ZITATFORSCHUNG

FALSCHZITATE mit Belegen und Kommentaren. Hunderte falsche Zitate, Memes, Kuckuckszitate, Zitaträtsel, apokryphe, problematische und entstellte Zitate, misquotations, misattributed and fake quotes. (Die Sammlung wird laufend ergänzt.) Von GERALD KRIEGHOFER.

Dienstag, 8. Mai 2018

"Der Zweck heiligt die Mittel." Niccolò Machiavelli (angeblich)

Pseudo-Machiavelli-Zitat.

Diese prägnante Wendung (Italienisch: "Lo scopo santifica i mezzi"), mit der man Verbrechen in der Politik rechtfertigt, kam Ende des 18. Jahrhunderts auf und galt lange als geheime Maxime der Jesuiten. 

Heute wird sie oft Niccolò Machiavelli zugeschrieben, obwohl sie in seinen Schriften in diesem Wortlaut so wenig zu finden ist wie in jesuitischen Texten.

Da Machiavelli Politik ohne idealistische Zielvorstellungen beschreibt, für bestimmte Konflikte sogar politische Morde  empfiehlt, passt dieses Sprichwort zu seinen politischen Analysen und Ratschlägen und in seinem Werk "Discorsi" bekennt sich Machiavelli ausdrücklich zu jener Einstellung, die das Sprichwort ausdrückt:

  • "... ein weiser Mann wird niemals jemanden tadeln wegen einer ungewöhnlichen Tat, wenn sie dazu dient, ein Reich in Ordnung zu bringen oder eine Republik zu gründen. Wenn ihn auch die Tat anklagt, so muss ihn der Erfolg doch entschuldigen".
    'Conviene bene, che, accusandolo il fatto, lo effetto lo scusi'
    Niccolò Machiavelli, "Discorsi", 1531 (Link)
Vorläufer dieses Spruchs findet man außer bei Machiavelli in den Schriften von Demosthenes, Ovid, Baltasar Gracián, Blaise Pascal und in jesuitischen Texten.

Heute bekennen sich Vertreter des Konsequentionalismus mehr oder weniger offen zu diesem Spruch, Gegner von Gewaltpolitik - wie Martin Luther King - und Kantianer lehnen ihn ab.


Demosthenes

  • "So auch im Staatsleben: wer eine günstige Gelegenheit nicht gehörig genutzt hat, der denkt nicht an das Gute, das ihm doch die Götter gewährten; den nach dem Erfolg am Ende beurteilt er alles, was ihm zu Gebote stand."
  • πρὸς γὰρ τὸ τελευταῖον ἐκβὰν ἕκαστον τῶν πρὶν ὑπαρξάντων κρίνεται.
    prós gár tó teleftaíon ekván ékaston tón prín yparxánton krínetai.
    Demosthenes, Erste Olynthische Rede, 11 gottwein.de/

Ovid

  • "Exitus acta probat."
    Übersetzungen:
    Nur Erfolg gibt uns recht./ Der Ausgang wird's lehren./ Man wird's beim Auskehren finden./ Ende gut, Alles gut./ The result justifies the deed.
    Ovid: "Heroiden", 2, 85 Phyllis an Demophoon  (Link)

1647: Baltasar Gracián, Handorakel

  • "                 66
    Den glücklichen Ausgang im Auge behalten 

    Manche setzen sich mehr die strenge Richtigkeit der Maaßregeln zum Ziel, als das glückliche Erreichen des Zwecks: allein stets wird, in der öffentlichen Meinung, die Schmach des Mißlingens die Anerkennung ihrer sorgfältigen Mühe überwiegen. Wer gesiegt hat, braucht keine Rechenschaft abzulegen. Die genaue Beschaffenheit der Umstände können die Meisten nicht sehn, sondern bloß den guten oder schlechten Erfolg: daher wird man nie in der Meinung verlieren, wenn man seinen Zweck erreicht. Ein gutes Ende übergoldet Alles, wie sehr auch immer das Unpassende der Mittel dagegen sprechen mag. Denn zu Zeiten besteht die Kunst darin, daß man gegen die Regeln der Kunst verfährt, wann ein glücklicher Ausgang anders nicht zu erreichen steht."
    Baltasar Gracián: Handorakel,
    übersetzt von Arthur Schopenhauer, S. 41 (Link)




1652: Hermann Busenbaum, Jesuit

  • "Wenn der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt."
    "Cum finis est licitus, etiam media sunt licita."
    Hermann Busenbaum SJ: "Medulla Theologiae moralis" 1652 ("Kern der Moraltheologie") 4,3,7 Art. 2 § 3
    (Laut Büchmann erlaubt Busenbaum allerdings nicht jedes Mittel: Gewalt zum Beispiel bleibe verboten. Allerdings gab es nicht nur Verschwörungstheorien über die geheime Macht der Jesuiten, sondern zum Beispiel in Polen tatsächlich jesuitische Prediger, die zur Gewalt gegen Protestanten hetzten.)


1656: Blaise Pascal zitiert einen fiktiven jesuitischen Pater:

  • "wir verbessern die Lasterhaftigkeit des Mittels durch die Reinheit des Zwecks".
  • "so verbessern wir das Sündliche des Mittels durch die Reinheit des Zwecks".
    "nous corrigeons le vice du moyen par la pureté de la fin".
    Blaise Pascal: "Briefe an einen Freund in der Provinz", Siebenter Brief, Paris den 25. April 1656. Von der Methode der Jesuiten die Absicht zu lenken und von ihrer Erlaubnis zu tödten. S. 120 (Link);    (Link) (Blaise Pascal war einer der schärfsten katholischen Kritiker des Jesuitenordens, der zwischen 1773 und 1814 päpstlich aufgehoben war.)

1786

  • "Unter allen bösen Grundsätzen aber, scheint mir doch der gefährlichste zu seyn: Zweck heiligt die Mittel."
    Anonym: "Drey Aussagen die innere Einrichtung des Illuminatenorden in Baiern betreffend", S. 33 (Link)
Wer das Sprichwort "Der Zweck heiligt die Mittel" in diesem Wortlaut geprägt hat, ist unbekannt.
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Quellen:
Ovid: "Liebesbriefe / Heroides": Lateinisch - Deutsch, herausgegeben und übersetzt von Bruno W. Häutptli, Artemis und Winkler,  Sammlung Tusculum, Düsseldorf/ Zürich: 2001, S. 20f.  (Link)
"Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes", gesammelt und erläutert von Georg Büchmann, fortgesetzt von Walter Robert-tornow, 22. vermehrte und verbesserte Auflage, bearbeitet von Eduard Ippel, Verlag der Haude u. Spenerschen Buchhandlung, Berlin: 1905,  S. 523f. (Link)
"Balthazar Gracian's Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit", übersetzt von Arthur Schopenhauer (Nachgelassenes Manuscript), Brockhaus, Leipzig: 1877,  S. 41 (Link)
Hermann Busenbaum SJ: "Medulla Theologiae moralis" 1652 ("Kern der Moraltheologie") 4,3,7 Art. 2 § 3 (vorerst zitiert nach Büchmann)
Blaise Pascal: "Briefe an einen Freund in der Provinz", Siebenter Brief, Paris den 25. April 1656. Von der Methode der Jesuiten die Absicht zu lenken und von ihrer Erlaubnis zu tödten. S. 120 (Link)
Paul Rée: "Der Ursprung der moralischen Empfindungen." Verlag von Ernst Schmeitzner, Chemnitz 1877, S. 52-65  (Link)
Jennifer Speake: Oxford Dictionary of Proverbs, sixth edition, Oxford University Press, Oxford: 2015,   S. 91
Wolfgang Mieder: "The Politics of Proverbs: From Traditional Wisdom to Proverbial Stereotypes", The University of Wisconsin Press, Madison/ London: 1995, S. 90 (Truman)
Wolfgang Mieder: "'Making a Way Out of No Way': Martin Luther King's Sermonic Proverbial Rhetoric", Peter Lang, New York etc, Oxford: 2010,  S. 123f., 277ff.  (Link)
Wikiquote: misquoted and misattributed
Römische Sprichwörter (Link)
Redensarten-index.de
Frühe Erwähnung des Sprichworts: 
Anonym: "Drey Aussagen die innere Einrichtung des Illuminatenorden in Baiern betreffend." Neueste Sammlung jener Schriften, die von einigen Jahren her über verschiedene wichtigste Gegenstände zur Steuer der Wahrheit im Drucke erschienen sind. Band 28, Augsburg: 1786, S. 33 (Link)




Artikel in Arbeit.

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Kap 18
Ognuno vede quel che tu pari; pochi sentono quel che tu sei, e quelli pochi non ardiscono opporsi alla opinione de’ molti, che abbiano la maesta dello stato che gli difende; e nelle azioni di tutti gli uomini, e massime de’ Principi, dove non è giudizio a chi reclamare, si guarda al fine. (Link)


 Kap 19
Però, uno prudente ordinatore d'una republica, e che abbia questo animo, di volere giovare non a sé ma al bene ...

    [M]en judge generally more by the eye than by the hand, because it belongs to everybody to see you, to few to come in touch with you. Every one sees what you appear to be, few really know what you are, and those few dare not oppose themselves to the opinion of the many, who have the majesty of the state to defend them; and in the actions of all men, and especially of princes, which it is not prudent to challenge, one judges by the result.      For that reason, let a prince have the credit of conquering and holding his state, the means will always be considered honest, and he will be praised by everybody because the vulgar are always taken by what a thing seems to be and by what comes of it; and in the world there are only the vulgar, for the few find a place there only when the many have no ground to rest on.


um 14:04
Labels: Machiavelli

Montag, 7. Mai 2018

"Nichts in der Welt wird so gefürchtet wie der Einfluss von Männern, die geistig unabhängig sind.“ Albert Einstein (angeblich)

Pseudo-Albert-Einstein quote.

Der Pseudowissenschaftler Erich von Däniken unterschiebt im Jahre 1997 dem Physiker Albert Einstein dieses Zitat, das seither - immer ohne Quellenangabe - durch Managementratgeber und durch unseriöse Zitatsammlungen weiterverbreitet wird.

Das Zitat ist in Büchern von Albert-Einstein-Kennerinnen wie Alice Calaprice so wenig zu finden wie in seriösen Nachschlagwerken und auch das Jerusalemer Albert-Einstein-Archiv kann dieses Zitat "nicht als authentisch bestätigen".

Auf Englisch taucht dieses Pseudo-Einstein-Zitat erst auf, nachdem 1998 eine Übersetzung von Erich von Dänikens Buch "Zeichen für die Ewigkeit" auf Englisch ("Arrival of the Gods") erschienen ist.

Es ist sehr, sehr unwahrscheinlich, dass dieses 43 Jahre nach Albert Einsteins Tod ohne Quellenangabe von dem Götterforscher Erich von Däniken entdeckte "Einstein"-Zitat jemals in einem Text oder Interview Albert Einsteins gefunden werden wird.
Erich von Däniken: "Zeichen für die Ewigkeit", 1997, S. 66

Varianten des Kuckuckszitats: 

  • "Nichts in der Welt wird so gefürchtet wie der Einfluß von Männern, die geistig unabhängig sind."
  • "Nichts auf der Welt wird so gefürchtet wie der Einfluss von Menschen, die geistig unabhängig sind."   
  •  "Nichts auf der Welt ist so gefürchtet wie der Einfluss von Männern, die geistig unabhängig sind."
  • "Nichts auf der Welt wird so sehr gefürchtet wie der Einfluss von Männern, die geistig unabhängig sind."
  • "Nothing in the world makes people so afraid as the influence of independent-minded people."

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Quellen:
Alice Calaprice: "The Ultimate Quotable Einstein", Foreword: Freeman Dyson, Princeton University Press, Princeton and Oxford: 2011
E-Mail von Roni Grosz, Albert Einstein Archives, vom 7. Mai 2018

Albert Einstein unterschoben, zum Beispiel in:
Erich von Däniken: "Zeichen für die Ewigkeit. Die Botschaft von Nazca", Bertelsmann, München: 1997, S. 66  (Link) (Die Seitenangabe muss ich noch überprüfen.)
Erich von Däniken: "Arrival of the Gods: Revealing the Alien Landing Sites of Nazca", Element Books, Rockport MA: 1998; ebook 2011 (Link)
Hermann Simon: "Geistreiches für Manager", Campus Verlag, Frankfurt am Main/ New York: 2000, S. 221 (Link) 
Stefanie Winter: "Die Porsche Methode: Die 10 Erfolgsgeheimnisse von Wendelin Wiedeking", (EA Ueberreuter , Wien: 2000),  Redline Verlag, München:  2013, S. 113 (Link)
Ralph Schneider: "Zitatenschatz Fische: 20. Februar bis 20. März. Für jeden Tag die besten Sprüche von 150 Fische-Persönlichkeiten der Zeitgeschichte", Humboldt Verlag, Baden Baden: 2006, S. 112 (Link)
Hans Werner Wüst: "Zitate u. Sprichwörter", Bassermann, München: 2010 ebook  (Link)
gutzitiert.de
beste-zitate.de
zitate.de 
orangejuiceblog.com 

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Dank:
Ich danke Roni Grosz, dem Leiter der Albert Einstein Archives der Hebrew University of Jerusalem, für seine Auskunft und herzlichen Dank auch an Ralf Bülow für seinen Erich-von-Däniken-Fund.

Letzte Änderung: 9. Mai 2018
um 12:24
Labels: Däniken, Einstein

Donnerstag, 3. Mai 2018

"Der bedrohte Frieden." Carl Friedrich von Weizsäcker (angeblich)


Carl Friedrich von Weizsäcker: Eine unglaublich genaue Analyse aus dem Jahre 1983 - YouTube https://t.co/u7VtVzYOw9
— Erika Steinbach (@SteinbachErika) 15. Mai 2017


Ein anonymer Verschwörungstheoretiker, der glaubt, die Welt werde von einer "kleinen Clique" regiert,  behauptet, der Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker hätte 1983 in seinem "letzten großen Werk 'Der bedrohte Frieden'" den Niedergang des Sowjet-Kommunismus vorausgesagt und sei dafür ausgelacht worden.

Daran ist nichts wahr. Der von rechtsextremen und von naiven Leuten verbreitete Text mit 12 angeblichen Prophezeiungen Weizsäckers strotzt vor großen und kleinen Fehlern, Irrtümern, Lügen und Unwahrheiten. Ein Video dieses Textes wurde seit 2012 von drei Dutzend anonymen Accounts auf Youtube hochgeladen (Link).

Carl Friedrich von Weizsäcker versammelte 1981 53 Artikel, die er zwischen 1945 und 1981 publiziert hat, in einem Buch mit dem Titel "Der bedrohte Friede" (ohnen "n"), das bis 1984 mehrere identische Auflagen erlebte. In keinem dieser 53 Artikel hat er den Niedergang des Sowjetkommunismus vorausgesagt und er ist deswegen auch nie ausgelacht worden.


 Anonym, 2007/2008:
  • "Carl Friedrich Von (!) Weizsäcker sagte in seinem letzten großen (1) Werk „Der bedrohte Frieden“ (2) erschienen 1983 (3)  im „Hanser-Verlag“, innerhalb weniger Jahre den Niedergang des Sowjet-Kommunismus  (4) voraus (- er wurde damals (5) ausgelacht).    (Anmerkung: Und dieses Buch ist offensichtlich auf Anweisung medial ignoriert worden) (6) Weizsäcker beschreibt die Auswirkungen einer dann einsetzenden “Globalisierung“, (obwohl es damals dieses Wort (7) noch nicht gab  ..." (Link)

 (1) Eine Sammlung von Artikeln aus 5 Jahrzehnten kann man nicht "letztes großes Werk" nennen; Carl Friedrich von Weizsäcker  publizierte nach 1983 noch ein Dutzend Bücher (Link).
(2) Die Artikelsammlung Weizsäckers hieß: "Der bedrohte Friede" (ohne "n")
(3) Das Buch erschien in der ersten, identischen Auflage 1981.
(4) Lüge: Weizsäcker sagt an keiner Stelle des Buches den Niedergang des Sowjet-Kommunismus voraus (Link).
(5) Lüge: Es gibt keinerlei Beleg, dass Weizsäcker ausgelacht worden wäre.
(6) Unwahrheit und Verschwörungsvermutung: Das Buch ist nicht "medial ignoriert" worden, zum Beispiel gab es eine lange Rezension in der 'ZEIT' vom 12. März 1982 (Link); die "Anweisung" ist das Hirngespinst eines Verschwörungstrolls.
(7) Unwahrheit: Das Wort 'Globalisierung' steht in deutschen Zeitungen seit mindestens 1978, zum Beispiel im 'Spiegel' am 18. Dezember 1978 (Link)

 Alle 12 Prophezeiungen sind erlogen und in dem genannten Buch weder so noch so ähnlich zu finden (Link); die weit verbreiteten Lügen über das Buch haben es in Antiquariaten zum teuersten Buch Carl Friedrich von Weizsäckers gemacht. Verschwörungstheoretiker haben dafür eine alternative Erklärung:


Wegen Zensur und Verboten kostet das Buch auch nur ab 200 € aufwärts

Und es heißt natürlich "Der bedrohte Frieden" Sorry https://t.co/FMWb5iZ983
— Rapic2012 (@rapic2012) 25. Oktober 2017



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Angeblich behauptete Carl Friedrich von Weizsäcker auch, ein Deutscher sei "absolut obrigkeitshörig", "des Denkens entwöhnt", "typischer Befehlsempfänger" und "ein Held vor dem Feind",  aber ohne "Zivilcourage!" Außerdem verteidige sich der typische Deutsche "erst dann, wenn er nichts mehr hat, was sich zu verteidigen lohnt. Wenn er aber aus seinem Schlaf erwacht ist, dann schlägt er in blindem Zorn alles kurz und klein – auch das, was ihm noch helfen könnte!! (Link)"

Alle diese abfälligen Stereotype eines simplen, wütenden Gemüts passen sowenig wie die 12 Prophezeiungen stilistisch zu dem höflichen Gelehrten Carl Friedrich von Weizsäcker und erinnern mehr an die einfältige Wut-Prosa jener Rechtsextremen, die diese Lügen verbreiten.

Ich habe verschiedene Auflagen von Carl Friedrich von Weizsäckers Buch "Der bedrohte Friede" (Hanser Verlag und dtv) in Wiener Bibliotheken durchgeblättert und - so wie einige andere - weder seine Prophezeiungen noch diese dämlichen Bemerkungen über Deutsche auf Papier oder in einem digitalisierten Text Weizsäckers gefunden.

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Quellen:
"Frankreich. Im Teufelskreis", DER SPIEGEL 51/1978, 18. Dezember  1978 (Link)
Christoph Bertram: "Überleben in Frieden - Die Aufsätze Carl-Friedrich von Weizsäckers: Ethik als politisches Argument", Die ZEIT, 11/1982, 12. März 1982 (Link)
Carl Friedrich von Weizsäcker: "Der bedrohte Friede. Politische Aufsätze 1945-1981", Carl Hanser Verlag, München, 1. Auflage: 1981, identische Auflagen 3 u. 4: 1983; Lizenausgabe: "Der bedrohte Friede. Politische Aufsätze 1945-1981", dtv,  München: 1984, 2. Auflage, (alle Auflagen:) 648 Seiten
Carl Friedrich von Weizsäcker: "Der bedrohte Friede – heute", Hanser, München: 1994 (Manche behaupten fälschlich, die Prophezeiungen stünden in diesem Buch von 1994)
altermannblog.de:  "CFv Weizsäckers Voraussagen", 2013f.

Die Pseudo-Prophezeiungen (datiert meistens auf das Jahr 1983, machmal auch auf 1981 oder 1994) werden auf Facebook, Twitter und Youtube, durch Leserbriefe und Postings sowie durch vier Bücher (Link) verbreitet. Eine Google-Suche ergibt ungefähr 1000 Treffer; einige Beispiele für die Verbreitung der Kuckuckszitate, deren Wortlaut sich im Lauf der Jahre etwas veränderte:

Hans Peter Ackermann: "Verkauftes Land", Books on Demand, Norderstedt: 2009, S. 128  (Link)
Anonym (GFG): "Exodus: Aufbruch in eine neue Gesellschaftsordnung oder Warum der mündige Bürger für eine gerechte und friedvolle Gesellschaft eintreten muss",  Frieling Verlag, Berlin: 2015, S. 36ff. (Link)
2009: Anonym (Neue Gemeinschaft von Philosophen, Motto: "ALLEIN DIE WAHRHEIT FÜHRT ZUR FREIHEIT!"):  "Selbst Carl Friedrich von Weizäcker (!) erkannte die Verschwörung - schon 1983!", "Reichsbrief" Nr. 8, 29. September 2009, S. 21 (pdf)
2008, Oktober?: Anonym (initiative vernunft. Impuls- und Informationsplattform für Mensch und Mitwelt in gemeinsamer Zukunft): "Carl Friedrich von Weizsäcker - 'Der bedrohte Friede - heute' (1983)" (Link) (Mit nicht auf dem ersten Blick ersichtlichem Hinweis, dass die Prophezeiungen in Weizsäckers Büchern nicht zu finden sind; der Link ihrer Quelle funktioniert nicht mehr.)
2008; November: querdenkerforum.de/forum: 01.11.2008, 03:18, Martin Schmidt gibt keine Internetquelle an, war aber nicht der Erste. Später berufen sich einige auf diese Quelle.
2010: lupocattivoblog.com
2012: http://www.spiegel.de/forum
2012: pravda-tv.com
2013: andreas-unterberger.at, anonymer Kommentar  

2014: yoice.net [Mit Dank an "Das gelbe Forum]
2014:  elo-forum.org 
2016:  prophezeiungsforum.de
2016: dasgelbeforum.net
2017: heise.de/forum 
pce.at/PDF
Twitter:  Dutzende anonyme Accounts
Youtube: (Link)  HomosapienFloraFauna 2012; (Link) antikriegTV 2013; (Link)  Mike Del Papa 2014 (Link) Wahrheit fuer Deutschland 2015;  seit 2012 mehr als 30 Videos mit demselben Ton aber zum Teil unterschiedlichen Fotos (Link).
Die Links zu den allerersten Verbreitungen aus den Jahren 2007/2008 funktionieren nicht mehr (Google).

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Dank:
Ich danke Basso Continuo sehr für seinen Hinweis auf diese Pseudo-Prophezeiungen und seine  Recherchen. Dank auch an altermannblog.de,  der meines Wissens als Erster ausführlich auf diese Fälschungen eingegangen ist, sowie an Martha Bunk vom Hanser Verlag für ihre Auskunft.
 

um 17:03
Labels: Weizsäcker CF

Dienstag, 1. Mai 2018

"Zum Zweck der Machterhaltung wird man die Weltbevölkerung auf ein Minimum reduzieren. Dies geschieht mittels künstlich erzeugter Krankheiten." Carl Friedrich von Weizsäcker (angeblich)

Seit 10 Jahren werden im Internet 12 Prophezeiung des Physikers und Friedensforschers Carl Friedrich von Weizsäcker verbreitet, die angeblich in seinem Buch "Der bedrohte Frieden", Hanser Verlag, aus dem Jahr 1983 zu finden sind (Link).
Pseudo-Carl-Friedrich-von-Weizsäcker-Zitat.
 Aber diese Prophezeiungen stammen nicht von Carl Friedrich von Weizsäcker, sondern von einer unbekannten Autorin oder einem unbekannten Autor wahrscheinlich aus dem Jahr 2007.

Carl Friedrich von Weizsäcker versammelte 1981 53 Artikel, die er zwischen 1945 und 1981 publiziert hat, in einem Buch mit 648 Seiten und dem Titel "Der bedrohte Friede" (ohnen "n"), das bis 1984 mehrere identische Auflagen erlebte. In keinem dieser 53 Artikel ist ein einziger Satz der 12 Prophezeiungen Weizsäckers zu finden, wie einige, die diese falschen Prophezeiungen verbreitet haben, inzwischen auch zugeben (Link).

Diese falschen Prophezeiungen sind auch keine Paraphrasierungen von Sätzen, die Weizsäcker so ähnlich 1983 publiziert hat. Weder ich noch sonst jemand hat entsprechende Passagen in Weizsäckers Buch entdecken können.





Erfunden wurden diese angeblichen 1983er-Prophezeiungen 25 Jahre nach dem Jahr 1983 anscheinend im Milieu eines Vereins, dessen unbekannte Mitglieder sich "Neue Gemeinschaft von Philosophen" nennen und sich nach der Meinung einer anderen rechtsextremen Gruppierung als "das letzte schlagkräftige Bataillon des deutschen Volkes" verstehen.

Dieser Verein gibt "Reichsbriefe" heraus und die Carl Friedrich von Weizsäcker unterschobenen Prophezeiungen kann man zum Beispiel im "Reichsbrief" Nr. 8 vom 29. September 2009 nachlesen (Link).
 

Pseudo-Friedrich-von-Weizsäcker-1983-Prophezeiungen (erlogen um 2007):

  1. Die Arbeitslosenzahlen werden weltweit ungeahnte Dimensionen erreichen.
  2. Die Löhne werden auf ein noch nie da gewesenes Minimum sinken.
  3. Alle Sozialsysteme werden mit dem Bankrott des Staates zusammenbrechen. Rentenzahlungen zuerst. Auslöser ist eine globale Wirtschaftskrise ungeheurer Dimension, die von Spekulanten ausgelöst wird.
  4. Circa 20 Jahre nach dem Untergang des Kommunismus werden in Deutschland wieder Menschen verhungern. Einfach so.
  5. Die Gefahr von Bürgerkriegen steigt weltweit dramatisch.
  6. Die herrschende Elite wird gezwungen, zu ihrem eigenen Schutz Privatarmeen zu unterhalten.
  7. Um ihre Herrschaft zu sichern, werden diese Eliten frühzeitig den totalen Überwachungsstaat schaffen, und eine weltweite Diktatur einführen.
  8. Die ergebenen Handlanger dieses “Geld-Adels” sind korrupte Politiker.
  9. Die Kapitalwelt fördert wie eh und je einen noch nie dagewesen Nationalismus (Faschismus), als Garant gegen einen eventuell wieder erstarkenden Kommunismus.
  10. Zum Zweck der Machterhaltung wird man die Weltbevölkerung auf ein Minimum reduzieren. Dies geschieht mittels künstlich erzeugter Krankheiten. Hierbei werden Bio-Waffen als Seuchen deklariert, aber auch mittels gezielten Hungersnöten und Kriegen. Als Grund dient die Erkenntnis, daß die meistenMenschen ihre eigene Ernährung nicht mehr finanzieren können, jetzt wärendie Reichen zu Hilfsmaßnahmen gezwungen, andernfalls entsteht für sie ein riesiges, gefährliches Konfliktpotential.
  11. Um Rohstoffbesitz und dem eigenen Machterhalt dienend, werden Großmächte Kriege mit Atomwaffen und anderen Massenvernichtungswaffen führen.
  12. Die Menschheit wird nach dem Niedergang des Kommunismus das skrupellosesteund menschenverachtendste System erleben, wie es die Menschheit noch niemals zuvorerlebt hat, ihr “Armageddon” (“Endkampf”).
    Das System, welches für diese Verbrechen verantwortlich ist, heißt ”unkontrollierter Kapitalismus
    “.

[Ist Ihnen ZITATFORSCHUNG zur Eindämmung falscher Zitate etwas wert? (Link)]

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Twitter:


Die ehemalige CDU-Politikerin Erika Steinbach, der es anscheinend Spaß macht, erlogene Zitate zu verbreiten, hat auch ein Video dieser Pseudo-Weizsäcker-Prophezeiungen auf Twitter verbreitet:

Carl Friedrich von Weizsäcker: Eine unglaublich genaue Analyse aus dem Jahre 1983 - YouTube https://t.co/u7VtVzYOw9
— Erika Steinbach (@SteinbachErika) 15. Mai 2017
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Ein Video von dieser plumpen Fälschung wurde mehr als 160.000 Mal angeklickt:
https://t.co/ZgjNKuHqJC, Carl Friedrich von Weizsäcker seine Prophezeiungen für Deutschland
— ReinerZufall (@Bigreiner) 15. April 2017

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Man verbreitet Unwahrheiten und Lügen und versichert gleichzeitig treuherzig, der Wahrheit besonders verpflichtet zu sein und bemerkt die unfreiwillige Komik nicht, die durch diesen Widerspruch entsteht. 

Einige dieser Lügen, Irrtümer und Unwahrheiten habe ich in dem Artikel "Der bedrohte Frieden" ausführlich beschrieben  (falschzitate - Der bedrohte Frieden).

Ich habe verschiedene Auflagen von Carl Friedrich von Weizsäckers Sammelband "Der bedrohte Friede" (Hanser Verlag und dtv) in Wiener Bibliotheken durchgeblättert und - so wie einige andere - weder seine Prophezeiungen noch diese dämlichen Bemerkungen über Deutsche in dem Video in einem gedruckten oder digitalisierten Text Weizsäckers gefunden.

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Quellen:
Carl Friedrich von Weizsäcker: "Der bedrohte Friede. Politische Aufsätze 1945-1981", Carl Hanser Verlag, München, 1. Auflage: 1981, identische Auflagen 3 u. 4: 1983; Lizenausgabe: "Der bedrohte Friede. Politische Aufsätze 1945-1981", dtv,  München: 1984, 2. Auflage
Carl Friedrich von Weizsäcker: "Der bedrohte Friede – heute", Hanser, München: 1994 (Manche behaupten fälschlich, die Prophezeiungen stünden in diesem Buch von 1994)
Christoph Bertram: "Überleben in Frieden - Die Aufsätze Carl-Friedrich von Weizsäckers: Ethik als politisches Argument", Die ZEIT, 11/1982, 12. März 1982 (Link)
altermannblog.de:  "CFv Weizsäckers Voraussagen", 2013f.

Die Pseudo-Prophezeiungen (datiert meistens auf das Jahr 1983, machmal auch auf 1981 oder 1994) werden auf Facebook, Twitter und Youtube, durch Leserbriefe und Postings sowie durch vier Bücher (Link) verbreitet. Eine Google-Suche ergibt ungefähr 1000 Treffer; einige Beispiele für die Verbreitung der 12 Kuckuckszitate:

Hans Peter Ackermann: "Verkauftes Land", Books on Demand, Norderstedt: 2009, S. 128  (Link)
Anonym (GFG): "Exodus: Aufbruch in eine neue Gesellschaftsordnung oder Warum der mündige Bürger für eine gerechte und friedvolle Gesellschaft eintreten muss",  Frieling Verlag, Berlin: 2015, S. 36ff. (Link)
2009: Anonym (Neue Gemeinschaft von Philosophen, Motto: "ALLEIN DIE WAHRHEIT FÜHRT ZUR FREIHEIT!"):  "Selbst Carl Friedrich von Weizäcker (!) erkannte die Verschwörung - schon 1983!", "Reichsbrief" Nr. 8, 29. September 2009, S. 21 (pdf)
2008?: Anonym (initiative vernunft. Impuls- und Informationsplattform für Mensch und Mitwelt in gemeinsamer Zukunft): "Carl Friedrich von Weizsäcker -'Der bedrohte Friede - heute' (1983)" (Link) (Mit nicht auf dem ersten Blick ersichtlichem Hinweis, dass die Prophezeiungen in Weizsäckers Büchern nicht zu finden sind.)

2009: Anonym (Neue Gemeinschaft von Philosophen, Motto: "ALLEIN DIE WAHRHEIT FÜHRT ZUR FREIHEIT!"):  "Selbst Carl Friedrich von Weizäcker (!) erkannte die Verschwörung - schon 1983!", "Reichsbrief" Nr. 8, 29. September 2009, S. 21 (pdf)
2009: querdenkerforum.de/forum
2010: lupocattivoblog.com
2012: http://www.spiegel.de/forum
2013: andreas-unterberger.at, anonymer Kommentar 
2014:  elo-forum.org 
2016:  prophezeiungsforum.de 

2016: AfD Fraktion Delmenhorst  facebook.com
2017:  heise.de/forum
pce.at/PDF
politaia.org
Die Links zu den allerersten Verbreitungen aus dem Jahr 2007 funktionieren nicht mehr.
(Google)

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Dank:
Ich danke Basso Continuo sehr für seinen Hinweis auf diese Pseudo-Prophezeiungen und seine  Recherchen. Dank auch an altermannblog.de,  der meines Wissens als Erster ausführlich auf diese Lügen eingegangen ist, sowie an Martha Bunk vom Hanser Verlag für ihre Auskunft.

 Letzte Änderung: 5/1 2021.

um 18:04
Labels: Weizsäcker CF

Montag, 30. April 2018

"Der eine wartet, daß die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt." Dante Alighieri (angeblich)

Pseudo-Dante quote.


Auch wenn laut Google im deutschen Sprachraum auf ungefähr  13.200  Webseiten behauptet wird, dieses Sprichwort stamme von Dante Alighieri aus dem 13. oder 14. Jahrhundert, stammt es nicht von ihm, sondern von einer unbekannten Person aus dem 20. Jahrhundert.

Es gibt wohl kaum eine unseriöse deutschsprachige Zitatsammlung (Link), in der dieses Zitat nicht Dante zugeschrieben wird; in seriösen Zitatsammlungen allerdings ist das Zitat nicht verzeichnet.

Es ist anscheinend ein ausschließlich deutschsprachiges Dante-Zitat, auf Italienisch oder Englisch ist es nicht zu finden, die Deutsche Dante Gesellschaft kennt es auch nicht.

In den digitalisierten Texten taucht der Spruch zum ersten Mal - ohne Quellenangabe, wie auch später immer - in einer forstwissenschaftlichen Zeitschrift 1967 auf (Link). Später findet man diesen Pseudo-Dante-Spruch in Gärtner- und Feuerwehrzeitungen sowie in Managerratgebern, niemals in digitalisierten literaturwissenschaftlichen Studien.

Auch im Deutschen Bundestag wurde dieses Kuckuckszitat seit 1983 von Konservativen gerne zitiert; drei Beispiele:

1983
  • "Seiters. [CDU/. CSU]: Sie haben eine Werft doch noch nie von innen gesehen! – (Weitere Zurufe von der CDU/CSU) Von dem italienischen Dichter Dante stammt das Wort: „Der eine wartet, daß die Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und handelt“. (Link)
1991
  • "Ein altes Sprichwort lautet: Der eine wartet, daß die  Zeit sich wandelt, der andere packt sie kräftig an und  handelt. Meine Damen und Herren, die Zeit zum Handeln ist da."
    Bundestag, 1991 (Link)
1997
  • "wir Koalitionsparteien halten es eher mit der Weisheit Dantes, der sagte: Der eine wartet, bis die Zeit sich wandelt - der andere sieht die Chance und handelt. Davon lassen wir uns in erster Linie tragen und lenken." (Link)
_
Manchmal wird das Sprichwort auch Johann Wolfgang von Goethe unterschoben: Es ist weder in seinen noch in Dantes Werken bisher gefunden worden und scheint erst um die Mitte des 20. Jahrhunderts geprägt worden zu sein.

_
 

Pseudo-Goethe quote.

  
Pseudo-Dante quote.
________
Quellen:
Beispiele für Zuschreibungen an Dante: (Link)

Erstmals, laut Google Books 1967 in: Forstarchiv, Bände 38-40, M. und H. Schaper, Hannover: 1967, S. 58 
Deutscher Bundestag, Plenarprotokoll vom 11. September 1997, Ernst Hinsken, S. 17129 (Link)
Hans Werner Wüst: "Zitate u. Sprichwörter", Bassermann, München: 2010 ebook  (Link)
Springer Fachmedien Wiesbaden (Hrsg.): "Mitarbeitermotivation - treffend verpackt: Über 800 Zitate ausgewählter Persönlichkeiten". Springer Gabler, Wiesbaden: 2013, S. 50 (Link) 

Beispiele für Zuschreibung an Goethe:
André Kürzel, Birgit Dick: "Zitate für Erfolg im Projekt, im Team, im Meeting, im Management, im Projekt und in der Kommunikation", epuli GmbH, Berlin: 2014, S. 10 (Link)
naturparkmagazin.de, 2014


Google
1. Mai 2002, Robin Stocks groups.google.com/forum/

_______
Dank
Ich danke Lisi Moosmann  für ihre italienischen Recherchen.
um 06:29
Labels: Dante, Goethe

Samstag, 28. April 2018

"Die wirklich gefährlichen Heuchler heucheln Desinteresse." Karl Kraus (angeblich)


Bildspruch Spruchbild www.spireo.de


Dieses Kuckuckszitat taucht 2003 im Usenet ohne Zuschreibung an Karl Kraus(s) auf und wird ihm erst seit Kurzem im Internet unterschoben.
Die wirklich gefährlichen Heuchler heucheln Desinteresse.

Karl Kraus (1874 - 1936)
— BuecherFloMarkt (@BuecherFloMarkt) 28. April 2018

Weder in Briefen und Schriften von Karl Kraus noch in digitalisierten Zeitungen und Büchern ist dieser Aphorismus einer unbekannten Person zu finden.

Die Wendung "Desinteresse heucheln" für "Pokerface" scheint in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts entstanden zu sein.

Ein Beispiel:
  • "Verbreitet sind unter den Affen diverse Methoden, die Aufmerksamkeit ihrer Mitaffen zu manipulieren. Zum Beispiel heucheln sie Desinteresse und lenken so einen Futterkonkurrenten von einem Leckerbissen ab, oder sie schreien, wenn sie einen taktischen Gewinn davon haben, falschen Alarm. Sie führen Artgenossen in die Irre, sie verbergen Dinge oder sich selber."
    Ariane Barth: "Die Lehren der Affen", Der Spiegel 18/1992, 27. April 1992 (Link)


Bildspruch Spruchbild www.spireo.de __________
Quellen:
Ariane Barth: "Die Lehren der Affen", Der Spiegel 18/1992, 27. April 1992 (Link)
Anonym: 28.08.2003 22:03 my-mania.eu/board/thread (ohne Zuschreibung an Karl Kraus; in einer Liste vor einem fast korrekt wiedergegebenen Aphorismus von Karl Kraus)

Karl Kraus unterschoben:
aphorismen.de/zitat/88385 
gutezitate.com/zitat/160326 
spireo.de/spruchbild 


 
um 07:23
Labels: Kraus

"In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod." Alexander Kluge (angeblich)


Dieses Zitat stammt von dem deutschen Dichter und Epigrammatiker Friedrich von Logau aus dem 17. Jahrhundert und war 1974 der Filmtitel eines satirischen Films von Alexander Kluge und Edgar Reitz.

Manchmal wir dieser Satz auch Kurt Tucholsky unterschoben.
  • "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod."
  • "In Danger and Deep Distress, the Middle Way Spells Certain Death."
  • "Quando un grave pericolo è alle porte le vie di mezzo portano alla morte."
  • "En peligro y máximo apuro el compromiso lleva a la muerte."

 

Friedrich von Logau, "Zu-Gabe"


                    "Der Mittel-Weg.
            In Gefahr und grosser Noth
            Bringt der Mittel-Weg den Tod."

                             (Link)


_______
Quellen:
"In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod", Filmtitel; Regie: Alexander Kluge und Edgar Reitz, 1974 (Link); (Link)
Alexander Kluge: "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod. Texte zu Kino, Film, Politik", herausgegeben von Christian Schulte, Vorwerk Verlag 8, Berlin: 1999
"Friedrichs von Logau Sämmtliche Sinngedichte", herausgegeben von Gustav Eitner, Bibliothek des Litterarischen Vereins in Stuttgart, CXIII., Tübingen: 1872, S. 421 (Link)
Wikipedia (Link)
Kurt Tucholsky Gesellschaft (Link)


um 07:22
Labels: Kluge, Tucholsky
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Zitat des Tages:

"Wo Unrecht zu Recht wird, wird Widerstand zur Pflicht." Bertolt Brecht (angeblich)

Pseudo-Bertolt-Brecht-Zitat. Dieser Slogan ist um 1974 von Atomkraftgegnern geprägt worden. Er fand in den Versionen: "Wo RECHT ...

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