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Mittwoch, 22. Juli 2020

"Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind." Joschka Fischer (angeblich)


Pseudo-Joschka-Fischer-Zitat.
Dieses Zitat wird seit dem April 2011 Joschka Fischer untergeschoben und stammt aus dem rechtsextremen Milieu, in dem aus Hass, Dummheit oder Bosheit viele Pseudo-Zitate verbreitet werden.

Bei einer chronologischen Durchsuchung der digitalisierten Texte taucht das Falschzitat  auf dem rechtsextremen Blog pi-news, von dem viele Falschzitate ausgehen, am 5. April 2011 das erste Mal  auf.

Am selben Tag soll das Zitat in einem nicht mehr auffindbaren Artikel auf dem inzwischen gelöschten Blog paukenschlag-blog.org erwähnt worden sein.

Wer das in den sozialen Medien bei Rechtsextremen inzwischen beliebte Falschzitat, mit dem der ehemalige deutsche Außenminister Joschka Fischer als "Volksverräter" hingestellt wird, geprägt hat, ist unbekannt.

Die Usernamen der ersten Verbreiter des Falschzitats auf pi-news lauten "Elisa38" und "deltagolf".

In den folgenden Jahren wird das Zitat in Postings unter Zeitungsartikeln (ab 2012), auf Amazon (Pupsi, 10/10 2013) sowie in den sozialen Medien verbreitet und dabei findet man manchmal die Behauptung, das Zitat stamme aus dem Jahr 2008 und vereinzelt wird auch das Jahr 1993 als Ursprung des Zitats ohne näheren Hinweis angegeben.

Es fällt schwer, diese vagen Quellenangaben von unbekannten Personen ernst zu nehmen, auch weil Nachfragen nach genaueren Quellennachweisen unbeantwortet bleiben.

Dass dieses Zitat in den Reden, Interviews und Texten Joschka Fischers nicht zu finden ist, ergaben auch die Recherchen von Alice Echtermann  (correctiv.org, 11/2019), die in ihrem Artikel "Erneut falsche Zitate von Joschka Fischer im Umlauf" aktuellere Erwähnungen des Falschzitats belegt.



Pseudo-Joschka-Fischer-Zitat:


2011 - Erste Erwähnungen auf dem Blog pi-news:

  • "Josef Martin Fischer hatte das ziel schon mal auf den punkt gebracht:

    Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind. Das wird immer wieder zu ‚Ungleichgewichten‘ führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden – Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet."

    Elisa38 pi-News, 


Falschzitate auf pi-news.net/2011/07/

2012 - Erste Erwähnung auf Twitter:






2015 - Frühe Erwähnung auf Youtube (Link)


  • "Hier nochmal das Fischerzitat aus 2008 zur damals schon geplanten Dauerzahlerei der Deutschen: Joshua Fishman alias Joschka Fischer alias Joseph Martin Fischer, Atlantiker, CFR-Komplize, ehem. “Die Grünen”: „Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas sind. Das wird immer wieder zu ‘Ungleichgewichten’ führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal, wofür. Es kann auch radikal verschwendet werden – Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet. (Fischer 2008 in den USA)" 


Artikel in Arbeit.

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ZITATFORSCHUNG unterstützen.

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Quellen:
Google
Twitter 
Alice Echtermann: "Erneut falsche Zitate von Joschka Fischer im Umlauf",  29. November 2019 (correctiv.org)
Gelöscht: "Die Gesinnung der linken Rassisten in Deutschland!" (paukenschlag-blog.org vom  5. April 2011, de.metapedia.org)
pi-news.net/2011/07/ deltagolf
 Elisa38 pi-news, 
01.08.12, 12:15 | Johannes-Georg Glunk
Wie sagte Joschka Fischer 2008 ?
Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind. Das wird immer wieder zu Ungleichgewichten führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet. (Fischer 2008 in den USA) Alles klar ???
01.08.12, 12:15 | Johannes-Georg Glunk
Wie sagte Joschka Fischer 2008 ?
Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind. Das wird immer wieder zu Ungleichgewichten führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet. (Fischer 2008 in den USA) Alles klar ???
01.08.12, 12:15 | Johannes-Georg Glunk
Wie sagte Joschka Fischer 2008 ?
Deutschland ist ein Problem, weil die Deutschen fleißiger, disziplinierter und begabter als der Rest Europas (und der Welt) sind. Das wird immer wieder zu Ungleichgewichten führen. Dem kann aber gegengesteuert werden, indem so viel Geld wie nur möglich aus Deutschland herausgeleitet wird. Es ist vollkommen egal wofür, es kann auch radikal verschwendet werden Hauptsache, die Deutschen haben es nicht. Schon ist die Welt gerettet. (Fischer 2008 in den USA) Alles klar ???
2012: Leserkommentar https://www.focus.de/politik/deutschland/euro-krise-in-berlin-waechst-der-unmut-ueber-die-kritik-an-deutschland_aid_790918.html
Amazon Pupsi, 10/10 2013







Montag, 17. Juni 2019

"Asylkritiker können das Land jederzeit verlassen". Walter Lübcke (angeblich)

Pseudo-Walter-Lübcke-Zitat. Facebook, 3. Juni 2019.

Dem ermordeten CDU-Politiker Walter Lübcke wurde dieser Satz seit dem Herbst 2015 im rechtsextremen Milieu unterschoben. Er hat ihn nie gesagt.

Walter Lübckes verärgerter Kommentar bei einer Bürgerversammlung in Lohfelden bei Kassel am 14. Oktober 2015 war in einem anderen Wortlaut an beleidigende und hämische Zwischenrufer gerichtet, und keineswegs an alle "Asylkritiker" (Link).

Auf Zwischenrufe wie "Scheiß Staat!" versuchte Walter Lübcke die moralischen Verpflichtungen des deutschen Staates gegenüber Asylsuchenden zu erklären, um am Ende zu den hämischen und beleidigenden Zwischenrufern zu sagen:

Walter Lübcke, 14. Oktober 2015

  • ".. es lohnt sich in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen, wenn er nicht einverstanden ist - das ist die Freiheit eines jeden Deutschen ..."

    Walter Lübcke, Bürgerversammlung in Lohfelden zu Erstaufnahmezentren für Flüchtlinge in Hessen, 14. Oktober 2015, vor über 800 Leuten  Youtube 
Walter Lübckes verärgerte Reaktion auf beleidigende und hämische Zwischenrufer wurden bis in sein Todesjahr oft entstellt wiedergegeben:

Beispiele für entstellte und erlogene Walter-Lübcke-Zitate:



Ohne die vielen falschen Zitate wäre der Hass auf den am 2. Juni 2019 ermordeten angeblichen "Volksverräter" Walter Lübcke wahrscheinlich nicht dermaßen ausgeufert. 

Sogar sein Tod wurde im rechtsextremen Milieu noch hämisch gefeiert.

Besonders wütend reagierte jene Gruppe im rechten politischen Spektrum, die an die Ideologie glaubt, Migranten und Asylwerber würden von einer geheimen Macht gesteuert, die einen "großen Austausch", eine im Nazijargon genannte "Umvolkung" plane (Link).


Der Journalist Matern Boeselager erinnerte nach der Ermordung Lübckes an die Hassreaktionen, Mordwünsche und Morddrohungen aus dem rechten Spektrum: "So hasserfüllt war die rechtsextreme Kampagne gegen den erschossenen CDU-Politiker. Eine Dokumentation der Attacken und Drohungen, die 2015 über Walter Lübcke hereinbrachen." Vice, 4. Juni 2019 (Link)  


Die entstellten Darstellungen der Rechtsextremen wurden auch von AfD-nahen Politikerinnen wie Erika Steinbach noch vier Jahre später, im Jahr der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübckes, weiter verbreitet. 

Ein Gericht wird entscheiden, ob die Tötung des CDU-Politikers wirklich ein politischer Mord war. 


[Ist Ihnen ZITATFORSCHUNG zur Eindämmung falscher Zitate etwas wert? (Link)]

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Quellen:
"Störer provozierten Regierungspräsidenten. Info-Abend zu Flüchtlingen: 800 Besucher in Lohfelden", HNA, 15. Oktober 2015 hna.de
"Walter Lübcke im Interview: 'Ich bleibe bei meiner Aussage'", HNA, 16. Oktober 2015  hna.de
"Ungeheuerlicher Vortrag des Dr. Walter Lübcke (Regierungspräsident Kassel): Deutsche sollen ihr Land verlassen, wenn sie mit der Asylpolitik nicht einverstanden sein!", 16. Oktober 2015,  
deutschelobbyinfo.com
"CDU-Politiker: Asylkritiker können „dieses Land jederzeit verlassen“, Junge Freiheit, 16. Oktober 2015 Jungefreiheit.de 
pi-news.net/2015/10/
michael-mannheimer.net/
wikipedia 
Lars Wienand: "Erika Steinbach heizte Hass auf Walter Lübcke neu an" 6. Juni 2019, t-online.de (Link)
Matern Boeselager: "So hasserfüllt war die rechtsextreme Kampagne gegen den erschossenen CDU-Politiker. Eine Dokumentation der Attacken und Drohungen, die 2015 über Walter Lübcke hereinbrachen." Vice, 4. Juni 2019 (Link) 

(Artikel in Arbeit.) 
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Dank:
Ich danke den Wikipedia-Mitarbeiter*innen für ihre Recherchen.

Donnerstag, 6. Juni 2019

"Es ist die Freiheit eines jeden Deutschen dieses Land zu verlassen…" Walter Lübcke (angeblich)

Walter Lübckes verärgerte Reaktion auf beleidigende und hämische Zwischenrufe bei einer Bürgerversammlung am 14. Oktober 2015 in Lohfelden bei Kassel wurde oft - absichtlich oder unabsichtlich - entstellt wiedergegeben.

Auf Zwischenrufe wie "Scheiß Staat!" versuchte Walter Lübcke die moralischen Verpflichtungen des deutschen Staates gegenüber Asylsuchenden zu erklären, um am Ende an die Zwischenrufer gewendet zu sagen:

14. Oktober 2015

  • ".. es lohnt sich in unserem Land zu leben. Da muss man für Werte eintreten, und wer diese Werte nicht vertritt, kann dieses Land jederzeit verlassen, wenn er nicht einverstanden ist - das ist die Freiheit eines jeden Deutschen ..." (Pfui-Rufe aus dem Publikum)

    Walter Lübcke, Bürgerversammlung in Lohfelden zu Erstaufnahmezentren für Flüchtlinge in Hessen, 14. Oktober 2015, vor über 800 Leuten  Youtube 
 
 Zwei Tage später stellt Walter Lübcke in einem Interview klar, dass seine Worte an aggressive, staatsfeindliche Zwischenrufer gerichtet waren und keineswegs an alle Deutschen, die der großzügigen Flüchtlingspolitik im Herbst 2015 skeptisch oder ängstlich gegenüberstanden.

Trotzdem war die Verbreitung des entstellten Zitates mit irreführenden Überschriften nicht mehr aufzuhalten. 

Ohne die falschen Zitate wäre der Hass auf den am 2. Juni 2019 ermordeten angeblichen "Volksverräter" Walter Lübcke wahrscheinlich nicht dermaßen ausgeufert. Sogar sein Tod wurde im rechtsextremen Milieu noch hämisch gefeiert.

15. Oktober 2015 


Auf Twitter wird behauptet, Walter Lübcke agitiere für den "Großen Austausch":
Twitter, 15. Oktober 2015.
Blogeintrag mit Tötungs-Szenario: "In vielen Ländern hätte ... Lübcke eine solche Äußerung nicht überlebt":

15. Oktober 2015, michael-mannheimer.net/

 

16. Oktober 2015


Blogeintrag im Jargon von Neonazis:
  • "Es geht um Umvolkung, Austausch der einheimischen deutschen Bevölkerung gegen neue “Bürger” aus dem Nahen Osten und Afrika, die hierher auf unsere Kosten umgesiedelt werden, damit die Deutschen in Bedrängnis geraten, fliehen sollen, vertrieben von ihrem eigenen Land durch Häscher und Politik dieses Besatzungs-Regimes, das keinen Funken Deutschlandliebe in sich trägt.
  • Offenbar sollen die Deutschen zum Verlassen des eigenen Landes genötigt werden, anders kann es wohl nicht gedeutet, wenn man sich das einmal anhört, was dieser Systemling da so öffentlich von sich gibt ..."
    deutschelobbyinfo.com/2015/10/16/


Weitere Beispiele für entstellte Wiedergaben von Walter Lübckes Worten:

 

Die Walter Lübcke unterschobenen Worte: "Wir haben Quoten zu erfüllen. Wem das nicht passt ...", sind erlogen.

Entstellende Überschrift der Zeitschrift "Junge Freiheit":
  • "Ungeheuerlicher Vortrag des Dr. Walter Lübcke (Regierungspräsident Kassel): Deutsche sollen ihr Land verlassen, wenn sie mit der Asylpolitik nicht einverstanden sein!
    deutschelobbyinfo.com/2015/10/16/
Auch die Unterstellung, Walter Lübcke habe Deutschen, die mit der Asylpolitik nicht einverstanden sind, geraten, ihr Land zu verlassen, stimmt nicht.


Später wurde Regierungspräsident Lübcke dann öfters im richtigen Wortlaut zitiert, aber ohne darauf hinzuweisen, an wen die Worte gerichtet waren und in welchem Kontext sie zu verstehen sind.  

Walter Lübcke, Interview, 16. Oktober 2015:


  • "... Meine Aussage war an jene gerichtet, die durch Zwischenrufe ihre Verachtung unseres Staates artikuliert oder diesen Schmähungen applaudiert haben. ...
  •  Unser Zusammenleben beruht auf christlichen Werten. Damit eng verbunden sind die Sorge, die Verantwortung und die Hilfe für Menschen in Not. An diese christlichen Kernbegriffe hatte ich erinnert, als ich immer wieder durch Zwischenrufe wie „Scheiß Staat!“ und durch hämische Bemerkungen unterbrochen wurde. Ich wollte diese Zwischenrufer darauf hinweisen, dass in diesem Land für jeden und für jede, die diese Werte und die Konsequenzen aus unseren Werten so sehr ablehnen und verachten, die Freiheit besteht, es zu verlassen; im Gegensatz zu solchen Ländern, aus denen Mensch nach Deutschland fliehen, weil sie diese Freiheit dort nicht haben.
  • Halten Sie an der Aussage fest? 
    Walter Lübcke: Ich habe gerade ausführlich erklärt, wie diese Äußerung zustande kam. Und weil ich sie immer noch als eindeutig im Sinne der Vermittlung unserer Werte sehe und insofern als sie sich an diese Zwischenrufer richtete, bleibe ich auch dabei."

    hna.de/lokales/kreis-kassel/lohfelden

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Besonders wütend reagierte jene Gruppe im rechten politischen Spektrum, die an die Ideologie glaubt, Migranten und Asylwerber würden von einer geheimen Macht gesteuert, die einen "großen Austausch", eine im Nazijargon genannte "Umvolkung" plane.


Der Journalist Matern Boeselager erinnerte nach der Ermordung Lübckes an die Hassreaktionen, Mordwünsche und Morddrohungen aus dem rechten Spektrum: "So hasserfüllt war die rechtsextreme Kampagne gegen den erschossenen CDU-Politiker. Eine Dokumentation der Attacken und Drohungen, die 2015 über Walter Lübcke hereinbrachen." Vice, 4. Juni 2019 (Link)  


Die entstellten Darstellungen der Rechtsextremen wurden auch von AfD-nahen Politikerinnen wie Erika Steinbach noch vier Jahre später, im Jahr der Ermordung des CDU-Politikers Walter Lübckes, weiter verbreitet. 

Polizei und Justiz konnten noch nicht ermitteln, ob die Tötung des CDU-Politikers wirklich ein politischer Mord war. 



  Twitter, 16. Juni 2019:




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ZITATFORSCHUNG unterstützen.

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Quellen:
"Störer provozierten Regierungspräsidenten. Info-Abend zu Flüchtlingen: 800 Besucher in Lohfelden", HNA, 15. Oktober 2015 hna.de
"Walter Lübcke im Interview: 'Ich bleibe bei meiner Aussage'", HNA, 16. Oktober 2015  hna.de
"Ungeheuerlicher Vortrag des Dr. Walter Lübcke (Regierungspräsident Kassel): Deutsche sollen ihr Land verlassen, wenn sie mit der Asylpolitik nicht einverstanden sein!", 16. Oktober 2015,  
deutschelobbyinfo.com
"CDU-Politiker: Asylkritiker können „dieses Land jederzeit verlassen“, Junge Freiheit, 16. Oktober 2015 Jungefreiheit.de 
pi-news.net/2015/10/
michael-mannheimer.net/
wikipedia 
Lars Wienand: "Erika Steinbach heizte Hass auf Walter Lübcke neu an" 6. Juni 2019, t-online.de (Link)
Matern Boeselager: "So hasserfüllt war die rechtsextreme Kampagne gegen den erschossenen CDU-Politiker. Eine Dokumentation der Attacken und Drohungen, die 2015 über Walter Lübcke hereinbrachen." Vice, 4. Juni 2019 (Link) 

(Artikel in Arbeit. Letzte Änderung: 17/6) 
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Dank:
Ich danke den Wikipedia-Mitarbeiter*innen für ihre Recherchen.

Mittwoch, 2. Januar 2019

"Kein größerer Schaden kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den Nationalcharakter, die Eigenart ihres Geistes und ihrer Sprache nimmt.“ Immanuel Kant (angeblich)

 Immanuel Kant unterschobenes Zitat von J.G. Herder.
Dieser Satz Johann Gottfried Herders wird nicht nur von der Identitären Bewegung manchmal Immanuel Kant unterschoben.

Mit Immanuel Kant hat dieser Satz nichts zu tun. Er stammt aus Johann Gottfried Herders Essay "Fragmente über die neuere deutsche Literatur" aus dem Jahr 1767.


Johann Gottfried Herder, 1767

  • "Kein größerer Schade kann einer Nation zugefügt werden, als wenn man ihr den National-Charakter, die Eigenheit ihres Geistes und ihrer Sprache raubt; überdenke dieses, und du wirst den unersetzlichen Schaden sehen." (Link)

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Quellen:
Johann G. Herder: "Ueber die neuere Deutsche Litteratur." Fragmente, als Beilagen zu den Briefen, die neueste Litteratur betreffen. Dritte Sammlung. Johann Friedrich Hartknoch, Riga: 1767, S. 13 (Link) 
Google_

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Ich danke Tobias Blanken für den Hinweis auf dieses falsche Zitat. 


In Arbeit.


vds-ev.de/literatur/literarisches/sprueche-und-zitate-zur-deutschen-sprache
("unbekannter Verfasser (dieser Ausspruch wird irrtümlich oft Immanuel Kant zugeschrieben")

Samstag, 15. Dezember 2018

"Den Charakter eines Volkes erkennt man auch daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht.“ Raymond Aron (angeblich)

Dieser Spruch kam um 2004 in einem Milieu auf, in dem man oft darüber klagt, wie schlecht ehemalige Soldaten der Wehrmacht in Deutschland behandelt werden.
Pseudo-Charles-de-Gaulle-Zitat.
 Ursprünglich wurde der Spruch Charles de Gaulle unterschoben, später dann dem deutschen Historiker Leopold von Ranke und dem französischen Soziologen Raymon Aron. In keinem ihrer Texte ist dieses Zitat zu finden: weder auf Deutsch, Französisch oder Englisch.
Pseudo-Leopold-von-Ranke-Zitat.

 Dieses im rechten politischen Spektrum beliebte Internet-Zitat wird anscheinend Autoritäten unterschoben, damit die eigene Meinung ernster genommen wird.

Der von einer unbekannten Person geprägte Spruch ist vielleicht aus dem Mahatma Gandhi unterschobenen Aphorismus entstanden, wonach die Moral einer Gesellschaft danach zu messen ist, wie sie ihre Tiere behandelt.

Wer nicht wie ein Schwindler dastehen will, sollte das de-Gaulle-von-Ranke-Aron-Zitat nicht ohne Nachweis einer authentischen Quelle verwenden.


Entwicklung des Kuckuckszitats:


2002
  • "Die Moral einer Gesellschaft ist auch daran zu messen, wie sie ihre Tiere behandelt."(Mahatma Gandhi unterschoben)
    books.google 

2004
  • Im Ausland ist man schon seit langem über den barbarischen Vandalismus, die Schändung und Zerstörung von Grab- und Gedenkmalen für die Soldaten zweier Weltkriege, entsetzt - über den auf deutschen Friedhöfen genauso wie über den in den hiesigen Medien oder in der ideologisierten Geschichtsschreibung. Dazu seinerzeit de Gaulle über die Deutschen: "Den Charakter eines Volkes erkennt man auch daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht." Seinen bitteren Kommentar über das Nachkriegsdeutschland würde de Gaulle heute noch schärfer, verächtlicher formulieren.
    2004: de.soc.politik.misc › Moralischer Vandalismus - der deutsche Sonderweg /groups.google.com/forum
2006
  • "'Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht', lautet eine vielzitierte Erkenntnis Charles de Gaulles. Der deutsche Nationalcharakter ist hierin fraglos schizophren".
    www.jungefreiheit.de 47/06 17. November 2006 (Link)

Twitter



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Quellen:

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
2004: de Gaulle, de.soc.politik.misc › Moralischer Vandalismus - der deutsche Sonderweg /groups.google.com/forum
2004?:  de Gaulle, .wolfgang-leistritz.de
2005: Charles de Gaulle, "Den Charakter eines Volkes erkennt man daran, wie es nach einem verlorenen Krieg mit seinen Soldaten umgeht."
 groups.google.com
2007: de Gaulle, forum.west-wall.de
2008: de Gaulle, schatzsucher.de
2009: anonym forum.die-staemme.de
2010: Leopold von Ranke, neues-forum.info
2010: de Gaulle, pi-news.net
2108: Raymond Aron, Twitter


Artikel in Arbeit. 

Donnerstag, 13. Dezember 2018

„Inder, Türken, Hottentotten sind sympathisch alle drei, wenn sie leben, lieben, lachen, fern von hier in der Türkei ..." Heinrich Heine (angeblich)

Diese hämischen, erbärmlich holprigen Verse haben mit dem brillanten deutschen Dichter Heinrich Heine, der engstirnige deutsche Patrioten gerne verspottete, gar nichts zu tun.

Erstmals aufgetaucht sind diese dümmlichen Zeilen 135 Jahre nach Heines Tod in einem Leserbrief an den Kölner Stadt-Anzeiger am 29. November 1991. Schon damals wandten sich Leute an das  Heine-Institut mit der Frage, ob diese Verse wirklich von Heinrich Heine stammten.

Hätte der Urheber dieser Verse sie unter seinem eigenen Namen publiziert, wären sie kaum sehr weit aus einem Kellerlokal fanatischer Nationalisten herausgekommen.

Unter dem erlogenen Dichternamen "Heinrich Heine" kamen die Zeilen aber über das ausländerhassende Milieu hinaus, da sie im 21. Jahrhundert auch durch Zeitungen wie der Kronen Zeitung und von Leuten wie Erika Steinbach und H.C. Strache auf Twitter und Facebook verbreitet wurden.

Seit 1991 weisen anerkannte Kennerinnen und Kenner der Werke Heinrich Heines (zum Beispiel im Heine-Jahrbuch von 1993 oder im Nordkurier 2018) auf Anfragen darauf hin, dass die Zuschreibung dieser Verse an Heinrich Heine erlogen und falsch ist.

Trotzdem wird mit diesem angeblichen Heine-Gedicht weiter Stimmung gegen Ausländer gemacht, auch wenn es noch niemand in einem Text Heinrich Heines, der als Ausländer  in Paris gestorben ist, gefunden hat.

Pseudo-Heinrich-Heine-Zitat:


  • "Inder, Türken, Hottentotten sind sympathisch alle drei,
    wenn sie leben, lieben, lachen, fern von hier in der Türkei.

    Doch wenn sie in hellen Scharen, wie der Maden in dem Speck
    in Europa nisten wollen, ist die Sympathie bald weg."
Pseudo-Heinrich-Heine-Zitat.


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Quellen:
Heinrich-Heine-Portal, Suchmaschine uni-trier.de
Heine-Jahrbuch 1993: books.google (bibliographische Angaben folgen)
nordkurier.de/kultur-und-freizeit/heinrich-heine-schrieb-nie-ueber-inder-tuerken-hottentotten-3131118201.html
Kronen Zeitung: zeitzuender.wordpress.com/2012/08/13/hetzerei-mit-falschem-heine-gedicht-uber-turken-und-inder-und-hottentotten-schwarze/

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
1991: Kölner Stadt-Anzeiger, zitiert nach Heine-Jahrbuch 1993
2009: pi-news.net/2009/07
2012: Kronen Zeitung  (Link) (inzwischen gelöscht)
2013:  michael-mannheimer.net
2016: deutschelobbyinfo.com/
2017: Erika Steinbach Twitter (inzwischen gelöscht)
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Dank:
Ich danke Tobias Blanken für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat sowie Winfried Werner Linde und Julian Röpcke für ihre Recherchen dazu.

Artikel in Arbeit.

Sonntag, 12. August 2018

"Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler." Winston Churchill (angeblich)

Pseudo-Winston-Churchill quote.


Dieses populäre Pseudo-Chuchill-Zitat wird Winston Churchill seit etwa 1992 unterschoben (Wikiquote).

Richard M. Langworth, der Herausgeber einer seriösen Zitatsammlung Churchills, sowie Experten der International Churchill Society (Link) versichern, dass dieses Zitat in keinem Text oder Interview Churchills zu finden ist und Winston Churchill eine positivere Einstellung zu durchschnittlichen Wählerinnen und Wählern hatte.

Varianten


  • "The best argument against democracy is a five-minute conversation with the average voter."
  • "Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein 5 Minuten Gespräch mit einem durchschittlichen Wähler."
  • "Das beste Argument gegen Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler."
  • "Das beste Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler."
  • "Das gößte Argument gegen die Demokratie ist ein fünfminütiges Gespräch mit dem durchschnittlichen Wähler."  


Pseudo-Winston-Churchill quote.

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Quellen:
Michael Richards: "History Detectives – Red Herrings: Famous Words Churchill Never Said", The International Churchill Society,  winstonchurchill.org:  "No attribution. Though he sometimes despaired of democracy’s slowness to act for its preservation, Churchill had a more positive attitude towards the average voter."
Winston Churchill: "Churchill by Himself." Herausgegeben von Richard M. Langworth, RosettaBooks: 2013, ebook, Stichwort "Democracy" (Link)
Wikiquote

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
1992:  groups.google.com/forum (Frühe falsche Zuschreibung)
2013: Armgard Seegers: "Braucht die Kunst Demokratie?", Die Welt, 21. September 2013 (Link) 
2016: pi-news.net/2016/11/luegenpresse-merkel-ist-super-fuer-deutschland
2017: Robert Menasse: "Permanente Revolution der Begriffe: Vorträge zur Kritik der Abklärung", edition suhrkamp 2592, Berlin: 2017 ebook (Link)
2018 : Karl-Peter Schwarz: "Wie es der Republik Venedig gelang, von Klugen regiert zu werden", Die Presse, 13. Juni 2018  diepresse.com

 
Letzte Änderung: 21/10 2018

Freitag, 15. Juni 2018

"Die Toleranz ist eine schreckliche Tugend, und die nächsten Verwandten der Toleranz sind die Apathie und Schwäche." Oliver Goldsmith (angeblich)


Dieses angebliche Zitat aus dem 18. Jahrhundert des irischen Autors Oliver Goldsmith gibt es auf Deutsch in diesem Wortlaut erst seit ungefähr 3 Jahren. Es ist als politisches Argument von Gegnern der Asyl-Politik Angela Merkels entstanden und wird inzwischen auch schon in drei unseriösen deutschsprachigen Zitatsammlungen  Oliver Goldsmith unterschoben.


Auf Englisch wird ein ähnliches Zitat seit mehr als 30 Jahren dem Milliardär, Aktivisten und Politiker James Goldsmith, der im 20. Jahrhundert lebte, zugeschrieben.

1986
  • "Tolerance is a tremendous virtue, but the immediate neighbors of tolerance are apathy and weakness. -James Goldsmith" (Link)
In einer deutschen Übersetzung dieses Zitats aus dem Jahr 2011 wird als Autor nur mehr ein "Goldsmith" ohne Vornamen angegeben:

 2011
  • "Toleranz ist eine außerordentliche Tugend, aber ihre unmittelbaren Nachbarn sind Gleichgültigkeit und Schwäche.  Goldsmith"   (Link)
Aus dem Satz, "Toleranz ist eine außerordentliche Tugend, aber ..." entstand in der antiliberalen Fassung von 2015 der Satz, "Toleranz ist eine schreckliche Tugend und ...", den Oliver Goldsmith im 18. Jahrhundert gesagt haben soll.


Seit Juni 2015 wird dieser Satz von anonymen Postern nach islamistischen Morden zitiert, um das europäische Bekenntnis zur Toleranz in Frage zu stellen, zum Beispiel findet man das Zitat in Kommentaren nach dieser Rede Angela Merkels:

Angela Merkel, 2015

  • Bundeskanzlerin Angela Merkel bekräftigte ihre bisherige Haltung und sagte am Samstag, neben einer Reaktion der Sicherheitskräfte müsse es auch eine der Bürger geben. „Und die heißt: Wir leben von der Mitmenschlichkeit, von der Nächstenliebe, von der Freude an der Gemeinschaft. Wir glauben an den Respekt vor dem anderen und an die Toleranz. Wir wissen, dass unser freies Leben stärker ist als jeder Terror.“  wiwo.de/
-
In antiliberalen Kreisen ist auch der fälschlich Aristoteles zugeschriebene Aphorismus, Toleranz und Apathie seien die letzten Tugenden einer sterbenden Gesellschaft, in diesem Zusammenhang sehr  beliebt.

Ich habe den Eindruck, dass bei den angeblich wahrheitsliebenden Kämpfern gegen die "Lügenpresse" erlogene und entstellte Zitate noch viel öfter vorkommen als in den von ihnen verachteten etablierten Medien.

Verachtung für Toleranz drückte übrigens auch der französische Experte für Grausamkeiten aller Art, Marquis de Sade, aus: "La tolérance est la vertu du faible" (Link), "Toleranz ist die Tugend der Schwachen."

__________

Quellen:
Google 
Sven Prange: Terror in Frankreich / "Was wir über die Anschläge von Paris wissen", Wirtschaftswoche, 15. November 2015 (Link)
Goldsmith: spectator.co.uk/2016/05
wikiquote
Frühe Erwähnungen:
2015 pi-news.net; 2015 volksbetrugpunktnet; 2016 contra-magazin.com 
Weitere Beispiele für falsche Zuschreibungen:
aphorismen.de/zitat/171405;   gutezitate.com/zitat/259641

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Dank:
Für seine Hinweise auf James Goldsmith danke ich Ralf Bülow sehr.

Letzte Änderung: 17. Juni 2018

Freitag, 18. Mai 2018

"Linke dürfen das." Anonym

Diese Wendung mit dem vorwurfsvollen Unterton ist anscheinend vor kaum 10 Jahren in FPÖ-nahen und rechtsextremen Gruppierungen entstanden und drückt die Klage darüber aus, dass Rechte in der Öffentlichkeit strenger beurteilt würden als Linke.



 2009
2011
2013
  • "Die haben noch NIE eine Anzeige erhalten, denn Linke dürfen das. Linke dürfen auch stören, pfeifen, lärmen, Passanten belästigen und sie auffordern ..."  pi-news.net
:
:
:  ...  Google
- Erster Tweet:
2012




2014






2015




2016








2017



Twitter

2018






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Quellen:
Google
Twitter