Freitag, 29. Mai 2020

"Die Voraussetzung jeder völkischen Politik ist der Mut zur Wahrheit." Otto von Bismarck (angeblich)

Dieses wenig verbreitete Pseudo-Bismarck-Zitat scheint auf den Neonazi Heinz Reisz zurückzugehen, dessen Bonner Auftritt vor hundert Leuten im Januar 1990 von dem Journalisten und Filmemmacher Michael Schmidt dokumentiert wurde. 

In dieser Neonnazi-Rede wurde - laut einer chronologischen Google-Suche - Otto von Bismarck erstmals dieses angebliche Bismarck-Zitat unterschoben.

Nach dieser Quellenlage zweifle ich nicht daran, dass es ein Kuckuckszitat ist, auch weil es auf den rechtsextremen und nationalistischen Blogs, die oft erfundene Zitate verbreiten, immer ohne seriösen Quellennachweis zitiert wird und sonst in keinem halbwegs seriösen Buch vorkommt.

1993

  • "Heinz Reisz steht da [...] Ein richtiger Show-Nazi. [...] eine Parodie auf sich selbst, auf einen Naziredner [...] laut, aggressiv, brüllend:

    'Freunde, ich möchte es kurz machen. Man kann getrennt marschieren, doch man muß vereint schlagen…' Dann zitiert er auch noch Bismarck: 'Die Voraussetzung jeder völkischen Politik ist der Mut zur Wahrheit'. ' Und die Wahrheit ist: Wir sind ein Volk, wir bleiben ein Volk und…'

    Der Rest seines Satzes geht im Applaus und Gejohle der etwa hundert Anhänger unter."


    Michael Schmidt
    : "Heute gehört uns die Strasse ...: der Inside-Report aus der Neonazi-Szene", mit einer Einleitung von  Ralph Giordano, ECON Verlag, Düsseldorf • Wien • New York • Moskau: 1993, S. 87 (Link)

Niemand verbreitet dieses Kuckuckszitat so oft wie ein "Heinz Reisz" auf Twitter:



Pseudo-Otto-von-Bismarck-Zitat.
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Quellen:
Google
Twitter
Michael Schmidt: "Heute gehört uns die Strasse ...: der Inside-Report aus der Neonazi-Szene", mit einer Einleitung von  Ralph Giordano, ECON Verlag, Düsseldorf • Wien • New York • Moskau: 1993, S. 87 (Link)
 sosdeutschland.blogspot.com/2010/11/
 zdd.se/voelkerrecht.htm