Freitag, 21. September 2018

"Auch das Denken schadet bisweilen der Gesundheit." Aristophanes (angeblich)

Dieses Argument aus dem siebenten Buch der Nikomachischen Ethik des Philosophen Aristoteles wird seit etwa 20 Jahren manchmal dem Komödienautor Aristophanes, der eine Generation vor Aristoteles in Athen gelebt hat, unterschoben. 

Der Wortlaut dieser deutschen Übersetzung stammt aus dem Jahr 1791 von dem Berliner Pastor Daniel Jenisch  (Link).

Aristoteles 

  • "Daß die Lüste schlecht sein sollen, weil manches Lustbringende krank macht, heißt grade so viel, wie wenn manche Kuren darum schlecht sein sollten, weil sie die Kasse angreifen. In dieser Beziehung sind ja beide schlecht, aber doch wohl nicht insofern, als sie ergötzen oder heilen; denn auch das Denken schadet einem zuweilen an der Gesundheit, dagegen wird weder die Klugheit noch sonst ein Habitus durch die aus ihm selbst fließende Lust gehemmt, sondern nur durch fremde Lustempfindungen; denn diejenigen, die aus dem Denken und Lernen entspringen, können nur bewirken, daß man umsomehr denkt und lernt."

    Aristoteles: Nikomachische Ethik 7. Buch, 13. Kapitel 1153a20, übersetzt von Eugen Rolfes  (Link)

     
  • "To argue  that pleasures are bad because some pleasant things are detrimental to health is the same as to argue that health is bad because some healthy things are bad for the pocket. Both pleasant things and healthy things can be bad in a relative sense, but that does not make them really bad; even contemplation may on occasion be injurious to health. (Link)

    Aristotle: Nicomachean Ethics, 7.12.4, Becker 1153a20, translated by H. Rackham, 1934

Aristoteles widerlegt hier das Argument, man müsse etwas schlechthin ablehnen, weil es eventuell krank machen könne.

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Quellen:
 "Die Ethik des Aristoteles, in zehn Büchern", übersetzt von Dan. Jenisch, Ferdinand Troschel, Danzig: 1791, S. 273 (Link)
Aristotle: "Nicomachean Ethics" 7.12.4, Aristotle in 23 Volumes, Vol. 19, translated by H. Rackham.  Harvard University Press, Cambridge, MA;  William Heinemann Ltd., London: 1934, 1153a20 (Link) (zitiert nach  Perseus Digital Library)
Aristoteles: "Ηθικά Νικομάχεια" 7. Buch  wikisource
Aristoteles: "Nikomachische Ethik", übersetzt von Eugen Rolfes, Felix Meiner Verlag, Leipzig: 1911,  7. Buch, 13. Kapitel 1153a20 (Link) (zitiert nach Projekt Gutenberg) 

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
2000: groups.google  15.01.00, von "Frank Kloeker",
2003: Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 27 (Link)
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