Mittwoch, 4. August 2021

"Die Toleranz wird ein solches Niveau erreichen, dass intelligenten Menschen das Denken verboten wird, um Idioten nicht zu beleidigen." Dostojewski (angeblich)

 

Pseudo-Dostojewski-Zitat, 11. Juli 2021 (facebook).

Dieses Zitat wird seit Ende Juni 2021 in vielen Sprachen dem 1881 verstorbenen russischen Schriftsteller Fjodor Michailowitsch Dostojewski  untergeschoben.

So wie alle populären Zitate, die über 100 Jahre nach dem Tod eines Autors plötzlich ohne Quellengabe in den Sozialen Medien auftauchen, ist auch dieses Kuckuckszitat in den Schriften seines angeblichen Autors nicht zu finden. 

Ich kann da die Recherchen von Sarah Thompson von der Factchecker-Seite "LeadStories" nur bestätigen.

Erstaunlich bei diesem Falschzitat ist, wie schnell es sich gleichzeitig auf Französisch, Italienisch, Englisch, Spanisch und Deutsch auf Facebook, Twitter und Instagram verbreitet hat.

Entstanden ist das Zitat wahrscheinlich im August 2019 in Russland und wurde jahrelang keinem berühmten Autor zugeschrieben.

Witze, dass bald das Denken verboten wird, um Dummköpfe nicht zu kränken, gab es in Russland schon  länger.

Ein Beispiel auf Twitter:

2016
  • "Скоро нам запретят думать, потому что это оскорбляет чувства тупых." (Bald wird uns das Denken verboten, weil es die Gefühle der Dummen beleidigt.) 3:55 vorm. · 17. Nov. 2016

Der Wortlaut des Zitats scheint im August 2019 auf Russisch ohne falsche Zuschreibung entstanden zu sein und wurde bald als Meme mit Fotos eines Schauspielers aus dem russischen TV- Film "Hundeherz" verbreitet. 

2019, 30. August, Twitter:

  • "Скоро толерантность дойдет до того,что умным запретят думать,потому что это оскорбляет чувства тупых!!" (Bald wird die Toleranz den Punkt erreichen, dass dem Klugen das Denken verboten wird, weil es die Gefühle der Dummen beleidigt !!) 5:16 nachm. · 30. Aug. 2019  (Twitter)

 Michail Bulgakows 1925 geschrieben satirische Erzählung "Hundeherz" konnte in der Sowjetunion erst 1987, ein Jahr vor seiner erfolgreichen Verfilmung, publiziert werden. 

Wie Sarah Thompson herausgefunden hat, kommt das Zitat in diesem Film allerdings nicht vor.

Bis Ende Juni 2021 wird der Satz in den Sozialen Medien auch auf Englisch und Deutsch manchmal zitiert, aber noch nicht Dostojewski zugeschrieben.

2020, 17. Oktober  Twitter:

  • "Soon tolerance will reach such a level that the halfway intelligent will be forbidden to thin k. Because it will offend the feelings of the fools. And that in both directions .. seriously". 1:09 nachm. · 17. Okt. 2020 (Twitter)

2021, 13. Mai, Twitter:

  • "It seems that tolerance will soon reach such a level that the smart will be forbidden to think, so that they do not offend the feelings of the stupid." 11:12 nachm. · 13. Mai 2021 (Twitter)
Das Zitat ist besonders in einem Milieu beliebt, in dem gegen  LGTBQ-Rechte polemisiert  wird.

2021, 20. Juni, Twitter:

Twitter, 20. Juni 2021
In der letzten Juni-Woche 2021 wurde das Zitat ohne erkenntlichen Grund plötzlich auf Französisch, Spanisch, Italienisch  und Englisch Dostojewski zugeschrieben, bald darauf auch auch auf Deutsch (facebook).

Wer wirklich mit der falschen Zuschreibung auf welcher Plattform begonnen hat, kann ich noch nicht mit Sicherheit sagen. 

Auf Twitter begann die falsche Zuschreibung an Dostojewski am 25. Juni 2021 auf Französisch.

2021, Twitter:

  • "« La tolérance atteindra un tel niveau que les personnes intelligentes seront interdites de toute réflexion afin de pas offenser les imbéciles. » Fiodor Mikhaïlovitch Dostoïevski" 11:22 nachm. · 25. Juni 2021 (Twitter)

Pseudo-Dostojewski-Zitat lesobservateurs.ch.


Und am 27. Juni 2021 taucht bei einer chronlogischen Twitter-Suche die erste falsche Zuschreibung des Zitats auf  Englisch  auf, einen Tag nach den Zuschreibungen auf Italienisch und Spanisch.

Pseudo-Dostojewski-Zitat.


Pseudo-Dostojewski-Zitat.


Pseudo-Dostojewski-Zitat.


leadstories.com 2. August 2021.

Artikel in Arbeit.

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Quellen:

Twitter

Sarah Thompson: " Fact Check: There Is NO Evidence To Attribute Quote About Tolerance To Dostoevsky", 2. August 2021, LeadStories (Link)

Reddit


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Dank:
Ich danke Johannes Schneider für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat, Ralf Bülow für seine Recherchen und den Hinweis auf den Artikel von Sarah Thompson, sowie Sarah Thompson für ihren aufschlußreichen Artikel.








Sonntag, 1. August 2021

"Ich erkenne kein anderes Zeichen der Überlegenheit als die Güte." Ludwig van Beethoven oder Leo Tolstoi (angeblich)


Entstelltes-Ludwig-van-Beethoven-Zitat.

Dieses Zitat wurde Ludwig van Beethoven erstmals im Jahr 1903 auf Französich untergeschoben und ist in seinen Texten so wenig zu finden wie in Texten Leo Tolstois, dem das Zitat seit dem Jahr 1920  fälschlich zugeschrieben wird.


Romain Rolland: "Vie de Beethoven", 1903:

  •  "« Je ne reconnais pas d'autres signes de supériorité que la bonté », écrit-il le 17 juillet 1812"

    Romain Rolland: "Vie de Beethoven." Hachette et Ci., Paris: (1903) 1914, S. 38 (Link)

Der von Stefan Zweig verehrte Romain Rolland, der französische Biograph Beethovens, nannte als Quelle für sein angebliches Beethoven-Zitat (deutsch:  "Ich erkenne kein anderes Zeichen der Überlegenheit an als die Güte" ) einen Brief Beethovens vom 17. Juli 1812.  

Aber das Zitat kommt hier so wenig wie in einem anderen Brief Beethovens vor.

Ludwig van Beethoven antwortete in diesem Brief vom 17. Juli 1812 einer etwa 10-jährigen Hamburger Klavierspielerin, die ihm aus Verehrung ein kleines Geschenk mit einem Brief gesandt hatte:


Ludwig van Beethoven an Emilie M. ,17. Juli 1812:

  •  "Sollte ich einst nach H. kommen, so komme ich zu Dir, zu den Deinen. Ich kenne keine andern Vorzüge des Menschen als diejenigen, welche ihn zu den bessern Menschen zählen machen; wo ich diese finde, dort ist meine Heimath. [...] Betrachte mich als Deinen und Freund Deiner Familie."
    Alexander Wheelock Thayer: Ludwig van Beethoven's Leben. Dritter Band. Verlag W. Weber, Berlin: 1879, S. 205 (Link)


Die deutsche Übersetzerin von Romain Rollands Beethoven-Biographie zitierte korrekt aus diesem Brief, die englische Übersetzerin übersetzte nur das von Romain Rolland geprägte verkürzte und entstellte  Zitat:

1918

  •  "'Ich kenne keine andern Vorzüge des Menschen als diejenigen, welche ihn zu den bessern Menschen zählen machen', schreibt er am 17. Juli 1812."

    Romain Rolland: "Ludwig van Beethoven." Deutsch von Lisbeth Langnese-Hug,  Rascher, Zürich: 1918, S. 45 (Link)
1919

  • "Beethoven wrote, 'I recognise no sign of superiority in mankind other than goodness.'"
    Romain Rolland: "Beethoven." Englisch von B. Constance Hull, H. Holt and Company, New York: 1919, S. VI  (Link)


Im Jahr 1919 ordnete der Romanist Ernst Robert Curtius den Satz "Ich erkenne kein anderes Zeichen der Überlegenheit an als die Güte"  korrekter Weise einem "der Größten" (Romain Rolland) der neuen französischen Literatur zu, ein Jahr später schreibt Stefan Zweig, "einer von den Grössten (Tolstoi)" habe gesagt: "Ich erkenne kein anderes Zeichen der Überlegenheit als die Güte."

1919
  • "Wie es einer der Grössten unter ihnen, der, dessen Leben wir hier erzählen, gesagt hat: ,Ich erkenne kein anderes Zeichen der Überlegenheit an als die Güte.‘"

    Ernst Robert Curtius: "Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich", Gustav Kiepenheuer, Potsdam: [1919], S. 88  (archive.org)

1920

  • "Wie  einer von den Grössten (Tolstoi)  gesagt hat: ,Ich erkenne kein anderes Zeichen der Überlegenheit als die Güte.‘"
    Stefan Zweig: "Romain Rollands 'Beethoven'" Moderne Welt, Heft 9, 1920, S. 9 (anno)

Stefan Zweig hat diesen Satz wahrscheinlich irrtümlich Leo Tolstoi zugeschrieben, aber seit dieser Zeit wird das von Romain Rolland geprägte Zitat in vielen Sprachen irrtümlich manchmal Leo Tolstoi und manchmal Ludwig van Beethoven zugeschrieben.


Undatierte Grußkarte von Elly Ney (Link).

Die deutschsprachige Fassung des Zitats, die zum Beispiel die deutsche Beethoven-Pianistin Elly Ney auf einer Gruß-Karte verbreitet hat, kann nur aus einer Rückübersetzung stammen und ist in den digitalisierten überlieferten Texten Beethovens nicht zu finden.


Artikel in Arbeit.



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Quellen:

Alexander Wheelock Thayer: "Ludwig van Beethoven's Leben." Dritter Band. Verlag W. Weber, Berlin: 1879, S. 205 (Link)
Romain Rolland: "Vie de Beethoven." Hachette et Ci., Paris: (1903) 1914, S. 38 (Link)
Romain Rolland: "Ludwig van Beethoven." Deutsch von Lisbeth Langnese-Hug,  Rascher, Zürich: 1918, S. 45 (Link)
Romain Rolland: "Beethoven." Englisch von B. Constance Hull, H. Holt and Company, New York: 1919, S. VI  (Link)
Ernst Robert Curtius: "Die literarischen Wegbereiter des neuen Frankreich", Gustav Kiepenheuer, Potsdam: [1919], S. 88  (archive.org)

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Dank:

Ich danke Clemens Alder für die Frage nach diesem Zitat sowie Zitante Christa und Ralf Bülow  wieder für ihre sehr hilfreichen Recherchen.












.1920

Freitag, 30. Juli 2021

"Die Stille zwischen den Noten ist genauso wichtig, wie die Noten selbst." Wolfgang Amadeus Mozart (angeblich)

Pseudo-Wolfgang-Amadeus-Mozart-Zitat.

Dieses angebliche Mozart-Zitat wird Wolfgang Amadeus Mozart seit etwa 2005 auf Englisch und seit dem Jahr 2013 auf Deutsch unterschoben.

In Mozarts digitalisierten Texten und in relevanten Nachschlagwerken ist es weder so noch so ähnlich zu finden.

Ein ähnliches Zitat wird dem französischen Komponisten Claude Debussy seit mehr als 40 Jahren auf Englisch zugeschrieben:


Entwicklung des Kuckuckszitats:


1979

  • "As Claude Debussy has said, 'Music is the space between the notes.' "
    Joe Hyams: "Zen in the martial arts." J.P. Tarcher. Los Angeles: 1979, S. 52   (archive.org)

Meines Wissens und laut Wikiquote hat allerdings auch dieses Zitat noch niemand in einem Text Claude Debussys nachweisen können.

Pseudo-Debussy-Zitat?

Eine Variante des später Mozart zugeschriebenen Zitats steht 1989 in dem Ratgeberbuch "Jacob the Baker. Gentle Wisdom for a Complicated World" des amerikanischen Dichterphilosophen Noah benShea:

1989

  • "It Is the Silence Between the Notes That Makes the Music".
    Noah benShea: " Jacob the Baker. Gentle Wisdom for a Complicated World." Villard Books, New York: 1989, S. 39
    (archive.org)

Die früheste Zuschreibung an Wolfgang Amadeus Mozart fand ich bisher in einem Interview in Erica Frydenbergs Biographie des Sozialpsychologen und Konfliktforschers Morton Deutsch, also in keinem musikalischen Fachbuch:

2005

  • "There's a capacity for perspective that I can only call a deep kind of wisdom. It's a bit like what Mozart said, that music is the silence between the notes." Peter Coleman, zitiert in: Erica Frydenberg: "Morton Deutsch: a life and legacy of mediation and conflict resolution", Australian Academic Press, Brisbane: 2005, S. 85 (archive.org)

Das wäre nicht das erste Kuckuckszitat, das durch eine irrtümliche Zuschreibung (ohne Quellenangabe) von einem Interview ausgegangen wäre.


2008 - Twitter:

  • "Zen - 'It's the silence between the notes that creates the music'. Think about this qute folks, it can really blow your mind!" (Twitter)
  • "It's the silence between the notes that makes the music." Zen Proverb (Twitter)

Das Zitat steht zwar in einem 1979 erschienen Buch mit dem Wort "Zen" im Titel ("Zen in the martial arts"), gilt hier aber nicht als Zen-Sprichwort, sondern als Zitat des französischen Komponisten Claude Debussy (Link).


2009 - Twitter:

  • "'Music is the silence between the notes.' ~ Claude Debussy" (Twitter)

  • "'The music is not in the notes, but in the silence between.' — Wolfgang Amadeus Mozart" (Twitter)

Dieses angebliche Mozart-Zitat wurde inklusive dem Tippfehler "imporant" in den folgenden Jahren von Dutzenden Leuten auf Twitter weiter verbreitet.

Pseudo-Wolfgang-Amadeus-Mozart-Zitat.

2009

  • "Ich beneide die Schriftsteller, die tagsüber Gedanken fassen können. Aber für Musiker ist die Stille zwischen den Noten nun einmal das Wichtigste. Das sagen auch die Chinesen."
    Max Dax: "Die Stille zwischen den Noten ist das Wichtigste" Interview mit Jean Michel Jarre, Die Welt, 17. Dezember 2009, (welt.de)

Pseudo-Wolfgang-Amadeus-Mozart-Zitat.

Auf Deutsch taucht das Pseudo-Mozart-Zitat bei einer chronologischen Durchsuchung der digitalisierten Texte erstmals im Jahr 2013 in einem Zeitungsartikel auf, und bald darauf in den Sozialen Medien und später auch in Büchern:

2013

  • "In der Musik wusste man immer schon, dass eine gelungene Komposition nicht nur aus Tönen besteht. So sagte Wolfgang Amadeus Mozart: 'Die Stille zwischen den Noten ist genauso bedeutsam wie die Noten selbst.'"

    Jutta Martha Beiner: "Warum Introvertierte die besseren Chefs sind." Die Welt, 15. Dezember 2013 (welt.de)



Pseudo-Wolfgang-Amadeus-Mozart-Zitat.

Nach der Quellenlage zu diesem Zitat zu schließen gibt es keinen vernünftigen Grund anzunehmen, das Zitat könnte jemals in einem Brief oder in einer Notiz Wolfgang Amadeus Mozarts gefunden werden. Auch die Zuschreibung an Claude Debussy kommt mir problematisch vor.

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Quellen:
wikiquote (Nicht mehr aktuell)
Joe Hyams: "Zen in the martial arts." J.P. Tarcher. Los Angeles: 1979, S. 52   (archive.org)
Noah benShea: " Jacob the Baker. Gentle Wisdom for a Complicated World." Villard Books, New York: 1989, S. 39 (archive.org)
Erica Frydenberg: "Morton Deutsch: a life and legacy of mediation and conflict resolution", Australian Academic Press, Brisbane: 2005, S. 85 (archive.org)
Jutta Martha Beiner: "Warum Introvertierte die besseren Chefs sind" Die Welt, 15. Dezember 2013 (welt.de)
Max Dax: "Die Stille zwischen den Noten ist das Wichtigste" Interview mit Jean Michel Jarre, Die Welt, 17. Dezember 2009, (welt.de)

Artikel in Arbeit.

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Ich danke Λrиolδe Θdœυя für die Frage nach diesem Zitat.



 

Freitag, 23. Juli 2021

"Jeder, den Sie kennen, kämpft in einer Schlacht, von der Sie nichts wissen. Sei nett. Immer." Robin Williams (angeblich)


Pseudo-Robin-Williams-Zitat.
Die schöne Maxime "Be kind, for every one is fighting a hard battle" ist ungefähr 120 Jahre alt und wird dem amerikanischen Schauspieler Robin Williams erst seit 2014, seinem Todesjahr, untergeschoben.

Der Zitatforscher Garson O'Toole (quoteinvestigator.com) hat herausgefunden, dass diese Maxime von dem 1907 verstorbenen schottischen Priester und Autor Ian Maclaren geprägt wurde.

Die Zeitschrift "Zion’s Herald" bat 
 im Jahr 1897 Autoren um einen Beitrag für ihre Weihnachtsausgabe; Ian Maclaren hat auf die Bitte der Zeitschrift nur mit einem kurzen Satz geantwortet:


Ian Maclaren, 1897:

  • "Be pitiful, for every man is fighting a hard battle." 
    (Sei mitfühlend, denn jeder kämpft einen harten Kampf.)

    Zion’s Herald, 
    Volume 76, Issue 4, Boston: 26. Januar 1898, S. 101 (Zitiert nach Garson O'Toole, 2010 quoteinvestigator.com).
In den folgenden Jahrzehnten wird Ian Maclaren dann das Zitat in etwas veränderter Form zugeschrieben und das auch schon vor 100 Jahren veraltete englische Wort "pitiful" durch das Wort "kind" ersetzt. 


1908
  • "The result of it all may be summed up in his favourite motto, "Be kind, for every one is fighting a hard battle."
    W. Robertson Nicoll: Ian Maclaren,  1908, S. 117
     (Link)
 1947
  • "Let us be kind, one to another, for most of us are fighting a hard battle.” 
    Ian Maclaren (quoteinvestigator.com)
1957

Noch vor dem Aufkommen von Facebook, Twitter und Instagram wurde das Zitat dann dem Athener Philosophen Platon untergeschoben. 

 In den Schriften Platons oder in irgendeinem anderen Werk aus dem klassischen Athen hat diesen Satz noch niemand gefunden.

Pseudo-Platon-Zitat.

1992
  • "Be kind, for everyone you meet is fighting a hard battle. Plato" books.google.
Pseudo-Platon-Zitat.


Der Suizid von Robin Williams am 11. August 2014 wurde in den Sozialen Medien in den ersten Tagen und Wochen nach seinem Tod sehr oft  mit dieser Maxime betrauert, und bald wurde sie ihm - wohl irrtümlich - auch selbst zugeschrieben.

Aber Robin Williams hat den Satz sicher nicht geprägt und sehr wahrscheinlich auch nie gesagt.

2014

Twitter:

  • "Be kind, for everyone you meet is fighting a hard battle" ... RIP, Robin Williams." 1:09 vorm. · 12. Aug. 2014·

  • "The passing of Robin Williams reminds me of this quote by Plato: 'Be kind, for everyone you meet is fighting a hard battle.'" 
    (Twitter) 12. August 2014
  • "In light of today's events, remember: 'Be kind, for everyone you meet is fighting a hard battle' - Ian Maclaren   RIP Mr. Williams"
      (Twitter) 12. August 2014

Facebook:

  • "'Be kind, for everyone you meet is fighting a hard battle.'

    The "World's Funniest Man," Robin Williams died yesterday. It's so sad when laughter isn't always the best medicine. It's okay to ask for help. If you or someone you know needs help, please call 1-800-273-8255. We hope something good can come of such a tragic loss." 
    Facebook, 12. August 2014




2021

Inzwischen ist das Kuckuckszitat auch auf Deutsch sehr beliebt:

Twitter:


(Twitter)  22. Juli 2021.




Varianten des Kuckuckzitats:

 

  • "Sei gütig, denn alle Menschen, denen du begegnest, kämpfen einen schweren Kampf."
  • "Sei freundlich, denn jeder, den Du triffst, führt einen harten Kampf."
  • "Sei nett, denn jeder, den du triffst, kämpft einen härteren Kampf."
  • "Jeder den Du triffst und kennst kämpft in einer Schlacht, von der Du nichts weißt. Sei nett. Immer. 
  • "Jeder, den Sie kennen, kämpft in einer Schlacht, von der Sie nichts wissen. Sei nett. Immer." 


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Quellen:
Garson O'Toole: "Be Kind; Everyone You Meet is Fighting a Hard Battle: Plato? Philo of Alexandria? Ian MacLaren? John Watson?", 2010  (quoteinvestigator.com)
Zion’s Herald, Volume 76, Issue 4, Boston: 26. Januar 1898, S. 101 (Zitiert nach Garson O'Toole, 2010 quoteinvestigator.com).

W. Robertson Nicoll: "Ian Maclaren. The life of the Rev. John Watson, D.D." Dodd, Mead and Company, New York: 1908, S. 117 (Link)
G.K.:  "Sei gütig, denn alle Menschen, denen du begegnest, kämpfen einen schweren Kampf." 2020 (falschzitate.blogspot.com)



Beispiele für falsche Zuschreibungen: 

Dan Millman: "No Ordinary Moments: A Peaceful Warrior's Guide to Daily Life", H J Kramer and New World Library, Tiburon / Novato: 1992, S.12 books.google.
aphorismen.de - 62427 
gutezitate.com - 253726 
Twitter 22. Juli 2021





Artikel in Arbeit.
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Dank:
Ich bin Garson O'Toole für seine gründliche Arbeit zum Ursprung dieses Zitats zu Dank verpflichtet.

Mittwoch, 14. Juli 2021

"Die Freiheit besteht darin, dass man alles tun kann, was einem anderen nicht schadet." Matthias Claudius (angeblich)

Artikel 4 der "Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte", übersetzt von Matthias Claudius.

 Dieser Satz stammt aus dem Artikel 4 der französischen Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte, der "Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen" vom 26. August 1789. 

Matthias Claudius hat diese Deklaration 1797 übersetzt, er ist also der Übersetzer dieses Satzes, und nicht, wie oft fälschlich behauptet wird, dessen Autor.

 

Déclaration des Droits de l’Homme et du Citoyen, Artikel 4: 

 

  • "La liberté consiste à pouvoir faire tout ce qui ne nuit pas à autrui: ainsi l’exercice des droits naturels de chaque homme n’a de bornes que celles qui assurent aux autres membres de la société la jouissance de ces mêmes droits. Ces bornes ne peuvent être déterminées que par la loi."(Link)

 

Übersetzung von Matthias Claudius:


 Artikel 4

  • "Die Freiheit besteht darin, daß man alles das thun kann, was einem anderen nicht schadet: also hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jedweden Menschen keine  Gränzen als diejenigen, die den andern Gliedern der Gesellschaft den Genuß der nämlichen Rechte sichern. Diese Gränzen können nicht anders als durch das Gesetz bestimmet werden."
    Matthias Claudius, 
    ASMUS omnia sua SECUM portans, VI. Theil, 1797, S. 22 (Link)

 

Andere Übersetzungen:

 

  • "Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet: also hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern. Diese Grenzen können allein durch Gesetz festgelegt werden." (Link)

 

  • "Die Freiheit besteht darin, alles tun zu können, was einem anderen nicht schadet. So hat die Ausübung der natürlichen Rechte eines jeden Menschen nur die Grenzen, die den anderen Gliedern der Gesellschaft den Genuss der gleichen Rechte sichern. Diese Grenzen können allein durch Gesetz festgelegt werden." (Link)

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Quellen:

Matthias Claudius: ASMUS omnia sua SECUM portans oder Sämtliche Werke des Wandsbecker Boten, VI. Theil, Friedr. Perthes u. Co., Hamburg: [1797], S. 22 (Link)

Annette Gerlach: "Matthias Claudius und sein 'Bothe' aus Wandsbek", undatiert  (Link)

"Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte", Wikipedia (Link)

(Link)

(Link) 

 

Artikel in Arbeit.