Gottes guter Geist ihm fehlt,
    mag noch so vornehm drein er schaun,
    man sollte niemals ihm vertraun."

     

    Anonymer Kommentar:

     
    "Wenn das von Goethe ist, fresse ich eine Kokosnuss im Ganzen". Anonym (Tamy!) 2011 (pauker.at)
     
     

    Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.


     
    ________________
    Quellen: 
    Google
     "Lexikon der Goethe-Zitate". Hrsg. von Richard Dobel, Artemis Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg: 1991 
    2008:  wikiquote.org/wiki/Diskussion:Tier
    2011: pauker.at
     
    Frühe Beispiele für falsche Zuschreibungen:
    1953:  Nordwest Zeitung, Ausgabe Der Münsterländer vom 17.10.1953, S. 4 (genios.de, kostenpflichtig)
    1959: Unser Schaffen, Zeitschrift, 1959, S. 282 (archive.org)
    1962: George Grimm: "Buddhistische Meditationen: ein Brevier", Baum-Verlag, Pfullingen:1962, S. 332 (books.google)
     
     
     
     
    Artikel in Arbeit.
    _____________
    Dank:
    Ich danke Moritz Jacob für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Donnerstag, 26. November 2020

"Wer nicht genießt, wird ungenießbar." Friedrich Schiller (angeblich)

Pseudo-Friedrich-Schiller-Zitat.

Dieser durch ein Lied Konstantin Weckers populär gewordene Aphorismus wird seit etwa 5 Jahren nicht nur in den Sozialen Medien Friedrich Schiller unterschoben, sondern auch in angesehenen Zeitungen: 

2015

  • "Frage: «Wer nicht geniesst, wird ungeniessbar», schrieb Friedrich Schiller. Hatte der Autor recht?
    Antwort: Genuss ist tatsächlich ein Antidepressivum. Depression und Genusskompetenz hängen zusammen. Treten Depressionen auf, kann die Genussfähigkeit verloren gehen. Man spricht vom sogenannten hedonistischen Defekt."
    «Geniesser kennen die Grenzen» Interview von Nicole Althaus mit Marlies Gruber, NZZaS Stil-Magazin 3. Mai 2015, Nr. 18, S. 22 (via genios.de)
2016
  • "Jetzt soll mir niemand mit dem Spruch 'Wer nicht genießt, ist ungenießbar' kommen! Er stammt zwar angeblich gar nicht von Konstantin Wecker, sondern von Friedrich Schiller, aber dieser hatte auch nicht immer recht."
    Die Presse, 3. Februar 2016 (Link)

 In den mehrfach digitalisierten Schriften Friedrich Schillers oder Johann Wolfgang Goethes, dem das Zitat auch vereinzelt zugeschrieben wird, ist dieses Kuckuckszitat so wenig zu finden wie in relevanten Lexika.

 Konstantin Wecker hat sein Lied "Wer nicht genießt, ist ungenießbar" 1978 in dem Album "Eine ganze Menge Leben" veröffentlicht, doch wurde dieser Aphorismus schon 11 Jahre davor von dem Autor und Philosophen Arno Plack geprägt, wie Ralf Bülow herausgefunden hat.

 

1967

Arno Plack: "Die Gesellschaft und das Böse: eine Kritik der herrschenden Moral",1967, S. 77 (books.google).


Artikel in Arbeit.

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Quellen: 

Google

Arno Plack: Die Gesellschaft und das Böse: eine Kritik der herrschenden Moral, List Verlag, München: (1967) 1969, S. 77 (books.google)

 Konstantin Wecker: "Wer nicht genießt, ist ungenießbar" , in Album: "Eine ganze Menge Leben (1978)

«Geniesser kennen die Grenzen» Interview von Nicole Althaus mit Marlies Gruber, NZZaS Stil-Magazin 3. Mai 2015, Nr. 18, S. 22 (via genios.de) 

Die Presse, 3. Februar 2016 (Link)

Twitter


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Dank:

Ich danke @liulen11 für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat sowie Ralf Bülow für seine Recherchen.

 






 

Samstag, 10. Oktober 2020

"Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen." Johann Wolfgang von Goethe (angeblich)

Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.

Dieses Bonmot wurde erst im 21. Jahrhundert Johann Wolfgang von Goethe unterschoben und ist in seinen digitalisierten Werken so wenig wie in relevanten Lexika zu finden.

Das inzwischen sehr beliebte Kuckuckszitat ist seit dem Ende des 20. Jahrhunderts als Motto von Wanderern nachweisbar, steht seit 1999 (ohne Zuschreibung an Goethe) als Spruch auf T-Shirts und wurde in den folgenden Jahren ohne Goethe-Zuschreibung als Werbeslogan von touristischen Unternehmen in Deutschland und Österreich verwendet.


 1998

 1999

 


 

Laut einer chronologischen Suche mit der Zeitungssuchmachine genios.de wurde das Wanderer-Motto in etwas verändertem Wortlaut im Jahr 2005 erstmals Goethe zugeschrieben (Badische Zeitung, 14. Januar 2005) und ungefähr seit dem Jahr 2012 hat sich die falsche Zuschreibung an Johann Wolfgang von Goethe in Zeitungen und im Internet durchgesetzt. 

 

Beispiele für falsche Zuschreibungen an Goethe: 


 2009

  • "'Nur wo du zu Fuß warst, warst du wirklich' – schrieb einst Goethe, möglicherweise, als er in Montebelluna vorbeikam, dem italienischen Schuhhimmel ..." alpenverein.at, 15. März 2009 

2012

  • "Wen wundert’s, denn schon Johann Wolfgang von Goethe schrieb: 'Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.'"  Westfälische Nachrichten, 24. Dezember 2012

2014

  • "Doch ist man den Lahnwanderweg gegangen, versteht man den Satz von Goethe: 'Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.'" Der Spiegel, 10. August 2014

2015

  • "Nur wo du zu Fuß warst, bis du wirklich gewesen. Das hat Johann Wolfgang von Goethe anno dazumal aufgeschrieben." Stuttgarter Zeitung, 17. März 2015 

Twitter, 3. Mai 2015.

2016

  • "Wer weit genug wandert, wird erleben, dass die Wanderarbeit ('Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen.' – Goethe) in Wanderlust umschlägt."  Die Welt, 31. Juli 2016 

2017 

  • "So führt uns Goethes 'Nur wo du zu Fuss warst, bist du auch wirklich gewesen' ..." NZZ, 14. November 2017 

2018

  • "'Nur wo du zu Fuß warst, bist du auch wirklich gewesen', hielt Johann Wolfgang von Goethe bereits fest." Kurier, 21. Juni 2018

 2020

  • "'Nur wo du zu Fuß warst, bist du wirklich gewesen', schrieb Goethe. Dass diese viel zitierte Sentenz mehr ist als eine hübsche Phrase, deuten die Reisetrends der letzten Zeit an, bei denen das Fortbewegungstempo bewusst verlangsamt wird."
    TAZ, 24. Mai 2020

 

Twitter, 2020, libris.

 

 

 

Artikel in Arbeit.

 

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Quellen:

Google

Twitter

genios.de  

"Lexikon der Goethe-Zitate". Hrsg. von Richard Dobel, Artemis Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg: 1991 
 
Beispiele für das Kuckuckszitat: 
 
alpenverein.at, 15. März 2009 
Der Spiegel, 10. August 2014
NZZ, 14. November 2017  
Kurier, 21. Juni 2018
TAZ, 24. Mai 2020

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Dank:

Ich danke libris für das Foto von diesem Kuckuckszitat.





Freitag, 2. Oktober 2020

"Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune." Johann Wofgang von Goethe (angeblich)

Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.

Dieses nicht nur  im Buchhandel beliebte Zitat wird Johann Wolfgang Goethe erst seit kaum 10 Jahren unterschoben und ist in seinen digitalisierten Werken und in Goethe-Lexika unauffindbar.

Entstanden ist der Spruch anscheinend als Werbeslogan für Zeitungen in den 1930er Jahren; die Redensart 'über den Zaun schauen' in der Bedeutung 'seinen Gesichtspunkt erweitern' ist allerdings schon viel älter:

  •  "Wer Zeitung liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaun!"
  • Variante:
    "Wer das 'Salzburger Volksblatt' liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaun!"

 

Das Kleine Blatt, 27. August, 1939, S. 19 (Link)


Salzburger Volksblatt, 10. Oktober 1936, S. 8 (Link).

Als der variierte Zeitungs-Werbespruch Anfang des 21. Jahrhunderts aufgekommen ist, wurde er noch nicht Goethe unterschoben, wie Moritz Jacob herausgefunden hat.

2004:

  • "Das Motto dieses Bücher-Flohmarktes lautet: Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune."

Ein Jahrzehnt später schmückt das Pseudo-Goethe-Zitat schon die Wand einer Buchhandlung, taucht auch schon in angesehenen Zeitungen auf, und wenn es im Internet nicht Goethe unterschoben wird, wird es als italienisches Sprichwort bezeichnet.

Bei einer chronologischen Suche mit der Zeitungssuchmaschine genios.de findet man die falsche Zuschreibung an Goethe das erste Mal in einem Artikel über eine Veranstaltung der Stadtbibliothek der sächsischen Kleinstadt Bad Düben  in der Leipziger Volkszeitung am 12. Juni 2009.


 2018

  • "An einer freien Wand steht in Großbuchstaben: 'Wer Bücher liest, schaut in die Welt und nicht nur bis zum Zaune.' Das ist von Goethe und kann als aktueller Kommentar zur politischen Lage gelesen werden." (sueddeutsche.de)

.

Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat. Foto: Güsten, dpa (Link).

 

 


Artikel in Arbeit.

________

Quellen:

Google

´genios.de 

ANNO

 

"Lexikon der Goethe-Zitate". Hrsg. von Richard Dobel, Artemis Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg: 1991  

Das Kleine Blatt, 27. August, 1939, S. 19

Salzburger Volksblatt, 10. Oktober 1936, S. 8

Leipziger Volkszeitung, 12. Juni 2009 (genios.de)

 ____

Dank:

Ich danke Moritz Jacob für die Aufdeckung dieses Kuckuckszitats und Ralf Bülow für seine Recherchen zur Vorgeschichte des Zitats.


_________________________________

Anhang

 

Facebook, 27. September 2020:

Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.

_




Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.

Dienstag, 26. Mai 2020

"Mit 50 hat jeder das Gesicht, das er verdient." George Orwell

Das Sprichwort, jemand sei für sein Gesicht verantwortlich, ist in unterschiedlichen Versionen seit dem 19. Jahrhundert in den digitalisierten Texten nachweisbar.

Viele behaupten, die Verantwortlichkeit für das eigene Gesicht beginne mit dem 50. Lebensjahr, andere glauben, schon mit 30 oder 40.

Das Sprichwort wird auch Johann Wolfgang von Goethe oder Abraham Lincoln zugeschrieben, aber in ihren Texten hat es noch niemand gefunden.

Weltweit bekannt wurde es durch George Orwell und Albert Camus.

Der letzte Eintrag im Notizbuch des 1950 im Alter von 46 Jahren verstorbenen Autors und Journalisten George Orwell am 17. April 1949 lautet:
Und in Albert Camus'  Roman "Der Fall" steht ein paar Jahre später der Satz:

Geprägt oder nachweisbar als Erster verwendet hat das Sprichwort Edwin M. Stanton, der Kriegsminister Abraham Lincolns, in einem im Jahr 1891 erstmals publizierten Dialog (Link).

Der amerikanische Politiker Edwin Stanton sagte von einem Mann, den er für einen Angeber, Lügner und Betrüger hielt, er schaue noch dazu aus wie ein Kabeljau. 

Kabeljau.
 Auf die Entgegnung, niemand könne etwas dafür, wie er ausschaue, erwiderte Edwin Stanton: "Ein Mann mit Fünfzig ist für sein Gesicht verantwortlich!" (Link)


Kurze Chronologie des Sprichworts:


1891
  •  Edwin Stanton:  "A man of fifty is responsible for his face!" (Link)
1909 
  • Anonym: "Der erwachsene Mensch ist auch für sein Gesicht verantwortlich".
 1929 
  • "Bei Fünf­zig ist man für sein Gesicht verantwortlich, be­hauptete Goethe." (Link)
 1949
1956 

 1970
  • "Eine Lady von exzellentem Urteil, nämlich Stern-Kolumnistin Sybille, hatte ihn vor langer Zeit geschrieben: mit dreißig sei jedermann verantwortlich für sein Gesicht." (Link)
2016
  • "Lincoln sagte zu seinen Mitarbeitern: 'Ein Mann mit Vierzig ist für sein Gesicht verantwortlich'". 


[Ist Ihnen ZITATFORSCHUNG zur Eindämmung falscher Zitate etwas wert? (Link)]


Artikel in Arbeit.


______

Quellen:
Wikiquote
Ralph Keyes: "The Quote Verifier: Who Said What, Where, and When." St. Martin's Griffin, New York: 2006, S. 60 (Link)
Oxford Dictionary of Quotations. Edited by Elizabeth Knowles. Sixth edition. Oxford University Press, New York: 2004 
L.E. Chittenden: "Recolletions of President Lincoln and his administration." Harper a. Brothers, New York: 1891, S. 184
Die Stunde, 6. Juni 1929, S. 5 (Link)
Albert Camus: (Link)  
George Orwell:  archive.org

Mareen Linnartz: "Das Wort Idiot hätte Loriot nie verwendet", Süddeutsche Zeitung, 26. Mai 2020 (Link) 

__________
Dank:
Ich danke  Claudia Mennel für ihren Hinweis auf Albert Camus und Mareen Linnartz für die Frage zu diesem Zitat, die ich in dem Interview für die Süddeutsche Zeitung noch nicht korrekt beantworten konnte.


Mittwoch, 8. April 2020

"Der denkende Mensch ändert seine Meinung." Friedrich Nietzsche (angeblich)

Pseudo-Friedrich-Nietzsche-Zitat.

Dieser  fast schon sprichwörtliche Satz wird seit kaum 20 Jahren im Internet dem Philosophen Friedrich Nietzsche unterschoben.

In seinen Schriften ist dieser schlichte Satz nicht enthalten, wie jedermann leicht überprüfen kann, da Friedrich Nietzsches Werke mehrfach digitalisiert sind.

Die erste Zuschreibung dieses Zitats an Friedrich Nietzsche steht in dem 1998 erschienenen Jugend-Roman "Die Mitte der Welt" von Andreas Steinhöfel.


Andread Steinhöfel: Die Mitte der Welt, 1998,  S. 85 (Link)
Die  schlagfertige Schülerin Kat rechtfertigt in dem Roman "Die Mitte der Welt"  mit diesem Nietzsche-Zitat, das sie anscheinend gerade erfunden hat, eine Meinungsänderung gegenüber ihrem 17jährigen Freund Phil.

Ein paar Jahre später taucht dieses Zitat der Schülerin Kat als Nietzsche-Zitat in der Signatur von Forenbeiträgen auf, und inzwischen wird es vor allem durch Memes im Internet verbreitet.

Aber das Kuckuckszitat steht auch schon in Zeitungen, besonders amüsant in der 'Neuen Westfälischen' vom 17. März 2018, weil hier das Zitat sowohl Konrad Adenauer  als auch Friedrich Nietzsche fälschlich zugeschrieben wird:

  • "Volker Neuhöfer (SPD) konterte: 'Ich freue mich, mit einem Zitat von Konrad Adenauer antworten zu können: ,Der denkende Mensch ändert seine Meinung’, und es hat sich etwas geändert, deshalb stimmen wir zu.'

    Nichts anderes war erwartet worden, denn die SPD unterstützt das Projekt seit Beginn an. Allerdings hat Neuhöfer nicht Adenauer zitiert, sondern den Philosophen Friedrich Nietzsche (1844-1900)."

    'Neue Westfälische', 17. März 2018 (Link)
 Fortsetzung folgt.

Artikel in Arbeit.



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ZITATFORSCHUNG unterstützen.

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Quellen:
Google
Friedrich Nietzsche: Digitale Kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe, basierend auf der Ausgabe von G. Colli und M. Montinari, Berlin/New York, de Gruyter: 1967ff., hrsg. von Paolo D’Iorio (Link)

Beispiele für falsche Zuschreibungen an Friedrich Nietzsche:

1998 Andread Steinhöfel: Die Mitte der Welt, Carsen Verlag,Hamgurg: (Erstausgabe: 1998) 2018, S.85 (Link)
2002 beautyboard.de/showthread, Sonnenblume, 26. Juni 2002, 10:12:45; 16. April 2002
2004 schatzsucher.de/Foren
2007 ergotherapie.de/foren
S. 91 (Link) 
Neue Westfälische, 17. März 2018 (Link)

spruchwelt.com

Falsche Zuschreibung an Johann Wolfgang Goethe:
books.google 1993?, 2002

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Dank:
Ich danke Ralf Bülow für die Aufdeckung dieses Kuckuckzitats und seinen Hinweis auf dessen Ursprung  (Link).

Dienstag, 3. März 2020

"In Bibliotheken fühlt man sich wie in der Gegenwart eines großen Kapitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet." Johann Wolfgang Goethe (angeblich)


Ungenaues Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat.
 
 Johann Wolfgang Goethe hat diesen Gedanken nicht für alle Bibliotheken formuliert, sondern speziell für die Göttinger Universitätsbliothek, die er am 8. Juni 1801 zum ersten Mal sah. 

Unmittelbar davor besuchte Goethe mit seinem damals 11jährigen Sohn August die Göttinger Pferderennbahn:


  • "Von da [der Reitbahn] zu der allerruhigsten und unsichtbarsten Thätigkeit überzugehen, war in oberflächlicher Beschauung der Bibliothek gegönnt; man fühlt sich wie in der Gegenwart eines großen Capitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet."
    Goethe, 1830, S. 98 (Link)

Bild von uni-goettingen.de
Die Göttinger Bibliothek gehörte um das Jahr 1800 mit 150.000 Büchern und ihrem neuartigen Katalogsystem zu den modernsten Universitätsbibliotheken der Welt (Link).

Auf der Rückreise von Bad Pyrmont nach Weimar im Sommer 1801 konnte Goethe noch vier Wochen lang die Bibliothek für seine naturwissenschaftlichen Studien benützen.

Auf alle Bibliotheken ausgeweitet wurde Goethes Lob der Göttinger Bibliothek erst mehr als 100 Jahre nach seinem Tod.

Inzwischen schmückt sich sogar die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar mit dem verfälschten Göttinger Goethe-Zitat (klassik-stiftung).

In den digitalisierten Texten taucht das entstellte Goethe-Zitat das erste Mal im Jahr 1954 (Link) auf. 

Artikel in Arbeit.
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Quellen:
Johann Wolfgang Goethe: "Tag- und Jahres-Hefte als Ergänzung meiner sonstigen Bekenntnisse", in: Goethe's Werke: Vollständige Ausgabe letzter Hand,  31. Band, J.G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen: 1830, S. 98 (Link)
Horst Kliemann: Stundenbuch für Letternfreunde: Besinnliches und Spitziges über Schreiber und Schrift, Leser und Buch, Ed. Lynotype, Frankfurt am Main: 1954, S. 176 (Link)
Gerhard Hachmann: "Wie lautet Goethes bekanntes Zitat über Bibliotheken richtig?", 26. September 2013 haferklee.wordpress.com

uni-goettingen.de
google books
zeno.org/
klassik-stiftung.de/herzogin-anna-amalia-bibliothek/?L=2

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Dank:
Gerhard Hachmann hat den Ursprung des entstellten Zitats schon im Jahr 2013 dokumentiert.