Sonntag, 20. Mai 2018

“You may have someone in your mind, someone in your heart, someone in your dreams, someone in your life, but I am your someone when you have no one.” Allah (angeblich)




Pseudo-Allah quote.


Dieser Satz wird im Internet seit etwa 10 Jahren oft Allah zugeschrieben und manchmal so ähnlich auch dem christlichen Gott oder Jesus.

Der Autor des Spruchs ist unbekannt und der Betreiber der Webseite "understandislam", der mit der muslimischen Tradition vertraut zu sein scheint, hält das Zitat für eine Lüge und bittet seine Leser, dieses falsche Allah-Zitat zu löschen.




  • "Assalamu alaykum, 
    This quote: 'Allah says: 'You may have someone in your mind, someone in your heart, someone in your dreams, someone in your life, but I am your someone when you have no one.'
    has no reference, and it is a lie upon Allah.
    I would like to ask anybody who reblogged this, to delete it. "

    understandislam.tumblr.com
    , 21. November 2010
_




_
Tobias Hundt: "Teil von dir" 2012 (youtube)


Dieser tröstende Spruch für Einsame ist erst um das Jahr 2005 aufgekommen und wurde ursprünglich anscheinend nicht Allah unterschoben.


___________
Quellen:
Google
2010: understandislam.tumblr.com

Ohne Zuschreibung an Allah:
2006: textmates.blogspot.co.at/2006/07/
2012: idlehearts.com/3695/    unknown

2012: Tobias Hundt: "Teil von dir", 2012 (youtube):
"Der HERR sagte, du hast vielleicht jemanden in deinem Kopf, jemanden in deinem Herzen, jemanden in deinen Träumen, jemanden in deinem Leben. Aber ... ich bin dein 'Jemand', wenn du niemanden hast." 

______
Dank:
Ich danke Eduard Habsburg für den Hinweis auf dieses Kuckuckszitat.

Freitag, 18. Mai 2018

"Linke dürfen das." Anonym

Diese Wendung mit dem vorwurfsvollen Unterton ist anscheinend vor kaum 10 Jahren in FPÖ-nahen und rechtsextremen Gruppierungen entstanden und drückt die Klage darüber aus, dass Rechte in der Öffentlichkeit strenger beurteilt würden als Linke.



 2009
2011
2013
  • "Die haben noch NIE eine Anzeige erhalten, denn Linke dürfen das. Linke dürfen auch stören, pfeifen, lärmen, Passanten belästigen und sie auffordern ..."  pi-news.net
:
:
:  ...  Google
- Erster Tweet:
2012




2014






2015




2016








2017



Twitter

2018






_________

Quellen:
Google
Twitter


Mittwoch, 16. Mai 2018

"Alles, was man schreibt, ist auch eine Liebesgeschichte." Thomas Bernhard

Als ich dieses Thomas-Bernhard-Zitat zum ersten Mal auf Twitter sah und nicht gleich einen ernstzunehmenden Quellennachweis dafür fand, dachte ich mir, dies sei ein typisches Kuckuckszitat aus dem 21. Jahrhundert, auch weil in Thomas Bernhards Werken Liebesgeschichten bekanntlich nicht vorkommen.

Ich bin dem Literaturwissenschaftler Hanno Biber von der Österreichischen Akademie der Wissenschaften dankbar, dass er meine falsche Vermutung nach einer Anfrage per E-Mail gleich korrigierte.

Thomas Bernhard hat diesen Satz 1978 zu dem Theaterkritiker Peter von Becker gesagt, nachdem Becker eine unausgesprochene Liebesgeschichte hinter Bernhards "Minetti"-Stück vermutete:

Peter von Becker, 1978

  • "Ich sage Bernhard, ich habe schon in 'Minetti', so wie das Stück Minetti und Therese Affolter vor zwei Jahren gespielt haben, eine unausgesprochen angedeutete Liebesgeschichte gesehen. Thomas Bernhard antwortet darauf, und das ist ganz zu Anfang unserer Unterhaltung der erste Satz über das Beiläufige, Höfliche hinaus: 'Alles, was man schreibt, ist auch eine Liebesgeschichte.' "
    Peter von Becker: "Bei Bernhard. Eine Geschichte in 15 Episoden", 1978

Hanno Biber hat mich auf noch einen Satz Thomas Bernhards in diesem Zusammenhang hingewiesen:

Thomas Bernhard

_______
Quellen:
Peter von Becker: "Bei Bernhard. Eine Geschichte in 15 Episoden",  in: "Theater 1978, Bilanz und Chronik eines Bühnenjahres'", Sonderheft von "Theater heute",  Berlin: 1978,  S. 80
Thomas Bernhard: "Die Autobiographie", Werke, Band 10, Suhrkamp Verlag,  Frankfurt am Main: 2004, S. 477
Twitter
_____
Dank:
Ich danke Hanno Biber (ACADEMIAE CORPORA, Österreichische Akademie der Wissenschaften) für seine Auskunft.

Sonntag, 13. Mai 2018

"Wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie." Friedrich Nietzsche (angeblich)


Gekürztes Friedrich-Nietzsche-Zitat.


Dieses weit verbreitete Zitat ist eine nicht sinnentstellende, in den 1920er Jahren entstandene, gekürzte Version eines Satzes von Friedrich Nietzsche.

Diese gekürzte Version eines Nietzsche-Aphorismus wurde zum Leitsatz der Logotherapie des Psychiaters Viktor E. Frankl und auch Ingeborg Bachmann wurde von diesem Zitat "ein Leben lang begleitet", wie sie ihrem Verleger Siegfried Unseld erzählte.

 
Friedrich Nietzsche, 1888

  • "Hat man sein w a r u m? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem  w i e? — Der Mensch strebt  n i c h t  nach Glück; nur der Engländer thut das."

    Friedrich Nietzsche: "Götzen-Dämmerung: Sprüche und Pfeile", § 12., 1888 (Link)

  •  "Hat man sein Warum? des Lebens, so verträgt man sich fast mit jedem Wie? Der Mensch strebt nicht nach Glück, wie die Engländer glauben. —"
    Friedrich Nietzsche, Nachgelassene Fragmente, Frühjahr 1888, NF-1888, 15[118]
("Engländer" sind in diesem Zusammenhang Utilitaristen wie Jeremy Bentham oder John Stuart Mill, die sich zu dem Grundsatz bekennen: "The greatest happiness of the greatest number is the foundation of morals and legislation.")

Viktor E. Frankl


1946
  • "Die Devise nun, unter der alle psychotherapeutischen oder psychohygienischen Bemühungen den Häftlingen gegenüber stehen mußten, ist vielleicht am treffendsten ausgedrückt in den Worten von Nietzsche: 'Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie'".
    Viktor E. Frankl, 1946 
    (Link)
 1957
  • "Ein Wort von Nietzsche war es, das man als Motto über die ganze psychotherapeutische Arbeit im Konzentrationslager hätte setzen können: 'Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.'"
    Viktor E. Frankl, 1957 (Link)

1961
  • "There is much wisdom in the words of Nietzsche: 'He who has a why to live for can bear almost any how.'' I see in these words a motto which holds true for any psychotherapy'"
    Viktor E. Frankl, 1961 S. 101 (Link)

 

Ingeborg Bachmann, 1971

 

  • "Es kommt mir eine Ahnung, daß er aus dem braunen Schulheft ist, auf dessen erste Seite ich in der Neujahrsnacht geschrieben habe: Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie."Ingeborg Bachmann, Malina, 1971 (Link)


  • "Es [das Leben] ist auch ein Umhergehen in diesem Hohlraum, in dem das Ganze schon Platz hat, ein Weg zur Glan und die Wege entlang der Gail, auf die ganze Goria liege ich hingestreckt mit meinen Heften, ich kritzle sie wieder voll: Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie."
    Ingeborg Bachmann, Malina, 1971 (Link)

  • "... überhaupt Nietzsche. Sie [Ingeborg Bachmann] hat mir gesagt, daß sie ein Nietzsche-Wort ein Leben lang begleitet hätte; ja, sie hätte es für sich umformuliert: »Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie.« Dies war ein Satz, den sie in ihr Tagebuch geschrieben hat. Jedes Neujahr gelesen und unter dem Christbaum gedacht. Auf das Nietzsche-Wort sei sie von einem Freund aufmerksam gemacht worden, und er hätte sie dann auch korrigiert."
    Siegfried Unseld über Ingeborg Bachmann, Chronik 1971
--

1923  
  • "Nietzsche sagt: ,Wer ein Warum zu leben hat, erträgt fast jedes Wie'." (Link)


1985
  • "Das Wort stammt von Friedrich Nietzsche: „Wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie". „Und wer kein Warum hat zu leben?" möchte man unwillkürlich nachfragen."
    (Link)
1991
  • Von Friedrich Nietzsche stammt das Wort: „Wer ein Warum hat zu leben, erträgt fast jedes Wie."(Link)
2003

  • "Wer ein Warum hat, dem ist kein Wie zu schwer."
 2018
  • "Wer ein Wozu zum Leben hat, erträgt fast jedes Wie. (Nietzsche)"  (Link)
______
Quellen:
Friedrich Nietzsche: Digitale Kritische Gesamtausgabe der Werke und Briefe, basierend auf der Ausgabe von G. Colli und M. Montinari, Berlin/New York, de Gruyter: 1967ff., hrsg. von Paolo D’Iorio, "Götzen-Dämmerung: Sprüche und Pfeile", § 12, 1888 (Link)
Friedrich Nietzsche: "Götzen-Dämmerung oder Wie man mit dem Hammer philosophirt," Sprüche und Pfeile § 12,  Leipzig: 1889, in: Nietzsche Werke, Kritische Gesamtausgabe. Herausgegeben von Giorgio Colli und Mazzino Montinari, Sechste Abteilung, Dritter Band, Walter de Gruyter, Berlin: 1969, S. 54f. (Link)
Der Neue Merkur, Band 7, Ausgabe 1, Efraim Frisch, Wilhelm Hausenstein 1923, S. 205(Link)
Viktor E. Frankl: "Ein Psycholog erlebt das Konzentrationslager." Verlag für Jugend und Volk, Wien:  1946 (Seitenangabe fehlt noch)
Viktor E. Frankl: "... trotzdem Ja zum Leben sagen: Ein Psychologe erlebt das Konzentrationslager" (EA 1946) Vorwort von Hans Weigel 1977, Kösel, München: 2009, ebooks, o J  (Link)
Viktor E. Frankl: "Man's Search for Meaning. An Introduction to Logotherapy", Beacon Press 1959,  Vorwort: Gordon W. Allport, Pocket Books, Simon and Schuster,  New York: 1963,  19th priniting: 1971, S. 164 
Viktor E. Frankl: "Basic Concepts of Logotherapy", Confins de la psychiatrie, Band 4, S. Karger, Basel/ New York: 1961, S. 101 (Link)
Ingbeorg Bachmann: "Malina", Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main: 1971, 1974, S. 225 und S. 307 
Siegfried Unseld: "Chronik", Band 2 1971, Hrsg. von Ulrike Anders, Raimund Fellinger und Katharina Karduck, Suhrkamp Verlag, Berlin: 2014, S. 13f.
Joachim Eberhardt: "'Es gibt für mich keine Zitate'. Intertextualität im dichterischen Werk Ingeborg Bachmanns", Studien zur deutschen Literatur, Band 165, Max Niemeyer Verlag, Tübingen: 2002, S. 336ff. (Link)
wikiquote
Politische Studien, Band 36, Ausgaben 279-284, Isar-Verlag. 1985, S. 113
Universitas: Zeitschrift für Wissenschaft, Kunst und Literatur, Band 46, Ausgaben 1-6; 535-540 Hrsg. von Änne Bäumer-Schleinkofer,  Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft, 1991, S. 247 (Link)
Ingo Reichardt, Anne Reichardt: "Treffende Worte: 3000 Zitate für Führungskräfte." Linde Verlag, Wien: 2003, S. 68 (Link)
tagesrandbemerkung.at/2015/05/29
lexikus.de/bibliothek/Zitate-von-Friedrich-Nietzsche
zitate.de

Artikel in Arbeit.

Freitag, 11. Mai 2018

"Ein Mann kann Geschlechtsverkehr mit Tieren wie Schafen, Kühen, Kamelen haben. Jedoch sollte er das Tier töten, nachdem er seinen Orgasmus hatte." Ayatollah Khomeini (angeblich)


Pseudo-Ayatollah-Khomeini quote.

Dieses Zitat wird seit 16 Jahren von Pseudo-Islam-Experten verbreitet, die weder Arabisch noch korrekt zitieren können. Als Quelle wird der 4. Band eines Buches von Ayatollah Khomeini angegeben, das der Meinung mancher Kritiker nach nur 2 Bände hat. Wie üblich bei Falschzitaten wird immer auf die Angabe von Seitenzahlen verzichtet.

Der Satz taucht 2002 auf Englisch im Usenet auf, wird ab 2006 in islamkritischen Büchern zitiert und ist seit 2007 auch auf Deutsch nachweisbar. Von Anfang an wird das Werk von Khomeini "Tahrirolvasyleh" genannt, ein Werk, das in dieser Schreibweise Dutzende Male im Zusammenhang mit diesem Falschzitat zu finden ist, sonst aber nie. Die angebliche Quelle mit der eigenwilligen Rechtschreibung wurde offensichtlich immer nur kopiert und nie überprüft.

Pseudo-Ayatollah-Khomeini-Zitat:

2002
  •  "A man can have sex with animals such as sheep, cows, camels and so on. However he should kill the animal after he has his orgasm. He should not sell the meat to the people in his own village, however selling the meat to the next door village should be fine.
    From Khomeini's book, "Tahrirolvasyleh", fourth volume, Darol Elm, Gom, Iran, 1990"
    (Link)
 2007
  • "Ein Mann kann Geschlechtsverkehr mit Tieren wie Schafen, Kühen, Kamelen haben. Jedoch sollte er das Tier töten, nachdem er seinen Orgasmus hatte. Er sollte nicht das Fleisch an die Leute in seinem eigenen Dorf verkaufen; jedoch das Fleisch ins nächste Dorf zu verkaufen ist erlaubt.
    (Zitat aus Tahrirolvasyleh, von Ayatollah Ruhollah Khomeini; Band 4 Darol Elm, Ghom, Iran, 1990)"
    (Link)

Die Urheber des Faschzitats sind unbekannt; verdächtigt werden Wahhabiten oder amerikanische Islamhasser.

Das Zitat ist vielleicht als Persiflage eines Satzes entstanden, der wirklich von Ajatollah Khomeini stammen könnte und erstmals 1980 in einer unautoritisierten Sammlung von Fatwas und Aphorismen Khomeinis auf Englisch publiziert wurde:

1980
  • "Wenn jemand Sodomie mit einer Kuh, einem Schaf oder einem Kamel begeht, werden deren Urin und deren Exkremente unrein und sogar ihre Milch darf nicht mehr länger getrunken werden. Das Tier muss dann so schnell wie möglich getötet und verbrannt werden, und der Preis muss vom Täter an den Eigentümer bezahlt werden.

    If one commits an act of sodomy with a cow, a ewe, or a camel, their  urine and their excrements become impure, and even their milk may no longer be consumed. The animal must then be killed as quickly as  possible and burned, and the price of it paid to its owner by him who  sodomized it"
    Ayatollah Khomeini (unautorisierte Ausgabe): "THE LITTLE  GREEN BOOK". Selected Fatawah And Sayings of The  Ayatollah Mosavi Khomeini, translated into English (from French) by Harold Salemson, with a special introduction by Clive Irving, Bantam Books (EA 1980), New York: 1985,  S. 25 (pdf)
Ayatolla Khomeini spricht sich übrigens für Strafen bei erwiesenem Geschlechstverkehr mit Tieren aus, nach der vierten Verurteilung wegen Sodomie sogar für die Todesstrafe (Link). Auch deswegen ist das Zitat wahrscheinlich eine Erfindung und nicht nur, weil seit 16 Jahren trotz vieler Aufforderungen noch nie jemand einen seriösen Nachweis für die Quelle (mit Seitenangabe) nennen konnte.

Ich halte dieses Zitat für eine billigen Scherz (" ... jedoch das Fleisch ins nächste Dorf zu verkaufen ist erlaubt"), der von naiven und fanatischen Leuten ernst genommen wird.


 _______
Quellen:
Imam Rouhollah Khomeini: "Tahir Al-Vasilah", Vol IV, translated into English by Sayyid Ali Reza Naqavi, Institute for Compilation and Publication of Imam Khomeini's (R.A.) Works, Tehran: 1390 A.H./ 2011 A.D., S. 258 f. (Link)
Ayatollah Khomeini: "THE LITTLE  GREEN BOOK" Selected Fatawah And Sayings of The  Ayatollah Mosavi Khomeini, translated into English (from French) by Harold Salemson, with a special introduction by Clive Irving, Bantam Books, (EA 1980), New York: 1985, (unautorisierte Ausgabe) S. 25 (pdf edition 2011)
Ernest Gellner: "Culture, Identity, and Politics", Cambridge University Press, New York: 1987, 1999, S. 134 (Link)
Anonym: "Sodomie (Zoophilie) im Islam", 16. Dezember 2017 (Link) (Hilfreiche Quelle)
Beispiele für das Falschzitat:
2002: puertorico.com/forums (Erstmals im Usenet; der Link zur angegebenen Quelle funktioniert nicht mehr. )
2003: shiachat.com/forum
2006: Marvin Yakos: "Jesus, Jews and Jihad," xulon press, revised 3rd printing: 2006, S. 117 (Link) (Ayatollah Khomeini: Tahrirolvasyleh, Vol. 4 (Darol Elm, Gom, Iran: 1990)
2007: politikforen.net/ (von politicallyincorrect.de)
2007: uni-protokolle.de/foren
2012: michael-mannheimer.net/2012/12
2015: reddit.com/r/iran/
2017: metapedia.org


2007: economist.com/blogs : "Is Iran suicidal or deterrable?  A fabricated quote in the service of bombing Iran"
islamWiki: "Legal status of bestiality in Islam" (Link)
_______

Diese Quelle kann ich nicht einordnen:

[2] The Shia's Promote beastility: "A man can have sex with animals such as sheep, cows,  camels and so on. However he should kill the animal after he has his orgasm. He should not sell  the meat to the people in his own village, however selling the meat to the next door village should  be fine.-Ayatollah Khomeini, Tahrirolvasyleh, fourth volume, Darol Elm, Gom, Iran, 1990. (From  Khomeini's book, "Tahrirolvasyleh" )" Undatiert; von Google auf 2001 datiert  (Link)


cg

"Der muslimische Mann muss ständig der Sexualität nachgehen. Er muss sich entleeren, heißt es, und wenn er keine Frau findet, dann eben ein Tier …" Necla Kelek (angeblich)

Dieser Satz wird der Soziologin Necla Kelek seit 2010 unterschoben –: Sie hat ihn nie gesagt.

  • "Lamya Kaddor hat die religionskritische Autorin Necla Kelek über Jahre mit einem verfälschten Zitat desavouiert. Eine ganze Kohorte bekannter Autoren und Autorinnen von Hilal Sezgin über Wolfgang Benz, Cem Özdemir, Klaus Jürgen Bade bis hin zu Jakob Augstein hat das Gerücht bis zum Überdruss wiederholt."
    Thierry Chervel, 18. Dezember 2017: perlentaucher.de (Link) 
Jörg Metes (Link) und Thierry Chervel (Link) haben die Entstehung und Verbreitung dieses rufschädigenden Falschzitats ausführlich analysiert und dokumentiert, Tobias Blanken (Link) hat den Fall zusammengefasst.
_



_

_______
Quellen:
Jörg Metes: "Lamya Kaddor stalkt Necla Kelek: Das Prinzip der gefühlten Wahrheit", 17. Dezember 2017: Ruhrbarone.de (Link)
Thierry Chervel: "Stakkato der Infamie", 18. Dezember 2017: perlentaucher.de (Link)
Tobias Blanken: "Die verlorene Ehre der Necla Kelek", 21. Dezember 2017: Salonkolumnisten.com  (Link)
Thomas Thiel: "Lamya Kaddor gegen Necla Kelek: Wen schert schon, ob das Zitat stimmt?", 21. Dezember 2017: Frankfurter Allgemeine, FAZ.net (Link)  
Thierry Chervel: "Menschenbilder", 11. Mai 2018:  perlentaucher.de (Link)

Dienstag, 8. Mai 2018

"Der Zweck heiligt die Mittel." Niccolò Machiavelli (angeblich)

Pseudo-Machiavelli-Zitat.

Diese prägnante Wendung (Italienisch: "Lo scopo santifica i mezzi"), mit der man Verbrechen in der Politik rechtfertigt, kam Ende des 18. Jahrhunderts auf und galt lange als geheime Maxime der Jesuiten. 

Heute wird sie oft Niccolò Machiavelli zugeschrieben, obwohl sie in seinen Schriften in diesem Wortlaut so wenig zu finden ist wie in jesuitischen Texten.

Da Machiavelli Politik ohne idealistische Zielvorstellungen beschreibt, für bestimmte Konflikte sogar politische Morde  empfiehlt, passt dieses Sprichwort zu seinen politischen Analysen und Ratschlägen und in seinem Werk "Discorsi" bekennt sich Machiavelli ausdrücklich zu jener Einstellung, die das Sprichwort ausdrückt:

  • "... ein weiser Mann wird niemals jemanden tadeln wegen einer ungewöhnlichen Tat, wenn sie dazu dient, ein Reich in Ordnung zu bringen oder eine Republik zu gründen. Wenn ihn auch die Tat anklagt, so muss ihn der Erfolg doch entschuldigen".
    'Conviene bene, che, accusandolo il fatto, lo effetto lo scusi'
    Niccolò Machiavelli, "Discorsi", 1531 (Link)
Vorläufer dieses Spruchs findet man außer bei Machiavelli in den Schriften von Demosthenes, Ovid, Baltasar Gracián, Blaise Pascal und in jesuitischen Texten.

Heute bekennen sich Vertreter des Konsequentionalismus mehr oder weniger offen zu diesem Spruch, Gegner von Gewaltpolitik - wie Martin Luther King - und Kantianer lehnen ihn ab.


Demosthenes

  • "So auch im Staatsleben: wer eine günstige Gelegenheit nicht gehörig genutzt hat, der denkt nicht an das Gute, das ihm doch die Götter gewährten; den nach dem Erfolg am Ende beurteilt er alles, was ihm zu Gebote stand."
  • πρὸς γὰρ τὸ τελευταῖον ἐκβὰν ἕκαστον τῶν πρὶν ὑπαρξάντων κρίνεται.
    prós gár tó teleftaíon ekván ékaston tón prín yparxánton krínetai.
    Demosthenes, Erste Olynthische Rede, 11 gottwein.de/

Ovid

  • "Exitus acta probat."
    Übersetzungen:
    Nur Erfolg gibt uns recht./ Der Ausgang wird's lehren./ Man wird's beim Auskehren finden./ Ende gut, Alles gut./ The result justifies the deed.
    Ovid: "Heroiden", 2, 85 Phyllis an Demophoon  (Link)

1647: Baltasar Gracián, Handorakel

  • "                 66
    Den glücklichen Ausgang im Auge behalten 

    Manche setzen sich mehr die strenge Richtigkeit der Maaßregeln zum Ziel, als das glückliche Erreichen des Zwecks: allein stets wird, in der öffentlichen Meinung, die Schmach des Mißlingens die Anerkennung ihrer sorgfältigen Mühe überwiegen. Wer gesiegt hat, braucht keine Rechenschaft abzulegen. Die genaue Beschaffenheit der Umstände können die Meisten nicht sehn, sondern bloß den guten oder schlechten Erfolg: daher wird man nie in der Meinung verlieren, wenn man seinen Zweck erreicht. Ein gutes Ende übergoldet Alles, wie sehr auch immer das Unpassende der Mittel dagegen sprechen mag. Denn zu Zeiten besteht die Kunst darin, daß man gegen die Regeln der Kunst verfährt, wann ein glücklicher Ausgang anders nicht zu erreichen steht."
    Baltasar Gracián: Handorakel,
    übersetzt von Arthur Schopenhauer, S. 41 (Link)




1652: Hermann Busenbaum, Jesuit

  • "Wenn der Zweck erlaubt ist, sind auch die Mittel erlaubt."
    "Cum finis est licitus, etiam media sunt licita."
    Hermann Busenbaum SJ: "Medulla Theologiae moralis" 1652 ("Kern der Moraltheologie") 4,3,7 Art. 2 § 3
    (Laut Büchmann erlaubt Busenbaum allerdings nicht jedes Mittel: Gewalt zum Beispiel bleibe verboten. Allerdings gab es nicht nur Verschwörungstheorien über die geheime Macht der Jesuiten, sondern zum Beispiel in Polen tatsächlich jesuitische Prediger, die zur Gewalt gegen Protestanten hetzten.)


1656: Blaise Pascal zitiert einen fiktiven jesuitischen Pater:

  • "wir verbessern die Lasterhaftigkeit des Mittels durch die Reinheit des Zwecks".
  • "so verbessern wir das Sündliche des Mittels durch die Reinheit des Zwecks".
    "nous corrigeons le vice du moyen par la pureté de la fin".
    Blaise Pascal: "Briefe an einen Freund in der Provinz", Siebenter Brief, Paris den 25. April 1656. Von der Methode der Jesuiten die Absicht zu lenken und von ihrer Erlaubnis zu tödten. S. 120 (Link);    (Link) (Blaise Pascal war einer der schärfsten katholischen Kritiker des Jesuitenordens, der zwischen 1773 und 1814 päpstlich aufgehoben war.)

1786

  • "Unter allen bösen Grundsätzen aber, scheint mir doch der gefährlichste zu seyn: Zweck heiligt die Mittel."
    Anonym: "Drey Aussagen die innere Einrichtung des Illuminatenorden in Baiern betreffend", S. 33 (Link)
Wer das Sprichwort "Der Zweck heiligt die Mittel" in diesem Wortlaut geprägt hat, ist unbekannt.
__________
Quellen:
Ovid: "Liebesbriefe / Heroides": Lateinisch - Deutsch, herausgegeben und übersetzt von Bruno W. Häutptli, Artemis und Winkler,  Sammlung Tusculum, Düsseldorf/ Zürich: 2001, S. 20f.  (Link)
"Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes", gesammelt und erläutert von Georg Büchmann, fortgesetzt von Walter Robert-tornow, 22. vermehrte und verbesserte Auflage, bearbeitet von Eduard Ippel, Verlag der Haude u. Spenerschen Buchhandlung, Berlin: 1905,  S. 523f. (Link)
"Balthazar Gracian's Hand-Orakel und Kunst der Weltklugheit", übersetzt von Arthur Schopenhauer (Nachgelassenes Manuscript), Brockhaus, Leipzig: 1877,  S. 41 (Link)
Hermann Busenbaum SJ: "Medulla Theologiae moralis" 1652 ("Kern der Moraltheologie") 4,3,7 Art. 2 § 3 (vorerst zitiert nach Büchmann)
Blaise Pascal: "Briefe an einen Freund in der Provinz", Siebenter Brief, Paris den 25. April 1656. Von der Methode der Jesuiten die Absicht zu lenken und von ihrer Erlaubnis zu tödten. S. 120 (Link)
Paul Rée: "Der Ursprung der moralischen Empfindungen." Verlag von Ernst Schmeitzner, Chemnitz 1877, S. 52-65  (Link)
Jennifer Speake: Oxford Dictionary of Proverbs, sixth edition, Oxford University Press, Oxford: 2015,   S. 91
Wolfgang Mieder: "The Politics of Proverbs: From Traditional Wisdom to Proverbial Stereotypes", The University of Wisconsin Press, Madison/ London: 1995, S. 90 (Truman)
Wolfgang Mieder: "'Making a Way Out of No Way': Martin Luther King's Sermonic Proverbial Rhetoric", Peter Lang, New York etc, Oxford: 2010,  S. 123f., 277ff.  (Link)
Wikiquote: misquoted and misattributed
Römische Sprichwörter (Link)
Redensarten-index.de
Frühe Erwähnung des Sprichworts: 
Anonym: "Drey Aussagen die innere Einrichtung des Illuminatenorden in Baiern betreffend." Neueste Sammlung jener Schriften, die von einigen Jahren her über verschiedene wichtigste Gegenstände zur Steuer der Wahrheit im Drucke erschienen sind. Band 28, Augsburg: 1786, S. 33 (Link)




Artikel in Arbeit.

  __________________________________________________








Kap 18
Ognuno vede quel che tu pari; pochi sentono quel che tu sei, e quelli pochi non ardiscono opporsi alla opinione de’ molti, che abbiano la maesta dello stato che gli difende; e nelle azioni di tutti gli uomini, e massime de’ Principi, dove non è giudizio a chi reclamare, si guarda al fine. (Link)


 Kap 19
Però, uno prudente ordinatore d'una republica, e che abbia questo animo, di volere giovare non a sé ma al bene ...

    [M]en judge generally more by the eye than by the hand, because it belongs to everybody to see you, to few to come in touch with you. Every one sees what you appear to be, few really know what you are, and those few dare not oppose themselves to the opinion of the many, who have the majesty of the state to defend them; and in the actions of all men, and especially of princes, which it is not prudent to challenge, one judges by the result.      For that reason, let a prince have the credit of conquering and holding his state, the means will always be considered honest, and he will be praised by everybody because the vulgar are always taken by what a thing seems to be and by what comes of it; and in the world there are only the vulgar, for the few find a place there only when the many have no ground to rest on.