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Mittwoch, 3. Januar 2018

"Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, werde ich immer bei euch sein." Rainer Maria Rilke (angeblich)

Pseudo-Rainer-Maria-Rilke-Zitat.

Der erste Satz dieses Trauerspruchs wurde so ähnlich von einer unbekannten Person im 19. Jahrhundert geprägt, der zweite Satz (Habe ich dort eine Bleibe gefunden ...) scheint in den 1980er Jahren entstanden zu sein und beide Sätze wurde meines Wissens bis 2002 keinem berühmten Autor unterschoben. 

Erst im 21. Jahrhundert wird diese schöne Grabinschrift Rainer Maria Rilke oder Antoine de Saint-Exupéry zugeschrieben, manchmal auch dem Dichter Milead A. Yousef Shalin (Link)  oder Milead Shalin, einem Dichter, den es allerdings nicht gibt: Herr Shalin wurde wohl von einem Scherzbold erfunden. Er  existiert nur als angeblicher Autor dieses Spruchs.

Evolution des Trauerspruchs:

1851

1868
  • "Suchet mich nicht hier, suchet mich in euren Herzen; habe ich mir da kein Denkmal errichtet, so ist mein Streben vergebens gewesen."
    Grabinschrift, Jüdischer Friedhof, Berlin

    Die Morgenröthe: ein Organ für Aufklärung, Nr 1. , Graz, 1. Juli 1868, S. 8 (Link)
1869
  • "Suchet nicht hier / Suchet mich in Eurem Herzen" lautet die Inschrift auf dem Sockel unter diesem Reliefporträt von Paul Model, der beim Bergsteigen abgestürzt war." (Link)
1894
  • "Auf dem Postament der Spruch: Suchet mich nicht hier / Suchet mich in eurem Herzen."
    Hessen (Link)
1990
  • "Suchet mich nicht am Grabe, / suchet mich in Euren Herzen, / habe ich dort eine Bleibe, / habe ich nicht umsonst gelebt!" Anonym (Link)
2002
  • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in eurem Herzen, habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch."  Anonym, November 2002 (Link)
2003
  • "Wenn Ihr mich sucht, dann sucht mich in eurem Herzen.
    Wenn Ihr mich dort findet, dann lebe ich in Euch weiter." Anonym (Link)
ab 2004 
  • "Ich werde leben, so lange euer Herz schlägt. Ich werde leben, so lange ich bei Euch einen Platz im Herzen habe. Ich werde leben, so lange Ihr Euren Weg geht. Ich werde leben, so lange in Eurem Leben ein Lächeln erscheint. Wenn ihr mich sucht, so sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch."
    Milead A. Yousef Shalin (scherzhafter, an Stalin erinnernder Name; unbekannt) 
    (Google)
2008
  • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in eueren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in Euch weiter.  Rainer Maria Rilke"   (Link)

 2010
  • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Hab ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich immer bei euch. Antoine de Saint-Exupéry" (Link)

2012
  • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen. Habe ich dort eine Bleibe gefunden, lebe ich in euch weiter. Rainer Maria Rilke" (Link)
2013
  • "Wenn ihr mich sucht, sucht mich in euren Herzen, Hab' ich dort eine Bleibe gefunden, bin ich für immer bei euch. Antoine de Saint-Exupéry"  (Link)


Dieser Trauerspruch wurde also im 19. Jahrhundert geprägt, scheint in der Fassung, "Suchet mich nicht hier, suchet mich in euren Herzen",  besonders auf jüdischen Friedhöfen verbreitet gewesen zu sein und wird Antoine de Saint-Exupéry, Rainer Maria Rilke und Meriad Shalin, den es gar nicht gibt, immer ohne seriöse Quellenangabe unterschoben.

In den digitalisierten Schriften von Rainer Maria Rilke und Antoine de Saint-Exupéry ist der Spruch so wenig zu finden wie in seriösen Nachschlagwerken.
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Quellen:
Google
Google 
Die Morgenröthe: ein Organ für Aufklärung, Nr 1. , Graz, 1. Juli 1868, S. 8 (Link) 

SZ, 3. Januar 2018. 
Ulrich Seelbach und Mitarbeiterinnen, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld: "Trauersprüche", 2009  (Link)  (Hinweis auf den Fake-Poeten Shalin)
Jeremias 29, 13f. (Link)

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Dank:
Ich danke Marius Fränzel, Tobias Blanken und  Peter Haas für ihre Hinweise.
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Artikel in Arbeit

Donnerstag, 4. Mai 2017

"Als der Regenbogen verblasste, da kam der Albatros; und er trug mich mit sanften Schwingen weit über die sieben Weltmeere. Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichtes. ...." Antoine de Saint-Exupéry (angeblich)

Dieses im 21. Jahrhundert entstandene Zitat anonymen Ursprungs wird - in unterschiedlichen Varianten - auf Webseiten für Trauerspüche manchmal irrtümlich Joseph von Eichendorff oder Antoine de Saint-Exupéry  zugeschrieben.

Die Verse sind vor dem 21. Jahrhundert in keinem digitalisierten Text zu finden, also auch nicht in einem Werk Joseph von Eichendorffs oder Antoine de Saint-Exupérys.

Ein Beispiel:

 

  • "Als der Regenbogen verblasste
    da kam der Albatros
    und er trug mich mit sanften Schwingen
    weit über die sieben Weltmeere.
    Behutsam setzte er mich an den Rand des Lichts.
    Ich trat hinein und fühlte mich geborgen.
    Ich habe euch nicht verlassen,
    ich bin euch nur ein Stück voraus."Irrtümlich "Antoine de Saint-Exupery: Der Kleine Prinz" zugeschrieben. (Link) 
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Quellen:
Ulrich Seelbach und Mitarbeiterinnen, Fakultät für Linguistik und Literaturwissenschaft der Universität Bielefeld, Bielefeld: 2009: "Trauersprüche"

Trauerspruch ohne Zuschreibung an einen Autor:
2005 med1.de/forum/abschied-und-trauer/trauersprueche-177248/

Beispiele für falsche Zuschreibungen an Antoine de Saint-Exupéry:
2013  - pagewizz.com/trauerkarten (frühe falsche Zuschreibung).
 Bestattung Schwind: "Tröstende Worte"

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Dank:
Ich danke Ulrich Seelbach für seine aufschlussreiche Arbeit zu den modernen, manchmal falsch zugeschriebenen Trauersprüchen.

Letzte Änderung: 25/11 2019