Dienstag, 24. Oktober 2017

"Es wird die Zeit kommen, da das Verbrechen am Tier genauso geahndet wird, wie das Verbrechen am Menschen." Leonardo da Vinci (angeblich)

Pseudo-Leonardo-da-Vinci-Zitat.

Dieses berühmte Zitat stammt aus dem im Jahr 1900 erschienem historischen Roman "Leonardo da Vinci" von Dmitri Mereschkowski . - In den Schriften Leonardo da Vincis wurde dieses Zitat allerdings nie gefunden (Link).

 Übersetzungen des russischen Leonardo-da-Vinci-Romans:

  •  "Der Meister [Leonardo da Vinci] leidet es nicht, daß man einem lebenden Wesen irgendwelchen Schaden zufügt, selbst nicht den Pflanzen. Zoroastro erzählte mir, daß er schon seit seiner frühesten Jugend aus diesem Grunde kein Fleisch genießt: es werde eine Zeit kommen, meine er, da alle Menschen, gleich ihm, sich mit Pflanzenkost begnügen und das Schlachten der Tiere als ein ebenso großes Verbrechen ansehen würden wie den Mord an einem Menschen."   
    Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski: "Leonardo da Vinci", Roman
    (Link) 
  • "The master [Leonardo da Vinci] permits harm to no living creatures, not even to plants. Zoroastro tells me that from an early age he has abjured meat, and says that the time shall come when all men such as he will be content with a vegetable diet, and will think on the murder of animals as now they think on the murder of men."
    Dmitry Sergeyevich Merezhkovsky: "The Romance of Leonardo da Vinci", (Link)
Aus dieser Passage des Romans von Mereschkowski entwickelten sich seit den 1960er Jahren folgende 

Pseudo-Leonardo-da-Vinci-Zitate:

  • "Es wird die Zeit kommen, in welcher wir das Essen von Tieren ebenso verurteilen, wie wir heute das Essen von unseresgleichen, die Menschenfresserei, verurteilen."
  • "Es wird die Zeit kommen, da das Verbrechen am Tier ebenso geahndet wird, wie das Verbrechen am Menschen."
  • "Ich habe schon in jüngsten Jahren dem Essen von Fleisch abgeschworen, und die Zeit wird kommen, da die Menschen wie ich die Tiermörder mit gleichen Augen betrachten werden wie jetzt die Menschenmörder."

Pseudo-da-Vinci quote.

  •  "The time will come when men such as I will look upon the murder of animals as they now look on the murder of men."  (Link)
  • "I have from an early age abjured the use of meat, and the time will come when men such as I will look on the murder of animals as they now look on the murder of men."
Das Zitat ist falsch, aber Leonardo da Vinci war nach dem Zeugnis eines Zeitgenossen, des Forschungsreisenden Andrea Corsali, wirklich das, was man seit dem 19. Jahrhundert einen "Vegetarier" nennt.

Über die Bewohner der indischen Region Gujarat ("Heiden, genannt Guzzarati") schreibt der italienische Entdeckungsreisende Andrea Corsali 1515 in einem langen Brief aus Indien an Lorenzo de' Medici
  • "Sie ernähren sich von nichts, das Blut enthält, und man lässt unter ihnen auch nicht zu, dass man irgendeinem beseelten Wesen schadet, so wie unser Leonardo da Vinci: sie leben von Reis, Milch und anderen unbeseelten Lebensmitteln."
  • "Non si cibano di cosa alcuna che tenga sangue, né fra essi loro consentano che si noccia ad alcuna cosa animata, come il nostro Leonardo da Vinci: vivono di risi, latte e altri cibi inanimati." 
    Andrea Corsali, Cochin, Indien, 1515 (Link)
Dieses Satz ist meines Wissens die einzige einzige präzise zeitgenössische Quelle für die Vermutung,  Leonardo da Vinci sei Vegetarier gewesen, und wird meistens in verkürzter Form (Link) zitiert, und in phantasievollen englischen Übersetzungen sowie in der italienischen Fassung mit dem Tippfehler "come iT nostro" (Google) verbreitet.

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Quellen:
Das Falschzitat steht in vielen Online-Zitatesammlungen (Google)
Leonardo Da Vinci: "The Notebooks of Leonardo Da Vinci",  A. A. Khan, General Press, e-book, New Dehli: 2014 Google books
Dmitri Sergejewitsch Mereschkowski: "Leonardo da Vinci. Historischer Roman aus der Wende des 15. Jahrhunderts." Übersetzt von Carl von Gütschow. Schulze, Leipzig: 1903. Google books
"Relazioni di viaggiatori", Volume II. Hrsg. und illustriert von Luigi Carrer, Co'tipi del Gondoliere, Venezia: 1846, S. 65 Brief von Andrea Corsali
"Was Leonardo a Vegetarian?" 22. Februar 2017 (Link) (mit einigen Ungenauigkeiten)
David Hurwitz: "Leonardo da Vinci's Ethical Vegetarianism", 19. Juli 2002 (Link)
Wikiquote
Wikiquote English 
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Dank:
Ich danke Eduard Habsburg für die heikle Übersetzung aus dem Italienischen (Twitter). Auch  Wikiquote war sehr hilfreich.

"Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Mecklenburg, denn dort geht sie 100 Jahre später unter." Otto von Bismarck (angeblich)

Dieser alte Berliner Witz wird  Otto von Bismarck, Karl Kraus, Gustav Mahler und in einigen Varianten auch Hegel, Heinrich Heine, Abraham Lincoln und Mark Twain unterschoben.

 Erstmals nachweisbar ist der Witz im Jahr 1837:
  • "Was wirst Du machen, wenn die Welt untergeht?" -
    "Da gehe ich nach Königsberg, da kommt Alles 50 Jahre später!"
    Berliner Witz, 1837
    Neue Zeitschrift für Musik, Mainz, 12. Dezember 1837 Anno

Otto von Bismarck wird der Spruch laut Google-Suche fünfzig Jahre nach seinem Tod erstmals zugeschrieben (Link):
  
  • 1954: "Die Kollegen aus Sachsen möchte ich fragen, ob sie den Ausspruch von Bismarck kennen: 'Wenn die Welt untergeht, dann gehe ich nach Mecklenburg, denn dort geht sie 100 Jahre später unter.'" (Link)
  • "Wenn einmal die Welt untergeht, geht Mecklenburg 50 Jahre später unter." 
  • "Ein Mensch, der den Weltuntergang ohne Schädigung überstehen wolle, täte gut daran, sich in Mecklenburg niederzulassen, denn dort merke man das öffentliche Geschehen erst ein Jahrhundert später ..." 
  • "Wenn die Welt untergeht, sollte man nach Mecklenburg gehen, da passiert alles 100 Jahre später."
  • "Many citizens in the south of the GDR during the Wende seemed to believe in Bismarck's alleged dictum: 'If the end of the world is nigh, I'll go to Mecklenburg WestPomerania, for everything happens there 100 years later than elsewhere."  (Link) 
  • "'When the end of the world comes, I shall go to Mecklenburg because there everything happens a hundred years later.' Otto von Bismarck" (Link)
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Englische Varianten:
  • "A seniour citizen of Lousiana was overheard saying: 'When the end of the world comes, I hope to be in Louisiana.' When asked why, he replied, 'I'd rather be in Louisiana 'cause everythang happens in Louisiana 20 years later than in the rest of the world'." (Link)
  • "Regarding the year 2000, a senior at University of Vermont was overheard saying "when the end of the world comes, I hope to be in "Vermont." When asked why, he stated that everything happens here 20 years later than the rest of the civilized world." (Link)
  • "'When the end of the world comes, I want to be in Cincinnati. Everything happens 10 years later there.' Attributed to Mark Twain" (Link)
  • "Wasn't it Heine who once said that if the end of the world was nigh, he would immediately emigrate to Holland because everything happens 50 years later there?"   (Link)
  •  "At the end of the world, go to Bukhara,” the Druse once seriously advised him. “Everything happens fifty years later there." (Link)
  •  As Hegel put it: "If the end of the world is imminent go to the Netherlands: everything happens there 50 years later!" (Link)
  • "In the nineteenth century the German poet Heinrich Heine remarked that if the end of the world were announced he would go to Holland because everything happens fifty years later there." (Link)
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Quellen:
Google
Neue Zeitschrift für Musik, Mainz, 12. Dezember 1837, Anno

"Wenn ihr eure Augen nicht gebraucht, um zu sehen, werdet ihr sie brauchen, um zu weinen." Jean Paul Sartre (angeblich)

 
Pseudo-Jean-Paul-Sartre quote.

Der Spruch wird seit 1946 dem deutschen Schriftsteller Jean Paul zugeschrieben, und erst ab etwa 2005 (Link) auch dem französischen Philosophen Jean Paul Sartre.

Er wird also offenbar irrtümlich Jean Paul Sartre unterschoben, auch weil kein ähnlicher Satz von ihm auf Französisch zu finden ist. Namensähnlichkeiten führen öfters zu falschen Zitat-Zuschreibungen.

Warum dieses Pseudo-Sartre-Zitat bei Impfgegnern und AfD-Ideologen (Link) besonders beliebt ist, weiß ich nicht.

Ob der Spruch auch Jean Paul nur unterschoben wurde, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, denn er wurde ihm von einem ernstzunehmenden Mann erstmals zugeschrieben, dem christlichen Philosophen, Pädagogen und Ethiker Friedrich Wilhelm Foerster

Der heute vergessene deutsche Philosoph hatte die Auszeichnung, 1933 bei nationalsozialistischen Studenten gemeinsam mit Sigmund Freud, Heinrich Mann, Karl Marx, Alfred Kerr und Kurt Tucholsky "als undeutscher Geist" besonders verhasst zu sein. 

Bücher Foersters wurden nach dem einfältigen Slogan: "Gegen Gesinnungslumperei und politischen Verrat, Für Hingabe in Volk und Staat! Ich übergebe der Flamme die Schriften von Heinrich Friedhelm Förster", auf einem Berliner Nazi-Scheiterhaufen am 10. Mai 1933 verbrannt (Link).

Im Oktober 1946, am Ende des Vortrags Friedrich Wilhelm Foersters: "Warnung vor Illusionen in der deutschen Frage", in dem er - gegen Winston Churchills Vorschlag - vor einer vorschnellen Aufnahme des kriminell gewordenen Deutschland in eine europäische Gemeinschaft warnt, taucht das Jean-Paul-Zitat erstmals auf und wird im 20. Jahrhundert einmal irrtümlich einer Figur aus Thomas Manns 'Zauberberg' zugeschrieben und sonst nur Jean Paul (Google books).

Da ich das Zitat nach längerer Suche in keinem Werk Jean Pauls gefunden habe, wäre ich überrascht, wenn es jemand in seinen Schriften nachweisen könnte.  

Varianten:
  • "Wenn ihr eure Augen nicht braucht, um zu sehen, werdet ihr sie brauchen, um zu weinen."
  • "Wenn Ihr Eure Augen nicht gebraucht, um zu sehen, so werdet Ihr sie eines Tages gebrauchen, um zu weinen."
  • "Wenn Ihr Euere Augen nicht gebraucht, um zu sehen, werdet Ihr sie gebrauchen müssen, um zu weinen."
  • "Wenn Ihr nicht Augen habt, um zu sehen, werdet Ihr Augen haben, um zu weinen."
  • "Wenn ihr eure Augen nicht gebraucht, um zu sehen, werdet ihr sie brauchen, um zu weinen."
  • "Wenn Ihr heute die Augen nicht gebraucht um zu sehen, werdet Ihr sie morgen brauchen um zu weinen!"
  • "If you do not use your eyes to see with, you will need them to weep with!" Jean Paul 
  • "If you do not use your eyes to see you WILL use them to weep / cry ." Jean Paul
  • "If you do not use your eyes to see, you will need them to weep!" J.P. Sartre 

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Quellen:
 Google, 2005: Google 
Google books
Twitter
"Wer Merkel wählt, wählt den endgültigen Selbstmord Deutschlands. Offener Brief an alle Angela Merkel-Wähler von Frank Haubold". "Philosopia perennis", 18. August 2017  (Link)  
Friedrich Wilhelm Foerster: "Warnung vor Illusionen in der deutschen Frage." Neue Zürcher Zeitung, 27. Oktober 1946 (noch nicht überprüft.)
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Dank:
Ich danke Ralf Bülow und Basso Continuo sehr für Ihre Hinweise und Recherchen.

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Artikel in Arbeit.

"Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee!" Walter Hallstein (angeblich)

Ulrike Guérot und Robert Menasse haben diesen Spruch 2013 Walter Hallstein, dem ersten Präsidenten der EWG, der ersten Kommission der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft, zugeschrieben.

Walter Hallstein (zugeschrieben von Robert Menasse):
  1. "Die Abschaffung der Nation ist die europäische Idee." 
  2. "Das Ziel des europäischen Einigungsprozesses ist die Überwindung der Nationalstaaten."
  3. "Ziel ist und bleibt die Überwindung der Nation und die Organisation eines nachnationalen Europa."
Der Historiker Heinrich August Winkler hat allerdings keines dieser drei angeblichen Walter-Hallstein-Zitate in den Reden und Schriften dieses deutschen Europapolitikers gefunden (Link).

Wenn nicht bald ein Nachweis für diese drei Zitate geliefert wird, muss man davon ausgehen, dass sie Hallstein fälschlich zugeschrieben wurden.

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Nachtrag, 2. Januar 2019


Inzwischen haben Robert Menasse und Ulrike Guérot auf Nachfragen des "WELT"-Journalisten Ansgar Graw bestätigt, dass Robert Menasse diese drei Zitate Walter Hallstein unterschoben hat.

Der Historiker Hans-Joachim Lang hat auch herausgefunden, dass die Behauptung Menasses, Walter Hallstein habe eine Antrittsvorlesung in Auschwitz gehalten, nicht der Wahrheit entspricht.

Wahr ist, dass Walter Hallstein nie in Auschwitz gesprochen hat. "Das Historische Archiv der EU in Brüssel teilte Lang nach Rücksprache mit dem Bundesarchiv in Koblenz mit, von einer Rede Hallsteins in Auschwitz gebe es keine Spur", schreibt Patrick Bahners in der FAZ vom 2. Januar 2019 (Link).


 Interview mit Robert Menasse, 25. Februar 2018


  • Niedermair: Im Roman gibt es einen Beamten der Europäischen Kommission, der die letzten Überlebenden der Shoa als Testimonials für die Europäische Idee bei einem Jubiläums-Fest der Kommission auftreten lassen will. Gab es diesen Gedanken wirklich?

    Menasse:
    Der erste Kommissionspräsident war Walter Hallstein. Er hat seine Antrittsrede in Auschwitz gehalten. Da sagte er: Dieser Ort, das Vernichtungslager Auschwitz, ist zur Chiffre für die radikalste Konsequenz des Nationalismus geworden. Zugleich ist just hier die Idee von nationaler Identität auch vernichtet worden - denn hier war es egal, ob man Deutscher, Pole, Spanier, Österreicher, Russe, Italiener oder was auch immer war, hier lebten alle im Schatten desselben Todes und hier vereinte alle derselbe Traum: ein Leben auf diesem Kontinent in Rechtssicherheit, Friede und Würde. Und deshalb, sagte Hallstein, beginnen wir das Europäische Einigungsprojekt hier an diesem Ort, im Vernichtungslager Auschwitz. Das steckt noch tief in den Eingeweiden der Europäischen Kommission, auch wenn es von den politischen Eliten Europas, den Staats- und Regierungschefs, und von der europäischen Öffentlichkeit eigentlich vergessen wurde. 

    Peter Niedermair: "Interview mit Robert Menasse - Das Prägende einer Epoche erzählen", 25. Februar 2018,  kulturzeitschrift.at/

Robert Menasse beklagt in diesem Interview, dass die Eliten Europas eine Tatsache vergessen haben, die er vor 5 Jahren erfunden hat.

Ähnlich konfus versuchte Menasse am 23. Dezember 2018 in der "Welt" seine erfundenen Zitate zu rechtfertigen:
  •  "Die Quelle (Römische Rede) ist korrekt. Der Sinn ist korrekt. Die Wahrheit ist belegbar. Die These ist fruchtbar. Was fehlt, ist das Geringste: das Wortwörtliche." Robert Menasse

    (Wahr ist das Gegenteil: Es gibt keine Quelle. Die angegebene Quelle stimmt nicht. Der Sinn ist nach dem Urteil Heinrich A. Winklers entstellt. Die These ist problematisch. Der Wortlaut ist bei Zitaten das Wichtigste.)
  • "Seine Form des Zitierens sei 'nicht zulässig – außer man ist Dichter und eben nicht Wissenschaftler oder Journalist'. Nach den 'Regeln von strenger, im Grunde aber unfruchtbarer, weil immer auch ideologisch gefilterter Wissenschaft' seien die Zitate 'nicht ‚existent‘, aber es ist dennoch korrekt, und wird auch durch andere Aussagen von Hallstein inhaltlich gestützt. Was kümmert mich das ‚Wörtliche‘, wenn es mir um den Sinn geht.'"
    Robert Menasse zitiert von Ansgar Graw

    Ansgar Graw: "Menasses erfundene Zitate. 'Was kümmert mich das Wörtliche'", WELT, 23. Dezember 2018  (Link)

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Nachtrag, 8. Januar 2019

 

Falsche Zitate werden oft mit dem Argument verteidigt, sie seien ja sinngemäß wahr und die unterschobenen Sätze hätten so gesagt werden können.
  • "Aber warum habe ich den Satz in Anführungszeichen gesetzt? Weil es Hallsteins Gedanke war, weil ich ihn nicht zuletzt ihm verdanke und nicht als meinen ausgeben wollte. Die Anführungszeichen waren, vom wissenschaftlichen Standpunkt betrachtet, ein Fehler. Dafür entschuldige ich mich, das tut mir leid, niemand ist unglücklicher über diesen Fehler (und den meine Arbeit beschädigenden Wirbel) als ich."

    Robert Menasse: "Was heißt da 'Betrug'?" Die Presse, 5. Januar 2019   diepresse.com 
Auch der Miteigentümer des Spiegel-Verlags, Jakob Augstein ("Ich verstehe die Aufregung um Menasse  nicht"), suggerierte, man dürfe eine Aussage unterschieben, wenn sie jemand gesagt haben könnte oder gar gesagt haben müsste.

  • "Hallstein hätte sagen können und müssen, was Menasse ihm in den Mund legt. Hier ist die Wirklichkeit Schuld, nicht die Literatur." Jakob Augstein, 7. Januar 2019 Twitter
Diese wohl ironische Aussage Augsteins kann weder ernst gemeint noch ernst genommen werden, da sie Verdrehungen und  Lügen rechtfertigt. Würde Augstein meinen, was er sagt, wäre das Motto seiner Rudolf  Augstein Stiftung: "Sagen, was ist", nur ein Werbeslogan und kein Prinzip.

In der Debatte um Menasses Falschzitate melden sich auch Leute zu Wort, die meinen, Heinrich August Winkler habe Menasses Roman "Die Hauptstadt" kritisiert, was nicht stimmt. Winkler bezweifelte die Authentizität von Zitaten, die vier Jahre vor dem Roman in politischen Texten  erschienen sind.

Nach Gesprächen mit der Landesregierung von Rheinland-Pfalz, die in den letzten Tagen mehrfach aufgefordert wurde, den Carl-Zuckmayer-Preis an Robert Menasse am 18. Januar 2019 doch nicht zu verleihen, entschuldigte sich Robert Menasse am 7. Januar 2019 für seine falschen Walter-Hallstein-Zitate schließlich mit folgenden Worten:

  • "Es war ein Fehler von mir, Walter Hallstein in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten Zitate zuzuschreiben, die er wörtlich so nicht gesagt hat. Es war unüberlegt, dass ich im Vertrauen auf Hörensagen die Antrittsrede von Hallstein in Auschwitz verortet habe. Diese hat dort nicht stattgefunden. Das hätte ich überprüfen müssen. Ich habe diese Fehler nicht absichtsvoll und nicht mit dem Ziel der Täuschung begangen. Ich hielt diese Geschichte für ein starkes symbolisches Bild des europäischen Einigungsprojekts, das doch zweifellos mit dem Schwur ‘Nie wieder Auschwitz‘ verbunden ist. In meinem Roman ist das stimmig, aber die Vermischung von literarischen Fiktionen mit Äußerungen in europapolitischen Diskussionen bedauere ich sehr und entschuldige mich bei allen, die sich getäuscht fühlen".

    Robert Menasse, zitiert in der Presseerklärung der Landesregierung Rheinland-Pfalz zum Carl-Zuckmayer-Preis 2019: "Vorbehaltlose Anerkennung von Fakten gehört zum Wertefundament unserer liberalen Öffentlichkeit", 7. Januar 2019 rlp.de/aktuelles

 


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Quellen:
Ulrike Guérot, Robert Menasse: "Manifest für die Begründung einer Europäischen Republik." Die Presse, 23. März 2013 (Link)
Ulrike Guérot, Robert Menasse: "Es lebe die europäische Republik!" Frankfurter Allgemeine Zeitung, 28. März 2013 (Link)
Robert Menasse: "Kritik der Europäischen Vernunft." Rede im Europäischen Parlament anlässlich der Feier „60 Jahre Römische Verträge“, gehalten  am 21. März in Brüsssel, Suhrkamp, Frankfurt: 2017 (pdf)
Heinrich August Winkler: "Zerbricht der Westen?: Über die gegenwärtige Krise in Europa und Amerika." C.H. Beck, München: 2017 Ebook (ohne Seitenangabe) (Link)
Heinrich August Winkler: "Europas falsche Freunde." Spiegel, 43/217, 23. Oktober 2017 (Link)
Benedict Neff: "Ich kann vor diesem neuen deutschen Grössenwahn nur warnen", Interview mit Heinrich August Winkler, NZZ, 4. Oktober 2017 (Link)
Peter Niedermair: "Interview mit Robert Menasse - Das Prägende einer Epoche erzählen", 25. Februar 2018,  kulturzeitschrift.at
Ansgar Graw: "Menasses erfundene Zitate. 'Was kümmert mich das Wörtliche'", WELT am Sonntag, 23. Dezember 2018  (Link)
Oliver Pink: "Fühlen, was sein sollte. Journalismus sollte auf Fakten statt auf Fiktion beruhen. Eine politische Bewegung erst recht. Anmerkungen zu Menasse, Relotius und Co.", Die Presse, 26. Dezember 2018 (Link)
Ansgar Graw: "Menasses Co-Autorin sagt, sie wusste nichts von falschen Zitaten", WELT, 29. Dezember 2018 (Link)
Tobias Blanken: "Die Wahrheit ersäufen", 29. Dezember 2018,  salonkolumnisten.com
Patrick Bahners: "Der Bluff des Robert Menasse", FAZ, 2. Januar 2019 (Link)
Robert Menasse: "Was heißt da 'Betrug '?" Die Presse, 5. Januar 2019   diepresse.com;  Nachdruck von Robert Menasse: "Ein Gedanke, prägnant zusammengefasst", WELT, 4. Januar 2019 (Link) 
Landesregierung Rheinland-Pfalz zum Carl-Zuckmayer-Preis 2019: "Vorbehaltlose Anerkennung von Fakten gehört zum Wertefundament unserer liberalen Öffentlichkeit", 7. Januar 2019 rlp.de/aktuelles

Samstag, 21. Oktober 2017

"Die Psychoanalyse ist die Krankheit, die sie zu heilen vorgibt." Karl Kraus (angeblich)

Einer der populärsten Aphorismen von Karl Kraus wird oft schlampig zitiert.

Korrekt wäre:

  •   "Psychoanalyse ist jene Geisteskrankheit, für deren Therapie sie sich hält."
    Karl Kraus, 1913

 Varianten:
  • "Die Psychoanalyse ist die Krankheit, als deren Therapie sie sich ausgibt."
  • "Die Psychoanalyse ist die Krankheit, für deren Therapie sie sich hält." 
  • "die Psychoanalyse ist die Krankheit, die sie behauptet zu heilen."
  • "Psychoanalyse ist die Krankheit, für deren Therapie sie sich hält."
  • "Die Psychoanalyse ist die Krankheit, die sie zu heilen vorgibt."
  • "Karl Kraus hat mit dem Diktum, die Psychoanalyse sei die Krankheit, deren Therapie zu sein sie nur vorgebe, einen erfolgreichen Ton angeschlagen."  
  • "Psychoanalysis is that mental illness for which it regards itself as therapy."
  • "Psychoanalysis is the mental illness it purports to cure." 
  • "Psychoanalysis is that disease of which it pretends to be the cure." 
  • "Psycho-analysts are the disease posing as the cure."

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Quellen:
Google
Österreichische Akademie der Wissenschaften, AAC: DIE FACKEL   
Karl Kraus: "Die Fackel" Nr. 376-377, 1913, S. 21 
Karl Kraus: "Nachts." Verlag 'Die Fackel', Wien / Leipzig: 1924 (3. und 4. Tausend), S. 80
Karl Kraus: Schriften. Herausgegeben von Christian Wagenknecht. Band 1–20. Suhrkamp, Frankfurt: 1986–1994. Band 8, Aphorismen, 1987, S. 351 (Link) 
Project Gutenberg 

Donnerstag, 19. Oktober 2017

"Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele: Freude, Schönheit der Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur. Drum Mensch, sei zeitig weise! Höchste Zeit ist's! Reise, reise!" Wilhelm Busch (angeblich)

Die Urheberin dieses Spruchs, der seit 1962 (Link) meistens Wilhelm Busch unterschoben wird, ist unbekannt.
Manchmal findet man dieses Zitat als Fortsetzung von zwei Versen, die wirklich von Wilhelm Busch stammen.

  • "Eins, zwei, drei im Sauseschritt
    läuft die Zeit, wir laufen mit.

    Schaffen, schuften, werden älter,
    träger, müder und auch kälter.
    Bis auf einmal man erkennt,
    dass das Leben geht zu End’.
    Viel zu spät begreifen viele,
    die versäumten Lebensziele:
    Freude, Schönheit der Natur,
    Gesundheit, Reisen und Kultur.
    Darum, Mensch, sei zeitig weise!
    Höchste Zeit ist’s! Reise, reise!
    "
    Unbekannter Autor. Nur die ersten 2 Zeilen sind von Wilhelm Busch. (Link)
 Wilhelm Busch, Julchen, 1877
  • "Einszweidrei! im Sauseschritt
    Läuft die Zeit; wir laufen mit. –
    Julchen ist hübsch kugelrund
    ...."
  • "Einszweidrei! im Sauseschritt
    Läuft die Zeit; wir laufen mit. – 
    Julchen ist schon sehr verständig
    ..."
  • "Einszweidrei! im Sauseschritt
    Läuft die Zeit; wir laufen mit. – 
    Unsre dicke, nette Jule
    Geht bereits schon in die Schule,
    ....."
  • "Einszweidrei! im Sauseschritt
    Läuft die Zeit; wir laufen mit. – 
    Julchen ist nun wirklich groß,
    ...."
    Wilhelm Busch, Julchen (Link)
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Quellen:
Oskar Klug: Volkskapitalismus durch Eigentumsstreuung. Illusion oder Wirklichkeit, G. Fischer, Stuttgart: 1962, S. 81 (Link) (Erstzuschreibung nach Google books; vor dem Jahr 1962 ist der Spruch in keinem digitalisierten Text zu finden.)
Wilhelm Busch: Julchen (1877), 3. Teil der Herr Knopp-Trilogie Zeno.org
Hugo Hartung: Mit Dichtern reisen: „Reise-Winke von Goethe bis Kafka“.  Süddeutscher Verlag, München: 1964, S. 69 (zitiert nach Wikipedia)
Wikipedia Reise
Ulrich Seelbach und Mitarbeiterinnen, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld: "Trauersprüche"

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 Artikel in Arbeit.

Mittwoch, 18. Oktober 2017

„Wer die Wahrheit beschreiben will, überlasse die Eleganz dem Schneider.“ Albert Einstein (angeblich)


Pseuo-Albert-Einstein quote.

Albert Einstein hat dieses Bonmot so ähnlich vom Wiener Physiker Ludwig Boltzmann übernommen, wie er im Vorwort seiner 'gemeinverständlichen' Ausgabe der 'speziellen und allgemeinen Relativitätstheorie' 1916 erklärt.

Doch schon 1921 unterschlägt ein anonymer "Fachgelehrter" den Namen "Boltzmann" in einem Artikel gegen den Wiener "Einsteinrummel" und schreibt das Zitat, so wie später noch viele andere, fälschlich Albert Einstein zu.

Albert Einstein, 1916:
  • "Im Interesse der Deutlichkeit erschien es mir unvermeidlich, mich oft zu wiederholen, ohne auf die Eleganz der Darstellung die geringste Rücksicht zu nehmen; ich hielt mich gewissenhaft an die Vorschrift des genialen Theoretikers L. Boltzmann, man solle die Eleganz Sache der Schneider und Schuster sein lassen."
    Albert Einstein, 1916 (Link)
Reichspost, 1921:
  • "Überhaupt die populären Bearbeitungen von Ensteins Lehren! Er selbst hat eine verfaßt, die kein Mensch versteht, wie Einstein selbst zugibt, der noch sagt, Eleganz sei die Sache der Schuster und Schneider. Merkwürdig, einen Newton, Galilei, Schopenhauer, Rob. Mayer versteht jedermann, desgleichen einen Darwin, Helmholtz usw.  Nur Herrn Einstein versteht man nicht, wo doch alles Goße, Wahre immer so einfach ist."
    Reichspost, Morgenblatt,  Viator (Psd.): "Einsteinrummel", 14. Januar 1921, S. 2  (Link)
Varianten des falschen Einstein-Zitats:
  • "Wenn du es nicht einfach erklären kannst, verstehst du es nicht gut genug. Wenn du die Wahrheit beschreiben willst, überlasse die Eleganz dem Schneider."
  • "Wenn du vorhast, die Wahrheit zu beschreiben, dann überlasse die Eleganz dem Schneider."
  • "If you are out to describe the truth, leave elegance to the tailor."
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Quellen:
Alber Einstein: Über die spezielle und die allgemeine Relativitätstheorie (Gemeinverständlich). (1916) 5. Auflage, Verlag von Friedr. Vieweg und Sohn, Braunschweig: 1920, Vorwort S. IIIf. (Link);
Anno
Reichspost, Morgenblatt,  Viator (Psd.): "Einsteinrummel", 14. Januar 1921, S. 2  (Link) 
Google books
Wikiquote

"Die Jungen siegen, wenn die Alten fallen." William Shakespeare (angeblich)

Die BILD-Zeitung brachte am 16. Oktober 2017 ein Shakespeare-Zitat (Link), das zwei Tage später von ein österreichischen Zeitung (Link) übernommen wurde. Der Journalist Franz Joseph Wagner hat das berühmte Zitat aus der Tragödie König Lear: "Die Jungen steigen, wenn die Alten fallen", etwas entstellt wiedergegeben. 

Der Spruch kommt aus dem Mund des miesen, unverschämten, aber attraktiven Edmund, dem unehelichen Sohn Gloucesters, des zweiten dummen Vaters der Tragödie.

William Shakespeare, King Lear, 3. Akt, 3. Szene / Edmund:
  • "The younger rises when the old doth fall." (William Shakespeare)
  • "Die Jungen steigen, wenn die Alten fallen." (Schlegel/Tieck; Baudissin)
  • "So steigt der Junge, wenn der Alte fällt." (Erich Fried)
  • "Die Jungen steigen, wenn die Alten stürzen." (Richard Flatter)
  • "Die Jungen siegen, wenn die Alten fallen." (Franz Joseph Wagner)

  • "EDMUND
    This courtesy, forbid thee, shall the duke
    Instantly know, and of that letter too.
    This seems a fair deserving, and must draw me
    That which my father loses—no less than all.
    The younger rises when the old doth fall."
    William Shakespeare: King Lear, 3. Akt, 3. Szene (Link), (Link)

  • "EDMUND
    Den Eifer, mit Vergunst, meld' ich sogleich
    Dem Herzog, und von jenem Brief dazu.
    Dies scheint ein groß Verdienst und soll mir lohnen
    Mit meines Vaters Raub, den Gütern allen:
    Die Jungen steigen, wenn die Alten fallen."
    Übersetzung: Schlegel/Tieck

    "EDMUND
    Von deinem Freundschaftseifer, dem verbotnen,
    Meld ich dem Herzog gleich, auch von dem Brief.
    Dies scheint ein groß Verdienst und soll mir lohnen
    Mit dem, was er verliert: den Gütern allen!
    Die Jungen steigen, wenn die Alten fallen."
    Übersetzung: Wolf Graf Baudissin (Link)
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Quellen:
Bild-Zeitung, 16. Oktober 2017  (Link)
Shakespeares sämtliche Dramen in vier Bänden. Schlegel-Tiecksche Übersetzung, 4. Band, Phaidon-Verlag, Stuttgart / Wien / New York: (o. D.) (Link)
Erich Fried: Shakspeare, 3. Band, Verlag Klaus Wagenbach,  Berlin: 1989
Richard Flatter: Shakespeare neu übersetzt. In sechs Bänden. 2. Band, Walter Krieg Verlag, Wien / Bad Bocklet / Zürich: 1953
Zeno.org.
Projekt Gutenberg 
sparknotes

 

Dienstag, 17. Oktober 2017

"Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende." Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat.

Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat.
Dieses Bonmot, das wie eine Weisheit aus dem Buch Hiob klingt, wurde wahrscheinlich von dem Vater des brasilianischen Schriftstellers Fernando Sabino auf Portugiesisch geprägt.
Pseudo-John-Lennon-Zitat.
Auf Englisch und Deutsch taucht das Zitat erst im 21. Jahrhundert auf, entweder als anonymes Sprichwort, asiatische Weisheit oder es wird - immer ohne Angabe einer seriösen Quelle - Oscar Wilde (seit 2003) oder John Lennon (seit 2008) unterschoben. 




Entwicklung des Zitats von 1988-2013:


Das Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat tauchte erstmals in dem 1988 erschienenen protugiesischen Buch "O tabuleiro de damas" ("Das Schachbrett") des brasilianischen Schriftstellers Fernando Sabino auf.

Sein Vater Domingo Sabino hatte ihn mit diesem inzwischen weltweit in vielen Sprachen beliebten Spruch einmal aufgemuntert. 

1988
  •  "O melhor, talvez, que me lembre, foi o que me disse um dia em que me encontrou entregue à aflição de espírito:

    'Meu filho,
    tudo no fim dá certo. Se não deu, é porque ainda não chegou ao fim.'"
    Fernando Sabino: "O tabuleiro de damas" Editora Record, Rio de Janeiro: 1988, S. 79 (quoteinvestigator)

    "Vielleicht das Beste, an das ich mich erinnere, ist, was er zu mir einmal sagte, als er mich niedergeschlagen sah:

    'Mein Sohn, am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut wird, ist es noch nicht das Ende.'"

 

1991
  • "Para lembrar uma frase do pai de Fernando Sabino, por quem tenho uma grande admiração: no fim tudo dá certo. Se não deu certo, é porque ainda não chegou ao fim."  (Link)

2000
  •  "Everything is OK in the end. If it's not OK, it's not the end." Anonym (Link)
    (Erste Erwähnung auf Englisch im Usenet. Ohne Zuschreibung.)
2003
  • "So we know, as someone said, everything will be okay in the end. If it's not okay, it's not the end!" Anonym (Link)

2003
  • "Am Ende wird alles GUT. Wenn es nicht gut wird ist es noch nicht das Ende. (Oskar Wilde)"
    muenchnersingles.de
    (Erste Zuschreibung an Oscar Wilde)
2008 
  • "Everything will be okay in the end. If it's not okay, it's not the end. (John Lennon)" doktorandenforum.de 
    (Erste Zuschreibung
    an John Lennon)
2010
  • "am ende wird alles gut und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das ende (oscar wilde)"
    lehrerforen.de
2011
  • Sonny Kapoor: 'In India, we have a saying – everything will be all right in the end. So if it is not all right, it is not yet the end.'
    "The Best Exotic Marigold Hotel", Film (Link)
 

 Dieser Dialog im Film "The Best Exotic Marigold Hotel" suggeriert, das brasilianische Bonmot sei eine alte indische Weisheit.

2012
  • "Bei Oscar Wilde las ich dazu den schönen Satz: »Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es nicht das Ende.« " (Link)
2012
  • "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende. (indisches Sprichwort)" (Link)
2013
  • "'... everything will be okay in the end and if it's not okay it's not the end' (attributed to John Lennon among others)" (Link)
 

 

Varianten

  • "No fim, tudo dá certo. Se não deu, ainda não chegou ao fim." Fernando Sabino
  • "No fim tudo dá certo, se não deu certo é porque ainda não chegou ao fim." Fernando Sabino
  • "It will turn out fine in the end. If it's not fine, it's not the end."
  • "Everything is going to be fine in the end. If it's not fine it's not the end."
  • "In the end, everything will be ok. If it's not ok, it's not yet the end."
  • "Everything is OK in the end. If it's not OK, it's not the end."
  • "Everything will be okay in the end. If it's not okay, it's not the end." 
  • "Am Ende wird alles gut! Und wenn es nicht gut ist, ist es noch nicht das Ende."
  • "Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende."
Auf Deutsch oder Englisch ist das Zitat in keinem digitaliserten Text vor dem 21. Jahrhundert zu finden. Auch deswegen kann es nicht von Oscar Wilde oder John Lennon stammen. Es ist äußerst unwahrscheinlich, dass es noch jemand an versteckter Stelle in ihren Schriften entdeckt, da schon Viele vergeblich gesucht haben. 

Es ist auch sehr unwahrscheinlich, dass jemals eine seriöse Quelle für die Behauptung gefunden wird, das Zitat sei eine indische oder asiatische Weisheit, da diese Zuschreibungen alle erst ein paar Jahre alt und aus philologisch nicht vertrauenswürdigen Quellen sind.






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Quellen: 
Fernando Sabino: "O tabuleiro de damas" Editora Record, Rio de Janeiro: 1988, S. 79 [Zitiert nach Garson O'Toole (quoteinvestigator) ]
Fernando Tavares Sabino: "Zélia, uma paixão - biografia", Record: 1991, S. 249  (Link)
Fernando Tavares Sabino: "No fim dá certo - crônicas", Record: 1998, S. 217 (Link)
Google
 Wikiquote:  "attributed to Lennon, but no verifiable source found."
Wikiquote portugiesisch
 Quora
2003: Frühe Zuschreibung an Oscar Wilde: Anka 27.08.2003 14:00 Uhr muenchnersingles.de 
2008: Früheste Zuschreibung an John Lennon:  holladiewaldfee  04.11.2008, 17:11 doktorandenforum.de
2011: "The Best Exotic Marigold Hotel", Film, 2011, UK, Regie: John Madden (Link
shepherdproject.com/the-best-exotic-marigold-hotel-review/ 
2015: Asiatische Weisheit:  (Link)
Falsche Zuschreibungen findet man auch in vielen unseriösen Zitatsammlungen (Google). 
Garson O' Toole: "Everything Will Be OK in the End. If It’s Not OK It’s Not the End John Lennon? Oscar Wilde? Fernando Sabino? Paulo Coelho? Domingos Sabino? Anonymous?" 2023 (quoteinvestigator.medium.com)
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1967?: (Link) 

Dank:
Ich danke den Autorinnen von Wikiquote, (Nachtrag:) und Garson O'Toole für seine zusätzlichen Funde.
 
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Artikel in Arbeit. Letzte Änderung: 10/9 2018; 31/1 2023 (O'Toole, Vater Sabinos1988)

"Moderne Musik ist Instrumentestimmen mit Noten." Igor Strawinsky (angeblich)

Pseudo-Strawinsky quote.
Dieses Zitat wird seit 1974 dem Schauspieler und Komiker Peter Sellers zugeschrieben und erst im 21. Jahrhundert manchmal im Internet Igor Strawinsky.

Da es ihm erst so lange nach seinem Tod immer ohne Quellenangabe - anscheinend nur auf Deutsch - und niemals von anerkannten Kennern seines Werks und niemals von Musikern, Kultur- oder Musikwissenschaftlerinnen zugeschrieben wird, wurde dieses Zitat mit großer Wahrscheinlichkeit irrtümlich Igor Strawinsky unterschoben. Ob es auch Peter Sellers nur unterschoben wurde, kann ich nicht sagen. Auf Englisch oder Französisch habe ich dieses Zitat nicht gefunden.

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Quellen:
Google
archive.org
Südwestrundfunk, SWRClassic, Stuttgart, 17. Oktober 1917 Tweet
Markus M. Ronner: "Die Treffende Pointe: humoristisch-satirische Geistesblitze des 20. Jahrhunderts nach Stichwörtern alphabetisch geordnet" Ott Verlag Thun, Thun: 1974; S. 145, 212. Auf Seite 214 steht direkt über dem Peter-Sellers-Zitat ein Zitat von Igor Strawinksi: Vielleicht war das die Ursache der Verwechslung. (Link)
Zitate.eu: Sellers
Zitate.eu: Strawinsky

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Dank:
Ich danke @PregerPreger für den Hinweis auf dieses Falschzitat.