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Donnerstag, 27. Juli 2023

"Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen." Pseudo-Winston-Churchill-Zitat.

Pseudo-Winston-Curchill-Zitat.

Dieser Wellness-Gedanke für das Verhältnis von Körper und Seele ist erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts in den digitalisierten Texten nachweisbar.

Die früheste Erwähnung des Zitats fand ich bislang in der linkskatholischen Zeitschrift "Publikum-Forum":

1991
  • "Die weise Therese von Avila hat es so gesagt: 'Tu ' deinem Leib Gutes, damit deine Seele gerne in ihm wohnt.'" 
    Publikum-Forum NR . 16, 2. August 1991, S. 27 (Link)
Drei Jahre später stand das Zitat - wieder ohne Quellenangabe - in einer etwas veränderten Version in einem Kommentar der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

1994
  • "Die heilige Teresa von Avila, eine spanische Mystikerin und Ordensschwester im 16. Jahrhundert, gibt folgenden Rat: 'Tu deinem Leib etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.'" Horst Krahl: "Auf ein Wort." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6. März 1994, Nr. 9, S. 4 (genios.de/document/FAS__46854444bdd2fbd7c4431aa1eb2d8074e075aa7d)

Die Schriften und Briefe der spanischen Ordensgründerin, Mystikerin, Kirchenlehrerin und Autorin Teresa von Ávila (1515-1582) zählen zur Weltliteratur und wurden von Ulrich Dobhan und Elisabeth Peeters vollständig ins Deutsche übersetzt.

Dieses Zitat, das der Zeit ihres Lebens von Krankheiten und Schmerzen geplagten Heiligen Teresa zugeschrieben wird, ist in ihren Texten weder so noch so ähnlich auf Spanisch oder Deutsch zu finden.

Darauf hat Pater Ulrich Dobhan, der Übersetzer und Mitherausgeber ihrer sämtlichen Werke und Briefe in seiner Fastenpredigt am 19. März 2017 im Dom zu Hildesheim aufmerksam gemacht (pdf)
Pseudo-Teresa-von-Ávila-Zitat.

Varianten des Kuckuckzitats:

  • Tu ' deinem Leib Gutes , damit deine Seele gerne in ihm wohnt.
  • Tu deinem Leib des öfteren etwas Gutes, damit deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.
  • Tue Deinem Körper etwas Gutes, damit die Seele Lust bekommt, darin zu wohnen 
  • Sei gut zu Deinem Körper, damit Deine Seele Lust hat darin zu wohnen
  • Sei freundlich zu deinem Leib, damit die Seele Lust hat darin zu wohnen.
  • Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.
  • Der Mensch baue seinen Leib als wohnliches Haus, damit die Seele gern darin wohnt. (2008, Bingen)
  • Tu deinem Leib Gutes, damit die Seele darin baumeln kann. (2011, Bingen)
  • Be kind to your body, so your soul enjoys living in it. (2012)



Winston Churchill:


Dieses Bonmot einer unbekannten Person wird seit 1998 außer Teresa von Ávila auch Winston Churchill zugeschrieben.

Mit der falschen Zuschreibung begonnen hat anscheinend der Moderator bei einer Weinprobe in der Kleinstadt Boppard in Rheinland-Pfalz.

Die Rhein-Zeitung hat über die unterhaltsame Veranstaltung mit folgendem Titel berichtet: "In der Kapelle ging's weinselig und nicht bierernst zu / Moderator Werner Treichel hatte mehrfach bei öffentlicher Weinprobe die Lacher auf seiner Seite  ...": 

  •  "Zum Einstieg ins köstliche Vergnügen, bei dem 15 'Folgen' zu absolvieren  waren, bemühte der Moderator, Winston Churchill: 'Man soll dem Leib etwas  Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen.' Treichel hatte  immer einen flotten Spruch auf den Lippen ..."
Von der Rhein-Zeitung im Jahr 1998 verbreitete sich das wohl als Scherz begonnene Pseudo-Winston-Churchill-Zitat in den folgenden Jahren in viele deutsche Zeitungen, wie man mit der Zeitungssuchmaschine genios.de nachlesen kann: Darmstädter Echo 14. Dezember 1999 (Tagesspruch), Die Welt, 5. September 2000 (Forum), Hamburger Abendblatt 6. Januar 2001 etc. Bis heute listet genios.de insgesamt fast 300 Artikel mit der falschen Zuschreibung des Zitats an Winston Churchill auf.

In den englischen Texten Churchills ist dieses Zitat so wenig zu finden wie andere Pseudo-Winston-Churchill-Zitate, die es nur auf Deutsch gibt (zum Beispiel: "No sports" oder "Ich traue nur der Statistik, die ich selbst gefälscht habe").

Hildegard von Bingen:


Vereinzelt wird der anonyme Spruch auch Hildegard von Bingen (1098-1179) zugeschrieben. 

Die Zuschreibung an die große mittelatlterliche Heilige könnte durch eine Verwechslung entstanden sein:

 Seit dem Jahr 2002 werden im Hildegard Forum in Bingen Meditationsübungen unter dem Motto "Tu deinem Leib etwas Gutes etc. ..." angeboten; anfangs wurde das Motto immer Teresa von Ávila zugeschrieben (Allgemeine Zeitung Mainz-Rheinhessen / Lokales Bingen, 10. Oktober 2002)

Seit 2003 häuften sich die Zuschreibungen des Pseudo-Teresa-Zitats an Hildegard von Bingen:
Passauer Presse 10. Januar 2003, Mainz Post 10. Mai 2003 (Pfarrer Franz Feineis), Saarbrücker Zeitung 13. März 2008 (Motto eines  Fachgeschäftes für Haut- und Haar-Naturprodukte) .


Ein Beispiel für die falsche Zuschreibung in einem Buch:

  •  "Auch manche Heilige haben das erst lernen müssen. Es ist die gleiche hl. Hildegard, die einmal meinte: »Gottes Wohnung pflegt nicht in einem gesunden Leib zu sein«, uns aber auch dazu auffordert: »Tu deinem Leib Gutes, damit die Seele darin baumeln kann«."
    Wunibald Müller: "Du sollst Leib und Seele ehren." Für eine heilsame Spiritualität, Kösel, München: 2011, S. 19

Der von einer unbekannten Person geprägte Spruch wird Teresa von Ávilla, Hildegard von Bingen und Winston Churchill zugeschrieben, aber ist weder in den Texten der zwei Heiligen noch in einem Text Winston Churchills zu finden.

-

Man kann den Spruch als Modernisierung des alten Wortes vom gesunden Geist in einem gesunden Körper interpretieren, dessen Bedeutung sich im Lauf der Jahrhunderte verändert hat.

Der römische Satiriker Juvenal kritisierte vor 2000 Jahren in seinen Satiren (10, 356) die Gebete seiner Zeitgenossen, die ihre Götter um alles mögliche baten. Sinnvoll sei es nur, die Götter um einen gesunden Geist in einem gesunden Körper zu bitten. (Orandum est, ut sit) mens sana in corpore sano.

Seit dem 19. Jahrhundert wurden diese Worte von Turnlehrern, Militär- und Sportideologen gerne so interpretiert, als ob nur in einem gesunden Körper ein gesunder Geist entstehen könnte, was nachweislich falsch ist: Einige unserer besten Köpfe mussten lebenslang mit schweren Krankheiten kämpfen.


Artikel in Arbeit.


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Quellen:

Theresa von Ávila: Gesamtausgabe der Werke und Briefe in zwei Bänden. Herausgegeben, übersetzt und eingeleitet von P. Dr. Ulrich Dobhan OCD und S. Elisabeth Peeters OCD, Herder Verlag, Freiburg i. Br.: 2001[-2015]

Publikum-Forum NR. 16, 2. August 1991, S. 27

Pater Dr. Ulrich Dobhan OCD, München "Im Geist der Erneuerung - Teresa von Avila" Fastenpredigt am 19. März 2017 im Dom zu Hildesheim (pdf)

Horst Krahl: "Auf ein Wort." Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, 6. März 1994, Nr. 9, S. 4 (https://www.genios.de/document/FAS__46854444bdd2fbd7c4431aa1eb2d8074e075aa7d)

Ralf Brockmeier: "In der Kapelle ging's weinselig und nicht bierernst zu / Moderator Werner Treichel hatte mehrfach bei öffentlicher Weinprobe die Lacher auf seiner Seite  ..." Rhein-Zeitung 5. August 1998, Ressort: Lokal [ohne Seitenangabe] (genios.de/document/RZTG__d2a7bab12c817ab71001527a734278eabaf64bac)


"O.Ö. Rundschau" Nr. 13 a vom 31.03.2002, S. 2, Ausgabe: KRS Kremstaler Sonntagsrundschau ANZEIGE Hildegard-Vortrag am 4. April 2002 August Hönegger- 

 (genios.de/document/OOER__96c007818763ffff489b9e8ceea956f18b1fef02)



Teresa,  Quelle unbekannt (books.google.at/books?id=gUTST_whnyEC&pg=PA100&dq=%22deinem+Leib+Gutes,+damit+%22&hl=en&newbks=1&newbks_redir=0&sa=X&ved=2ahUKEwiS_96ovKmAAxXPRvEDHUdgDOMQ6AF6BAgEEAI#v=onepage&q=%22deinem%20Leib%20Gutes%2C%20damit%20%22&f=false


Artikel in Arbeit.

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Dank:

Ich danke Trude Lukacsek für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat und Pater Pater Ulrich Dobhan für die Bestätigung per E-Mail, dass das Zitat in den Schriften und Briefen Teresas von Ávila nicht zu finden sind.







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„Man soll dem Leib etwas Gutes bieten, damit die Seele Lust hat, darin zu wohnen“, steht an der Wand eines Cafés in Erfurt. Darunter: Winston Churchill. Naja – fast richtig. Denn das Wort ist viel älter, es stammt von Theresa von Avila und heißt wörtlich und sehr persönlich und direkt: „Tu Deinem Leib Gutes, damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen.“
Cornelia Coenen-Marx, Mühlhausen: "… damit Deine Seele Lust hat, darin zu wohnen".  18. September 2015 (seele-und-sorge.de)






Donnerstag, 31. Dezember 2020

"Wer denkt, ist nicht wütend." Theodor W. Adorno (angeblich)

  

Verkürztes Theodor-W.-Adorno-Zitat.
Dieses beliebte Adorno-Zitat ist eine verkürzte Wiedergabe des Satzes "Wer denkt, ist in aller Kritik nicht wütend: Denken hat die Wut sublimiert" aus Theodor W. Adornos letztem Radio-Essay, den er kurz vor seinem Tod im Jahr 1969 verfasst hat.

In diesem berühmten Essay mit dem Titel "Resignation" verteidigt Adorno die gesellschaftsanalytische Arbeit gegen den Vorwurf, die Frankfurter Schule habe resigniert, weil sie sich von der politischen  Praxis fernhielte und sich bei politischen Aktionen nicht beteilige, und er wendet sich gegen politische Pseudo-Aktivitäten.


 Theodor W. Adorno: "Resignation", 1969:

  • "Wer denkt, ist in aller Kritik nicht wütend: Denken hat die Wut sublimiert. Weil der Denkende es sich nicht antun muß, will er es auch den anderen nicht antun. Das Glück, das im Auge des Denkenden aufgeht, ist das Glück der Menschheit. Die universale Unterdrückungstendenz geht gegen den Gedanken als solchen.
    Glück ist er, noch wo er das Unglück bestimmt: indem er es ausspricht. Damit allein reicht Glück ins universale Unglück hinein. Wer es sich nicht verkümmern läßt, der hat nicht resigniert." (Link)


Artikel in Arbeit.

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Quellen:

Google-Statistik "Ungefähr 6 390 Ergebnisse" (verkürztes Zitat)

Google-Statistik "Ungefähr 383 Ergebnisse" (Zitat)

Theodor W. Adorno: "Resignation" (1969), in: Gesammelte Schriften in 20 Bänden, Band 10,2 "Kulturkritik und Gesellschaft II", Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main: 1977, S. 799; Online: (Link)

Donnerstag, 22. Oktober 2020

"Wenn ich auf mein Unglück trete, stehe ich höher." Hölderlin (angeblich)

Entstelltes Friedrich-Hölderlin-Zitat. Twitter.

Korrekt lautet dieser Aphorismus aus Hölderlins Briefroman Hyperion: "Wer auf sein Elend tritt, steht höher" 

Im selben Wortlaut zitiert Friedrich Hölderlin diesen Satz auch am 4. Juli 1798, ein Jahr nach dem Erscheinen des Romans, in einem Brief an seinen Bruder.

Verbreitet wurde das enstellte Zitat seit 1947 von dem Psychiater Viktor Frankl in einigen Vorträgen und Büchern (Link), und inzwischen  ist das entstellte Zitat mit der ersten Person Singular und dem Wort "Unglück" statt "Elend" laut einer Google-Statistik beliebter als das Orignal.

 

 

Artikel in Arbeit.

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Quellen:
Google  Ungefähr 881 Ergebnisse (0,42 Sekunden) (Entstelltes Zitat)
Google  Ungefähr 638 Ergebnisse (0,40 Sekunden) (Hölderlin-Zitat)
Friedrich Hölderlin: "Hyperion oder der Eremit in Griechenland."  Erster Band. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Tübingen: 1797, 51. Brief Hyperions (Link)
Viktor Emil Frankl:  "Die Existenzanalyse und die Probleme der Zeit" Amandus-Edition, Wien: 1947, S. 21 (Link) (Entstelltes Zitat)
 
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Dank:
Ich danke Zitante Christa für den Hinweis auf dieses Zitat.

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ANHANG


Friedrich Hölderlin: Hyperion an Diotima LI

 

  • " Ach! und Eines hab’ ich lange dir verschwiegen. Feierlich versties mein Vater mich, verwies mich ohne Rükkehr aus dem Hause meiner Jugend, will mich nimmer wieder sehen, nicht in diesem, noch im andern Leben, wie er sagt. So lautet die Antwort auf den Brief, worinn ich mein Beginnen ihm geschrieben.

    Nun lass dich nur das Mitleid nimmer irre führen. Glaube mir, es bleibt uns überall noch eine Freude. Der ächte Schmerz begeistert. Wer auf sein Elend tritt, steht höher. Und das ist herrlich, dass wir erst im Leiden recht der Seele Freiheit fühlen. Freiheit! wer das Wort versteht - es ist ein tiefes Wort, Diotima. Ich bin so innigst angefochten, bin so unerhört gekränkt, bin ohne Hoffnung, ohne Ziel, bin gänzlich ehrlos, und doch ist eine Macht in mir, ein Unbezwingliches, das mein Gebein mit süssen Schauern durchdringt, so oft es rege wird in mir." (Link)

    Friedrich Hölderlin: "Hyperion oder der Eremit in Griechenland."  Erster Band. J. G. Cotta'sche Buchhandlung, Tübingen: 1797, 51. Brief Hyperions (Link)
 

Samstag, 22. August 2020

"Der größte Schaden entsteht durch die schweigende Mehrheit, die nur überleben will, sich fügt und alles mitmacht." Sophie Scholl (angeblich)

Pseudo-Sophie-Scholl-Zitat.
Dieser Satz wird anscheinend erst seit dem Juli 2020 der Widerstandskämpferin Sophie Scholl fälschlich zugeschrieben und ist besonders bei Rechtsextremen beliebt, die die Politik Angela Merkels hassen.

Pseudo-Sophie-Scholl-Zitat.
In ihren Briefen und in den Fluglättern der "Weißen Rose" kann dieser Satz schon allein deswegen nicht gefunden werden, weil der politische Terminus "schweigende Mehrheit" vor dem Jahr 1945 im deutschen Sprachraum (fast) unbekannt war.

Erst durch Berichte über eine TV-Rede Richard Nixons, in der er am 3. November 1969 die große "silent majority"  Amerikas um Unterstützung bat, wurde diese englische Metapher auch auf Deutsch allgemein bekannt.

Wer den Satz von der schweigenden Mehrheit als Erster Sophie Scholl zugeschrieben hat, ist unbekannt.

Vielleicht entstand das Kuckuckszitat aus einer Fehlerinnerung an einen Text der Stiftung Weißer Rose, worin zum Flugblatt II der Weißen Rose gesagt wird, die Verfasser sprächen hier "der schweigenden Mehrheit in Deutschland eine Mitschuld zu, weil sie dazu beitrug, dass 'diese Regierung überhaupt entstehen konnte' (Link) ".

Inzwischen ist dieses Kuckuckszitat in dieser kurzen Zeit laut Google-Statistik schon fast so weit verbreitet wie  der folgende schöne Appell, der wirklich auf einem Flugblatt der "Weißen Rose" stand:





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ZITATFORSCHUNG unterstützen.

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Artikel in Arbeit.

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Quellen:
Zu "schweigende Mehrheit": Chronologische Suchen in Google books, archive.org, anno und genios.de.

Früheste Belege für den Terminus "schweigende Mehrheit" in deutschen Zeitungen laut genios.de:
1. Nordwest Zeitung, Ausgabe Oldenburger Nachrichten vom  5.11.1969, Leitartikel, S. 2
2. DIE ZEIT, 7. 11. 1969, "Nixons Wettlauf mit der Zeit"
Früher vereinzelter Beleg laut anno:
 Deutsche Volkszeitung, 25. April 1932, Nr. 115, S. 2 (anno)
 [Zwischen 1933 und 1945 habe ich in den digitalisierten Texten keinen einzigen Beleg gefunden; Belege für die nichtmetaphorische Verwendung der Wörter "schweigende Mehrheit" zähle ich nicht.]

Wikipedia:  "silent majority"  
Google "Ungefähr 3 000 Ergebnisse (0,66 Sekunden)"
Google "Ungefähr 4 360 Ergebnisse (0,30 Sekunden)"
[Die Google-Ergebnisstatistiken verändern sich manchmal an einem Tag um bis zu 50% , sind also unverlässlich.]
II. Flugblatt der Weißen Rose
V. Flugblatt der Weißen Rose (Link) 
(Link) 

Erste Erwähnung des Kuckuckszitats auf Twitter: 20. Juli 2020 (Link)
Frühe Erwähnung auf Facebook: 20. Juli 2020 (Link)

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Dank:
Ich danke Musenginst für die Frage zu diesem Falschzitat und Moritz Jacob für Korrekturen und seine Recherchen zum Begriff "schweigende Mehrheit".



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Anhang

 

II. Flugblatt der Weißen Rose, über die Mitschuld der deutschen Bevölkerung, 1942:

 

  •  "Es scheint so und ist es bestimmt, wenn der Deutsche nicht endlich aus dieser Dumpfheit auffährt, wenn er nicht protestiert, wo immer er nur kann gegen diese Verbrecherclique, wenn er mit diesen Hunderttausenden von Opfern nicht mitleidet. Und nicht nur Mitleid muß er empfinden, nein, noch viel mehr: Mitschuld. Denn er gibt durch sein apathisches Verhalten diesen dunklen Menschen erst die Möglichkeit, so zu handeln, er ­leidet diese „Regierung“, die eine so unendliche Schuld auf sich geladen hat, ja, er ist doch selbst schuld daran, daß sie überhaupt entstehen konnte! Ein jeder will sich von einer solchen Mitschuld freisprechen, ein jeder tut es und schläft dann wieder mit ruhigstem, bestem Gewissen. Aber er kann sich nicht freisprechen, ein jeder ist schuldig, schuldig, schuldig!"
    (II. Flugblatt der Weißen Rose)




Samstag, 14. September 2019

"Wer aufhört, besser werden zu wollen, hört auf, gut zu sein." Marie von Ebner-Eschenbach (angeblich)


Pseudo-Oliver-Cromwell quote?
Dieses Sprichwort wird auf Englisch in mehreren Versionen Oliver Cromwell zugeschrieben, aber auf Deutsch im 21. Jahrhundert der österreichischen Aphoristikerin Marie von Ebner-Eschenbach unterschoben.
 
Pseudo-Marie-von-Ebner-Eschenbach-Zitat.

Marie von Ebner-Eschenbach hat ungefähr 900 Aphorismen verfasst, aber diesen nicht. Ich folge da dem Urteil von Daniela Strigl, der Biographin Ebner-Eschenbachs. Auch in keinem seriösen Zitate-Lexikon wird der Aphorismus Marie von Ebner-Eschenbach zugeschrieben.
-

Der englische Soldat und Politiker Oliver Cromwell soll im 17. Jahrhundert in sein Bibel-Exemplar folgende Zeile eingetragen haben:

Oliver Cromwell: 

  • "If I cease becoming better I shall soon cease becoming good".
    "The Marks of a Man", 1906, S. 159 archive.org/
1933 scheint der Eintrag in die Bibel vergessen zu sein, und der Spruch wird Cromwell in folgender Version zugeschrieben:
  • "He who stops being better stops being good." (Link)

Garson O'Toole hat herausgefunden, dass die erste schriftliche Erwähnung dieses Satzes auf Lateinisch und Englisch aus dem Jahr 1621 stammt.
  •  "Qui cessat esse melior, cessat esse bonus.
    Hee that ceasseth to be better, ceasseth to be good"
Oliver Cromwell hat laut den Recherchen Garson O`Tooles den Satz auf Lateinisch in seine Taschenbibel geschrieben:
Auf Deutsch wird das angebliche Ebner-Eschenbach-Zitat inzwischen in Schulen und Universitäten gerne zitiert.

Artikel in Arbeit.
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Quellen:
Robert Elliot Speer: "The Marks of a Man; Or The Essential of Christian Character", Fleming H. Revell Company, New York / London etc.: 1906; S. 159  archive.org
 Daniela Strigl - Berühmt sein ist nichts. Marie von Ebner-Eschenbach - Eine Biographie. Residenz Verlag, Salzburg Wien: 2018 ebook (Link)
wikiquote.org/wiki/Talk:Oliver_Cromwell
archive.org/
 (Link)
Garson O'Toole: "If I Cease Becoming Better, I Shall Soon Cease To Be Good
Oliver Cromwell? John Andrewes? Earl of Chichester? Mark Antony Lower? Viscount Fauconberg? Apocryphal?" 2019 quoteinvestigator.com

Frühe Zuschreibung an Marie von Ebner-Eschenbach:
2008 www.vogelforen.de/threads/grosser-textorweber.95424/,
robin1993game, 02.09.2008

Beispiele für falsche Zuschreibungen:
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Dank:
Ich danke Daniela Strigl für den Hinweis auf die falsche Zuschreibung dieses Zitats und Garson O'Toole für seine Recherchen zu dem Cromwell-Zitat.


Letzte Änderung: 4/11 2019

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Wer heutzutage aufhört, besser  werden zu wollen, der hat schon aufgehört, gut zu sein. 
Deutsche Baumschule 1968 (Link)

Mittwoch, 30. Mai 2018

"Wer einen Engel sucht und nur auf die Flügel schaut, könnte eine Gans nach Hause bringen.“ Georg Christoph Lichtenberg (angeblich)


Pseudo-Lichtenberg quote.
Dieses Kuckuckszitat taucht  in den digitalisierten Texten erstmals im Jahr 2002 auf (Link), und wird seither (immer ohne Quellennachweis) durch diverse unseriöse Zitatsammlungen weiterverbreitet.

Es ist ein Kuckuckszitat, weil es in keiner Schrift des Göttinger Physikers Georg Christoph Lichtenberg und in keiner seriösen Zitatsammlung zu finden ist.

Die Göttinger Lichtenberg-Gesellschaft hat es in ihre Liste der fälschlich zugeschriebenen Lichtenberg-Zitate aufgenommen (Link).

Vielleicht hat der Tiroler Schriftsteller Raoul Schrott diesen Spruch Georg Christoph Lichtenberg als Erster unterschoben (Link).
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Quellen:
Google Statistik: "Ungefähr 2 510 Ergebnisse"
Lichtenberg-Gesellschaft: "'Lichtenbergs Enten.' Fälschlich Georg Christoph Lichtenberg zugeschriebene Zitate." pdf 
Der Spruch wird auch Jerry Lewis (Link) zugeschrieben.
aphorismen.de/zitat/14405
Beispiele für falsche Zuschreibungen an Lichtenberg:
Raoul Schrott:  "Von Schutzengeln und ihren Menschen: Geschichten und Bilder. " Sanssouci im Verlag Nagel u. Kimche, Zürich: 2002, S. 5  (Link)
Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 157 (Link) 
Gutezitate.com
Zitate.net

Sonntag, 10. Dezember 2017

"Und plötzlich weißt du: Es ist Zeit, etwas Neues zu beginnen und dem Zauber des Anfangs zu vertrauen." Meister Eckhart (angeblich)

Pseudo-Meister-Eckhart-Zitat.
Dieser Spruch wird auf hunderten Webseiten, seit ein paar Jahren auch auf Englisch, dem mittelalterlichen christlichen Denker Meister Eckhart unterschoben. Der Spruch ist aber weder in seinen Schriften noch in einem seriösen Nachschlagwerk oder in einem digitalisierten Text vor dem 21. Jahrhundert zu finden.  

"And suddenly you know: It's time to start something new and trust the magic of beginnings."  Pseudo-Meister-Eckhart
Pseudo-Meister-Eckhart-Zitat.
Bei Google Books taucht das Zitat 2004 das erste Mal (Link) auf.

Das Zitat ist also ein Falschzitat. Wer es geprägt hat und durch welchen Irrtum es Meister Eckhart zugeschrieben wurde, wissen wir nicht.

Es ist wahrscheinlich in Anspielung auf Hermann Hesses berühmte Verszeile, "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne",  aus dessen Gedicht "Stufen", das auch in seinem Roman "Das Glasperlenspiel" enthalten ist, entstanden (Link).
 
  • "Und jedem Anfang wohnt ein Zauber inne,
    Der uns beschützt und der uns hilft zu leben."

    Herman Hesse, "Stufen", 1941

    (Link)

Pseudo-Meister-Eckhart-Zitat.

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Quellen:
 Google Statistik:  "Ungefähr 46 400 Ergebnisse" (Die Google-Zählung ist in letzter Zeit sehr ungenau.)
Dieses Zitat wird in vielen unseriösen Online-Zitatsammlungen und Managementratgebern fälschlich Meister Eckhart zugeschrieben (Google), zum Beispiel in, Aphorismen.de oder  Gutezitate.de.
Wikipedia: "Stufen" von Hermann Hesse.
(Link)
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Dank:
Ich danke Eduard Habsburg für den Hinweis auf dieses falsch zugeschriebene Zitat.

Sonntag, 10. September 2017

"Es gibt drei Arten von Lügen: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken." Benjamin Disraeli (angeblich)

Wir wissen nicht, wer diesen Spruch, den heutzutage fast jeder kennt, geprägt hat (eventuell Sir Charles Wentworth Dilke), wir wissen allerdings, dass er dem britischen Premierminister Benjamin Disraeli nur unterschoben wurde, auch von Mark Twain, dem heute der Spruch selbst oft fälschlich zugeschrieben wird. Mark Twain zitiert ihn in seiner Autobiographie, er hat ihn aber nicht geprägt.


Pseudo-Mark-Twain-Zitat.

Im Department of Mathematics der University of York (Link) ist man der Sache am gründlichsten nachgegangen und die meisten der folgenden Zitate sind mit Links und Quellennachweisen in ihrer  Studie "Lies, Damned Lies and Statistics" verzeichnet.

Es ist sicher etwas übertrieben, die Evolution dieses Statistik-Spruchs bei Thomas von Aquin und Augustinus, die drei Arten von Lügen unterschieden (sunt tria genera mendaciorum), beginnen zu lassen:


1266
  • "Auf der anderen Seite sagt Augustin (l. c. 14.): „Drei Arten Lügen giebt es: Die einen geschehen für den Vorteil und den Nutzen des betreffenden; die anderen geschehen aus Scherz; die dritte Art Lügen vollzieht sich aus Bosheit, um zu schaden."
    "Sed contra est quod super illud Psalm., perdes omnes qui loquuntur mendacium, dicit Glossa quod sunt tria genera mendaciorum. Quaedam enim sunt pro salute et commodo alicuius; est etiam aliud genus mendacii, quod fit ioco; tertium vero mendacii genus est quod fit ex malignitate. Primum autem horum dicitur officiosum; secundum, iocosum; tertium, perniciosum. Ergo mendacium in tria praedicta dividitur."
    Thomas von Aquin: Summa theologica, Quaestio 110, Articulus 2, 1265-1273 (Link)

1845
  • "Der heilige Thomas von Aquin unterscheidet drei Arten von Lügen: die Dienstlüge, die Scherzlüge und die schädliche Lüge." (Link)
1859
  • "Es giebt drei Arten von Lügen: Lügen durch Reden; Lügen durch Verschweigen; und Lügen durch Verstellung; indem Jedes uns etwas zu glauben bestimmt, was wir nicht sollen." (Link)
1885
  • "Talked politics, scandal, and the three classes of witnesses—liars, d—d liars, and experts."
  • "Bag is bad, but fibs are worse; and a mixture of brags and fibs is worst of all; and this is what we find in the Liberationist statistics". 
1886
  • "Whereupon counsel on the other side was heard to explain to his client that there were three sorts of liars, the common or garden liar ... the damnable liar who is fortunately rather a rara avis in decent society, and lastly the expert, ...".
1891
  • "false statements might be arranged according to their degree under three heads, fibs, lies, and statistics".
    Sir Charles Wentworth Dilke 
  • "It has been wittily remarked that there are three kinds of falsehood: the first is a ‘fib,’ the second is a downright lie, and the third and most aggravated is statistics."
1892
  •  "... Balfour, der Erste Lord des Schatzamtes, erklärte neulich in einer Rede zu Manchester, es gebe drei Arten von Lügen, nämlich erstens einfache Lügen, zweitens verfluchte Lügen und drittens — die Statistik."
    Neue Freie Presse (Link)
  • "The statements were to the effect that there are three classes of unreliable witnesses, and they were respectively classified as the liar, the blanked liar and the medical expert. " 
  •  "the liar simple, the d–d liar and the expert witness."
  • "As to the three orders of untruth, a fib, a lie, and statistics".
  • "There are lies, there are outrageous lies, and there are statistics."
1895
  • "Columns of figures are hurled about in the papers, and demonstrate the justice of the witty claim that there are three kinds of untruth : fibs, lies, and statistics."
  • "We all know, again, the famous degrees of comparison recently quoted by an eminent statesman: lies, d—d lies, and statistics."
  • "I think Lord Beaconsfield said that there were three degrees of veracity—viz., lies, d—d lies, and statistics."
  • "the proverbial kinds of falsehoods, 'lies, damned lies and statistics'".
1896
  • "a recent president of Harvard" was saying that "There are three kinds of lies—lies, damned lies and statistics."
 1904
  • ".. the remark attributed to Disraeli would often apply with justice and force: 'There are three kinds of lies: lies, damned lies, and statistics.'" 
    Mark Twain, Autobiography (Link)

1911  
  • Es seien dann "... alkoholfeindliche Statistiken zu Tage gefördert worden und da ist denn auch das hübsche Wort des alten Lord Beaconsfield aufgeflattert, demzufolge es drei Arten von Lügen gebe: Lügen, verdammte Lügen und Statistiken". (Link)

1921
  • "There are three degrees or classes of lies; there are lies, damned lies and statistics."
1926
  • "Wie es für den geistreichen Spötter Antoine Rivarol drei Arten von Lügen gibt, nämlich die Behauptung, die Auslassung und die Statistik, so gibt es für mich als Statistiker drei Arten von Menschen: solche, die die Statistik brauchen, andere, die sie missbrauchen, und dritte, die über sie schimpfen." (Link)

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Quellen:
"Lies, Damned Lies and Statistics" , Department of Mathematics der University of York, 2012 (Link)
Wikipedia: "Lies, damned lies, and statistics"
Thomas von Aquin: "Summa theologica", Quaestio 110, Articulus 2, 1265-1273 (Link) 

(Artikel in Arbeit.)

Freitag, 8. September 2017

"Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe." Winston Churchill (angeblich)

Pseudo-Winston-Churchill-Zitat.


Dieses Zitat stammt weder von Winston Churchill noch von Joseph Goebbels: Es taucht in den digitalisierten Texten 1946 erstmals ohne Namen auf und in der ersten Person Singular erstmals 1967 als Bonmot von Bischof Otto Dibelius (Link).

 
Erst ab dem Jahr 1980 wurde der Spruch Winston Churchill unterschoben und das Anekdotenbuch von Bischof Dibelius scheint vergessen worden zu sein.

Durch Recherchen von Werner Barke vom Statistischen Landesamt Baden-Württemberg weiß man seit 2004, dass der Spruch in keiner Schrift Winston Churchills zu finden ist, allerdings wurde damals die Legende in die Welt gesetzt, Joseph Goebbels oder einer seiner Mitarbeiter habe wahrscheinlich den Spruch Winston Churchill unterschoben. 

Diese Legende wird heute von vielen statistischen Fachbüchern und Webseiten verbreitet (Link)

Da aber bis heute aus den Jahren 1933 - 1979 kein einziger Beleg für diese These gefunden wurde, kann man davon ausgehen, dass das Zitat nicht im Propagandministerium von Joseph Goebbels für Winston Churchill geprägt wurde.

Englische und französische Versionen des angeblichen Churchill-Zitats sind nur in Texten aus dem 21. Jahrhundert zu finden.

 

1946: 

  • "Was nutzt es also, wenn gewisse deutsche Regionen versuchen, die Welt zu überzeugen, sie seien an dem nazistischen Unheil „weniger“ schuld als ihre Brüder jenseits des Flusses? So viel haben sie schon gelernt, daß sie nur den Statistiken glauben, die sie selbst gefälscht haben."

    Hanns-Erich Haack: "Ameisenstaat oder Sintflut." Deutsche Rundschau, 1946, S. 139
    (Link) 

 

Bischof Otto Dibelius:

1967
  • "Im übrigen glaube ich nur an die Statistik, die ich selbst gefälscht habe."

    [Es ist nicht überliefert, in welchem Jahr der 1967 verstorbene Bischof diesen Satz geprägt hat.]

    In: "Anekdoten um Bischof Dibelius: Geist und Witz eines grossen Kirchenmannes", Bechtle Verlag, München und Esslingen: 1967, S. 79 (Link)

Ohne Zuschreibung an Dibelius oder Churchill:

 1978

  • "Sie wissen, dass man einer Statistik nur dann Glauben schenken darf, wenn man sie selber gefälscht hat."

    G. Stadler, Basel: "Genetik und Gesellschaft." Bull. Schweiz. Akad. Med. Wiss. 34, 1978, S. 309 (pdf)

 1979
  • "alten Spruch, der Ihnen sicher auch bekannt ist, man solle nur der Statistik glauben, die man selbst gefälscht hat." (Link)
 
  
Die früheste Zuschreibung des Bonmots an Winston Churchill taucht in den digitalisierten Texten am 2. Oktober 1980 auf: in einer Rede des Abgeordneten Kurt Bürer im Schweizer Nationalrat (Link).

 

Früheste Zuschreibungen an Winston Churchill:

 

1980

  • "Diese Statistik ist sicher seriös geführt. Ich zweifle nicht daran, aber bei solchen Statistiken wäre man versucht, mit Churchill zu sagen: 'Ich traue nur jenen Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.' "

    Kurt Bürer (CVP), am 2. Oktober 1980, Schweizer Nationalrat, in: Amtliches Bulletin der Bundesversammlung. Bulletin officiel de l'Assemblée fédérale, 1980, S. 1116 (Link); 
    (pdf)

 1981

  • "Wie hatte schon Winston Churchill gesagt? 'Ich glaube nur den Statistiken, die ich selbst gefälscht habe.'"
    Peter Koch: Wahnsinn Rüstung. stern-Buch im Verlag Gruner + Jahr,  Hamburg: 1981, S. 92 (Link)

  • "Wie es um den Informationsgehalt von Statistiken steht, ist jedem bekannt. Churchill sagte einmal: 'Trau keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast.' "

    Marianne Kohnen: Zusammenhang von Lohn und Produktivität. Deutsche Bauzeitung 1981, S. 110.

  • "Churchills kluges Bonmot über die Statistik – nur solchen Statistiken könne man glauben , die man selber gefälscht habe – kann auf alle menschlichen Erkenntnisse angewandt werden."

    Alberto Manguel, Gianni Guadalupi: Von Atlantis bis Utopia. Ein Führer zu den imaginären Schauplätzen der Weltliteratur. Christian Verlag, München: 1981, S. 5.


1982

  • "Man kann einer Statistik nur dann trauen, wenn man sie selbst gefälscht hat."

    In: Tim Wesski: "Waffen in germanischen Gräbern der älteren römischen Kaiserzeit südlich der Ostsee." B.A.R. Internat. Ser. 147, Oxford: 1982 (Link) 

1989
  • "Von Winston Churchill ist ja bekannt, daß er gesagt hat, er glaube nur der Statistik, die er selbst gefälscht habe."
Pseudo-Winston-Churchill-Zitat.



 

Einige Varianten des Pseudo-Winston-Churchill-Zitats: 

 

  • "Ich traue keiner Statistik, die ich nicht selbst gefälscht habe."
  • "Man kann einer Statistik nur dann trauen, wenn man sie selbst gefälscht hat."
  • "Man verwende keine Statistiken, es sei denn, man hat sie selbst gefälscht."
  • "Ich glaube nur Statistiken, die ich selbst gefälscht habe."
  • "I only believe in statistics that I doctored myself."
  • "The only statistics you can trust are those you falsified yourself." 
  • "The only statistics I trust are those I made up myself."
  • "Do not trust any statistics you did not fake yourself." 
  • "Je ne crois aux statistiques que lorsque je les ai moi-même falsifiées."
 
Pseudo-Churchill quote.

Pseudo-Winston-Churchill-Zitat.







 

________ 
Quellen:
Werner Barke: "Ich glaube nur der Statistik ... Was Winston Churchill über Zahlen und Statistik gesagt haben soll – und was er wirklich sagte." Hrsg.: Statistisches Landesamt Baden-Württemberg, Stuttgart: (2004) 2011, 6. Auflage (pdf)
"Die Zeit", Nr. 34/2004: "Von Chruchill?" (Link)
Wolf-Dieter Zimmermann: "Anekdoten um Bischof Dibelius. Geist und Witz eines großen Kirchenmannes", Bechtle Verlag, München und Esslingen: 1967, S. 79 (Link)
G. Stadler, Basel: "Genetik und Gesellschaft." Bull. Schweiz. Akad. Med. Wiss. 34, 1978, S. 309 (pdf)
Tim Wesski: "Waffen in germanischen Gräbern der älteren römischen Kaiserzeit südlich der Ostsee." B.A.R. Internat. Ser. 147, Oxford: 1982 (Link) 
Hanns-Erich Haack: "Ameisenstaat oder Sintflut." Deutsche Rundschau, 1946, S. 139 (Link) (Zitiert nach Wikipedia)

Schweizer Nationalrat: Amtliches Bulletin der Bundesversammlung. Bulletin officiel de l'Assemblée fédérale, 1980, S. 1116 (Link);  (pdf) 

Peter Koch: Wahnsinn Rüstung. stern-Buch im Verlag Gruner + Jahr Hamburg 1981. (Link) 
Wikiquote
Wikipedia

dicocitations.lemonde.fr - 40610


Beispiele für falsche Zuschreibungen:
sezession.de

amp.programme-television.org/news-tv 

 _______
Dank:
Ich danke Ralf Bülow für seine Recherchen zu diesem Zitat und Christian Seidl für seinen Hinweis auf den Schweizer Abgeordneten Karl Bürer.

 

Korrigierte Fassung, 11/9/2017; weitere Zitat-Funde vor 1946 und vor 1967 würden mich freuen. Letzte Änderungen: 4/9 2020.



    Sonntag, 9. Juli 2017

    „Ein Haus mit einer Bücherei darin besitzt eine Seele.“ Platon (angeblich)

    Pseudo-Platon-Zitat.
    Für dieses Zitat gibt es keine griechische Quelle, aber eine englische, denn seit 1877 wird es in der Fassung, "A house that has a library in it has a soul", irrtümlich Platon zugeschrieben, und zwar erstmals von dem amerikanischen Schriftsteller und Politiker Robert G. Ingersoll in seinem Buch: "The Liberty Of All"  (Google Books).

    Es könnte aus der Fehlerinnerung an ein Cicero-Zitat entstanden sein, das heute in vielen Varianten verbreitet ist. 

    Cicero bekam von seinem Freund Atticus neue Bücherregale und freute sich sehr, als der römische Grammatiker Tyrannio seine Bücher neu geordnet hatte.

     Cicero schrieb deswegen an Atticus:

    • "postea vero quam Tyrannio mihi libros disposuit mens addita videtur meis aedibus." (Link)
    •  "Seitdem Tyrannio meine Bücher in Ordnung gebracht hat, scheint mein Haus die Seele bekommen zu haben." (Link)
    • "Jetzt erst ist der Geist in mein Haus eingezogen – seit Tyrannio meine Bücher geordnet hat."
    • "And now that Tyrannio has put my books straight, my house seems to have woken to live."

      Marcus Tullius Cicero: Atticus-Briefe IV, 8 (Link)

    Aus diesem Satz Ciceros sind 2000 Jahre später folgende Pseudo-Zitate entstanden:


    • "A house that has a library in it has a soul." Plato
    • "Ein Haus mit einer Bücherei darin besitzt eine Seele." Platon
    • "Ein Haus ohne Bücher ist wie ein Körper ohne Seele." Cicero
    • "Einem Haus eine Bibliothek hinzuzufügen, heißt, dem Haus eine Seele zu geben." Cicero 

      Pseudo-Platon-Zitat.

    ________
    Quellen:
    Google-Statistik, Deutsch: Cicero: "Ungefähr 3 820 Ergebnisse"
    Googe-Statistik, Englisch: Plato: "Ungefähr 12 200 Ergebnisse"
    Marcus Tullius Cicero: Atticus-Briefe, lateinisch-deutsch. Herausgegeben und übersetzt von Helmut Kasten. Sammlung Tusculum, Artemis und Winkler, Düsseldorf / Zürich: 1990, 5. Auflage: 1998,  IV.8 (Link)
    Aphorismen.de
    Zitate.eu
    Rede von Frau Bundesministerin Dr. Claudia Schmied zur Eröffnung des „Belvedere Research Center“ am 27. Oktober 2009: (Link)
    the CAMPVS, 2011: "Cicero on books and the soul."
    Wikiquote: List of misquotations 


    Letzte Änderung: 1/12 2022.