Sonntag, 21. Februar 2021

"Das Schöne am Frühling ist, dass er immer dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht." Jean Paul (angeblich)


Pseudo-Jean-Paul-Zitat.

 Das Bonmot "The best thing about spring — it comes when it is most needed" wurde vor mehr als 100 Jahren von einer unbekannten Person in Amerika geprägt und erst im 21. Jahrhundert dem geistreichen deutschen Autor Jean Paul zugeschrieben. In seinen Werken ist der Witz weder so noch so ähnlich zu finden.

Moritz Jacob hat den allerersten Nachweis dieses in vielen amerikanischen Zeitschriften verbreiteten  Witzes auf der Humorseite der Krankenhauszeitschrift "The Edsan Optimist"  gefunden, einer kleinen Zeitschrift für die Patienten eines Sanatoriums in Illinois.

 

"The Edsan Optimist", Vol. 1, Dezember 1918, S. 8 (Link)
 

Die Zuschreibung des Witzes an "Trotty Veck", einer Figur aus Charles Dickens' Gespenstergeschichte "The Chimes"  ("Die Silvesterglocken"), kann nicht ernst gemeint sein. 

(pinterest)
Auf Deutsch taucht der Witz bei einer chronologischen Google-books-Suche das erste Mal - noch ohne Zuschreibung an Jean Paul - im Jahr 1981 auf: .
  • "Das Schöne am Frühling ist, dass er immer dann kommt, wenn man ihn am dringendsten braucht."  (Link)

Jean Paul wurde - laut einer  Suche mit der Zeitungssuchmaschine genios.de  - das Zitat das erste Mal  im Jahr 2003 untergeschoben, und diese falsche Zuschreibung wurde ein paar Jahre später auch von anderen deutschen Zeitungen und Online-Zitatesammlungen übernommen.


Pseudo-Jean-Paul-Zitat.

 

Vereinzelt wird das Zitat auch fälschlich Achim von Arnim zugeschrieben (Link).

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Quellen:

Google
archive.org
"The Edsan Optimist", Edward Sanatorium  (Naperville, Illinois) Vol. 1 Dezember 1918, S. 8 (Link)

1926: (Link)
1981: (Link)
 
Frühe falsche Zuschreibungen an Jean Paul:
2003: Trierischer Volksfreund, 22.03.2003  SPRUCH ZUM TAG... genios.de  (kostenpflichtig; die Suchwörter werden leider nicht gespeichert.) 
2004: Berliner Morgenpost, 18.03.2004 genios.de  (kostenpflichtig)
2013: TAZ 02.03.2013 genios.de  (kostenpflichtig) 

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Dank:

Ich danke Zenon für seine Frage zu diesem Kuckuckszitat und Moritz Jacob für seine Recherchen. 


Artikel in Arbeit.

 

Samstag, 20. Februar 2021

"Der niederträchtigste aller Schurken ist der Heuchler, der dafür sorgt, daß er in dem Augenblick, wo er sich am fiesesten benimmt, am tugendhaftesten auftritt.“ Marcus Tullius Cicero (angeblich)

Paraphrase eines Cicero-Zitats.
 

Dieses angebliche Cicero-Zitat ist keine wortgetreue Übersetzung, sondern eine vor kaum fünf Jahren entstandende Paraphrase des folgenden Satzes aus Ciceros Werk "De officiis" ("Vom rechten Handeln"):

 

M. Tullius Cicero: "Vom rechten Handeln" 1,41,4; 44 v. Chr.:

  • "Totius autem iniustitiae nulla capitalior quam eorum, qui tum, cum maxime fallunt, id agunt, ut viri boni esse videantur."    (Link)
  • "Von aller Ungerechtigkeit aber ist keine todeswürdiger als die derjenigen, die dann, wenn sie besonders täuschen, darauf aus sind, gute Männer zu scheinen." 
    Übersetzung:
    Karl Büchner.

    Marcus Tullius Cicero: "Vom rechten Handeln." Lateinisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Karl Büchner. Artemis u. Winkler (Sammlung Tusculum),
    4. Auflage, München, Zürich: 1994, 1,41,4, S. 39f. (Link)

  • "Von allem Unrecht aber ist keines sträflicher als das derjenigen, die sich mühen, während sie die ärgsten Betrüger sind, den Anschein ehrlicher Männer zu geben."
    Übersetzung: gottwein.de

  • "But of all forms of  injustice, none is more flagrant than that of the hypocrite who, at the very moment when he is most false, makes it his business to appear virtuous."
    Übersetzung: Walter Miller (perseus.tufts.edu)

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Quellen:

Marcus Tullius Cicero: "Vom rechten Handeln." Lateinisch und deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Karl Büchner. Artemis u. Winkler (Sammlung Tusculum), 4. Auflage, München, Zürich: 1994, 1,41,4, S. 39f. (Link)

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Dank:

Ich danke Rainer Venino für seine Frage zu diesem Zitat und für seine Entdeckung des lateinischen Originals.

 


 

 

Freitag, 19. Februar 2021

"Musik ist die Poesie der Luft." Jean Paul

 Dieses beliebte Jean-Paul-Zitat ist ein Kurzzitat eines Satzes aus Jean Pauls Roman "Die unsichtbare Loge", in dem die Romanfigur Gustav die ersten acht Lebensjahre unter der Erde bei ihrem Lehrer, dem Herrenhuter "Genius", verbringen muss. Vor Gustavs Freilassung wird gesagt: "In das Ohr des Kleinen war Musik, diese Poesie der Luft, noch nie gekommen."

 

 Jean Paul: "Die unsichtbare Loge", 1793

  • "In das Ohr des Kleinen war Musik, diese Poesie der Luft, noch nie gekommen."

    Jean Paul: "Die unsichtbare Loge", Vierter Sektor oder Ausschnitt, in: Jean Paul's sämmtliche Werke in vier Bänden, Erster Band, Baudry's Buchhandlung, Paris: 1843, S. 232  (Link);  (projekt-gutenberg)

Dienstag, 16. Februar 2021

"Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere ." Arthur Schopenhauer (angeblich)

Dieses ursprünglich französische Aperçu ist seit dem 19. Jahrhundert in vielen Sprachen und mehreren Varianten als Grabsteinspruch für Hunde, als Kalenderspruch in Amtszimmern, als Meme oder als Lebensmotto weit verbreitet und wird oft berühmten Personen untergeschoben, die für ihre Liebe zu Hunden bekannt sind.

Die beliebtesten Zuschreibungen (Schopenhauer, Friedrich d. Gr., Mark Twain) sind Erfindungen des 20. Jahrhunderts und konnten von der Zitatforschung in zeitgenössischen Quellen nicht nachgewiesen werden.

1) Von dem preußischen König Friedrich II. weiss man, dass er seine Hunde mehr als die Menschen mochte und dass er sein Grabmal auf der Terasse des Schlosses Sanssouci neben den Gräbern seiner Lieblingshunde anlegen ließ (Link)

Pseudo-Friedrich-II.-Zitat.

Wohl deswegen schien es mehr als 120 Jahre nach seinem Tod plausibel, der Ausspruch stamme von ihm. Aber es gibt keinerlei Belege dafür. 

Begonnen hat die falsche Zuschreibung an Friedrich II. um 1927 (Link), also ungefähr 140 Jahre nach seinem Tod, und auch der Anführer der Nationalsozialisten war der festen Überzeugung, das Zitat stamme von dem verehrten preußischen König:

  • "Von Zeit zu Zeit hob er [Hitler] seinen Blick zu dem Bildnis Friedrichs des Großen auf, das über seinem Schreibtisch hing, und wiederholte dessen Ausspruch: 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Hunde .'"
    Albert Zoller: "Hitler privat: Erlebnisbericht seiner Geheimsekretärin", Droste Verlag 1949, S. 230  (Link)

2) Ebenso bekannt ist die Zuneigung des Philosophen Arthur Schopenhauer zu seinen Pudeln, die er seit seiner Studienzeit bei sich hatte, und die er dem Umgang mit Menschen vorzog, doch er hat nie geschrieben, seit er die Menschen kenne, liebe er seine Hunde oder etwas Ähnliches.

Wilhelm Busch: "Schopenhauer" (Wikimedia).

Der Aphorismus wird ihm seit den 1930er Jahren in verschiedenen Varianten unterschoben und ist weder in seinen Texten noch in zeitgenössischen Quellen zu finden.


Pseudo-Arthur-Schopenhauer-Zitat.

3) In der englischsprachigen Welt wird das Zitat meistens Mark Twain zugeschrieben.

Pseudo-Mark-Twain-Zitat.

Aber wie der amerikanische Zitatforscher Garson O'Toole in seiner gründlichen Recherche zum Ursprung des Zitats herausgefunden hat, wurde es auch Mark Twain erst nach seinem Tod zugeschrieben und ist in seinen Texten, Briefen und Interviews unauffindbar (quoteinvestigator).
 

Pseudo-Vladimir-Putin-Zitat.


4) Entstanden ist der Aphorismus vor dem 19. Jahrhundert in Frankreich und bis zum Ersten Weltkrieg wurde er auch im deutschen Sprachraum durchwegs französischen Autorinnen und Autoren zugeschrieben.

Laut Recherchen des Technikhistorikers Ralf Bülow könnte der im Jahr 1762 verstorbene Dramatiker Crébillon einer der Ersten gewesen sein, der eine Variante dieses misanthropischen Aphorismus geprägt hat.

Im April 1780 erinnert sich der umgängliche französiche Revolutionär Mirabeau in einem Brief an seine Freundin Sophie an diesen Ausspruch Crébillons mit folgenden Worten:

  • "Ach. Dein Landsmann Crébillon hatte nicht so Unrecht. Als man ihn fragte, warum er beständig von Hunden umgeben sei, antwortete er: 'ich thue das, seit ich die Menschen kenne.'"
    Mirabeau, April 1780, S. 447  (books.google)
    "Hélas! ton compatriote Crébillon n'avait pas tort de répondre à ceux qui lui demandaient pourquoi il était toujours entouré de chiens: c'est depuis que je connais les hommes."


    Honoré-Gabriel Riqueti Mirabeau: Lettres originales de Mirabeau, écrites du donjon de Vincennes,1777-1780, Chez Rarnery, Paris: 1792, S. 256 (Link)

Eine frühe Variante des Zitats taucht im Jahr 1822 in den digitalisierten Texten auf, wie Garson O'Toole herausgefunden hat. Eine Frau habe kürzlich - zum Mißvergnügen des Redakteurs - gesagt:

1822

  • "Je mehr ich die Männer kenne, desto mehr mag ich die Hunde."
  • "Nous venons de recevoir le Miroir de la Somme, il contient les niaiseries suivantes: Une dame disait l’autre jour: plus je connais les hommes, mieux j’aime les chiens." (zitiert nach quoteinvestigator).

Jahrzehnte später wird dieser Ausspruch Madame de Madame de Staël, die im Jahr 1817 gestorben ist, zugeschrieben.

 1878

  •  "Plus je connais les hommes, plus j'admire les chiens. MADAME DE STAEL." (Link)

Ob Madame de Staël wirklich die unbekannte Dame war, von der in dem Artikel 1822 die Rede ist, ist ungewiss. 

1848 wird der Aphorismus einem "modernen Philosophen" zugeschrieben:

  • "Je m'éloignai, triste, et en murmurant cette pensée d'un philosophe moderne: Plus je connais les hommes , plus j'estime les chiens." (Link)  (archive.org)

In der Mitte des 19. Jahrhunderts haben die französischen Autoren Alphonse Toussenel und Alphonse de Lamartine unabhängig von einander den Aphorismus verwendet und dadurch zu dessen weiterer Verbreitung beigetragen, aber sie haben ihn so wenig geprägt wie Charles de Gaulle, der ihn 100 Jahre später zitiert hat.

 Ich folge hier der Einschätzung von Garson O'Toole, dessen 2018 publizierten Artikel mit den sorgfältigen Quellenangaben zu diesem Zitat ich nur empfehlen kann (quoteinvestigator).

Die französische Schauspielerin Sarah Bernhardt schreibt das Zitat in ihren Erinnerungen einer "berühmten Landsmännin", vielleicht also Madame de Staël oder Madame de Sévigné zu, und nicht Friedrich II., Schopenhauer oder Mark Twain.

1895

  • Sarah Bernhardt:
    "Was habe ich Menschen kennen gelernt in diesem alternden Jahrhundert! Aber,  weiß Gott, ich kann nur mit meiner berühmten Landsmännin sagen: 'Je mehr ich die Menschen kennen lerne, umsomehr liebe ich die Hunde.'"
    Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 5. August 1895, S. 2, Übersetzung: G. Engelsmann (Link)

 Ein Zoologe hält George Sand für die Urheberin des Zitats:

1898

  • "Seit ich die Menschen kenne , liebe ich die Hunde , war ein geflügeltes Wort von George Sand." (Link)

Um 1900 wurde der Aphorismus schon als Grabsteinspruch auf dem neuen Pariser Hundefriedhof gesehen:

1903 

  • [Grabsteinspruch :] "Je mehr ich die Menschen sehe, je mehr liebe ich meinen Hund."  (anno) 

 1922

  • Leo Slezak: "Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere."  
    Leo Slezak: "Meine sämtlichen Werke." Ernst Rowohlt Verlag, Berlin: 1922, S. 186 (Link); 1926: (Link)

Erst nachdem der österreichische Tenor Leo Slezak  das französische Bonmot in seinen Memoiren und in einigen Zeitungsartikeln als sein Motto verkündet hat, wurde es erstmals Friedrich II. zugeschrieben:

1927

  • "Friedrich der Große hat einmal gesagt, seit er die Menschen kenne, liebe er die Hunde."
    Adolf Stein: "Berliner Funken", Brunnen Verlag / Karl Winckler, Berlin: 1927, S. 183 (Link)

1928

  • "Friedrich II. [...] seinem Ausspruch: 'Je näher ich die Menschen kennenlerne, desto mehr liebe ich dieHunde!'" (Link)

1930

  • "Ein altes Wahrwort sagt: 'Seitdem ich die Menschen kenne, habe ich die Hunde lieben gelernt.'" (Link)

 1931 wird ein alter arabischer Philosoph als Urheber des Zitats vermutet (Link).

Die meines Wissens erste irrtümliche Zuschreibung an Arthur Schopenhauer stammt vom damaligen Vizepräsidenten des Wiener Patentamts und stand in der katholischen Wiener Tageszeitung "Reichspost":

1932

  • "Von Schopenhauer soll der Ausspruch stammen: 'Ich kenne die Menschen, drum liebe ich die Hunde'".
    Reichspost, 3. Juli 1932, S. 16
      (Link)

 1949

  • "Diese Geraunze und Geraune erinnert an die alten Dichterworte: 'Je mehr ich die Menschen kennenlerne, desto mehr liebe ich die Tiere.'" (Link)

1949

  • "Von Zeit zu Zeit hob er [Hitler] seinen Blick zu dem Bildnis Friedrichs des Großen auf, das über seinem Schreibtisch hing, und wiederholte dessen Ausspruch : 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Hunde .'"
    Albert Zoller: "Hitler privat: Erlebnisbericht seiner Geheimsekretärin", Droste Verlag 1949, S. 230  (Link)

1951

  • "Der alte Fritz hat einmal gesagt: 'Seitdem ich den Menschen kenne, liebe ich die Hunde'."  (Link)

 1954

  • "Das vielzitierte, Friedrich dem Großen in den Mund gelegte Wort: 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Hunde,' stellt einen Gegensatz auf, der gar nicht besteht."  (Link)

1957

  • "Ein großer Tierfreund sagte einmal: 'Seitdem ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere.'"  (Link)

1963

  • Konrad Lorenz:  "Ein sentimentaler Menschenhasser hat den oft nachgeplapperten Aphorismus geprägt: 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere '. Ich behaupte umgekehrt ..."
    Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse, 1963, S. 344 (archive.org)

1964

  • "Damit deckt er Pseudowahrheiten sentimentaler Nörgler auf, die es sich mit Schopenhauers Wort 'Seitdem ich die Menschen kenne , liebe ich die Tiere' sehr leicht machen."
    Forum, 1964, S. 155 (Link)

 

1965

  • So daherreden heißt den Standpunkt des Spießers einnehmen, der da der Meinung ist: Seit ich die Menschen kenne , liebe ich die Tiere . (Link)

 

1967

  • "Ich darf in diesem Zusammenhang an einen Ausspruch Friedrich d. Gr. erinnern, der einmal gesagt hat: 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere!'" 

1969

  • "Einen Ausspruch Friedrichs des Großen mißbrauchend, zu dessen Bild er bis zuletzt aufschaute, resignierte er völlig : 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Hunde.'" (Link)

1971

  • "Jetzt brauchte ich nur mit dem albernen pseudophilosophischen Satz zu schließen: 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere.' Mein Ansehen bei allen Tierfreunden wäre gerettet." (Link)

1975

  • "Tiere körnen aber auch als Ersatz für gestörte zwischenmenschliche Beziehungen gesucht werden, etwa nach der Devise 'Weil ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere ', die übrigens von Friedrich II. stammen soll." (Link)

 1974

  • "Dolittle hat sich von den undankbaren Menschen ab und den dankbaren Tieren zugewandt, nach dem schönen Motto: seit ich die Menschen kenn, liebe ich die Tiere, das in vielen Amtsstuben neben dem Schäferhundsporträt hängt. (Link)

1978

  • "Oder von welch geheimnisvoller Häuslichkeit plaudert doch das Sprichwort: 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Türe!' "  (google.books)

1978

  • "'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Hunde'  Stammt das von Schopenhauer? Oder war es Friedrich der Große?   'Keine Ahnung ...'"  (Link)

 

1981

  • "Die in ihrer Verabsolutierung zweifelhafte These Nitzsches [!]: ' Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere !', wird hier – auf den Faschismus bezogen – zur überzeugenden Bildformulierung gehöht . "  (Link)
 
1981
  • "'Seit ich die Menschen kenne , liebe ich die Tiere', sagte Friedrich der Große, und es ist der innigste Wunsch der Deutschen, nicht mehr ohne die Gesellschaft von Schildkröten und Papageien, von Wildkatzen und Pavianen leben ..." (Link)
 
1982
  • "Was hat schon Schopenhauer gesagt: 'Seit ich Menschen kenne, liebe ich Tiere .'"  (Link)
 
1985
  • "Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere “ ist ja der berühmte Plüschsofa-Spruch der Unpolitischen ."  (Link)
 
1987
  • "unterscheidet sie sich nicht prinzipiell von dem alten Spruch: Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere." (Link)
1989 
  •  "(kalauer: seit ich die menschen kenne, liebe ich die türe.)  ( Reinhard Priessnitz )" (Link)   (Link)
1990
  • "Das offenkundige Ranggefälle zwischen Mensch und Tier erhielt einen neuen unaufkündbaren Verbindlichkeitscharakter, der selbst in Friedrichs des Großen Diktum, Seit ich die Menschen kenne , liebe ich die Tiere!' nicht annuliert wird." (Link)
1996
  • "An den Wänden hingen abgesägte Baumscheiben (vorwiegend Birke ?), in die Sprüche eingebrannt waren: 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Tiere.'"  (Link)
 1998
  •  "Friedrich der Große hatte es in seinem gelegentlich zitierten Wort in Umlauf gesetzt: Seit ich die Menschen kenne, liebe ich die Hunde; und neben seinen Lieblingshunden wurde er bekanntlich auf der Terrasse von Sanssouci beigesetzt." (Link)
2000
  •  "in seinem Zimmer hingen nicht weniger als sechzehn Kupferstiche von Hunden. 'Seit ich die Menschen kenne, liebe ich meine Hunde', bekannte Friedrich II." (Link)
 2019
  • "Ich zitiere Mark Twains Ausspruch 'Seitdem ich Menschen kenne, liebe ich Hunde' gerne und wiederholt in der Variation 'Seitdem ich Menschen kenne, liebe ich Pferde'".  (Link)
 
Erstaunlich ist, wie seit dem Ersten Weltkrieg bis heute der eindeutig französische Ursprung des Zitats im deutschen Sprachraum fast völlig verdrängt wurde.
 
 


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Quellen: 
Google  Zitat plus 'Schopenhauer': "Ungefähr 5 980 Ergebnisse"
Ralph Keyes: "The Quote Verifier: Who Said What, Where, and When." St. Martin's Griffin, New York: 2006, S. 47f. (Link)
Garson O'Toole: "The More I Know About People, the Better I Like Dogs: Mark Twain? Madame de Sévigné? Madame Roland? Alphonse de Lamartine? Alphonse Toussenel? Louise de la Rameé? Alfred D’Orsay? Thomas Carlyle? Anonymous?" 2018 (quoteinvestigator)
Wolfgang Grittner: "Der Preußenkönig Friedrich II. und die Tiere. Eine historische Betrachtung."  Deutsches Ärzteblatt 3/2013, S. 316f.  (Link) [Keine Erwähnung des Zitats.] 
Albert Zoller: "Hitler privat: Erlebnisbericht seiner Geheimsekretärin", Droste Verlag 1949, S. 230  (Link)
Honoré-Gabriel Riqueti Mirabeau: Lettres originales de Mirabeau, écrites du donjon de Vincennes,1777-1780, Chez Rarnery, Paris: 1792, S. 256 (Link) 
Friedrich Lewitz: "Mirabeau: Ein Bild seines Lebens, seines Wirkens, seiner Zeit." In zwei Bänden. Ferdinand Hirt's Verlag, Breslau: 1852, S. 447 (Link)
Wiener Sonn- und Montags-Zeitung, 5. August 1995, S. 2, Übersetzung: G. Engelsmann (Link) 
Leo Slezak: "Meine sämtlichen Werke." Ernst Rowohlt Verlag, Berlin: 1922, S. 186 (Link); 1926: (Link) 
Konrad Lorenz, Das sogenannte Böse, 1963, S. 344 (archive.org) 
Forum, 1964, S. 155 (Link)
 
Früheste falsche Zuschreibung an Mark Twain:
1918: The National Drug Clerk, Vol. 6, Nr. 4, "Some Everyday Incidents in the Life of a Pharmacist" by Zeb W. Rike, Ph. G., S. 286
(Link) (zitiert nach 
quoteinvestigator)
 
Früheste falsche Zuschreibung an Friedrich II.:
1927: Adolf Stein: "Berliner Funken", Brunnen Verlag / Karl Winckler, Berlin: 1927, S. 183 (Link)
 
Früheste falsche Zuschreibung an Arthur Schopenhauer:
1932: Reichspost, 3. Juli 1932, S. 16  (Link) 
 
 
Artikel in Arbeit. Weitere Funde zum Ursprung des Zitats und der Kuckuckszitate sind nicht ausgeschlossen. 
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Dank:
Ich danke Moritz Jacob für den Hinweis auf dieses Zitat, Ralf Bülow für seine Mirabeau-Recherche und natürlich muss man auch den amerikanischen Zitatforschern Ralf Keyes und Garson O'Toole für ihre gründliche Arbeit dankbar sein. 
 
 
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ANHANG

Screenshot 16/2 2021; Pseudo-Arthur-Schopenhauer-Zitat.


 

Montag, 15. Februar 2021

"Es werden mehrere Jahrtausende von Liebe nötig sein, um den Tieren ihr durch uns zugefügtes Leid heimzuzahlen." Franz von Assisi (angeblich)

Pseudo-Arthur-Schopenhauer-Zitat.

Dieser von einer unbekannten Person geprägte Satz wird seit 2005 Arthur Schopenhauer und seit ungefähr 2012 auch Franz von Assisi untergeschoben.

Pseudo-Franz-von-Assisi-Zitat.

Weder in den Schriften Arthur Schopenhauers noch - wie mir der Franziskaner Pater Willibald Hopfgartner bestätigte - in den überlieferten Texten Franz von Assisis ist der Satz so oder so ähnlich zu finden. 

Da der Spruch diesen Autoren so lange Zeit nach ihrem Tod erstmals zugeschrieben wurde, gibt es, wie bei fast allen Kuckuckszitaten, die erst im 21. Jahrhundert entstanden sind, keinen vernünftigen Grund anzunehmen, dass er jemals in einem ihrer Texte gefunden werden wird. 

Wer den Spruch vermutlich am Anfang des 21. Jahrhunderts geprägt hat, ist noch unbekannt.


Twitter, November 2012:

Pseudo-Arthur-Schopenhauer und Pseudo-Franz-von-Assisi-Zitat.


Artikel in Arbeit.

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Quellen: 

archive.org (Arthur Schopenhauers Werke; diverse Ausgaben)
E-Mail von Willibald Hopfgartner vom 13. Februar 2020 

Beispiele für einige der ersten falschen Zuschreibungen an Arthur Schopenhauer:
2005: Hamburger Abendblatt, 20. Juni 2005, Leserbrief (genios.de kostenpflichtig)
2007: Josef Lehmkuhl: "Gott und Gral: eine Exkursion mit Parsifal und Richard Wagner" , Königshausen u. Neumann, Würzburg: 2007,  S. 96  (books.google)
 
 Beispiele für einige der ersten falschen Zuschreibungen an Franz von Assisi:
2012: 20. November 2012 (Twitter)
2015: Mitteldeutsche Zeitung, 30. Dezember 2015 (genios.de kostenpflichtig)
2016: Schwäbische Zeitung, 24. Juni 2016  (genios.de kostenpflichtig)

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Dank: 

Ich danke Pater Dr. Willibald Hopfgartner OFM für seine Bestätigung.

"Wer Tiere quält, ist unbeseelt". Johann Wolfgang von Goethe (angeblich)

Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.
 
Dieses gut gemeinte Gedicht wird seit etwa 70 Jahren Johann Wolfgang von Goethe untergeschoben und ist weder in seinen Büchern noch in relevanten Nachschlagwerken so oder so ähnlich zu finden.

Die holprigen Verse einer unbekannten Person werden nicht nur von naiven Tierschützern in den Sozialen Medien fälschlich Goethe zugeschrieben, sondern manchmal auch von Autoren mit wissenschaftlichem Anspruch (Link), allerdings nie von Literaturwissenschaftlerinnen*.

Nachweisbar ist das beliebte Gedicht seit den 1950er Jahren beispielsweise in Artikeln zum Welttierschutztag (Link), und heute wird es auch in vielen Online-Zitatesammlungen Goethe zugeschrieben.

  • Pseudo-Goethe-Zitat:

    "Wer Tiere quält, ist unbeseelt
    und Gottes guter Geist ihm fehlt,
    mag noch so vornehm drein er schaun,
    man sollte niemals ihm vertraun."

     

    Anonymer Kommentar:

     
    "Wenn das von Goethe ist, fresse ich eine Kokosnuss im Ganzen". Anonym (Tamy!) 2011 (pauker.at)
     
     

    Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.


     
    ________________
    Quellen: 
    Google
     "Lexikon der Goethe-Zitate". Hrsg. von Richard Dobel, Artemis Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg: 1991 
    2008:  wikiquote.org/wiki/Diskussion:Tier
    2011: pauker.at
     
    Frühe Beispiele für falsche Zuschreibungen:
    1953:  Nordwest Zeitung, Ausgabe Der Münsterländer vom 17.10.1953, S. 4 (genios.de, kostenpflichtig)
    1959: Unser Schaffen, Zeitschrift, 1959, S. 282 (archive.org)
    1962: George Grimm: "Buddhistische Meditationen: ein Brevier", Baum-Verlag, Pfullingen:1962, S. 332 (books.google)
     
     
     
     
    Artikel in Arbeit.
    _____________
    Dank:
    Ich danke Moritz Jacob für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

Sonntag, 14. Februar 2021

"Hinter jedem Faschismus verbirgt sich eine gescheiterte Revolution." Walter Benjamin (angeblich)

 

Pseudo-Walter-Benjamin-Zitat.

Dieses Bonmot wurde dem im Jahr 1940 verstorbenen Philosophen Walter Benjamin über 60 Jahre nach seinem Tod das erste Mal untergeschoben, und schon viele Leute haben vergeblich eine Version dieses Zitats in einem Text Walter Benjamins gesucht.

Auch die Behauptungen, das Zitat sei eine Paraphrase von Stellen aus Benjamins Essay "Über den Begriff der Geschichte" oder aus seiner Rezension von Ernst Jüngers Sammelschrift "Krieg und Krieger" mit dem Titel "Theorien des deutschen Faschismus" stimmen nicht, wie man sich leicht selbst überzeugen kann, da beide Texte Online zu lesen sind (Link1) (Link2).

Bei einer chronologischen Durchsuchung aller digitalisierten Texte taucht das Zitat das erste Mal im Jahr 2007 als marxistischer Slogan - allerdings ohne Zuschreibung an Walter Benjamin - in einem Buch über den Philosophen Slavoj Žižek auf.


  • "Žižek in other words takes the old Marxist slogan that ‘every rise of Fascism is a sign of a failed revolution’ very seriously: his understanding of history is consistent with Walter Benjamin’s, in as much as it regards a given historical failure or even catastrophe as indicative of the previous grounding ‘openness’ of agiven socio-political constellation."
    Heiko Feldner, Fabio Vighi: "
    Žižek - Beyond Foucault", Palgrave Macmillan, New York: 2007, S. 33  (pdf) 

Zwei Jahre später erklärte Slavoj Žižek diesen "alten marxistischen Slogan" aus der Sekundärliteratur über ihn ohne Quellennachweis zu einem Zitat Walter Benjamins, und Žižek hat dieses Bonmot einer unbekannten Person später in Büchern und Interviews noch oft als Walter-Benjamin-Zitat wiederholt.

2009

  • "What phenomena such as the rise of the Taliban demonstrate is that Walter Benjamin's old thesis that "every rise of Fascism bears witness to a failed revolution" not only still holds true today, but is perhaps even more pertinent than ever."

    "First As Tragedy, Then As Farce" by Slavoj Zizek; Verso, 2009 (

Seit 2011 haben auch andere Autorinnen und Autoren diesen Satz in verschiedenen Varianten fälschlich Walter Benjamin zugeschrieben.

2011

  • The Nazis converted the revolutionary hymn into a nationalistic paean to Hitler, bringing to mind German-Jewish Marxist Walter Benjamin’s adage that “every fascism is an index of a failed revolution.”
    David Bester: Song and struggle: “Bravely Comrades, In Step” People's World, May 19, 2011  (Link)

2011

  • Walter Benjamin is credited with saying “behind every fascism is a failed revolution,” (by which he meant communism).  (Link)

 2012

  • "Walter Benjamin seems to have it right when he deemed Fascism to be the product of a failed revolution." (Link)

2013

2013

  • "Do, however, recent vicissitudes of Muslim fundamentalism not confirm Walter Benjamin’s insight that 'every rise of Fascism bears witness to a failed revolution'? The rise of Fascism is the Left’s failure: a proof that there was a revolutionary potential, a dissatisfaction, that the Left was unable to mobilize."
    Slavoj Žižek: "Deaths on the Nile. Is Egypt’s revolution following the course of Iran’s?" In Thesetimes, August 23, 2013 (Link)

 2014

  • "Doch auch hier gilt, dass sich hinter jedem Faschismus eine gescheiterte Revolution verbirgt, und die einzige Möglichkeit der Linken, diese Loslösung durch die Rechte zu bekämpfen, ist, ihre eigene Loslösungsbewegung zu starten .."
    Slavoj Žižek: "Weniger als nichts: Hegel und der Schatten des dialektischen Materialismus" 2014 (Link)
     

 2015

  • "Žižek beruft sich auf Walter Benjamins Einsicht, dass jeder Aufstieg des Faschismus von einer gescheiterten Revolution zeuge ..". (DIE ZEIT)

2015

  • "'Hinter jedem Faschismus steht eine gescheiterte Revolution' lautet die Quintessenz der Faschismusanalyse des deutschen jüdischen marxistischen Theoretikers Walter Benjamin.  (slp.at)

 

2016

  • "Nachtwey: Weil die Linke keine alternative Erzählung anbietet. Walter Benjamin hat mal gesagt: Jeder Faschismus beruht auf einer gescheiterten Revolution - der Aufstieg von rechten Bewegungen hat damit zu tun, dass die Linken es nicht geschafft haben, eine Alternative zu entwickeln."  (Der Spiegel)
  •  
2020
  • "das Walter Benjamin zugeschriebene Bonmot, „dass jeder Aufstieg des Faschismus von einer gescheiterten Revolution zeugt“ (Žižek 2015: 14), ist wohl selten so oft zitiert worden wie in den letzten Jahren." (Link)
2020
 
  •  "Žižek constantly repeats Walter Benjamin's observation that 'every fascism is a sign of failed revolution.'" (Link)
 
2021
  • "Guérot fürchtet, Le Pen könnte 2022 tatsächlich gewinnen – und bezieht sich auf den Philosophen Walter Benjamin. Dieser hat schon in den Dreißigerjahren analysiert: "Jeder faschistischen Periode geht eine gescheiterte soziale Revolution voraus." Für Guérot waren die Gelbwesten in Frankreich eine soziale Revolution." (DIE ZEIT)
2021 
  • Ulrike Guérot: "'Jeder faschistischen Periode geht eine gescheiterte soziale Revolution voraus.' Walter Benjamin" (Twitter) 

 

Twitter, 2021:

 
Nach Ralf Bülow könnte das Kuckuckszitat durch eine falsche Verallgemeinerung eines Satzes Walter Benjamins aus einem Briefentwurf zu seinem Moskauer Tagebuch entstanden sein:
 
Walter Benjamin, zum Moskauer Tagebuch, 1. Mai 1927 (archive.org)

 
Artikel in Arbeit. Es könnten noch ältere Belege für das Zitat gefunden werden.
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Quellen:
 
Walter Benjamin: "Über den Begriff der Geschichte", in: Walter Benjamin: Gesammelte Schriften. Unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Suhrkamp, Frankfurt am Main: 1972, Band I, S. 691 ff. (Link)
Walter Benjamin: "Theorien des deutschen Faschismus", in: W.B.: Gesammelte Schriften. Unter Mitwirkung von Theodor W. Adorno und Gershom Scholem hrsg. von Rolf Tiedemann und Hermann Schweppenhäuser. Suhrkamp, Frankfurt am Main: 1991, Band III Kritiken und Rezensionen (Internet Archive)
Walter Benjamin:  Briefentwurf zum Moskauer Tagebuch vom 1. Mai 1927, in: Gesammelte Schriften, Band 6, 1991, S. 781 (Link)
 
Heiko Feldner, Fabio Vighi: "Žižek - Beyond Foucault", Palgrave Macmillan, New York: 2007, S. 33  (pdf)  
Slavoj Žižek: "Deaths on the Nile. Is Egypt’s revolution following the course of Iran’s?" In Thesetimes, August 23, 2013 (Link)
Slavoj Žižek: "Weniger als nichts: Hegel und der Schatten des dialektischen Materialismus" 2014 (Link)  
Jennifer Ruth:  "Demanding the Impossible" Slavoj Zizek, Polity Press, 2013 (Link)  
Annika Joeres: Macrons härteste Gegnerin, DIE ZEIT, 12. Februar 2021  (Link)
 
 
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Dank:
Ich danke Tobias Blanken für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat und dessen Ursprung bei Slavoj Žižek sowie Ralf Bülow für seine These zur stillen Post.
 
 
 
 
 
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ANHANG

  • "Auf der Ebene dieser Ausdrucksformen der Massen verbinden sich faschistische Ideologie und Ästhetik: Das Ausbleiben der sozialen Revolution geht einher mit einer Inbeschlagnahme der Insignien der Revolution, mit einer Inszenierung und Theatralisierung des Politischen."
    Jean-Michel Palmier: "Walter Benjamin: Lumpensammler, Engel und bucklicht Männlein: Ästhetik und Politik bei Walter Benjamin" Suhrkamp: 2009, S. 1143 (Link)