Dienstag, 30. November 2021

"Das Leben ist eine Komödie für jene, die denken, eine Tragödie aber für jene, die fühlen." Oscar Wilde (angeblich)

 

Pseudo-Oscar-Wilde-Zitat.
Dieser Aphorismus stammt von dem britischen Architekten und Autor Horace Walpole, Earl of Orford, und wird auf Deutsch fälschlich oft Oscar Wilde zugeschrieben.


Horace Walpole, 1766:

  • "I have often said, this world is a comedy to those that think, a tragedy to those that feel".
    Horace Walpole, Brief an die Countess of Ossory, August 16, 1766  (Link)

Horace Walpole hat diesen Aphorismus auch in anderen Briefen wiederholt, manchmal wird er auf Englisch ohne Quellenangabe auch Jean de La Bruyère zugeschrieben, aber in den Texten Oscar Wildes ist er nicht zu finden.

Begonnen hat die falsche Zuschreibung auf Deutsch schon Ende des 20. Jahrhunderts, zum Beispiel in Harenbergs großem "Lexikon der Sprichwörter u. Zitate", Seite 1204.

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Quellen:

Google
Twitter
Wikiquote
Horace Walpole: Letters Addressed to the Countess of Ossory, from the Year 1769 to 1797, edited by Vernon Smith,  Vol. I, Richard Bentley, London: 1848, Letter LXXXVII, August 16, 1766, S. 235  (Link)

Beipiele für falsche Zuschreibungen:

"Harenberg Lexikon der Sprichwörter u. Zitate: mit 50000 Einträgen das umfassendste Werk in deutscher Sprache." (1997) 3. Auflage 2002, Harenberg Verlag, Dortmund: 2002, S. 1204
Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 96 (Link)

Freitag, 26. November 2021

"Geimpfte sind nicht bessre Leute ..." Kurt Tucholsky (angeblich) von Cornelius W. M. Oettle

Pseudo-Kurt-Tucholsky-Gedicht (Twitter).
 

Dieses angebliche Kurt-Tucholsky-Gedicht wurde auf Twitter am 26. November 2021 um 15:36 Uhr gepostet und zwei Stunden später war es schon mehr als tausend Mal retweetet, obwohl Tucholsky-Kenner wie Friedhelm Greis unter dem Tweet gleich auf das falsche Tucholsky-Gedicht reagiert hatten (Twitter).

 Inzwischen hat der Titanic-Autor Cornelius W. M. Oettle mit etwas Ironie die Autorschaft des Gedichts gestanden (Link), aber das Pseudo-Tucholsky-Gedicht wird weiter verbreitet, weil offenbar viele Leuten nicht lesen, was unter einem Tweet sonst noch steht.

Das plumpe Gedicht mit der falschen Datierung "'Die Weltbühne', 1928" endet grausam, Ungeimpfte sollen vorläufig nur ins Gefängnis: "Und doch! Man soll sie nicht ermorden! / Fürs erste reicht ja auch der Knast".

 

 Twitter:

  • "Krass wie dieses Tucholsky-Gedicht zur Diphtherie-Impfung in die heutige Zeit passt". Cornelius W. M. Oettle, 26. November 2021 (Twitter).

 

Kommentare zu den Versen auf Twitter :

  • Geilomat... Vor hundert Jahren genau die selbe Shice!
  • Tja, der Mensch lernt schon seit einiger Zeit nicht dazu.
  • Tucholsky schon immer Liebe gewesen
  • Big Love für Kurt
  • Liebe es! 
  • Weise Worte
  • Fake. Aber trotzdem gut.
  • Tucholsky in Einstimmung auf den ersten Advent ´21.
  • Ewige Liebe für diesen Mann.
  • Wow... 1928 und es passt heute noch.
  • treffend und offenkundig zeitlos
  • In 100 Jahren nichts gelernt!
  • Die Welt hat echt nichts dazu gelernt seit damals...
  • Tucholsky ist toll!
  • einfach nur genial und passend.
  • Freue mich auf ähnliche Fakes von Kästner, Gernhardt etc. Und darauf, wie viele Menschen mir das demnächst begeistert zuschicken :-)
  • Fake but gold               
  • That's it's all just a little bit of history repeating.
  • Gut gealtert
  • das ist schon eine radikale Stellungnahme
  • Immer wieder gut. #Tucholsky
  • Einzig schlechtes was man über Tucholsky sagen MUSS ist, dass er nie an Aktualität verloren hat.
  • Zeitlos! 
  • "wer das für tucholsky hält hat noch nie einen gelesen." gerhard berger. 


 


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Quellen:

Google

Tweets von Cornelius W. M. Oettle (@C_W_M_O): "Zur Versachlichung der Impfdebatte / Kurt Tucholsky (Zeitschrift 'Die Weltbühne', 1928)" (3:36 nachm. · 26. Nov. 2021)(5:32 nachm. · 26. Nov. 2021)

 

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Dank:

Ich danke Klaus Pohlmann für seinen Hinweis auf das falsche Kurt-Tucholsky-Gedicht sowie Friedhelm Greis (sudelblog.de) für die Bestätigung, dass dieses Gedicht in den Texten Kurt Tucholskys nicht zu finden ist.

 

 

Artikel in Arbeit.