Posts mit dem Label Humboldt werden angezeigt. Alle Posts anzeigen
Posts mit dem Label Humboldt werden angezeigt. Alle Posts anzeigen

Samstag, 15. September 2018

"Im Grunde kehrt alles Große in der Welt auch im Kleinen wieder, wenn man es nur erkennen will." Alexander von Humboldt (angeblich)

Dieser Satz aus einem Brief des deutschen Gelehrten, Diplomaten und Bildungsreformers Wilhelm von Humboldt an seine Frau wird manchmal irrtümlich seinem Bruder, dem Naturforscher Alexander von Humboldt zugeschrieben.


 Wilhelm von Humboldt an Caroline von Humboldt,
Tegel, 12. Dezember 1820

  • " ... Es war im Walde unendlich melancholisch. Außer dem Hämmern eines Spechts hört man nichts Lebendiges. Nur das Rauschen in den Wipfeln. Aber der See ist dagegen viel lebhafter. Er stürmt ordentlich, und der Kontrast der überschwemmten und ruhigen Wiesen erinnert einen an die Lagunen. Im Grunde kehrt alles Große in der Welt auch im Kleinen wieder, wenn man es nur erkennen will."

    Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen, Band 7,  S. 76 (Link)
 ______
Quellen:
Google
Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen, Band 7,  Mittler und Sohn, Berlin: 1905; 1916, S. 76 (Link) 
 Wilhelm und Caroline von Humboldt in ihren Briefen, digitalisiert von Christian Mittag: m-tag.de


Mittwoch, 20. September 2017

"Habt Ehrfurcht vor dem Baum, er ist ein einziges großes Wunder, und euren Vorfahren war er heilig. Die Feindschaft gegen den Baum ist ein Zeichen von Minderwertigkeit eines Volkes und von niederer Gesinnung des einzelnen." Alexander von Humboldt (angeblich)


Pseudo-Alexander-von-Humboldt-Zitat.

Alexander von Humboldt hat mit diesem Zitat so wenig zu tun wie Häuptling Sitting Bull mit der Prophezeiung aus dem 20. Jahrhundert: "Erst wenn der letzte Baum gerodet, der letzte Fluss vergiftet, der letzte Fisch gefangen ist, werdet Ihr merken, dass man Geld nicht essen kann."

Seit 1961 wird Humboldt dieser pathetische Appell unterschoben, anscheinend ursprünglich von Reinhold Tüxen, einem angesehenen Botaniker, der allerdings 1939 seine Aufgabe noch darin sah, "die deutsche Landschaft vor der unharmonischen ausländischen Substanzen" und von allen "mongolischen Eindringlingen" "zu reinigen" (Link).

Dieser Pseudo-Alexander-von-Humboldt-Spruch, der im Nazi-Jargon die "Minderwertigkeit eines Volkes" diagnostiziert, wird immer ohne seriöse Quellenangabe zitiert und ist vor 1961 nicht auffindbar. 

Da Experten von der Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften schon lange vergeblich nach diesem Zitat in einem Text Alexander von Humboldts gesucht haben und es ihm erst über 100 Jahre nach seinem Tod erstmals zugeschrieben wurde, wird es wohl niemals in einem Werk oder Brief Alexander von Humboldts gefunden werden.

Dieses angebliche Humboldt-Zitat steht auch meines Wissens in keinem einzigen seriösen Zitate-Lexikon. 





***

ZITATFORSCHUNG unterstützen.

 ***

_______
Quellen:
Google
E-Mail von Dr. Ingo Schwarz vom 19. September 2017

Beispiele für falsche Zuschreibungen:

Bundesanstalt für Vegetationskartierung: "Pflanzen und Pflanzengesellschaften als lebendiger Bau- und Gestaltungsstoff in der Landschaft", 1961, S. 176  (Link)

ARD, LexiTV - Wissen für alle, 14. September 2017   (Link).
zitate.eu/author/von-humboldt-alexander-freiherr/zitate/157454
aphorismen.de/zitat/20902
taz.de/Alexander-von-Humboldts-250

________
Letzte Änderung: 14/9 2019

 
_________
Dank:
Ich danke Ingo Schwarz von der Berliner Alexander-von-Humboldt-Forschungsstelle für die Bestätigung, dass dieser Spruch kein authentisches Zitat ist.