Ungenaues Johann-Wolfgang-Goethe-Zitat. |
Johann Wolfgang Goethe hat diesen Gedanken nicht für alle Bibliotheken formuliert, sondern speziell für die Göttinger Universitätsbliothek, die er am 8. Juni 1801 zum ersten Mal sah.
Unmittelbar davor besuchte Goethe mit seinem damals 11jährigen Sohn August die Göttinger Pferderennbahn:
- "Von da [der Reitbahn] zu der allerruhigsten und unsichtbarsten Thätigkeit überzugehen, war in oberflächlicher Beschauung der Bibliothek gegönnt; man fühlt sich wie in der Gegenwart eines großen Capitals, das geräuschlos unberechenbare Zinsen spendet."
Goethe, 1830, S. 98 (Link)
Bild von uni-goettingen.de |
Auf der Rückreise von Bad Pyrmont nach Weimar im Sommer 1801 konnte Goethe noch vier Wochen lang die Bibliothek für seine naturwissenschaftlichen Studien benützen.
Auf alle Bibliotheken ausgeweitet wurde Goethes Lob der Göttinger Bibliothek erst mehr als 100 Jahre nach seinem Tod.
Inzwischen schmückt sich sogar die Herzogin Anna Amalia Bibliothek in Weimar mit dem verfälschten Göttinger Goethe-Zitat (klassik-stiftung).
In den digitalisierten Texten taucht das entstellte Goethe-Zitat das erste Mal im Jahr 1954 (Link) auf.
Artikel in Arbeit.
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Quellen:
Johann Wolfgang Goethe: "Tag- und Jahres-Hefte als Ergänzung meiner sonstigen Bekenntnisse", in: Goethe's Werke: Vollständige Ausgabe letzter Hand, 31. Band, J.G. Cotta'sche Buchhandlung, Stuttgart und Tübingen: 1830, S. 98 (Link)
Horst Kliemann: Stundenbuch für Letternfreunde: Besinnliches und Spitziges über Schreiber und Schrift, Leser und Buch, Ed. Lynotype, Frankfurt am Main: 1954, S. 176 (Link)
Gerhard Hachmann: "Wie lautet Goethes bekanntes Zitat über Bibliotheken richtig?", 26. September 2013 haferklee.wordpress.com
uni-goettingen.de
google books
zeno.org/
klassik-stiftung.de/herzogin-anna-amalia-bibliothek/?L=2
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Dank:
Gerhard Hachmann hat den Ursprung des entstellten Zitats schon im Jahr 2013 dokumentiert.