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Freitag, 26. Juni 2020

"Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit, sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit. " Marie von Ebner-Eschenbach

Verändertes Marie-von-Ebner-Eschenbach-Zitat.
Diesen Aphorismus hat die österreichische Autorin Marie von Ebner-Eschenbach im Jahr 1876 geprägt und in späteren Editionen nicht nur die Interpunktation und die Rechtschreibung verändert.

Marie von Ebner-Eschenbach, 1876


  • " 'Der Gescheitere giebt nach!' Ein unsterbliches Wort. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen, in: "Die Dioskuren." Literarisches Jahrbuch des ersten allgemeinen Beamtenvereines der österreichische-ungarischen Monarchie. Fünfter Jahrgang, k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1876, S. 160 (Link)

Marie von Ebner-Eschenbach, 1893


Verlag von Gebrüder Paetel, 1893.
  • "21. / Der Gescheitere giebt nach! Ein unsterbliches Wort. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    Marie von Ebner-Eschenbach: Gesammelte Schriften. Erster Band, Aphorismen, Parabeln, Märchen und Gedichte, 4. Auflage,
    Verlag von Gebrüder Paetel. Berlin: 1893, S. 6 (archive.org)

Marie von Ebner-Eschenbach, 1895


  • "Der Gescheitere giebt nach! Eine traurige Wahrheit. Sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen. 4. Auflage. Verlag von Gebrüder Paetel. Berlin: 1895,
    1895, S. 10 (books.google)

Im Lauf der Jahre wurde dieser Wortlaut mehrfach verändert und in manchen Publikationen (sogar im Zitatenlexikon von Daniel Sanders) wurde auch vergessen, von wem das Zitat urspünglich stammt.


1910

  • " 'Der Klügere gibt nach!' Ein unheilvoll Wort. Drum dauert auch die Weltherrschaft der D u m m h e i t noch fort. Fliegende Blätter Nr. 2327 S. 76"

    Daniel Sanders: Zitatenlexikon: Eine Sammlung von über zwölftausend Zitaten, Sprichwörten, sprichwörtlichen Redensarten und Sentenzen, 2. Auflage, J.H. Weber, Leipzig: 1910(?) S. 472 (Link)
Marie von Ebner-Eschenbach starb im Jahr 1916. 


1919 zum Beispiel wurde aus dem "unsterblichen Wort" Marie von Ebner-Eschenbachs ein "unsterblicher Grundsatz":

  • "Ebner-Eschenbach sagt einmal in ihren beherzigenswerten Aphorismen: 'Der Klügere gibt nach — ein unsterblicher Grundsatz ! Er bedeutet die Weltherrschaft der Dummheit.'"

    Deutsche Revue
    : eine Monatschrift, 44. Jahrgang,Teile 1-2, 1919, S. 38 (Link)

Marie von Ebner-Eschenbach, 1920

  • "21. / Der Gescheitere gibt nach! Eine traurige Wahrheit; sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    Marie von Ebner-Eschenbach: Sämtliche Werke. Band 1, 1.-20. Tausend,
    Verlag von Gebrüder Paetel und Herm. Klemm A.G, Berlin: (o.J.) 1920, S. 582 (archive.org)

Marie von Ebner-Eschenbach, 1939

Insel-Bücherei Nr. 543, 1939.
  • "Der Gescheitere gibt nach! Eine traurige Wahrheit; sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit."

    Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen. Insel-Bücherei Nr. 543, Insel Verlag, Leipzig: 1939, S. 6

1990
  • "Die Pseudoweisheit 'Der Klügere gibt nach' ist ein unsterbliches Sprichwort geworden. Es begründet die Weltherrschaft der Dummheit. (Verfasser nicht bekannt)"  2013 (Link)
  • "Der Klügere gibt nach! Eine traurige Wahrheit; sie begründet die Weltherrschaft der Dummheit. Marie von Ebner-Eschenbach"  
    Hans Werner Wüst: "Zitate u. Sprichwörter", Bassermann, München: 2010, "Nachgeben" ebook (Link)

Da der Aphorismus heute in unterschiedlichen Versionen verbreitet wird, hatte ich anfänglich den Verdacht, die Version mit dem Satz, "Eine traurige Wahrheit", stamme nicht von Ebner-Eschenbach. Das war ein Irrtum.



Artikel in Arbeit.
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Quellen:
Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen, in: "Die Dioskuren." Literarisches Jahrbuch des ersten allgemeinen Beamtenvereines der österreichische-ungarischen Monarchie. Fünfter Jahrgang, k.k. Hof- und Staatsdruckerei, Wien 1876, S. 160 (Link)

Marie von Ebner-Eschenbach: Gesammelte Schriften. Erster Band, Aphorismen, Parabeln, Märchen und Gedichte, 4. Auflage,  Verlag von Gebrüder Paetel. Berlin: 1893, S. 6 (archive.org)
Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen. 4. Auflage. Verlag von Gebrüder Paetel. Berlin: 1895, S. 10 (books.google)
Marie von Ebner-Eschenbach: Sämtliche Werke. Band 1, 1.-20. Tausend, Verlag von Gebrüder Paetel und Herm. Klemm A.G, Berlin: (o.J.) 1920, S. 582 (archive.org)
Marie von Ebner-Eschenbach: Aphorismen. Insel-Bücherei Nr. 543, Insel Verlag, Leipzig: 1939, S. 6 
 Daniel Sanders: Zitatenlexikon: Eine Sammlung von über zwölftausend Zitaten, Sprichwörten, sprichwörtlichen Redensarten und Sentenzen, 2. Auflage, J.H. Weber, Leipzig: 1910(?) S. 472 (Link)
Hans Werner Wüst: "Zitate u. Sprichwörter", Bassermann, München: 2010, "Nachgeben" ebook (Link)
Deutsche Revue: eine Monatschrift, 44. Jahrgang,Teile 1-2, 1919, S. 38 (Link)
Hans Werner Wüst: "Zitate u. Sprichwörter", Bassermann, München: 2010, "Nachgeben" ebook (Link)

Versionen im 20. Jh.:
2003 (Link)
2004 (Link)

2006 (Link)

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Dank:
Ich danke Zitante Christa  sehr für den Hinweis auf die Ausgabe des Insel Verlags und für ihre Recherchen.

Dienstag, 12. Juli 2022

"Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht." Marie von Ebner-Eschenbach (angeblich)

Pseudo-Marie-von-Ebner-Eschenbach-Zitat.
Dieser Aphorismus stammt aus einem Interview des russischen Dichters Boris Pasternak und wird der österreichischen Autorin Marie von Ebner-Eschenbach seit ungefähr 40 Jahren irrtümlich zugeschrieben.

Kurze Geschichte des Kuckuckszitats:


Der 1960 verstorbene Nobelpreisträger Boris Pasternak wurde in der Zeit des Kalten Krieges im Westen verehrt und in der Sowjetunion verteufelt.

Um sich und seine Familie zu schützen, lehnte er 1958 den Nobelpreis ab. "Doktor Schiwago", sein einziger Roman, der ihn weltberühmt machte, durfte in Russland erst 28 Jahre nach seinem Tod erscheinen. 

Als nach seinem Tod in Amerika das große Interview mit dem später Ebner-Eschenbach zugeschriebenen Aphorismus erschienen ist, wurden Zitate aus diesem Interview sogar im amerikanischen Senat vorgelesen.

"Boris Pasternak's Last Message To The World", This Week, August 7 1960, p. 4.

Alexander Wileyder republikanische Senator von Wisconsin, war von dem Interview  so begeistert,  dass er das Ende der Sowjetunion prognostizierte, weil es zu seiner Überraschung offenbar auch in Russland trotz Gulag, Zensur und kommunistischer Propaganda noch friedliebende Menschen gab.

Senator Alexander Wiley las im amerikanischen Senat Boris Pasternaks Antwort auf die Frage des Interviewers: "Can a man control his future?" vor:

Boris Pasternak, September 1959:

  • "Yes. Despite the system he lives under, I believe that men everywhere have more power over the future than ever before. The important thing is that we must choose to exercise it.

    It is conventional to say that the future belongs to our unborn children but the fact is it belongs to us. What we do today determines how the world shall go. Tomorrow is made up of the sum total of today's experiences. No one knows what the formula is, nor how slight a change may reshape the pattern to our heart's desire.

    Far from feeling hopeless or helpless, we must seize every opportunity, however small, to help the world around us toward peace, productivity and human brotherhood.
    "

    Jhan Robbins: "Boris Pasternak's Last Message To The World", This Week, August 7 1960

Ob das ganze Interview damals auch auf Deutsch publiziert wurde, weiss ich noch nicht, der Satz "What we do today ..." erschien zum Beispiel im Jahr 1964 in einer Münchner Universitätschronik in folgender Übersetzung:

1964
  • "Uns trägt und tröstet die Devise: 'Was wir heute tun, entscheidet, wie die Welt von morgen aussehen wird' (Pasternak)." 
    Chronik der Ludwig-Maximilian-Universität München, 1964 (Link)

Ungefähr 20 Jahre später wird dieser Satz Boris Pasternaks erstmals Marie von Ebner-Eschenbach untergeschoben. 

Wie es zu dieser Zuschreibung gekommen ist, ist unbekannt. In ihren digitalisierten Schriften sowie in relevanter Sekundärliteratur ist dieses Zitat unauffindbar. 

Am Ende einer deutschen Veranstaltung für Gärtner und Gärtnerinnen wird bei der bislang frühesten falschen Zuschreibungen an Marie von Ebner-Eschenbach folgendes gesagt:

1986
  • "Alle sind der Überzeugung etwas für die nächsten Generationen nach dem Jahr 2000 eingebracht zu haben, nach den Worten Marie v. Ebner-Eschenbachs: ' Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt morgen aussieht.'"
    Obst und Garten, 105. Jahrgang, 1986   (books.google.at/)
Bis ungefähr 2003 wird das Zitat meistens noch Boris Pasternak zugeschrieben, ab 2003 immer öfter Marie von Ebner-Eschenbach.


Zwei Beispiele für das Kuckuckszitat:

2003, März

  • Dr. Gertrude Brinek (ÖVP), Parlament:
    "Meine Damen und Herren! Ein Vorredner hat gesagt, die Zukunft, die ermöglicht werden solle, sei politisch nicht wirklich zu bewerkstelligen. Ich halte dem einen Ausspruch von Marie von Ebner-Eschenbach entgegen: 'Was wir heute tun, entscheidet darüber, wie die Welt von morgen aussieht.'"
    Dr. Gertrude Brinek, Stenographisches Protokoll,  6. März 2003 (Link)

2003, April

  • "An den Beginn seiner Regierungserklärung setzte Landeshauptmann Dr. Erwin Pröll (VP) ein Zitat von Marie von Ebner-Eschenbach: 'Was wir heute tun, entscheidet, wie die Welt von morgen aussieht'."   
    24. April 2003 (ots.at OTS_2003042)



Inzwischen wird der beliebte Aphorismus viel öfter fälschlich Marie von Ebner-Eschenbach als korrekt Boris Pasternak zugeschrieben, wozu gewiss auch viele unseriöse Zitatesammlungen beigetragen haben.


Artikel in Arbeit; Nachtrag vom 21. Mai 2023 von Twitter:



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Quellen:
Google

Jhan Robbins: "Boris Pasternak's Last Message To The World", This Week, August 7 1960, p. 4, zitiert nach Alexander Wiley (Link)
Hon. Alexander Wiley of Wisconsin:  "Boris Paternak's Last Message to the World", in the Senate of the United States, 8. August 1960, Congressional Record: Senate, US Government printing office, Washington: 1960, S. 16002f.  (Link)

Chronik der Ludwig-Maximilian-Universität München, München: 1964, S. 177 (Link)


Gesammelte Schriften von Marie von Ebner-Eschenbach, Erster Band: Aphorismen. Parabeln, Märchen und Gedichte. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin: 1893 (books.google) [Ohne angebliches Zitat.]
Daniela Strigl: "Berühmt sein ist nichts. Marie von Ebner-Eschenbach - Eine Biographie." Residenz Verlag, Salzburg Wien: 2018 ebook (Link)  [Ohne angebliches Zitat.]

Beispiele für falsche Zuschreibungen:

Obst und Garten, 105. Jahrgang, Heft 9(?), Verlag Eugen Ulmer: Stuttgart: 1986, S. 528   (books.google.at/)
CFI (Ceramic forum international) Berichte der DKG. Bauverlag: 1994, S. 260 (Link)
Jonathan Gutmann  (Link)
Gertrude Brinek: Stenographisches Protokoll der 7. Sitzung des Nationalrates der Republik Österreich, XXII. Gesetzgebungsperiode, Donnerstag, 6. März 2003 (Link)
Erwin Pröll: OTS0159, 24. April 2003 (ots.at OTS_2003042)
Christoph Schulz:  67 Umweltschutz Zitate – Sprüche über Nachhaltigkeit, Natur und Umwelt, 16. Februar 2020 (careelite.de) [Ungefähr ein Drittel dieser 67 Zitate sind Falschzitate.]
aphorismen.de -150332 [Die Quellenangabe hier: "Ebner-Eschenbach, Aphorismen, Parabeln, Märchen und Gedichte (= Gesammelte Schriften, 1. Band), Berlin 1893", ist falsch.]





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Dank:
Ich danke Sylvia Steinitz für die Frage nach diesem Falschzitat, sowie Ralf Bülow, Zitante Christa und M. Wollmann für ihre Recherchen.




Artikel in Arbeit.

Samstag, 14. September 2019

"Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein." Marie von Ebner-Eschenbach (angeblich)


Pseudo-Oliver-Cromwell quote?
Dieses Sprichwort wird auf Englisch in mehreren Versionen Oliver Cromwell zugeschrieben, aber auf Deutsch im 21. Jahrhundert der österreichischen Aphoristikerin Marie von Ebner-Eschenbach unterschoben.
 
Pseudo-Marie-von-Ebner-Eschenbach-Zitat.

Marie von Ebner-Eschenbach hat ungefähr 900 Aphorismen verfasst, aber diesen nicht. Ich folge da dem Urteil von Daniela Strigl, der Biographin Ebner-Eschenbachs. Auch in keinem seriösen Zitate-Lexikon wird der Aphorismus Marie von Ebner-Eschenbach zugeschrieben.
-

Der englische Soldat und Politiker Oliver Cromwell soll im 17. Jahrhundert in sein Bibel-Exemplar folgende Zeile eingetragen haben:

Oliver Cromwell: 

  • "If I cease becoming better I shall soon cease becoming good".
    "The Marks of a Man", 1906, S. 159 archive.org/
1933 scheint der Eintrag in die Bibel vergessen zu sein, und der Spruch wird Cromwell in folgender Version zugeschrieben:
  • "He who stops being better stops being good." (Link)

Garson O'Toole hat herausgefunden, dass die erste schriftliche Erwähnung dieses Satzes auf Lateinisch und Englisch aus dem Jahr 1621 stammt.
  •  "Qui cessat esse melior, cessat esse bonus.
    Hee that ceasseth to be better, ceasseth to be good"
Oliver Cromwell hat laut den Recherchen Garson O`Tooles den Satz auf Lateinisch in seine Taschenbibel geschrieben:
Auf Deutsch wird das angebliche Ebner-Eschenbach-Zitat inzwischen in Schulen und Universitäten gerne zitiert.

Artikel in Arbeit.
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Quellen:
Robert Elliot Speer: "The Marks of a Man; Or The Essential of Christian Character", Fleming H. Revell Company, New York / London etc.: 1906; S. 159  archive.org
 Daniela Strigl - Berühmt sein ist nichts. Marie von Ebner-Eschenbach - Eine Biographie. Residenz Verlag, Salzburg Wien: 2018 ebook (Link)
wikiquote.org/wiki/Talk:Oliver_Cromwell
archive.org/
 (Link)
Garson O'Toole: "If I Cease Becoming Better, I Shall Soon Cease To Be Good
Oliver Cromwell? John Andrewes? Earl of Chichester? Mark Antony Lower? Viscount Fauconberg? Apocryphal?" 2019 quoteinvestigator.com

Frühe Zuschreibung an Marie von Ebner-Eschenbach:
2008 www.vogelforen.de/threads/grosser-textorweber.95424/,
robin1993game, 02.09.2008

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
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Dank:
Ich danke Daniela Strigl für den Hinweis auf die falsche Zuschreibung dieses Zitats und Garson O'Toole für seine Recherchen zu dem Cromwell-Zitat.


Letzte Änderung: 4/11 2019

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Wer heutzutage aufhört, besser  werden zu wollen, der hat schon aufgehört, gut zu sein. 
Deutsche Baumschule 1968 (Link)

Sonntag, 17. Juli 2022

"Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen und trotzdem zu uns halten." Marie von Ebner-Eschenbach (angeblich)

"Wirklich gute Freunde sind Menschen, die uns ganz genau kennen und trotzdem zu uns halten.“ Pseudeo-Ebner-Eschenbach-Zitat.
Pseudo-Marie-von-Ebner-Eschenbach-Zitat.
In den digitalisierten Texten der österreichischen Autorin Marie von Ebner-Eschenbach und in seriösen Nachschlagwerken ist dieses Zitat nicht zu finden.
 
Und da es seit etwa 30 Jahren immer ohne Quellennachweis zitiert wird, ist es mit großer Wahrscheinlichkeit ein Kuckuckszitat, worauf mich der Aphoristiker und Zitatforscher Michael Wollmann aufmerksam gemacht hat.
 
Bei einer chronologischen Durchsuchung alter deutscher, schweizer und österreichischer Zeitungen taucht das Zitat das erste Mal in einer Waldviertler Lokalzeitung am 4. Juni 1991 auf:
 
Pseudo-Marie-von-Ebner-Eschenbach-Zitat in:
Erlaftal-Bote, Scheibbs, 101. Jg., Nr. 23., 4. Juni 1991, S. 8 (anno.)
Wo die Redaktion des Waldviertler Erlaftal-Boten dieses Zitat "aufgeschnappt" hat, ist unbekannt. 
 
Es könnte in einer Radio- oder Fernsehsendung gebracht worden sein, da nicht anzunehmen ist, dass jene Autorinnen und Journalisten, die das Zitat in den folgenden Jahren in Zeitungen und Büchern publizierten, das angebliche Ebner-Eschenbach-Zitat aus dem Erlaftal-Boten abgeschrieben haben. 
 
[In den nächsten Tagen wird sich herausstellen, ob das Zitat erstmals in einer von Heinrich Tieck 1943 publizierten Aphorismen-Sammlung erschienen ist, wie Bernd-Christoph Kämper vermutet (Link).]
 
Im 21. Jahrhundert ist dieses Falschzitat schon weit verbreitet, wohl weil es schon zu Beginn dieses Jahrhunderts in mehrere Zitatesammlungen (immer ohne Quellenangabe) aufgenommen wurde.
 
  • 2000: "Alles Liebe", Herder Verlag (Link)
  • 2001: "Das österreichische Zitatenlexikon." Styria Verlag (Link)
  • 2003: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag (Link)
  • 2009: "Zitate im Management. Das Beste von Top-Performern und Genies aus 2000 Jahren Weltwirtschaft." Linde Verlag (Link)
 
Artikel in Arbeit.
 
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Quellen:
Google-Suche: "About 13.300 results (0,44 seconds)"

Gesammelte Schriften von Marie von Ebner-Eschenbach, Erster Band: Aphorismen. Parabeln, Märchen und Gedichte. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin: 1893 (books.google) [Ohne das angebliche Zitat.]
Daniela Strigl: "Berühmt sein ist nichts. Marie von Ebner-Eschenbach - Eine Biographie." Residenz Verlag, Salzburg Wien: 2018 ebook (Link)  [Ohne das angebliche Zitat.]
 
 
Beispiele für falsche  Zuschreibungen:
1991: Erlaftal-Bote, Scheibbs, 101. Jg., Nr. 23., 4. Juni 1991, S. 8 (anno.)
1993: "Danke, dass es dich gibt", gesammelt und illustriert vonn Renate Sandvoß, Pattloch Verlag, Augsburg: 1993, S. 63 (archive.org) 
2000: "Alles Liebe." Textauswahl: Marlies Ferber. Verlag Herder, Freiburg in Breisgau: 2000, S. [7] (Link)
 2001: Johannes Thiele: "Das österreichische Zitatenlexikon." Styria, Graz: 2001, S. 101 (Link)
2003: Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 50 (Link)
2009: Monika Mörtenhummer, Harald Mörtenhummer: "Zitate im Management. Das Beste von Top-Performern und Genies aus 2000 Jahren Weltwirtschaft. " Linde, Wien: 2009, S. 234 (Link) 
 uva Online-Zitatesammlungen.
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Dank:
Ich danke Michael Wollmann für die Aufdeckung dieses Kuckuckzitats und auch wieder Bernd-Christoph Kämper für seine Recherchen.