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Mittwoch, 10. Juni 2020

"Politik ist das Bohren von dicken Brettern." Max Weber (angeblich)

Max Weber sprach in seinem berühmten Vortrag "Politik als Beruf" nicht von "dicken" Brettern, wie oft behauptet wird, sondern von "harten" Brettern, die in der Politik stark und langsam durchbohrt werden müssen.

 

Max Weber: "Politik als Beruf", 1919:



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Max Weber: "Wissenschaft als Beruf, 1917/1919; Politik als Beruf, 1919", Studienausgabe der Max Weber-Gesamtausgabe, Teil 1, Band 17, herausgegeben von Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schluchter, J.C.B. Mohr, Tübingen: 1994, S. 88 (Link)


Dienstag, 21. April 2020

"Es gibt welche, die für die Politik leben und solche, die von ihr leben." Max Weber (angeblich)

Entstelltes Max-Weber-Zitat.
Das ist eine  Paraphrase eines Zitats aus Max Webers berühmtem Münchner Vortrag "Politik als Beruf" vom 28. Januar 1919. Diese Paraphrase wird erst im 21. Jahrhundert fälschlich als Max-Weber-Zitat verbreitet.


Max Weber: "Politik als Beruf", 1919:


  • "Es gibt zwei Arten, aus der Politik seinen Beruf zu machen. Entweder: man lebt 'für' die Politik – oder aber: 'von' der Politik. Der Gegensatz ist keineswegs ein exklusiver. In aller Regel vielmehr tut man, mindestens ideell, meist aber auch materiell, beides: wer 'für' die Politik lebt, macht im innerlichen Sinne 'sein Leben daraus': er genießt entweder den nackten Besitz der Macht, die er ausübt, oder er speist sein inneres Gleichgewicht und Selbstgefühl aus dem Bewußtsein, durch Dienst an einer 'Sache' seinem Leben einen Sinn zu verleihen.

    In diesem innerlichen Sinn lebt wohl jeder ernste Mensch, der für eine Sache lebt, auch von dieser Sache. Die Unterscheidung bezieht sich also auf eine viel massivere Seite des Sachverhaltes: auf die ökonomische. 'Von' der Politik als Beruf lebt, wer danach strebt, daraus eine dauernde Einnahmequelle zu machen, – 'für' die Politik der, bei dem dies nicht der Fall ist.

    Damit jemand in diesem ökonomischen Sinn 'für' die Politik leben könne, müssen unter der Herrschaft der Privateigentumsordnung einige, wenn Sie wollen, sehr triviale Voraussetzungen vorliegen: er muß – unter normalen Verhältnissen – ökonomisch von den Einnahmen, welche die Politik ihm bringen kann, unabhängig sein.

    Das heißt ganz einfach: er muß vermögend oder in einer privaten Lebensstellung sein, welche ihm auskömmliche Einkünfte abwirft. So steht es wenigstens unter normalen Verhältnissen.

    Zwar die Gefolgschaft des Kriegsfürsten fragt ebensowenig nach den Bedingungen normaler Wirtschaft wie die Gefolgschaft des revolutionären Helden der Straße. Beide leben von Beute, Raub, Konfiskationen, Kontributionen, Aufdrängung von wertlosen  Zwangszahlungsmitteln: – was dem Wesen nach alles das Gleiche ist. Aber das sind notwendig außeralltägliche Erscheinungen: in der Alltagswirtschaft leistet nur eigenes Vermögen diesen Dienst.

    Aber damit allein nicht genug: er muß überdies wirtschaftlich 'abkömmlich' sein, d. h. seine Einkünfte dürfen nicht davon abhängen, daß er ständig persönlich seine Arbeitskraft und sein Denken voll oder doch weit überwiegend in den Dienst ihres Erwerbes stellt."

    Max Weber, Politik als Beruf, S. 42 (Link)

  • "Die Leitung eines Staates oder einer Partei durch Leute, welche (im ökonomischen Sinn des Wortes) ausschließlich für die Politik und nicht von der Politik leben, bedeutet notwendig eine 'plutokratische' Rekrutierung der politisch führenden Schichten. Damit ist freilich nicht auch das Umgekehrte gesagt: daß eine solche plutokratische Leitung auch zugleich bedeutete, daß die politisch herrschende Schicht nicht auch 'von' der Politik zu leben trachtete, also ihre politische Herrschaft nicht auch für ihre privaten ökonomischen Interessen auszunutzen pflegte. Davon ist natürlich gar keine Rede." 

    Max Weber, Politik als Beruf, S. 44 (Link)
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  • "Wir Journalisten lieben Webers 'Wer Politik betreibt, erstrebt Macht', mit dem wir die allzu Machtgeilen geißeln. Gerne genommen wird auch Webers Unterscheidung zwischen jenen Politikern, die für die Politik leben und jenen, die von ihr leben – mit der sich all jenen in den Rücken schießen lässt, die an ihrem Amt kleben."
    (handelsblatt.com)
  • "Weber unterteilt dabei den Begriff des Berufpolitikers in solche, die für die Politik, und in solche, die von der Politik leben."
    Wikipedia
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Quellen:
Max Weber: "Wissenschaft als Beruf, 1917/1919; Politik als Beruf, 1919", Studienausgabe der Max Weber-Gesamtausgabe, Teil 1, Band 17, herausgegeben von Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schluchter, J.C.B. Mohr, Tübingen: 1994, S. 42; 44
(Link)


 Beispiel für das Falschzitat:
Wolfgang Prinz: "Politzirkus: Bissige Aussprüche und Zitate von Politikern und über sie." Books on Demand, Norderstedt: 2009, S. 115 (Link)  
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Artikel in Arbeit. Die fettgedruckten Hervorhebungen sind von mir.