Donnerstag, 13. September 2018

"In dem Augenblick, in dem ein Mensch den Sinn und den Wert des Lebens bezweifelt, ist er krank." Sigmund Freud (angeblich)

Etwas entstelltes Sigmund-Freud-Zitat.
Dieses verkürzte und etwas entstellte Zitat (zum Beispiel: Augenblick statt: Moment, Mensch statt: man, bezweifelt statt: fragt) stammt aus einem Brief des 81jährigen Sigmund Freud an seine zur Freundin gewordenen ehemaligen Patientin Marie Bonaparte, deren Buch "Topsy - Der goldhaarige Chow", Freud bald gemeinsam mit seiner Tochter Anna übersetzen wird.

In diesem Buch für Hundefreunde beschreibt Marie Bonaparte, wie ihr Lieblingshund Topsy wegen einer lebensbedrohenden Geschwulst am Maul erfolgreich bestrahlt und wieder gesund wird.

Der Gaumenkrebs Sigmund Freuds wurde trotz Operationen und Bestrahlungen nicht mehr besser. Freud starb 2 Jahre später in London. Der Begründer der Psychoanalyse hat seine Schmerzen gerne klein geredet und auch in diesem Brief redet er von den "kleinen Leiden", die "man am besten im freundschaftlichen Gedankenaustausch" vergessen kann.

Der berühmte Brief des ironischen Skeptikers scheint eine Antwort auf die Frage Marie Bonapartes nach dem Sinn des Lebens zu sein ("Großartig sind meine Aufklärungen gewiß nicht"), und sollte inklusive der Frage, 'Why live, if you can be buried for ten Dollars?', vollständig und korrekt zitiert werden:


Sigmund Freud

  • "Im Moment, da man nach Sinn und Wert des Lebens fragt, ist man krank, denn beides gibt es ja in objektiver Weise nicht; man hat nur eingestanden, daß man einen Vorrat von unbefriedigter Libido hat, und irgend etwas anderes muß damit vorgefallen sein, eine Art Gärung, die zur Trauer und Depression führt. Großartig sind meine Aufklärungen gewiß nicht. Vielleicht weil ich selbst zu pessimistisch bin. Mir geht ein 'advertisement' im Kopf herum, das ich für das kühnste und gelungenste Stück amerikanischer Reklame halte:
    'Why live, if you can be buried for ten Dollars?'"

    Sigmund Freud an Marie Bonaparte, 13. August 1937


Sigmund Freud, Briefe 1873-1939, S. 452


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Anmerkungen:
Lün und Topsy sind Hunde (Chows).
Die Reklame, "Why live ...", könnte Sigmund Freud 1930 in der "Weltbühne" (Nr.3, S. 114) gelesen haben.
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Quellen:
Sigmund Freud: "Briefe 1873-1939", herausgegeben von Ernst und Lucie Freud, S. Fischer, Frankfurt am Main: 1960, 3. korr. Auflage, S. 452 
Marie Bonaparte: "Topsy - Der goldhaarige Cow", übersetzt von Anna und Sigmund Freud, Allert de Lange, Amsterdam: 1939  (archive.org)
"Die Weltbühne", XXVI. Jahrgang, Nr 3., 14. Januar 1930, Band 26, 1. Halbjahr, Verlag der Weltbühne: Berlin: 1930, S. 114  (books.google)


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Artikel in Arbeit.








(Link)

Sigmund Freud: Werke Freud-online.de/Texte/PDF

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