Samstag, 5. September 2020

"A people that elect corrupt politicians, imposters, thieves and traitors are not victims ... but accomplices.” George Orwell (angeblich)

Pseudo-George-Orwell-Zitat.

Auf Deutsch ist dieses kaum sieben Jahre alte Pseudo-George-Orwell-Zitat nicht so weit verbreitet wie auf Englisch oder auf Russisch.

  • "Ein Volk, das korrupte Politiker, Betrüger, Diebe und Verräter wählt, sind keine Opfer, sondern Komplizen."
  • "Menschen, die korrupte Politiker wählen, sind keine Opfer, sondern Komplizen!"
  • "Люди, которые голосуют за неудачников, воров, предателей и мошенников, не являются их жертвами. Они соучастники". Джордж Оруэлл.

Auf Twitter taucht eine Version des Zitats ohne Zuschreibung an George Orwell im Februar 2013 das erste Mal auf.

Twitter, 2013:

 

(Link)
Ein Jahr später wird dieses Zitat auf Twitter das erste Mal dem englischen Autor und Journalisten George Orwell unterschoben und auch auf allen anderen Internet-Plattformen sowie in allen anderen digitalisierten Texten kann man meines Wissens vor dem Jahr 2014 keinen einzigen Beleg für eine Zuschreibung an Orwell finden.

Wer mit der falschen Zuschreibung des Zitats im Internet begonnen hat, kann ich nicht sagen. Die erste falsche Zuschreibung auf Twitter stammt von einem Account mit dem Namen "WheretoRoost" am 19. Juli 2014.

Twitter, 2014:


Pseudo-George-Orwell-Zitat.  (Link)


Auf Englisch wurde dieses angebliche George-Orwell-Zitat bald sehr populär, auch weil es von Leuten wie Ricky Gervais mit Millionen von Followern verbreitet wurde.

 

Twitter, 2016:

 

Pseudo-George-Orwell-Zitat.

'Newsweek', 2018:


Meistens wird das Zitat ohne Quellenangabe verbreitet, nur das Magazin 'Newsweek' gibt  in einem Artikel über Orwell-Zitate einmal eine Quelle an.

In diesem Newsweek-Artikel wird behauptet, das Zitat stünde in George Orwells Sammelband: "The Collected Essays, Journalism and Letters of George Orwell: As I please, 1943-1945".

Allein: Dieser 1970 erschienene Sammelband ist auf archive.org durchsuchbar und das fragliche Zitat ist in diesem Band nicht zu finden (archive.org), die Quellenangabe war also falsch.
 

Pseudo-George-Orwell-Zitat.


Artikel in Arbeit.


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Quellen:
Google
Twitter: 2013 (Link); 2104: (Link)
 George Orwell: "The Collected Essays, Journalism and Letters of George Orwell: As I please, 1943-1945", Penguin Books, London: 1070 (archive.org)
Nina Godlewski:  "George Orwell Quotes: Famous Sayings on Author's 115th Birthday". 25. Juni 2018 (Link)
wikiquote: "Famous unsourced quote", 23 April 2017
reddit
Quora: "Did George Orwell really say "A people that elect corrupt politicians, impostors, thieves, and traitors are not victims, but accomplices"? If yes, when or where?", 21. Dezember 2019




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Dank:
Ich danke Dr. Philoponus für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat.





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Anhang



Pseudo-George-Orwell-Zitat.

Freitag, 28. August 2020

"Der Sinn des Lebens besteht nicht darin ein erfolgreicher Mensch zu sein, sondern ein wertvoller." Albert Einstein (angeblich)

Entstelltes Albert-Einstein-Zitat.

Albert Einstein hat diesen Satz so nicht gesagt, sondern gab in seinem letzten Lebensjahr einem jungen Physikstudenten den Rat, nie aufzuhören Fragen zu stellen und nicht ein Mann des Erfolges zu werden, sondern zu versuchen, ein Mann von Wert zu werden.
 

Albert Einstein hat aber nicht allgemein vom "Sinn des Lebens" gesprochen. Das Zitat, das in diesem Wortlaut anscheinend erst im Jahr 2014 entstanden ist, ist eine Paraphrase eines Satzes von Albert Einstein.

 

Albert Einstein, 1954/1955:

  • "Versuche nicht ein Mann des Erfolgs zu werden, sondern werde lieber ein Mann von Wert."
  • "Try not to become a man of success but rather try to become a man of value."

    William Miller: "Death of a Genius. - Old Man's Advice to Youth: 'Never Lose a Holy Curiosity'" LIFE Magazine, 2. Mai 1955, S. 64 (Link)


Einige Monate vor seinem Tod empfing Albert Einstein seinen alten Bekannten William Hermanns zusammen mit dem Journalisten William Miller und dessen Sohn Pat, der gerade in Harvard zu studieren begonnen hat, in seinem kleinen Haus in Princeton zu einem Gespräch.

 Bei diesem Interview gab Albert Einstein seinem jungen Bewunderer Pat Miller folgenden Rat:



Albert Einstein zu Pat Miller, 1954/55:


  • "Das Wichtigste ist, dass man nie aufhört, Fragen zu stellen. Neugierde hat ihre eigene Existenzberechtigung. Man kann nicht anders als Ehrfurcht zu empfinden, wenn man über die Geheimnisse der Ewigkeit, des Lebens, der wunderbaren Struktur der Realität nachdenkt. Es genügt, wenn man nur versucht, jeden Tag ein wenig von diesem Geheimnis zu verstehen. Verliere nie eine heilige Neugier. Versuche nicht ein Mann des Erfolgs zu werden, sondern versuche lieber ein Mann von Wert zu werden."
LIFE Magazine, 2. May 1955, S. 64 (Link)


The important thing is not to stop questioning. Curiosity has its own reason for existence. One cannot help but be in awe when he contemplates the mysteries of eternity, of life, of the marvelous structure of reality. It is enough if one tries merely to comprehend a little of this mystery each day. Never lose a holy curiosity. Try not to become a man of success but rather try to become a man of value."
William Miller: "Death of a Genius. - Old Man's Advice to Youth: 'Never Lose a Holy Curiosity'" LIFE Magazine, 2. Mai 1955, S. 64 (Link)
Wenn Albert Einstein dem jungen Mann den Rat gibt, "a man of value" zu werden, so ist diese Formulierung eine Anspielung auf einen Gedanken Gotthold E. Lessings, den Albert Einstein gerne zitierte:

  • "Nicht die Wahrheit, in deren Besitz irgendein Mensch ist oder zu sein vermeinet, sondern die aufrichtige Mühe, die er angewandt hat, hinter die Wahrheit zu kommen, macht den Werth des Menschen."

    Gotthold E. Lessing: "Eine Duplik", 1778 (Link)


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Quellen:
Alice Calaprice: "The Ultimate Quotable Einstein", Foreword: Freeman Dyson, Princeton University Press, Princeton and Oxford: 2011
Garson O'Toole: "Try Not To Become a Man of Success But Rather Try To Become a Man of Value. -  Albert Einstein? Apocryphal?", 2017 (quoteinvestigator.com)

William Miller: "Death of a Genius. - Old Man's Advice to Youth: 'Never Lose a Holy Curiosity'" LIFE Magazine, 2. Mai 1955, S. 64 (Link)
Gotthold E. Lessing: "Eine Duplik." (Erstdruck 1778) In: Lessing's sämmtliche Werke, herausgegeben von Richard Gosche, G. Grote'sche Verlagsbuchhandlung, Berlin: 1882, Siebenter Band, S. 286f.
G. E. Lessing: "Über die Wahrheit"(Gutenberg)
Albert Einstein: "Erinnerungen — Souvenirs." Verfasst im März 1955, kurz vor seinem Tod; für: "Schweizerische Hochschulzeitung" Nr. 28,  Sonderheft 100 Jahre ETH, Zürich: Herbst 1955, S. 145-153 (pdf); als "Autobiographische Skizze" (ohne die ersten Absätze) nachgedruckt in: Carl Seelig (Hrsg.): "Helle Zeit — Dunkle Zeit: In memoriam Albert Einstein." Reprint der Ausgabe Europa Verlag 1956, Vieweg, Braunschweig / Wiesbaden: 1986, S. 17 (Link)

G.K.: "'Lerne von gestern, lebe für heute, hoffe auf morgen. Das Wichtigste ist, dass man nie aufhört, Fragen zu stellen.' Albert Einstein (angeblich)", 1. September 2019 (Link) 

 2014: Erste Erwähnung des Falschzitats auf Twitter (Link)
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Dank:

Ich danke Bonita für die Frage nach diesem Zitat.

Donnerstag, 27. August 2020

"Wenn die Tatsachen nicht mit der Theorie übereinstimmen – umso schlimmer für die Tatsachen." Georg Wilhelm Friedrich Hegel (angeblich)

Pseudo-Hegel-Zitat.

Dieses weit verbreitete Hegel-Zitat hat noch niemand in einer Schrift Hegels oder in Erinnerungstexten seiner Schüler gefunden. Es ist eines der erfolgreichsten Kuckuckszitate der Philosophiegeschichte und wurde manchmal fäschlich auch Fichte oder Schelling zugeschrieben.

Gegner der Naturphilosphie Hegels haben dem Philosophen Hegel diesen Ausspruch Jahrzehnte nach seinem Tod so oft unterschoben, dass später auch Kenner der Schriften Hegels wie Martin Heidegger das Kuckuckszitat als "Hegels Satz" bezeichneten und interpretierten.  Auch der Tübinger Philosoph Ernst Bloch verteidigte das Pseudo-Zitat gegen Kritiker Hegels.

Entstanden ist die Wendung "umso schlimmer für die Tatsachen" Anfang des  19. Jahrhunderts in Frankreich ("Tant pis pour les faits") und wurde auch auf Deutsch ab 1828 einem unbekannten Franzosen in diversen Zeitschriften zugeschrieben.

 1817
1817 (Link)
 1828
  • "Verlangen wir Beweise von ihnen, so geben sie uns Mutmaßungen –  fordern wir Zeugnisse, so bringen sie einen Schwarm von Hypothesen auf das Tapet. Sie erinnern uns an die Äußerung eines ihrer Landsleute, der ein schönes Gebäude von Raisonements aufgeführt hatte; man bewies ihm, daß er sich in den Tatsachen ganz und gar geirrt habe. Jeder andere würde sich statt seiner geschämt haben; er erwiderte nur: Desto schlimmer für die Tatsachen!"

    Courier, 23. August 1828, in: Oesterreichischer Beobachter, 6. September 1828, S. 1 (Link)

 

Auch der schottische Journalist und Autor Charles Mackay schreibt im Jahr 1841 das Zitat noch einem unbekannten Franzosen zu, allerdings keinem Historiker, sondern einem unbekannten französischen Philosophen.

 

1841

  • "Like the french philosopher, who could not allow facts to interfere with his theory." /
    "An enthusiastic philosopher, of whose name we are not informed, had constructed a very satisfactory theory on some subject or other, and was not a little proud of it. 'But the facts, my dear fellow,” said his friend, “the facts do not agree with your theory.' — 'Don't they?' replied the philosopher, shrugging his shoulders, 'then, tant pis pour les faits;' — so much the worse for the facts!"

    Charles Mackay: Memoirs of Extraordinary Popular Delusions, Vol. 3, Bentley, London: 1841,  S. 313 (Books.google)

 

In England taucht der Witz auch einmal in einem Brief von Erasmus Darwin  an seinen Bruder Charles Darwin auf. Deswegen gilt im englischen Sprachraum manchmal Erasmus Darwin als Urheber des Ausspruchs.

 1859

  • Thatsächlich ist für mich der a priori geführte Beweis so vollständig befriedigend, daß, wenn die Thatsachen nicht hineinpassen wollen, meine Empfindung die ist: um so schlimmer für die Thatsachen(Link); (Link)
  • "In fact the a priori reasoning is so entirely satisfactory to me that if the facts won't fit in, why so much the worse for the facts is my feeling."

    Erasmus Darwin an Charles Darwin, 23. November 1859,
    Oxford dictionary, (Link)

Im Vorwort der französischen Erstausgabe von Charles Darwins " Über die Entstehung der Arten" wird der Satz "Tant pis pour les faits" anscheinend das erste Mal (ohne Quellenangabe) Hegel zugeschrieben (Link).

In den 1870er Jahren wurde der Witz "desto schlimmer für die Tatsachen" als sarkastischer Kommentar in  Zeitschriften und Zeitungen oft wie eine anonyme sprichwörtliche Redewendung verwendet, ohne Bezug auf den unbekannten Franzosen oder auf Hegel.

Auf Englisch scheint der amerikanische Philosoph John Fiske 1875 damit begonnen zu haben, die Wendung "so much the worse for the facts" für einen  typischen Ausdruck der hegelianischen Philosophie zu halten (archive.org).

Im Jahr 1879 hat der Neukantianer Alois Riehl den Witz erstmals einem unbekannten "Anhänger" Hegels zugeschrieben, einen Witz, den Riehls Vermutung nach auch Hegel als Argument verwendet haben könnte (Konjunktiv).

  • "Widerstreiten die Thatsachen noch so bestimmt seinen [Hegels] Begriffen von dem, was sie sein sollten (um nämlich in sein System zu passen); so wird er uns (wie es in einem solchen Falle von einem Anhänger dieser Art [Hegels] Naturphilosophie wirklich geschah) entgegnen: um so schlimmer für die Thatsachen!"

    Alois Riehl: "Der Philosophische Kriticismus: Und Seine Bedeutung für die Positive Wissenschaft", Zweiter Band, Zweiter Theil, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig: 1879, S. 127 (Link)

Aus Riehls Konjunktiv wurde bald ein Indikativ und seit den 1880er Jahren wurde auch im deutschen Sprachraum behauptet, die witzige Bemerkung eines unbekannnten Franzosen stamme von dem 1831 verstorbenen Berliner Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel.

 

1888

  • "Passen die Thatsachen nicht in unsere Philosophie, dann sagt man heute nicht mehr mit Hegel: 'Um so schlimmer für die Thatsachen', nein, man sagt: 'Um so schlimmer für die Philosopie'".

    Wilhelm Jerusalem: "Sophie Germain", in: 'Neue Freie Presse',
    Nr. 8619, 22. August 1888, Morgenblatt, S. 2 (Link)

 
Als Fritz Mauthner den angeblichen Satz Hegels 1910 in sein 'Wörterbuch der Philosophie' aufnahm, bekannte er, nicht zu wissen, ob der vielzitierte Scherz "mehr als ein Scherz" sei.

  • "Ich weiß nicht gleich, ob der Scherz mehr als ein Scherz ist, der oft erzählt wird. Jemand habe behauptet, die Natur stimme nicht ganz mit Hegels Naturphilosophie zusammen; Hegel habe geantwortet: »Desto schlimmer für die Natur.«" (Link)

In seiner Polemik gegen Hegel zitierte Karl Popper diesen Eintrag in Fritz Mauthners "Wörterbuch der Philosophie" als Beleg, und gestand in einer Fußnote, dieses Zitat "in Hegel" nicht gefunden zu haben.


Während ein Teil der Zitierenden bei dem Pseudo-Hegel-Zitat immer die unsichere Quellenlage ("soll gesagt haben") angaben, waren andere weniger redlich und verbreiteten  dazu oft noch unterhaltsame Anekdoten.


In der ältesten dieser Anekdoten habe Hegel auf den Vorwurf, er habe in seiner Dissertation fälschlich behauptet, es könne nur sieben Planeten geben, gekontert: "Desto schlimmer für die Tatsachen" (1902), "Desto schlimmer für die Wirklichkeit", oder: "Desto schlimmer für die Planeten".

In einer anderen Legende sei Hegel darauf aufmerksam gemacht worden, dass es in Südamerika Pflanzen gäbe, die nicht seinem Begriff von Pflanze entsprächen. Darauf antwortete Hegel, angeblich: "Umso schlimmer für die Natur!"

In einer jüngeren Legende wird behauptet, Hegel habe auf den Hinweis, es gäbe am Amazonas auch Papageien, die seinem Begriff von Papagei widersprächen, erwidert: "Um so schlimmer für die Papageien", "Umso schlimmer für die Wirklichkeit",  oder: "Um so schlimmer für die Natur."

.
Rudolf Steiner hat 1917 eine Anekdote erfunden, wonach Schelling und Hegel gemeinsam mit diesem  zynischen Witz das Christentum verteidigt hätten:


Rudolf Steiner, Berlin, 1917:

 

  • "Schelling, Hegel haben manchmal sich verleiten lassen - wenn sie auch wiederum, besonders von katholischer Seite, nicht als die richtigen  Christen angesehen werden  -, sie haben sich  verleiten lassen, etwas echt  Christliches zu sagen. Aber gerade das können sie auf die schärfste Weise getadelt finden. Man hat ihnen eingewendet: Ja, aber das ist nicht so in der Natur, wie ihr das sagt!  -  Und da ließen sich Schelling und Hegel einmal verleiten zu sagen: Um so schlimmer für die Natur!  - "
  • "Das  ist  zwar  nicht  naturwissenschaftlich  im  heutigen  Sinne gesprochen, aber christlich ist es gesprochen ..."

    Rudolf  Steiner: "Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha" (1917) 1996, S. 248  (pdf)


Auch Physiker wie Max Planck haben das Pseudo-Hegel-Zitat - mehr oder weniger anekdotisch ausgeschmückt -  gerne zitiert.


Max Planck


  • "Max Planck erzählte immer wieder die Geschichte von dem Naturforscher, der zu Hegel sagte, seine Philosophie der Natur widerspreche den Tatsachen, worauf Hegel geantwortet habe: um so schlimmer für die Tatsachen." (Link)

 

Da alle diese Anekdoten ohne Quellenangaben mehr als 50 Jahre nach Hegels Tod entstanden und erst im 20. Jahrhundert ausgeschmückt wurden, kann sie ein Historiker höchstens als Phantasieprodukte ernst nehmen.


Artikel in Arbeit.


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Quellen: 
Google  Charles Mackay: "Memoirs of Extraordinary Popular Delusions", Vol. 3, Bentley, London: 1841,  S. 313 (Books.google)
Fritz Mauthner: "Beiträge zu einer Kritik der Sprache", Erster Band, Zur Sprache und zur Psychologie, 2. Auflage, Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Berlin: 1906, S. 409  (Link)  
Courier, 23. August 1828, in: Oesterreichischer Beobachter, 6. September 1828, S. 1 (Link)Erasmus Darwin an Charles Darwin, 23. November 1859, Oxford dictionary, (Link)
Alois Riehl: "Der Philosophische Kriticismus: Und Seine Bedeutung für die Positive Wissenschaft", Zweiter Band, Zweiter Theil, Verlag von Wilhelm Engelmann, Leipzig: 1879, S. 127 (Link) 
Rudolf   Steiner: "Bausteine zu einer Erkenntnis des Mysteriums von Golgatha. Kosmische und menschliche Metamorphose. Siebzehn Vorträge, gehalten in Berlin vom 6. Februar bis 8. Mai 1917, Buch 175, Rudolf Steiner Verlag, Dornach: 1996, S. 248  (pdf)   

Wilhelm Jerusalem: "Sophie Germain", in: 'Neue Freie Presse', Nr. 8619, 22. August 1888, Morgenblatt, S. 2 (Link)

Martin Heidegger: "Vom Wesen der Wahrheit. Zu Platons Höhlengleichnis und Theätet", Vittorio Klostermann, Frankfurt am Main, 1988, S. 285

 1872 ohne Hegel (Link); 1873 (Link);  1878 ohne Hegel (Link); 1874 (Link),
 

Ausführliche Bibliographie folgt.

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Dank: 
Ich danke Kai Lorenz für seinen Hinweis und seine Materialien zu dem Falschzitat und auch Moritz Jacob für seine Recherchen.





Dienstag, 25. August 2020

"Wenn man ein Wozu des Lebens hat, erträgt man jedes Wie.“ Friedrich Nietzsche (angeblich)

 

Wandtattoo.  Entstelltes Friedrich-Nietzsche-Zitat.

 
Friedrich Nietzsches Aphorismus: "Hat man sein warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem wie? — ...", wird in den letzten Jahren oft verkürzt und entstellt zitiert und das Adverb "Warum" durch die Wörter "Wofür" oder "Wozu" ersetzt.
 
 
Entstelltes Friedrich-Nietzsche-Zitat.


Gekürztes Friedrich-Nietzsche-Zitat.
 
Das Kurz-Zitat mit dem Adverb "Warum" ist eine nicht sinnentstellende, in den 1920er Jahren entstandene, gekürzte Version eines Satzes von Friedrich Nietzsche aus dem Jahr 1888.

Diese gekürzte Version eines Nietzsche-Aphorismus wurde zum Leitsatz der Logotherapie des Psychiaters Viktor E. Frankl und auch Ingeborg Bachmann wurde von diesem Zitat "ein Leben lang begleitet", wie sie ihrem Verleger Siegfried Unseld erzählte.

 
Friedrich Nietzsche, 1888

  • "Hat man sein w a r u m? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem  w i e? — Der Mensch strebt  n i c h t  nach Glück; nur der Engländer thut das."

    Friedrich Nietzsche: "Götzen-Dämmerung: Sprüche und Pfeile", § 12., 1888 (Link)

  •  "Hat man sein Warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem Wie? Der Mensch strebt nicht nach Glück, wie die Engländer glauben. —"

    Friedrich Nietzsche, Nachgelassene Fragmente, Frühjahr 1888, NF-1888, 15[118]
["Engländer" sind in diesem Zusammenhang Utilitaristen wie Jeremy Bentham oder John Stuart Mill, die sich zu dem Grundsatz bekennen: "The greatest happiness of the greatest number is the foundation of morals and legislation."]

Viktor E. Frankl


1946
  • "Die Devise nun, unter der alle psychotherapeutischen oder psychohygienischen Bemühungen den Häftlingen gegenüber stehen mußten, ist vielleicht am treffendsten ausgedrückt in den Worten von Nietzsche: 'Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie'".
    Viktor E. Frankl, 1946 
    (Link)
 1957
  • "Ein Wort von Nietzsche war es, das man als Motto über die ganze psychotherapeutische Arbeit im Konzentrationslager hätte setzen können: 'Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.'"
    Viktor E. Frankl, 1957 (Link)

1961
  • "There is much wisdom in the words of Nietzsche: 'He who has a why to live for can bear almost any how.'' I see in these words a motto which holds true for any psychotherapy'"
    Viktor E. Frankl, 1961 S. 101 (Link)

 

Ingeborg Bachmann, 1971

 

  • "Es kommt mir eine Ahnung, daß er aus dem braunen Schulheft ist, auf dessen erste Seite ich in der Neujahrsnacht geschrieben habe: Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie."Ingeborg Bachmann, Malina, 1971 (Link)


  • "Es [das Leben] ist auch ein Umhergehen in diesem Hohlraum, in dem das Ganze schon Platz hat, ein Weg zur Glan und die Wege entlang der Gail, auf die ganze Goria liege ich hingestreckt mit meinen Heften, ich kritzle sie wieder voll: Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie."
    Ingeborg Bachmann, Malina, 1971 (Link)

  • "... überhaupt Nietzsche. Sie [Ingeborg Bachmann] hat mir gesagt, daß sie ein Nietzsche-Wort ein Leben lang begleitet hätte; ja, sie hätte es für sich umformuliert: »Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.« Dies war ein Satz, den sie in ihr Tagebuch geschrieben hat. Jedes Neujahr gelesen und unter dem Christbaum gedacht. Auf das Nietzsche-Wort sei sie von einem Freund aufmerksam gemacht worden, und er hätte sie dann auch korrigiert."
    Siegfried Unseld über Ingeborg Bachmann, Chronik 1971
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1923  
  • "Nietzsche sagt: ,Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie'." (Link)


1985
  • "Das Wort stammt von Friedrich Nietzsche: „Wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie". „Und wer kein Warum hat zu leben?" möchte man unwillkürlich nachfragen."
    (Link)
1991
  • Von Friedrich Nietzsche stammt das Wort: „Wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie."(Link)
2003

  • "Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer."
 2018
  • "Wer ein Wozu zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie. (Nietzsche)"  (Link)
 


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Quellen:
Twitter 
Google
 
Friedrich Nietzsche: Digitale Kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe, basierend auf der Ausgabe von G. Colli und M. Montinari, Berlin/New York, de Gruyter: 1967ff., hrsg. von Paolo D’Iorio, "Götzen-Dämmerung: Sprüche und Pfeile", § 12, 1888 (Link)
Friedrich Nietzsche: "Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt," Sprüche und Pfeile § 12,  Leipzig: 1889, in: Nietzsche Werke, Kritische Gesamtausgabe. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Sechste Abteilung, Dritter Band, Walter de Gruyter, Berlin: 1969, S. 54f. (Link)
Der Neue Merkur, Band 7, Ausgabe 1, Efraim Frisch, Wilhelm Hausenstein 1923, S. 205(Link)
Viktor E. Frankl: "Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager." Verlag für Jugend und Volk, Wien:  1946 (Seitenangabe fehlt noch)
Viktor E. Frankl: "... trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager" (EA 1946) Vorwort von Hans Weigel 1977, Kösel, München: 2009, ebooks, o J  (Link)
Viktor E. Frankl: "Man's Search for Meaning. An Introduction to Logotherapy", Beacon Press 1959,  Vorwort: Gordon W. Allport, Pocket Books, Simon and Schuster,  New York: 1963,  19th priniting: 1971, S. 164 
Viktor E. Frankl: "Basic Concepts of Logotherapy", Confins de la psychiatrie, Band 4, S. Karger, Basel/ New York: 1961, S. 101 (Link)
Ingbeorg Bachmann: "Malina", Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main: 1971, 1974, S. 225 und S. 307 
Siegfried Unseld: "Chronik", Band 2 1971, Hrsg. von Ulrike Anders, Raimund Fellinger und Katharina Karduck, Suhrkamp Verlag, Berlin: 2014, S. 13f.
Joachim Eberhardt: "'Es gibt für mich keine Zitate'. Intertextualität im dichterischen Werk Ingeborg Bachmanns", Studien zur deutschen Literatur, Band 165, Max Niemeyer Verlag, Tübingen: 2002, S. 336ff. (Link)
wikiquote
Politische Studien, Band 36, Ausgaben 279-284, Isar-Verlag. 1985, S. 113
Universitas: Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur, Band 46, Ausgaben 1-6; 535-540 Hrsg. von Änne Bäumer-Schleinkofer,  Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1991, S. 247 (Link)
Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 68 (Link)
tagesrandbemerkung.at/2015/05/29
lexikus.de/bibliothek/Zitate-von-Friedrich-Nietzsche
zitate.de

Artikel in Arbeit. Erweiterte Fassung.

Samstag, 22. August 2020

"Der größte Schaden entsteht durch die schweigende Mehrheit, die nur überleben will, sich fügt und alles mitmacht." Sophie Scholl (angeblich)

Pseudo-Sophie-Scholl-Zitat.
Dieser Satz wird anscheinend erst seit dem Juli 2020 der Widerstandskämpferin Sophie Scholl fälschlich zugeschrieben und ist besonders bei Rechtsextremen beliebt, die die Politik Angela Merkels hassen.

Pseudo-Sophie-Scholl-Zitat.
In ihren Briefen und in den Fluglättern der "Weißen Rose" kann dieser Satz schon allein deswegen nicht gefunden werden, weil der politische Terminus "schweigende Mehrheit" vor dem Jahr 1945 im deutschen Sprachraum (fast) unbekannt war.

Erst durch Berichte über eine TV-Rede Richard Nixons, in der er am 3. November 1969 die große "silent majority"  Amerikas um Unterstützung bat, wurde diese englische Metapher auch auf Deutsch allgemein bekannt.

Wer den Satz von der schweigenden Mehrheit als Erster Sophie Scholl zugeschrieben hat, ist unbekannt.

Vielleicht entstand das Kuckuckszitat aus einer Fehlerinnerung an einen Text der Stiftung Weißer Rose, worin zum Flugblatt II der Weißen Rose gesagt wird, die Verfasser sprächen hier "der schweigenden Mehrheit in Deutschland eine Mitschuld zu, weil sie dazu beitrug, dass 'diese Regierung überhaupt entstehen konnte' (Link) ".

Inzwischen ist dieses Kuckuckszitat in dieser kurzen Zeit laut Google-Statistik schon fast so weit verbreitet wie  der folgende schöne Appell, der wirklich auf einem Flugblatt der "Weißen Rose" stand:





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Artikel in Arbeit.

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Quellen:
Zu "schweigende Mehrheit": Chronologische Suchen in Google books, archive.org, anno und genios.de.

Früheste Belege für den Terminus "schweigende Mehrheit" in deutschen Zeitungen laut genios.de:
1. Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten vom  5.11.1969, Leitartikel, S. 2
2. DIE ZEIT, 7. 11. 1969, "Nixons Wettlauf mit der Zeit"
Früher vereinzelter Beleg laut anno:
 Deutsche Volkszeitung, 25. April 1932, Nr. 115, S. 2 (anno)
 [Zwischen 1933 und 1945 habe ich in den digitalisierten Texten keinen einzigen Beleg gefunden; Belege für die nichtmetaphorische Verwendung der Wörter "schweigende Mehrheit" zähle ich nicht.]

Wikipedia:  "silent majority"  
Google "Ungefähr 3 000 Ergebnisse (0,66 Sekunden)"
Google "Ungefähr 4 360 Ergebnisse (0,30 Sekunden)"
[Die Google-Ergebnisstatistiken verändern sich manchmal an einem Tag um bis zu 50% , sind also unverlässlich.]
II. Flugblatt der Weißen Rose
V. Flugblatt der Weißen Rose (Link) 
(Link) 

Erste Erwähnung des Kuckuckszitats auf Twitter: 20. Juli 2020 (Link)
Frühe Erwähnung auf Facebook: 20. Juli 2020 (Link)

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Dank:
Ich danke Musenginst für die Frage zu diesem Falschzitat und Moritz Jacob für Korrekturen und seine Recherchen zum Begriff "schweigende Mehrheit".



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Anhang

 

II. Flugblatt der Weißen Rose, über die Mitschuld der deutschen Bevölkerung, 1942:

 

  •  "Es scheint so und ist es bestimmt, wenn der Deutsche nicht endlich aus dieser Dumpfheit auffährt, wenn er nicht protestiert, wo immer er nur kann gegen diese Verbrecherclique, wenn er mit diesen Hunderttausenden von Opfern nicht mitleidet. Und nicht nur Mitleid muß er empfinden, nein, noch viel mehr: Mitschuld. Denn er gibt durch sein apathisches Verhalten diesen dunklen Menschen erst die Möglichkeit, so zu handeln, er ­leidet diese „Regierung“, die eine so unendliche Schuld auf sich geladen hat, ja, er ist doch selbst schuld daran, daß sie überhaupt entstehen konnte! Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig!"
    (II. Flugblatt der Weißen Rose)




Freitag, 21. August 2020

"Das Problem dieser Welt ist, dass die intelligenten Menschen so voller Selbstzweifel und die Dummen so voller Selbstvertrauen sind." Charles Bukowski (angeblich)

 
Pseudo-Charles-Bukoswki-Zitat.

Dieser Aphorismus wird seit zehn Jahren von tausenden, wahrscheinlich zehntausenden Leuten im Internet dem amerikanischen Autor Charles Bukowski zugeschrieben, stammt aber so ähnlich von dem britischen Philosophen Bertrand Russell, der wahrscheinlich den Satz "The best lack all conviction, while the worst / Are full of passionate intensity" aus William Butler Yeats berühmten Gedicht "The Second Coming" (1920)  gekannt hat.

Yeats spricht in dem vielzitierten Weltuntergangsgedicht "Das Zweite Kommen" von drohender Anarchie, einer Welt, die zerfällt und in der den Besten jede Überzeugung fehle, während die Ärgsten voll von leidenschaftlicher Intensität seien:


William Butler Yeats: "The Second Coming"

  • "Turning and turning in the widening gyre
    The falcon cannot hear the falconer;
    Things fall apart; the centre cannot hold;
    Mere anarchy is loosed upon the world,
    The blood-dimmed tide is loosed, and everywhere
    The ceremony of innocence is drowned;
    The best lack all conviction, while the worst
    Are full of passionate intensity.
    ..."




Pseudo-Charles-Bukoswki-Zitat.

In dem am 10. Mai 1933 publizierten Artikel "Triumph of Stupidity" analysierte Bertrand Russell das Paradox einer Nation, die ein Jahrhundert lang viele der besten Wissenschaftler und Künstler der Welt hervorgebracht hat, 1933 aber von den dümmsten und barbarischsten Politikern der Welt regiert wird, die die besten Köpfe ihrer Nation bedrohten, einsperrten und vertrieben.

Die brutalsten und dümmsten Elemente der Bevölkerung hätten sich gegen den Rest vereint, während die Klügsten unter den Deutschen miteinander über Nebensächlichkeiten gestritten haben. 

 "Die Hauptursache des Problems ist, dass in der modernen Welt die Dummen selbstsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind."

Vor hundert Jahren hätten die philosophisch Radikalen noch voller Selbsicherheit und Einfluß die Politik ihrer Länder zum Besseren verändert, schreibt Russell.


Bertrand Russell: "Triumph of Stupidity", 10. Mai 1933


  • "What has been happening in Germany is a matter of the gravest portent for the whole civilised world. Throughout the last hundred and fifty years, individual Germans have done more to further civilisation than the individuals of any other country; during the latter half of this period, Germans, collectively, have been equally effective in degrading civilisation."

  • "What has happened? What has happened is quite simple. Those elements of the population which are both brutal and stupid (and these two qualities usually go together) have combined against the rest. By murder, by torture, by imprisonment, by the terrorism of armed forces, they have subjected the intelligent and humane parts of the nation and seized power with the view of furthering the glory of the Fatherland." 

  • "The fundamental cause of the trouble is that in the modern world the stupid are cocksure while the intelligent are full of doubt." 
     (Die Hauptursache des Problems ist, dass in der modernen Welt die Dummen selbstsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind.)

Dieser Satz Bertrand Russells wurde in den folgenden Jahrzehnten etwas verkürzt zitiert und mehr oder weniger verändert auch in Zitatsammlungen aufgenommen. Aus Russells Problem der "modernen Welt" von 1933 wurde ein "Problem mit der Welt" ohne Beziehung zum Nationalsozialismus.


Varianten des verkürzten Bertrand-Russell-Zitats:



  • "The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent full of doubt. - 1949  ("Das Problem mit der Welt ist, dass die Dummen fest überzeugt und die Klugen voller Zweifel sind.")
  • 'The trouble with the world is that the stupid are cocksure and the intelligent are full of doubt.'  - 1996 (archive.org)
  •  "Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel. (Bertrand Russell)" -  2009
  • "Das tragischste im Leben ist, dass sich die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind. B. Russell"  - 2009
     
  • "»Das Ärgerlichste in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind.« - Bertrand Russell." -  2009
  • "Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel. Bertrand Russell"  - 2010
  • "Der Jammer mit der Menschheit ist, dass die Narren so selbstsicher sind und die Gescheiten so voller Zweifel. von Bertrand Russell -   2010
  • "Das Ärgerliche in dieser Welt ist, dass die Dummen todsicher und die Intelligenten voller Zweifel sind." (B. Russell) -  2010
  •  "Es ist ein Jammer, dass die Dummköpfe so selbstsicher sind und die Klugen so voller Zweifel. Bertrand Russell" -  2010
  • "Das Problem mit der Welt ist, dass Spinner und Fanatiker so von sich überzeugt sind, aber weisere Leute voller Zweifel. (Bertrand Russell)" -  2010
  •  "Das Problem mit der Welt ist, dass die Dummen fest überzeugt und die Klugen voller Zweifel sind. Bertrand Russell" -  2014

 Seit dem Jahr 2011 wird dieses veränderte Bertrand-Russell-Zitat Charles Bukowski zugeschrieben:

  • "'The problem with the world is that the intelligent people are full of doubts while the stupid ones are full of confidence.' Charles Bukowski21. Juli 2011
  • "'Das Problem der Welt ist, dass die intelligenten Menschen voller Zweifel sind und die dummen Menschen voller Selbstsicherheit.' - C. Bukowski" 22. Juli 2011
Pseudo-Charles-Bukoswki-Zitat.
 
Der amerikanische Zitatforscher Garson O' Toole hat herausgefunden, dass Charles Bukowski in der Tat einmal das Thema Selbstsichere vs. Selbstzweifler erwähnt hat, allerdings nicht allgemein, sondern Bukowski sprach von dem Gegensatz zwischen selbstzweifelnden guten und selbstsicheren schlechten Autoren.  

Bukowski empfiehlt in dem Gedicht "Friendly advice to a lot of young men" jungen Männern unter anderem nach Tibet zu fahren, ein Kamel zu reiten, die Bibel zu lesen, nur auf der linken Seite des Mundes zu kauen, in einer Tonne zu leben und rät am Ende davon ab, Gedichte zu schreiben.



Auf die Frage eines Interviewers, ob Bukowski immer noch meine, das Leben in einer Tonne sei besser als Gedichte zu schreiben, antwortete Bukowski:


Charles Bukowski, Interview, 1989:

 

  • "Ich glaube, was ich damit gemeint habe ist, dass du besser dran bist, nichts zu machen, als etwas schlecht zu machen. Aber das Problem ist, dass schlechte Schriftsteller eher selbstsicher sind, während die guten Autoren Selbstzweifel haben."
  • " I guess what I meant is that you are better off doing nothing than doing something badly. But the problem is that bad writers tend to have the self-confidence, while the good ones tend to have self-doubt. So the bad writers tend to go on and on writing crap and giving as many readings as possible to sparse audiences. These sparse audiences consist mostly of other bad writers waiting their turn to go on, to get up there and let it out in the next hour, the next week, the next month, the next sometime."

    “Charles Bukowski”, Alden Mills, Arete, July/August 1989, Pages 66-69, 73, 76-77 [zitiert nach Garson O'Toole quoteinvestigator.com]

Das weit verbreitete Phämomen, dass sich inkompetente Leute selbst überschätzen und mit großer Selbstsicherheit Halbwahrheiten oder Unsinn verbreiten wird in der Sozialpsychologie "Dunning-Kruger-Effekt" und  in der Verhaltensökonomie Overconfidence effect genannt.


Artikel in Arbeit.



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Quellen:
Google Deutsch
Google English 
Garson O'Toole: "The Best Lack All Conviction While the Worst Are Full of Passionate Intensity. William Butler Yeats? Bertrand Russell? Charles Bukowski?, 2015 quoteinvestigator.com
The Oxford dictionary of political quotations, 1996 archive.org
 Bertrand Russell: The Triumph of Stupidity, (Stupidity Rules), 10. Mai 1933 in: Bertrand Russell: Mortals and Others. American Essays 1931-1935, Volumes I and II, Routledge Classics. London and New York: 2009,  S. 203f. (books.google)
William Butler Yeats: "The Second Coming"
 “Charles Bukowski”, Alden Mills, Arete, July/August 1989, Pages 66-69, 73, 76-77 [zitiert nach Garson O'Toole quoteinvestigator.com
 bukowskiforum.com
“Charles Bukowski”, Alden Mills, Arete, July/August 1989, Pages 66-69, 73, 76-77 [zitiert nach Garson O'Toole quoteinvestigator.com
Wikipedia: Dunning-Kruger effect 
Artikel in Arbeit.

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Dank:
Ich danke Garson O'Toole für seinen gründlichen Artikel zur Geschichte dieses Zitats.


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Anhang





Pseudo-Charles-Bukoswki-Zitat.



 


Pseudo-Charles-Bukoswki-Zitat.



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