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Samstag, 30. September 2017

"Erkenne dich selbst!" Sokrates (angeblich)

Γ     Ν     Ω       Θ     Ι 

(Gamma Ny Omega Theta Iota)

 Σ      Α       Υ      Τ     Ο     Ν 

(Sigma Alpha Ypsilon Tau Omikron Ny)

Der berühmte Spruch, über den schon so viel geschrieben wurde, wird manchmal im 20. Jahrhundert und oft im 21. Jahrhundert - hauptsächlich im Internet - Sokrates untergeschoben, obwohl Sokrates diese delphische Forderung nur sehr ernst genommen und sicher nicht geprägt hat.

"Γνῶθι σεαυτόν" (Gnothi seauton; lateinisch: Nosce te ipsum oder Temet Nosce; Know thyself, "Erkenne dich selbst") stand über einem Eingang des Apollo-Tempels von Delphi und galt als Imperativ des Gottes Apollo.  

Umstritten ist, wer den Spruch zuerst formuliert hat. Er könnte ägyptischen Ursprungs sein oder von den Sieben Weisen stammen, also von Thales von Milet, Pittakos von Mytilene, Bias von Priene, Solon von Athen, Kleobulos von Lindos, Myson von Chenai oder von Chilon von Sparta, wie es  Autoren verschiedentlich vermutetet haben.

  • "SOKRATES:
    Der Grund davon, mein  Freund,  ist  dieser:  Ich  vermag  noch  nicht  gemäß  dem  delphischen  Spruche  mich  selbst  zu  erkennen. Lächerlich  aber  scheint  es  mir,  solange  man  dies  nicht  kennt,  das  Fremde  zu  erforschen.  Darum  laß  ich  jenen Dingen  ihren  Lauf  und  nehme  den  Glauben  über  sie  an,  wie  er  dem  Brauche  entspricht,  und  erforsche,  wie  ich eben  sagte,  nicht  jene,  sondern  mich  selbst,  ob  ich  etwa  ein  Untier  bin,  verschlungener  und  aufgeblasener  als Typhoni , oder ein milderes und einfacheres Geschöpf, das ein göttliches und gebändigtes Schicksal von Natur erlost hat. Aber, Freund, indem wir so reden – war das nicht der Baum, zu dem du uns führen wolltest?"

    Platon: "Phaidros oder Vom Schönen", übersetzt von Kurt Hildebrandt, 1957 (pdf)

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"TEMET NOSCE "

in
THE MATRIX
(1999)


The Matrix, Neo, "Temet Nosce".
  • The Oracle: You know why Morpheus brought you to see me?
    Neo
    : I think so.
    The Oracle
    : So, what do you think? Do you think you're The One?
    Neo
    : I don't know.
    The Oracle
    : You know what that means? It's Latin. Means 'Know thyself'. I'm going to let  you in on a little secret. Being The One is just like being in love. No one can tell you you're in love, you just know it. Through and through. Balls to bones.
    The Matrix, 1999 (Link)

 

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Quellen:
Google
Dagmar Rudel-Steinbauer: "Emotionale Kompetenz: Quelle des Erfolgs persönlich, beruflich, privat" ebook, (Link)
Platon: "Phaidros oder Vom Schönen", übersetzt von Kurt Hildebrandt, Reclam, Stuttgart: 1957 (pdf)
Plato: Phaedrus, [229e] Plato in Twelve Volumes, Vol. 9 translated by Harold N. Fowler. Cambridge, MA, Harvard University Press; William Heinemann Ltd., London: 1925. (Link)
Plato, Protagoras, [343a, b]  (Link), (Link)
Hermann Tränkle: Gnothi seauton. Zu Ursprung und Deutungsgeschichte des delphischen Spruchs. Würzburger Jahrbücher für die Altertumswissenschaft, Neue Folge, Bd. 11, 1985, S. 19–31 (pdf)  (zitiert nach Wikipedia)
Wikipedia Deutsch (Link)
Wikipedia English (Link)
Lexika, Zeno.org (Link)
Zu "Temet Nosce", Lateinforum (Link)
The Matrix101: "The Matrix: Meaning & Interpretations"  (Link)

Sonntag, 9. Juli 2017

„Wie viele Dinge gibt es doch, die ich nicht brauche!" Aristoteles (angeblich)




Dieses berühmte Sokrates-Zitat wird fälschlich Aristoteles zugeschrieben. Das Sokrates-Zitat stammt aus der im 3. Jahrhundert n. Chr. entstandenen Schrift: "Über Leben und Meinungen berühmter Philosophen" von Diogenes Laertios.
Erstmals Aristoteles unterschoben wurde dieses - inzwischen leider oft falsch zugeschriebene Zitat - im Jahr 2003 in einer völlig unseriösen Zitatesammlung für "Führungskräfte" (Link).

Diogenes Laertios hat viele Anekdoten von Philosophen gesammelt, oft ohne Angabe seiner Quellen. Im II. Buch seiner Schrift über die berühmten Philosophen, im 5. Kapitel,  25, schreibt er zu SOKRATES:

  •  "Πολλάκις δ' ἀφορῶν εἰς τὰ πλήθη τῶν πιπρασκομένων ἔλεγε πρὸς αὑτόν, 'Πόσων ἐγὼ χρείαν οὐκ ἔχω.'" (Link)
  • "Oft sagte er beim Anblick der massenhaften Verkaufsartikel zu sich selbst: 'Wie zahllos sind doch die Dinge, derer ich nicht bedarf!'" (Link)
  • "Often when he looked at the multitude of wares exposed for sale, he would say to himself, "How many things I can do without!"
  • "And when he saw the vast variety of Commo∣dities that were put to sale among the Multitude, he was wont to say to himself, How many things are there in the World of which I have no need!"

  • "Quelquefois il jetait les yeux sur la multitude des choses qui se vendaient à l'enchère, en pensant en lui-même : Que de choses dont je n'ai pas besoin!"
  • "Di quante cose non ho bisogno." (Link)

Dieses berühmte Sokrates-Zitat, von dem wir aus dem Altertum nur die eine Quelle in dem Text von  Diogenes Laertios kennen, wurde von vielen Philosophen kommentiert und von manchen Autoren  phantasiereich übersetzt:

1766
  • "Aber die durch Erfahrung gereifte Vernunft, welche zur Weisheit wird, spricht in dem Munde des Sokrates mitten unter den Waaren eines Jahrmarkts mit heiterer Seele: Wie viel Dinge gibt es doch, die ich alle nicht brauche!" Immanuel Kant (Link)
  • "Sokrates hat weislich gesprochen: Der sey Gott am nächsten, welcher in dieser Welt am wenigsten vonnöthen hat; und als er einstens einem prächtigen Aufzuge der Reichen zusah, so rief er aus: Gott Lob, daß ich so viele Dinge nicht brauche!" (Link)
1776
  • "Auch fodert das Beste der Menschheit nicht ungeheure Gelahrtheit von uns – der natürliche Mensch ruft, unter unsern Wissenschaften, wie Sokrates auf einem Jahrmarkte, aus; Gott sey Dank, wie viel ist hier, was ich nicht brauche."  (Link) 
1777
  • "wie Sokrates einst bey einem prächtig aus meublirten Pallaste: wie viel ist hier, das ich nicht brauche!" (Link)

1786
  • "Als Sokrates auf den Markt verschiedene schöne Sachen, die verkauft wurden, erblickte, sagte er: wie viel schöne Sachen sind hier, die ich nicht brauche. -" (Link)
1813
  • "Als S o k r a t e s einst über den Markt ging, wo eine Menge von Dingen da stand, rief er aus: 'wie viele Dinge, die ich nicht brauche!'" (Link)

 1822:
  • "Was sprach der philosophische Faun, / Als er vorüber dem Markt, dem waarengefüllten daherging: / '– O wie viel ist nicht hier, das ein Vernünft'ger nicht braucht!'" (Link)
1832
  • „Mitten unter den Schätzen des Luxus, rief Sokrates: „Wie Vieles ist, das ich nicht brauche.“  (Link)
 
1869
  • "Sokrates ..., welcher allen Strapazen trotzt, vor die Silberläden tritt um sich zu freuen, dass er so Vieles nicht brauche".  (Link)

1870
  • "Als Sokrates an Läden von Putzsachen vorüberging, rief er aus : Wie viele Dinge sind hier, die ich nicht brauche!" (Link)
 1871
  • "Jenes goldene Wort des Sokrates: „Wie vieles giebt es doch, das ich alles nicht brauche". (Link)

 2010
  •  "Als Sokrates einen Festzug durch Athen sah, bei dem Berge von Edelsteinen und Gold mitgeführt wurden, rief er nur: Seht nur, wie viele Dinge es gibt, die ich nicht brauche!" (Link)
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Quellen:
Google Books
Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 89 (Link)
Diogenes Laertios: Leben und Meinungen berühmter Philosophen. Buch I–X. Übers.: Otto Apelt. Philosophische Bibliothek. Bd. 53/54, Felix Meiner Verlag, Leipzig: 1921, II. Buch, 5. Kapitel, Sokrates, 25  (Link)
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How many things I can do without
Socrates, on looking in the shop windows / On looking at an expensive shop

"Das Geheimnis der Veränderung ist, alle Energie nicht auf die Bekämpfung des Alten zu legen, sondern auf den Aufbau des Neuen." Sokrates (angeblich)

Pseudo-Sokrates-Zitat.

Dieses Zitat hat mit dem Athener Philosophen Sokrates nichts zu tun; es stammt aus dem 1980 publizierten Selbsthilfebuch, "Way of the Peaceful Warrior: A Book that Changes Lives". 

Der Autor und später erfolgreiche Coach Dan Millman nennt in dieser romanhaften Autobiographie einen Mann in einer Tankstelle, der ihm gute Ratschläge gibt, "Socrates":
  • "Back in the office, Socrates drew some water from the spring water dispenser and put on the evening’s tea specialty, rose hips, as he continued. “You have many habits that weaken you. The secret of change is to focus all your energy not on fighting the old, but on building the new.”
    Dan Millman: "Way of the Peaceful Warrior: A Book that Changes Lives", 1980 (Zitiert nach Quote Investigator (Link))
Dieses Buch wurde 2006 mit dem Titel "Peaceful Warrior" und Nick Nolte als "Socrates" verfilmt.

Auf Deutsch ist dieses irrtümlich dem griechischen Philosophen Sokrates zugeschriebene Zitat in mehreren Variationen zu finden:
  • "Das Geheimnis der Veränderung ist, dass man sich mit all seiner Energie nicht darauf konzentriert, das Alte zu bekämpfen, sondern darauf, das Neue zu erbauen."
  • "Das Geheimnis der Veränderung ist, alle Energie nicht auf die Bekämpfung des Alten zu legen, sondern auf den Aufbau des Neuen".
  • "Das Geheimnis der Veränderung ist, seine ganze Energie darauf zu fokussieren, nicht das Alte zu bekämpfen, sondern das Neue zu errichten."
  • "Das Geheimnis des Wandels: Konzentriere nicht all Deine ganze Kraft auf das Bekämpfen des Alten, sondern darauf, das Neue zu formen."
  • "Das Geheimnis des Wandels ist es, all deine Energie zu konzentrieren, nicht um das Alte zu bekämpfen, sondern um das Neue zu erbauen." 
  • "Fokussiere all deine Energie nicht auf das Bekämpfen des Alten, sondern auf das Erschaffen des Neuen."


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Quellen:
Dan Millman: "Way of the Peaceful Warrior: A Book that Changes Lives", HJ Kramer, Tiburon, CA:1984, S. 113 (Zitiert nach Quote Investigator (Link))
Quote investigator: "'The Secret of Change Is to Focus All of Your Energy, Not on Fighting the Old, But on Building the New.'  Socrates? Dan Millman? All-Night Gas-Station Attendant? Nick Nolte? Apocryphal?" 2013 (Link)
Wikiquote 

Letzte Änderung: 11/7 2022 (Neu: Fokussiere ...)

Donnerstag, 4. Mai 2017

"Bedenke stets, dass alles vergänglich ist, dann wirst du im Glück nicht so fröhlich und im Leid nicht so traurig sein." Sokrates (angeblich)

Pseudo-Sokrates-Zitat.
Dieser inzwischen sehr beliebte Trauerspruch wird dem Athener Philosophen Sokrates erst im 21. Jahrhundert zugeschrieben.

Der Spruch geht zurück auf den berühmten Psalm 90, Vers 12 der Bibel:
  • "Lehre uns bedenken, dass wir sterben müssen, auf dass wir klug werden." (Link)
Im Mittelalter wurde der lateinische Ausdruck "Memento mori!" (deutsch: "Sei dir der Sterblichkeit bewusst!" oder: "Bedenke, dass Du vergänglich bist!") geprägt, der damals in vielen Bußpredigten verbreitet wurde.

 Das von einer unbekannten Person geprägte Pseudo-Sokrates-Zitat wird  - wie bei Kuckuckszitaten üblich, immer ohne Quellennachweis -  dem Athener Philosophen in vielen philologisch unseriösen Zitatsammlungen und leider auch von der Duden-Redaktion unterschoben.

In Texten aus dem klassischen Athen hat diesen Spruch noch niemand so oder so ähnlich nachweisen können.

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Quellen:
wikipedia
Arbeitsgruppe von Ulrich Seelbach von der Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld: "Trauersprüche"

Ohne Zuschreibung an Sokrates:
 2007: (Link) (Link)
Frühe Zuschreibungen an Sokrates:
2007: (Link)
-
2016: Dudenredaktion: DUDEN: "Passende Worte im Trauerfall: Trauertexte stilsicher formulieren", Bibliographisches Institut, Berlin, 2016, ebook (Link)

Artikel in Arbeit.

"Über die heutige Jugend." Sokrates, Aristoteles und Keilschrifttext (angeblich)



                                                              *   *   *




Donnerstag, 27. April 2017

"Die Jugend liebt heutzutage den Luxus. Sie hat schlechte Manieren ..." Sokrates (angeblich)

Pseudo-Sokrates-Zitat.
Es wurde jahrzehntelang diskutiert, woher dieses Zitat stammt, das in keinem Werk aus dem klassischen Athen zu finden ist. Erst durch Google Books konnte Garson O'Toole (Quote Investigator) den Ursprung des Zitats auf das Jahr 1907 datieren, in dem die Dissertation von Kenneth John Freeman in Cambridge erschien.

Ein paar Jahre später begann man dieses Zitat in verschiedenen Variationen irrtümlich Sokrates oder Platon zuzuschreiben (Link) und seit den 1950er Jahren auch auf Deutsch.

 Varianten:

  • "Die Jugend liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor den älteren Leuten und schwatzt, wo sie arbeiten sollte. Sie widersprechen ihren Eltern, legen die Beine übereinander und tyrannisieren ihre Lehrer."
  • "Die Jugend liebt den Luxus. Sie hat schlechte Manieren, verachtet die Autorität, hat keinenRespekt mehr vor den älteren Leuten und diskutiert, wo sie arbeiten sollte. Die Jugend steht nicht mehr auf, wenn Ältere das Zimmer betreten. Sie widersprechen ihren Eltern und tyrannisieren die Lehrer."
  • "Die Jugend liebt den Luxus, schlingt Unmengen Süßspeisen in sich hinein, tyrannisiert Eltern und Lehrer, schlägt die Beine übereinander und schwatzt anstatt zu arbeiten." 
  • “The children now love luxury. They have bad manners, contempt for authority; they show disrespect for elders and love chatter in place of exercise."
  •  "The children now love luxury; they have bad manners, contempt for authority; they show disrespect for elders and love chatter in place of exercise. Children are now tyrants, not the servants of their households. They no longer rise when elders enter the room. They contradict their parents, chatter before company, gobble up dainties at the table, cross their legs, and tyrannize their teachers." 
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Twitter, 2018:




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Quellen:
Garson O'Toole (Quote Investigator):  "Misbehaving Children in Ancient Times." 2010
Kenneth John Freeman: "Schools of Hellas: an Essay on the Practice and Theory of Ancient Greek Education from 600 to 300 BC" (First impression 1907) Macmillan and Co., London: 1908, S. 74 (Link) (zitiert nach Garson O'Toole)

Beispiele für falsche Zuschreibungen auf Deutsch:
1957: Deutscher Gewerkschaftsbund: "Solidarität",  Bundesvorstand, Abteilung Jugend, 1957, S. 138 (Link)
1962: Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, Deutscher Bundes-Verlag, Bonn: 1962, S. 365  (Link)
1973:  Hans-Joachim von Schumann: "Umgang mit schwierigen Kindern und Jugendlichen", S. Karger, Basel etc: 1973, S. 43 (Link)

2009: faz.net, Remo H. Largo
2011: derstandard.at, Kommentar der Anderen
2016:  bildungswissenschaftler.de 
gutzitiert.de
 uva.
 _____
Twitter
https://twTwitter

Sonntag, 23. April 2017

"Siegen macht dumm." Sokrates (angeblich)

Der Spruch "Siegen macht dumm" ist noch keine 70 Jahre alt und wird zum Beispiel von dem Philosophen Richard David Precht in Talk Shows öfters fälschlich Sokrates zugeschrieben. Geprägt hat die Wendung wahrscheinlich Bertolt Brecht. Vor dem Erstdruck seinens Ausspruchs ist in keinem digitalisierten Druckwerk die Wendung zu finden. Durch ein Spiegel-Interview mit Günter Grass wurde der Spruch später populär.

1963:  
  • "Wir müßten eine Situation aus den Bauernkriegen auswählen, wenn wir realistisch vorgehen wollen. Eine Ritterschaft in Franken vielleicht. Die Bauern müßten einen gewissen Sieg hinter sich haben und am weiteren Kampf nicht mehr interessiert sein. Sie nehmen von den Plänen, die gegen sie reifen, keine Notiz mehr. Man hat es ihnen gezeigt: Siegen macht dumm."
    Diktat von Bertolt Brecht zu dem geplanten Film "Der Eulenspiegel"; dieses Film- oder Theaterprojekt aus dem Jahr 1952 (?) wurde nie vollendet.
    Erstdruck: Die Zeit, 52/1963, 27. Dezember 1963 (Link)
1967
  • "Man hat es ihnen gezeigt: Siegen macht dumm."
    Bertolt Brecht, 1967,  Texte für Filme, Theater, Band 4, S. 281
1987
  • "Siegen mach glücklich. Viel siegen mach glücklich und dumm. Dauernd siegen macht dumm. Unterliegen macht intelligent. Viel unterliegen macht intelligent und bitter. Dauernd unterliegen macht bitter."
    Horst Drescher:
    "Aus dem Zirkus Leben: Notizen 1969-1986", 1987
2003
  • "Siegen macht dumm", "Siegen macht gelegenlich dumm"
    Günter Grass in einem SPIEGEL-Gespräch, DER SPIEGEL, 35/2003 

 2009
  • FOCUS: Herr Precht, ethische Einsicht erfasst den Menschen selten in guten Zeiten. Dürfen wir von der Debatte um Nullwachstum einen gesellschaftlichen Moralschub erhoffen?
    Precht
    : Ein schönes Indiz dafür wäre die Tatsache, dass Herr Wiedeking die Hälfte seiner Abfindung von 50 Millionen spendet, weil ihm das im Zweifelsfall zu mehr Genugtuung und Glück verhilft. Damit bestätigt er eine Binsenweisheit der sogenannten Glücksökonomie, dass ab einem bestimmten Einkommen Glück nicht mehr proportional zur Mehreinnahme steigt. Aber im Ernst. Es gibt diesen schönen Satz von Sokrates: Siegen macht dumm. Und in Gesellschaften, die sich zu Tode amüsieren, kann man keine Veränderungen durchführen. So gesehen haben wir eine Chance."
    FOCUS, 17. August 2009, Kerstin Holzer im Gespräch mit Richard David Precht: „Kreativität entsteht aus Mangel“
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Ich danke Ralf Bülow für den Hinweis auf den Erstdruck.
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Twitter:


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Quellen:
Kerstin Holzer im Gespräch mit Richard David Precht: „Kreativität entsteht aus Mangel“, FOCUS Nr. 34 2009, 17. August 2009  
Martin Doerry und Volker Hage: "Siegen macht dumm." Günter Grass in einem SPIEGEL-Gespräch, DER SPIEGEL, 35/2003, 25. August 2003 
Günther Weisedborn: "Die Entlarvung der Großen und der Kleinen, Ein Brecht-Stück, das nicht mehr geschrieben wurde: Der Eulenspiegel", Die ZEIT Nr. 52/1963, 27. Dezember 1963 (Erstdruck)
Bertolt Brecht,  Texte für Filme, Theater, Band 4, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main: 1967, S. 281;  Gesammelte Werke, Supplementband, Bd. 2, Texte für Filme II, Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main: 196p, S. 634 (Link)