Freitag, 6. September 2019

"Sprich, damit ich dich sehe." Sokrates (angeblich)

Die früheste schriftliche Erwähnung dieses Sokrates-Zitats stammt aus dem 2. Jahrhundert nach Christus von dem in Madauros (Algerien) geborenem lateinischen Autor, Redner und Philosophen Apuleius.

"Loquere, ut te videam / Loquere, ut videam te" (rede, damit ich dich sehe), die später geprägte lateinischen Kurzfassung dieses Zitats, wurde seit Erasmus von Rotterdam von vielen Philosophen zitiert, und manchmal Platon unterschoben. Eine griechische Version dieses Zitats aus dem Athen Platons ist nicht überliefert.

Apuleius, Florida



  • "At non itidem maior meus Socrates, qui cum decorum adulescentem et diutule tacentem conspicatus foret, 'ut te videam,' inquit, 'aliquid et loquere.' Scilicet Socrates tacentem hominem non videbat; etenim arbitrabatur homines non oculorum, sed mentis acie et animi obtutu considerandos".
    latin.packhum.org

Apuleius, Blütenlese


  •  "Doch nicht so mein Meister Sokrates; als er einen schönen Jüngling sah, der ziemlich lange schwieg, sagte er: 'Damit ich dich sehen kann, rede auch etwas!' Das heißt: Sokrates sah einen schweigenden Menschen nicht; er war der Überzeugung, man müsse die Menschen nicht mit der Schärfe der Augen, sondern mit der des Verstandes und in geistigem Anschauen betrachten."
    Übersetzt von Rudolf Helm

  •  "But such was not the opinion of my master Socrates. For once when he saw a youth of handsome appearance who remained for a long time without uttering a syllable, he said to him, 'Say something, that I may see what you are like.' For Socrates felt that a man who spoke not at all was in a sense invisible, since he held that it was not with the bodily vision, but with the mind's eye and the sight of the soul that men should be regarded."
    Übersetzt von H.E.Butler (1909) (Link)
 Diese Sokrates-Anekdote von Apuleius gilt als Anspielung auf Platons frühen Dialog "Charmides", in dem der spätere Oligarch Charmides noch ein  außerordentlich hübscher Teenager gewesen ist, dessen Schönheit auch Sokrates ganz verlegen machte.

Man traf sich auf einem Ringsportplatz und redete über die Heilung von Kopfschmerzen und über das Wesen der Besonnenheit (sophrosyne). Der morgens von Kopfweh geplagte Charmides galt nicht nur als besonders schön, sondern auch als ungewöhnlich besonnen (Link).




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Quellen:
Apuleius, Verteidigungsrede. Blütenlese. Lateinisch und deutsch von Rudolf Helm. Akademie-Verlag, Berlin: 1977 (Schriften und Quellen der alten Welt ; Band 36), S. 167
attalus.org
latin.packhum.org
Willis Goth Regier: "Quotology" University of Nebraska Press, Lincoln and London: 2010,  S. 26 (Link)
Platon, Charmides 158 e – 159 a
Platon, Sämtliche Werke. In der Übersetzung von Friedrich Schleiermacher und Hieronymus Müller mit der Stephanus-Numerierung herausgegegeben von Walter F. Otto, Ernesto Grassi, Gert Plamböck. Band 1: Apologie, Kriton, Protagoras, Hippias II, Charmides, Laches, Ion, Euthyphron, Gorgias, Briefe. Reinbek bei Hamburg : Rowohlt, 1988 (Rowohlts Klassiker der Literatur und der Wissenschaft : Band 1), S. 133 – 134 (vorerst zitiert nach (gutefrage.net) )


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Dank:
Ich danke Norbert Sterk für die Frage, Ralf Bülow für seinen Hinweis auf Lichtenberg sowie Albrecht für die übersichtliche Aufbereitung seiner Recherchen.

Artikel in Arbeit.
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Erasmus (Link)
Quotology (Link)
Nietzsche (Link) Bibliographische Angaben!
Petrarca (Link) (Link)
Hamann (Link) 
Lichtenberg (Link)
Kierkegaard /Link)
Kant (Link)
(gutefrage.net)

Schopenhauer (Link)
(Link)
 
books.google
 gutenberg.spiegel.de




"Die Menschen werfen alle ihre Dummheiten auf einen Haufen, konstruieren ein Ungeheuer und nennen es Schicksal." Thomas Hobbes (angeblich)

Das Zitat stammt nicht von dem Philosophen Thomas Hobbes aus dem 17. Jahrhundert, sondern so ähnlich von  der Autorin John Oliver Hobbes aus dem 19. Jahrhundert. John Oliver Hobbes war das Pseudonym der amerikanischen Schriftstellerin Pearl Mary Teresa Craigie.

Ausgangspunkt der Verwechslung war anscheinend eine Anthologie von "Lebensweisheiten berühmter Philosophen", die im Jahr 2008 im humboldt Verlag erschienen ist.  

Pseudo-Thomas-Hobbes-Zitat. Die korrekte Zuschreibung wäre: John Oliver Hobbes.

 

John Oliver Hobbes, 1892/94:

  • "Men heap together the mistakes of their lives and create a monster which they call Destiny. Some take a mournful joy in contemplating the ugliness of the idol. These are called Stoics. Others build it a temple like Solomon's, and worship the temple. These are called Epicureans. The Dean of Tenchester was a Stoic."

    John Oliver Hobbes: The Tales of John Oliver Hobbes, The Sinners Comedy, S. 147 Wikisource
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Quellen:
John Oliver Hobbes: The Tales of John Oliver Hobbes, The Sinners Comedy, T. Fischer Unwin, London: 1894, S. 147 Wikisource

Beispiele für die Verwechslung von Thomas Hobbes mit John Oliver Hobbes:

Stefan Knischek: "Lebensweisheiten berühmter Philosophen: 4000 Zitate von Aristoteles bis Wittgenstein", Humboldt, 7., aktualisierte Auflage, Hannover: 2008, S.  353 (Link)
"Die besten Lebensweisheiten der Welt: Eine sorgsame Auswahl der berühmtesten Sentenzen". Herausgegeben von Katharina Maier, 4. Auflage, marixverlag, Wiesbaden: 2014 ebook (ohne Seitenzahlen (Link)

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Dank:
Ich danke Helge Hesse für die Frage.

Mittwoch, 4. September 2019

"Mehr als die Vergangenheit interessiert mich die Zukunft, denn in ihr gedenke ich zu leben." Albert Einstein (angeblich)

Pseudo-Albert-Einstein-Zitat.
Dieses angebliche Albert-Einstein-Zitat ist noch kaum 20 Jahre alt und in Einsteins digitalisierten Schriften sowie in seriösen Nachschlagwerken unauffindbar. Es ist also höchstwahrscheinlich ein Kuckuckszitat, auch weil es immer ohne Quellenangabe zitiert wird.

Der Spruch wurde im 21. Jahrhundert Einstein ein paar Jahre lang nur im Internet unterschoben, inzwischen steht das Falschzitat auch in angesehenen Zeitungen auf Papier.

Entstanden ist der Spruch wahrscheinlich aus einem später oft paraphrasierten Satz des amerikanischen Erfinders Charles F. Kettering aus dem Jahr 1940:


Wikipedia

Charles F. Kettering, 1936 (?):


  • "You know, you read about the future. You can't help that. I don't look upon the future. I am not a politician. I am not worried about the future at all. I don't like to run it down. I don't like to think of it being too dark because I expect to spend all the rest of my life there and I don't want to have a nasty end to it."

    Charles F. Kettering: "Mr. Kettering's Talk", News and Views, General Motors Acceptance Corporation 1936 (?), S. 46 (vorerst zitiert nach Wikiquote)

Charles F. Kettering, 1940:

  • "Kettering says the one thing he definitely knows about the future is that 'we should all be concerned about it because we will have to spend the rest of our lives there!'"
     The Indianapolis Sunday Star, 1940 January 21  (Zitiert nach quoteinvestigator.com) 

Auch der amerikanische Zitatforscher Garson O'Toole kommt auf seiner sorgfältig erstellten Webseite Quoteinvestigator.com zu dem Schluss, dass das weit verbreitete Zitat zurecht Charles F. Kettering zugeschrieben wird.



Pseudo-Albert-Einstein-Zitat.
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Quellen:
Alice Calaprice: "The Ultimate Quotable Einstein", Foreword: Freeman Dyson, Princeton University Press, Princeton and Oxford: 2011
Garson O' Toole: "We Should All Be Concerned About the Future Because We Will Have To Spend the Rest of Our Lives There: Charles F. Kettering? Apocryphal?" 2017 (quoteinvestigator.com) 
The Indianapolis Sunday Star, 1940 January 21  (Zitiert nach Garson O'Toole quoteinvestigator.com) 
Charles F. Kettering: "Mr. Kettering's Talk", News and Views, General Motors Acceptance Corporation, General Exchange Insurance Corporation, Motors Insurance Corporation, 1936 (?), S. 46 (vorerst zitiert nach Wikiquote)
Wikiquote 
Ralf Bülow  

Beispiele für das Kuckuckszitat:

2002: tischlerforum.info
2005: fcbforum.ch
2013: Martin Wehrle: "Das Zitat... und Ihr Gewinn", 
2016: Alexander Armbruster: "Star Trek - Wo nie ein Mensch zuvor gewesen ist", Frankfurter Allgemeine Zeitung, 21. Juli 2016 (faz.net)

Sonntag, 1. September 2019

"Lerne von gestern, lebe für heute, hoffe auf morgen. Das Wichtigste ist, dass man nie aufhört, Fragen zu stellen." Albert Einstein (angeblich)

Pseudo-Albert-Einstein-Zitat.


Der erste Satz dieses angeblichen Einstein-Zitats wird Albert Einstein erst im 21. Jahrhundert unterschoben, der zweite Satz ("Das Wichtigste ist ...") stammt tatsächlich aus einem Interview mit ihm.

Einige Monate vor seinem Tod empfing Albert Einstein seinen alten Bekannten William Hermanns zusammen mit dem Journalisten William Miller und dessen Sohn Pat, der gerade in Harvard zu studieren begonnen hat, in seinem kleinen Haus in Princeton zu einem Gespräch.

 Bei diesem Interview gab Albert Einstein seinem jungen Bewunderer Pat Miller folgenden Rat:


Albert Einstein zu Pat Miller, 1954/55:


  • "Das Wichtigste ist, dass man nie aufhört, Fragen zu stellen. Neugierde hat ihre eigene Existenzberechtigung. Man kann nicht anders als Ehrfurcht zu empfinden, wenn man über die Geheimnisse der Ewigkeit, des Lebens, der wunderbaren Struktur der Realität nachdenkt. Es genügt, wenn man nur versucht, jeden Tag ein wenig von diesem Geheimnis zu verstehen. Verliere nie eine heilige Neugier. Versuche nicht ein Mann des Erfolgs zu werden, sondern werde lieber ein Mann von Wert."
LIFE Magazine, 2. May 1955, S. 64 (Link)


The important thing is not to stop questioning. Curiosity has its own reason for existence. One cannot help but be in awe when he contemplates the mysteries of eternity, of life, of the marvelous structure of reality. It is enough if one tries merely to comprehend a little of this mystery each day. Never lose a holy curiosity. Try not to become a man of success but rather try to become a man of value."
William Miller: "Death of a Genius. - Old Man's Advice to Youth: 'Never Lose a Holy Curiosity'" LIFE Magazine, 2. Mai 1955, S. 64 (Link)



Twitter, 2019




 

Der Satz  "Learn from Yesterday, Live for Today, Hope for Tomorrow" war in den 1970er Jahren in Amerika verbreitet, und wurde zum Beispiel in Pennsylvania zu Silvester 1973/74 als Neuerjahrs-Wunsch zitiert (Link)

Da dieser Satzes weder in den digitalisierten Werken Albert Einsteins, noch in seriösen Nachschlagwerken zu finden ist und ihm erst ungefähr 50 Jahre nach seinem Tod erstmals zugeschrieben wurde, ist anzunehmen, dass ihm der Satz fälschlich zugeschrieben wird.


Geprägt wurde dieser Spruch wahrscheinlich 1949 von der Autorin und Mäzenatin Esther Eberstadt Brooke in ihrem Ratgeberbuch "You And Your Personality: A Guide to Effective Living" in folgender Version:

1949
  • " If you want a 'succesfull' personality, you must learn from yesterday, work for today, plan for tomorrow   — and keep on going ahead." (Link)

Diesen Fund verdanke ich Ralf Bülow, der auch einen ähnlichen Slogan in einer Publikation der Public Relations Society of America aus dem Jahr 1954 entdeckt hat:

1954
  • "Work today; Prepare for Tomorrow; Learn from Yesterday." (Link)


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Anmerkung 1:
Wenn Albert Einstein dem jungen Mann den Rat gibt, "a man of value" zu werden, so ist diese Formulierung eine Anspielung auf einen Gedanken Gotthold E. Lessings, den Albert Einstein gerne zitierte:

  • "Nicht die Wahrheit , in deren Besitz irgendein Mensch ist oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Werth des Menschen."

    Gotthold E. Lessing: "Eine Duplik", 1778 (Link)
Anmerkung 2:
Albert Einstein gibt dem Studenten den Rat, kein Karrierist zu werden, sondern empfiehlt ihm die geduldige Suche nach kleinen und großen Wahrheiten. Dass dieser Ratschlag für ein erfülltes Leben als Wissenschaftler jenseits des Erfolgs im Falschzitat mit der Empfehlung für eine 'succesfull' personality verknüpft wird, ist unfreiwillig komisch.
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Quellen:
Alice Calaprice: "The Ultimate Quotable Einstein", Foreword: Freeman Dyson, Princeton University Press, Princeton and Oxford: 2011
Esther Eberstadt Brooke: "You And Your Personality: A Guide to Effective Living", Harper and Brothers, New York: 1949, S. 166 (Link)
The Public Relations Journal, herausgegeben von der Public Relations Society of America (PRSA), Band 10, S. 32, Snippet (Link)
William Miller: "Death of a Genius. - Old Man's Advice to Youth: 'Never Lose a Holy Curiosity'" LIFE Magazine, 2. Mai 1955, S. 64 (Link)

 
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Dank:
Ich danke Keith Flippin, dem "researcher of bogus quotes and paraphrases" und Ralf Bülow für ihre  Recherchen zum Ursprung dieses halbrichtigen Falschzitats (Link).
 

Dienstag, 27. August 2019

"Erfolgreich zu sein setzt zwei Dinge voraus: Klare Ziele und den brennenden Wunsch, sie zu erreichen.“ Johann Wolfgang Goethe (angeblich)

Pseudo-Johann-Wolfgang-von-Goethe-Zitat.
Dieses in den sozialen Medien, bei Managmentberatern und Motivationstrainerinnen beliebte Goethe-Zitat ist in Goethes Werken so wenig wie in seriösen Nachschlagwerken zu finden.

Wer diesen Motivationsspruch geprägt hat, ist unbekannt; Johann Wolfgang Goethe wird er erst im 21. Jahrhundert unterschoben.

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
2006: forum.stuttgarter-kickers.de
2007: bidok.uibk.ac.at/library/boban-moderation.html
2013: Hans-Georg Schumacher, Dieter F. Kindermann: Strategisches und qualifiziertes Empfehlungsmanagement: Leitfaden für Verkäufer und Vertriebsführungskräfte in der Versicherungsbranche, Springer Gabler, Wiesbaden: 2013 ebook, Anhang (ohne Seitenzahlen) books.google.

 uni-stuttgart.de.pdf

Artikel in Arbeit.

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Twitter:


"Wir haben genug Zeit, wenn wir sie nur richtig verwenden." Johann Wolfgang von Goethe (angeblich)

Pseudo-Goethe-Zitat zu Goethes Geburtstag am 28. August 2019 auf Twitter.


 Dieses angebliche Goethe-Zitat gibt es auf Englisch seit etwa 60 Jahren und auf Deutsch taucht es in den digitalisierten Texten erst vor etwa 20 Jahren auf.

Ich konnte das Zitat bisher in keinem Text Goethes und in keinem seriösen Nachschlagwerk finden, habe allerdings noch nicht gründlich gesucht.



Das Zitat wurde Goethe anscheinend 1963 erstmals zugeschrieben:

  • "We always have time enough, if we but use it right." books.google

Pseudo-Goethe-Zitat?

 Artikel in Arbeit.

Montag, 26. August 2019

"Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken." Johann Wolfgang von Goethe (angeblich)

Pseudo-Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat.


Dieses bei Weinverkäufern und auf Twitter beliebte Pseudo-Goethe-Zitat wurde anscheinend erst im 21. Jahrhundert Johann Wolfgang Goethe unterschoben, und ist so oder so ähnlich weder in seinen digitalisierten Werken, noch in seriösen Nachschlagwerken zu finden.

Ohne Zuschreibung an Goethe ist das Zitat auf Deutsch seit den 1950er Jahren bekannt und wird zum Beispiel im Jahr 1969 als Devise bei einer Weinprobe in Baden-Württemberg verwendet (Link). 

Auf Englisch ist das Bonmot in der Variante: "Life Is Too Short To Drink Cheap Beer!" seit 1880 nachweisbar (Link).

Im Jahr 1963 wird das Zitat einmal Ilse Steinbrinck zugeschrieben (Link)


Varianten des Pseudo-Goethe-Zitats:

  • " Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken."
  • " Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken." 
  • "Das Leben ist zu kurz, um schlechte Weine zu trinken."
  • "Life is too short to drink bad wine."
  • "Life is too short to drink cheap wine."
  • "Life is too short to drink mediocre wines."  
  • "La vita è troppo breve per bere vini mediocri."
  • "La vie est trop courte pour boire du mauvais vin."  
  • "La vida es demasiado corta  para beber mal  vino."  




Pseudo-Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat.


Bei einer chronologischen Google-Suche nach diesem Zitat findet man den ersten Eintrag im Jahr 2001 im Usenet :


Entwicklung des Pseudo-Goethe-Zitats:


2001
  • "Gerade habe ich es wieder gelesen:  'Das Leben ist zu kurz, um schlechten Wein zu trinken'.  Der Spruch wurde Goethe zugeschrieben.  Sollte der das wirklich so formuliert haben?"
    de.etc.sprache.deutsch ›3. Mai 2001, Joachim Pense (Link)

 Zwei Jahre später taucht das angebliche Goethe-Zitat schon in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung auf:

2003

  • " 'Das Leben ist viel zu kurz, um schlechten Wein zu trinken', wußte schon Goethe."
    "Das große Wein-Spezial", von Ronny Porsch, F.A.Z.-Archiv, 29. Juli 2003  (faz.net/)
10 Jahre nach der ersten falschen Zuschreibung hat auch der als "Edelfeder" bezeichnete österreichische Journalist Helmut A. Gansterer das Falschzitat verbreitet:

2011
  • " ... hatte ich den Satz geschrieben: 'Das Leben ist zu kurz, um nicht die besten Weine zu trinken.' Die Tinte war noch nicht trocken, als ich in Goethes Werken heimtückisch den Satz eingeschoben fand: 'Das Leben ist zu kurz, um schlechte Weine zu trinken.' Das ist zwar blasser und wirklich nicht das Gleiche, aber ärgerlich war es doch."
    Helmut A. Gansterer: Was zuverlässig glücklich macht, Kleine Zeitung, 21. Jänner 2011 (Link)

Pseudo-Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat.


Inzwischen wird dieses Wein-Zitat auch in vielen Online-Zitat-Sammlungen Johann Wolfgang von Goethe unterschoben (Google). Auch auf Englisch, Italienisch, Französisch und Spanisch.

Pseudo-Goethe quote.

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Quellen:
Google
Twitter
"Lexikon der Goethe-Zitate". Hrsg. von Richard Dobel, Artemis Verlag, Weltbild Verlag, Augsburg: 1991
de.etc.sprache.deutsch ›3. Mai 2001, Joachim Pense (Link)
"Das große Wein-Spezial", von Ronny Porsch, F.A.Z.-Archiv, 29. Juli 2003  (faz.net/)
Helmut A. Gansterer: Was zuverlässig glücklich macht, Kleine Zeitung, 21. Jänner 2011 (Link)
1880: "Life Is Too Short To Drink Cheap Beer !" (Link)
Englisch:
(Link)
 



In Arbeit.