Pseudo-Thomas-von-Aquin-Zitat. |
Wer dieses Kuckuckszitat geprägt hat, ist unbekannt. Da das Zitat erst mehr als 700 Jahre nach dem Tod Thomas von Aquins aufgetaucht und in keinem seriösen Nachschlagwerk zu finden ist, sollte man davon ausgehen, dass es ihm unterschoben wurde, solange keine lateinische Quelle angegeben wird.
Der erste Teil der Maxime ("Habe das Schicksal lieb") wiederholt die von Friedrich Nietzsche geprägte Devise "amor fati" ("Liebe zum Schicksal"), eine Devise, die mehr zu einer heidnisch-stoischen Weltsicht passt als zur christlichen Lehre Thomas von Aquins.
Die Metapher vom "Gang Gottes" wurde im 18. Jahrhundert geprägt und meistens im Zusammenhang mit der Entwicklungsgeschichte der Menschheit verwendet.
Johann Gottfried Herder spricht vom "Gang Gottes unter die Nationen" und der Philosoph Hegel schreibt in seinen Grundlinien der Philosophie des Rechts, es sei "der Gang Gottes in der Welt, dass der Staat ist ...".
Kenner der Schriften Thomas von Aquins, wie der Theologe Nikolaus Wandinger vom Innsbrucker Institut für Systematische Theologie, halten es für völlig unwahrscheinlich, dass das angebliche Zitat je in einem Text Thomas von Aquins so oder so ähnlich gefunden werden wird.
Pseudo-Thomas-von-Aquin-Zitat. |
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Quellen:
Hegel: Grundlinien der Philosophie des Rechts, § 25
E-Mail von Nikolaus Wandinger vom 26. Januar 2019
Beispiele für falsche Zuschreibungen:
Twitter 15. Juli 2010 (frühe Zuschreibung)
aphorismen.de/zitat/23473
gutezitate.com/zitat/275062
karmel-duisburg.eu
In Arbeit.
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Dank:
Ich danke Eduard Habsburg für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat und Nikolaus Wandinger vom Innsbrucker Institut für Systematische Theologie für seine Auskunft.